von Guillaume Bernard
„Wir strengten uns an, aber gedankt wurde es uns nicht“, wettert Francis, ein Arbeiter in der Gießerei Fonderie de Lorraine. Seit einiger Zeit machte die Leitung dieser Fabrik im französischen Grosbliederstroff an der Grenze zu Deutschland ihren Beschäftigten das Leben schwer. Vor einigen Monaten „sagte man uns, dass der Standort rote Zahlen schreibe, dass wir 3,7 Millionen Euro mehr einnehmen müssten, also mehr arbeiten“, fährt der Gießereiarbeiter fort.
Francis und seine Kollegen fügten sich. Für den multinationalen Konzern ZF and VOIT, der mit 160.000 Beschäftigten die Mehrheit der Anteile an der Gießerei hält und die größten Automarken der Welt beliefert, schuften sie im Dreischichtbetrieb und an den Wochenenden. „Als die obligatorischen Jahresverhandlungen anstanden, haben wir unsere Forderungen gestellt“, erzählt Laurent Vespa, CGT-Gewerkschaftsvertreter in der Gießerei. Er ist besser bekannt unter dem Namen „Pépé“ und der älteste Mitarbeiter der Fabrik.
Aber ein langes und sinnloses Treffen folgt auf das nächste, und die Arbeitnehmer sehen keinen Fortschritt. „Der Direktor berief sich darauf, dass er keine Kontrolle habe, dass die Entscheidungen in Deutschland getroffen würden ... Seine Vermutungen gingen nicht sehr hoch: 30 Euro Gehalt!“ erzählt Pépé. „Das war so wenig, dass wir wussten, dass es krachen würde. Nach der letzten Sitzung am 8. März gingen die Gewerkschafter zu den Arbeitern im Dienst. Und geschlossen stimmten sie für den Streik. Und wir forderten 300 Euro Lohnerhöhung und 3.000 Euro Jahresprämie!“, lacht Pépé.
„Angesichts der fehlenden Anerkennung der geleisteten Arbeit hatten wir einen Streik mit einer überwältigenden Mehrheit: 90 Prozent der Belegschaft, das heißt 370 Beschäftigte. Sogar die Techniker haben beschlossen, rauszugehen!“, berichtet Francis. Seit zehn Jahren hatte es in der Firma keinen Streik mehr gegeben, aber Pépé, der seit 25 Jahren in der Firma arbeitet, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Die Öfen wurden stillgelegt. Wir bauten sofort ein Veranstaltungszelt auf, informierten die Polizeibehörden und die Geschäftsleitung, und schon ging es los. Die ablösende Schicht hat sich sofort angeschlossen.“
Nicht zu vergessen die Geheimwaffe der Streikenden: Pépé und sein Verhandlungsgeschick, das durch jahrelange Kämpfe geschliffen wurde. „Ihr hättet den Direktor sehen müssen ... Es war sein erster Streik! Er war verloren! Er verstand nicht einmal, warum wir Lohnerhöhungen und keine Prämien wollten.“
Angesichts dieses rasanten Beginns der Bewegung wurden Pépé und seine Gewerkschaftskollegen sofort empfangen. Innerhalb von 48 Stunden handelten sie eine monatliche Lohnerhöhung von 150 Euro aus, dazu 1.500 Euro Prämie und — als Symbol für jeden erfolgreichen Kampf — die Bezahlung der Streiktage. „Und während sie verhandelten, standen wir 24 Stunden am Tag auf der Matte. Als ein Sturm auf uns niederging, haben wir uns nicht bewegt! Wir haben das Zelt mit unseren Armen gehalten, damit es nicht wegfliegt, aber wir haben uns nicht bewegt“, prahlt Francis.
Getragen von der Entschlossenheit seiner streikenden Kumpels draußen, versucht Pépé sogar einen meisterhaften Coup: „Ich habe erreicht, dass die Prämie von 1.500 Euro im nächsten Jahr automatisch in eine monatliche Gehaltserhöhung umgewandelt wird. In Wirklichkeit sind es also nicht 150, sondern 265 € Lohnerhöhung, die wir bereits gewonnen haben!“, führt der 60-Jährige mit seinem Taschenrechner im Kopf detailliert aus.
Am 10. März wurde die Vereinbarung über das Ende des Konflikts von den Streikenden einstimmig und unter großer Freude bestätigt. „Die Arbeitnehmer waren glücklich. Sie sind zu mir gekommen und haben mir gesagt, dass ich, selbst wenn ich in Rente gehe, wiederkommen muss, um mit der Geschäftsleitung zu verhandeln“, versichert Pépé und richtet sich auf. Es muss gesagt werden, dass „2024 noch die jährlichen Verhandlungen anstehen“. Der Direktor hat noch immer nichts verstanden!
„Am Ende werden wir es sein, die gewinnen!“
Redaktionelle Anmerkungen: Dieser Text erschien am 31. August 2023 unter dem Titel „Plus chaud que la fonderie“ zuerst auf der Website der französischen Zeitung Fakir. Er wurde von Elisa Gratias übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratsteam lektoriert.
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