Entzug
von Elisabeth Jakobsen
23 Jahre alt,
17 Jahre, ohne Halt, Medien konsumiert.
Tag ein, Tag aus, war ich im Sog des Grauens.
Habe „Friedensmissionen“ bestaunt und mein indoktriniertes Halbwissen herausposaunt.
Habe mit Klaus Kleber „Terroristen“ gejagt und fühlte mich ziemlich stark.
Habe unseren Medien vertraut und nie gestaunt, wenn es hieß: „UNS gehts hier doch gut“.
War oberflächlich, eitel und arrogant.
Im Sog des Konsums, doch dann der Monsun:
Palästina, Algerien, Libanon, Syrien, Ägypten, Saudi Arabien, Jemen, Irak, Iran, Afghanistan.
Mali, Kongo, Somalia, Nigeria.
Russland, Ukraine, Amerika.
Krieg, Zerstörung, Cholera.
Tod.
Meine konstruierte Welt brach zusammen, mir wurde schwindelig und schlecht.
Es prasselte auf mich ein, wie im Gefecht.
Vom Hundertsten ins Tausendste in Höchstgeschwindigkeit.
Für so viel Lüge nicht bereit.
Ratlosigkeit folgte und dann Einsamkeit,
denn nicht nur ich war nicht bereit.
Bilaterale Diskurse blieben ungehört oder wurden abgetan. „UNS gehts hier doch gut,“ ist der allgemeine Konsens momentan.
Der Griff zur Fernbedienung lag nah.
Und ich schwebte in Gefahr einen Rückfall zu erleiden. Doch die Wahrheit erschwert den Weg zur Oberflächlichkeit
Und so war ich gefeit.
23 Jahre alt,
17 Jahre, ohne Halt, Medien konsumiert
Und jetzt darf ich stolz verkünden, ein Jahr ohne Sünden. Habe den Stecker gezogen, denn wir werden dreist belogen.
Ich bin clean.
Elisabeth Jakobsen, geboren 1994 in Berlin, studierte zunächst Wirtschaftspsychologie und arbeitete anschließend im Personalmanagement eines Jungunternehmens. Durch ihren Mann lernte sie alles Gelernte zu hinterfragen und fing bei sich und ihrer Berufswahl an. Nun geht sie erstmal der Wertvollsten aller Tätigkeiten nach: dem Mutter-Dasein.
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.rubikon.news/artikel/gemeinsam-verandern-wir-die-welt
(2) https://www.rubikon.news/kolumnen/leser-aktion
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