Kleines Rätsel: Sie reden von sozialem Zusammenhalt und werkeln doch meist in Arbeits-Einzelzellen am Laptop vor sich hin. Sie propagieren die Freiheit, verordnen sich selbst aber ein strammes Zeit-Korsett. Sie wollen unser Ökosystem retten, kennen Blumen und Schmetterlinge aber allenfalls, wenn sie auf ihrem Bildschirmschoner auftauchen. Sie setzen sich für mehr Humanität ein, laufen aber meist mit ernster, erbitterter Miene herum. Sie wollen eine gerechtere Gesellschaft, kennen aber selbst ihre engsten Mitstreiterinnen und Mitstreiter nur aus dem E-Mail-Fach. Von wem spreche ich? Richtig: Gemeint sind engagierte Journalistinnen und Journalisten.
Sicher habe ich etwas übertrieben, aber in der Tendenz stimmt es: Der Rubikon ist eine seltene Ansammlung liebenswerter, sehr interessanter und engagierter Persönlichkeiten: weiblich und männlich, jung und alt, therapeutisch-spirituell oder auch politisch-klassenkämpferisch interessiert.
Rationalist*innen, Träumer*innen, Schwärmer*innen und Künstler*innen, Naive und Besserwisser*innen, Friedensbewegte und Verschwörungstheoretiker*innen, Menschen, die am liebsten die ganze Welt umarmen würden und solche, die der Meinung sind, dass Leben vor allem Kampf gegen das Unrecht in jeglicher Form ist. Bei vielen Redakteur*innen, Korrektor*innen, Autori*innen, Techniker*innen und Leser*innen wohnen aber auch zwei — oder weitaus mehr — Seelen in einer Brust zusammen. Der Rubikon ist vieles, aber keine Monokultur — nicht, was die in unserem Team vertretenen Meinungen betrifft und schon gar nicht bezüglich der „Charaktertypen“.
Doch leider erstreckt sich unsere extreme Diversität auch auf die Wohnorte. Buchstäblich von Mallorca bis Moskau strecken sich die Fühler des Rubikon über den Erdball aus. Rubikon-Mitwirkende sind teilweise wie die Königskinder, die einander zwar liebhaben, aber nicht zusammenkommen können. Die Gräben sind viel zu tief — nicht weltanschaulich, sondern geografisch. Viele, die täglich oder zumindest immer wieder miteinander arbeiten, kennen sich nur in Form von netten Telefonstimmen oder im E-Mail-Postfach aufpoppender intelligenter Buchstabenreihungen. Das ist zu wenig.
Das Menschliche — der ganzheitliche Mensch mit Körper, Geist und Seele — bleibt dabei oft auf der Strecke. Ab und zu muss man sich einfach in die Augen sehen, zusammen Wein trinken und Spaghetti kochen, live unter dem Ratsbaum diskutieren oder am Lagerfeuer bei Gitarrenklängen den Rauchgeruch einatmen, sich vielleicht auch zur Begrüßung und zum Abschied umarmen.
Unser Herausgeber Jens Wernicke hat eine Kultur relativ häufiger Treffen etabliert. Dies betrifft in der Regel das engere Team, das sich mehrmals jährlich in Mainz trifft. Einmal im Jahr aber steigt das Großevent in Rubikon’s World: die Autorenkonferenz. Zu dieser sind alle regelmäßig Mitwirkenden sowie eine größere Zahl von Autorinnen und Autoren eingeladen. Letztere können sich dabei oftmals zum ersten Mal selbst ein Bild davon machen, wer den Rubikon „macht“. Die Geistwesen am anderen Ende der Leitung bekommen ein Gesicht und einen Körper.
Mutredakteurin Elisa Gratias schreibt im Rückblick auf die Konferenz 2018:
„Die Autorenkonferenz schweißt uns als in Europa verstreutes Team enorm zusammen und bettet mich seit letztem Sommer in ein starkes ‚Wir-Gefühl‘ ein. Ich fühlte mich nach unserem Zusammensein auf dem Schloss Weitersroda beflügelt und erfüllt. All diesen Menschen aus Fleisch und Blut zu begegnen, mit denen wir solch ein Gruppenprojekt umsetzen, führte mir vor Augen, wie viel Power hinter wahrer menschlicher Verbundenheit steht, wenn die Kommunikation nicht nur per E-Mail und WhatsApp stattfindet.
Ich fühle mich dank unserer Treffen und Telefonate als Teil einer großen Familie, die in kleinen Schritten Tag für Tag an ihrem gemeinsamen Traum einer gerechteren Welt wirkt und mich daran erinnert, wozu wir Menschen in der Lage sind, wenn wir zusammenwirken — auch wenn es mal Reibereien gibt, die bei menschlicher Zusammenarbeit auch dazugehören und mein persönliches Wachstum fördern. Rubikon ist ein Projekt von Menschen für Menschen. Die Autorenkonferenz ist unverzichtbar, damit wir dies auch spüren und kultivieren.“
Schließlich tut es auch einfach gut, zwischendurch mal zu feiern: was man alles erreicht hat in der Zwischenzeit — ein schlagkräftiges politisches Magazin mit beachtlicher Reichweite nämlich — oder um was man sich zumindest redlich bemüht hat.
Schließlich ist es Zeit, neue Projekte zu spinnen im Umfeld eines beachtlichen „Think Tanks“, einer seltenen Ansammlung von Geist, Kompetenz und Idealismus. Der Rubikon kann nicht alles allein vollbringen, aber er kann Teil der „Hefe“ sein, die den kommenden politischen Gärungsprozess voranbringt.
Gemeinsam ist man immer klüger als es jeder Einzelne oder jede weltanschauliche „Richtung“ allein sein könnte. Das setzt aber einen fairen Kommunikationsprozess voraus, in dem die Beteiligten wirklich füreinander offen sind. Dieser gelingt am besten im persönlichen Kontakt.
Hierzu Jugendredakteur Aaron Richter:
„Ich freue mich sehr auf die diesjährige und damit dritte Autorenkonferenz, die jedes Jahr wieder neben der gemeinsamen Arbeit vor allem die Chance zum persönlichen Kennenlernen bietet. Zu wissen, welche Menschen hinter den regen Mailwechseln und cleveren Artikeln stehen, macht das Projekt Rubikon erst richtig spannend. Bei unserem bunten Programm aus Workshops, kulinarischem Genuss und lauschigen Abenden am Lagerfeuer ist für jeden etwas dabei. Bei alledem kommt die Freidenkerei nicht zu kurz, und so mache Kollegialität entwickelt sich zur Freundschaft. Für mich ist dieses Wochenende ein Herzstück des Rubikon!“
Stammautor Ullrich Mies betont auch die politische Dimension der Treffen:
„Autorentreffen sind von großer Bedeutung, um die weitere Kampf-Strategie gegen den herrschenden Meinungsunrat abzustimmen, Differenzen untereinander auszuräumen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Die herrschende marktradikale und auf den großen Krieg gegen Russland eingestimmte Meinungsmafia aus Konzernmedien, eingenordeten Öffentlich-Rechtlichen, NATO-Regimen und ihren zahllosen Transatlantikerbünden verfügt über grenzenlose Ressourcen. Sie hämmern der zum Teil ahnungslosen Öffentlichkeit unablässig ihre Ideologie, Geschichtsklitterung und Kriegstreiberei in die Hirne. Die Rubikon-Autoren und -Autorinnen ziehen sich für kurze Zeit zur Beratung zurück, um den offiziellen Verschwörern, Manipulateuren und Hasspredigern noch effektiver entgegentreten zu können.“
Das diesjährige Rubikon Autorentreffen vom 16. bis 18. August wird wieder in Schloss Weitersroda in Südthüringen stattfinden. Unter einem Schloss machen wir’s eben nicht. Schlossherr ist der Rubikon-Stammautor Florian Ernst Kirner, der mit seinem Gefolge wie immer auch für schmackhafte Verköstigung sorgen wird. Geplant sind Plenumsrunden, Einzelgespräche, Workshops und kulturelle Highlights.
In dieser Gemengelage ist vieles möglich, nur kein ordnungsgemäßer Betrieb des Rubikon als Webmagazin. Deshalb müssen wir unseren Leserinnen und Lesern eine — diesmal nur kleine — Pause zumuten:
Die Freitagsausgabe wird ganz entfallen, für die meisten von uns ist dies der Anreisetag. Die sonst sehr wuchtige Samstagsausgabe wird zusammenschrumpfen auf sechs Artikel, die wir vorbereitet haben. Mit der Dienstagsausgabe am 20. August sind wir dann wieder in der gewohnten Weise für Euch da — vielleicht ja erfrischt und mit einem Lächeln auf den Lippen, nach all den aufbauenden Gemeinschaftserlebnissen, die wir hinter uns haben.
Damit in der Zwischenzeit niemand emotional oder intellektuell unterfordert ist und uns zu schmerzhaft vermisst, erinnern wir an dieser Stelle gern an unsere umfangreiche Doppel-Sonderausgabe „Frieden mit Russland!“, die am letzten Wochenende veröffentlicht wurde und nach wie vor brandaktuell und lesenswert ist.
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