Ablenken von gigantischen Fehlleistungen
Die Herrschenden und ihre medialen Mundschenke in der Bewusstseinsindustrie — ganz Böse nennen sie Maulhuren — drehen immer mehr auf, weil sie wissen, dass sie den Grundkonsens zerstört haben, der eine Gesellschaft zusammenhält: Aufrichtigkeit, Gemeinschaftssinn, Gerechtigkeit, Frieden und Völkerverständigung.
Beide Destruktions-Gruppen haben ganze Arbeit geleistet und weite Teile der deutschen Gesellschaft im Laufe eines 30-jährigen Zerstörungsprozesses in den Zustand maximaler geistiger Verwirrung befördert.
Um von ihren gigantischen Fehlleistungen abzulenken, die jedem kritischen Zeitgenossen hinlänglich bekannt sind, verlegen sich die Gesundschreiber der von den sogenannten Eliten angerichteten perversen Zustände zunehmend auf die geistige Zurichtung der Bevölkerung, die Gehirnwäsche:
Die Bevölkerung soll die Kriegshetze willig akzeptieren, Angriffskriege und die Durchführung von „out of area“ Einsätzen als Zeichen von Demokratietransfer, Terrorabwehr und Friedenssicherung begreifen. Ferner soll sie — und darum geht es im Kern — die verstärkte Kanalisation des von der Bevölkerung erwirtschafteten Reichtums in den parasitären Aufrüstungs-, Militär- und damit Mord- und Totschlagskomplex bereitwillig hinnehmen.
Letzteren haben wir an anderer Stelle als staatsterroristisch-militärisch-industriellen Kommunikationskomplex (SMIK), bezeichnet. Der alte Begriff des militärisch-industriellen-Komplexes (MIK) oder der in den USA häufig zur Grundlage kritischer Diskussionen ins Spiel gebrachte Begriff des military-industrial-congress-complex (MICC) greift unter anderem zu kurz, um die zunehmende Komplexität dieses Todes-Konglomerats hinreichend fassen zu können.
Was die „Kommunikation“, das heißt, die systematische Vorbereitung der Bevölkerung auf neue Kriege durch Feindbildproduktion anbelangt, spielen die Konzern- und öffentlich-rechtlichen Medien als konzertierte Gehirnwaschfront eine entscheidende Rolle. Sie informieren nicht, wie es ihre Pflicht wäre, sie manipulieren die Öffentlichkeit als Sprachrohre der Mächtigen in Ökonomie und Politik. Propaganda, Lügen, Fake-News und gezielte Informationsverweigerung bestimmen zunehmend die Realitäten in der Medienwelt.
Täglich gibt es hierfür eindrucksvolle Beweise über die gesamte Bandbreite von Radio, Fernsehen, Boulevard-Presse bis hin zu sogenannten Qualitäts- und Leitmedien. Das Manipulations- bzw. Hetz-Terrain dieser „freien Medienlandschaft“ beschränkt sich keineswegs nur auf Kriegspropaganda, sondern wiegelt zudem gegen Ostermarschierer, Friedensbewegung, Kriegsgegner und antimilitaristische Autoren auf: Der Dreckschleudermodus läuft auf Hochtouren. Ordinär ausgedrückt: „Es wird kräftig in den Ventilator defäktiert.“
Daniele, ein ganz Schlimmer
Daniele Ganser ignoriere in seinem Buch die völkerrrechtlich begründbaren „Maßnahmen, etwa der amerikanischen Seeblockade in der Kubakrise, der Verteidigung von Ethnien auf dem Balkan gegen serbische Aggression (1990er) Jahre oder des Schutzes vor Terrorangriffen aus dem damaligen Taliban-Staat Afghanistan (seit 2001)“. Dann der Autor weiter:
„Gansers völkerrechtliche Bewertung der Interventionen überzeugt nicht. Tatsächlich lässt die ‚Notwehrregelung‘ des Artikels 51 UN-Charta in Verbindung mit der Fortentwicklung des Völkerrechts seit 1945 grundsätzlich auch präventive Gewaltanwendungen eines Staates gegen bestimmte Bedrohungen zu.“
Das hätte Herr Wichter wohl gerne so. Wenn es aber stimmen würde, wäre das das Ende des Völkerrechts, wie es seine Freunde in den NATO-Führungsstäben und Regierungen bereits praktizieren. Herr Wichter verwechselt also absichtlich das, was das Völkerrecht zwingend gebietet, und das, was jene Rechtsnihilisten bereits daraus gemacht haben.
Artikel 51 der UN-Charta hier im Wortlaut:
UN-Generalsekretär Kofi Annan mahnte vor der UN-Vollversammlung, dass der Artikel 51 der UN-Charta zwar das Recht auf Selbstverteidigung regele, aber keinen Präventivkrieg ohne Zustimmung des UN-Sicherheitsrates erlaube. Artikel 51 der am 26. Juni 1945 unterzeichneten Charta der Vereinten Nationen im Wortlaut (offizielle Übersetzung):
"Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung, bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat.
Maßnahmen, die ein Mitglied in Ausübung dieses Selbstverteidigungsrechts trifft, sind dem Sicherheitsrat sofort anzuzeigen; sie berühren in keiner Weise dessen auf dieser Charta beruhende Befugnis und Pflicht, jederzeit die Maßnahmen zu treffen, die er zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit für erforderlich hält.“
Hans-Dieter, ein ganz Lustiger
Das, was Hans-Dieter unter „Fortentwicklung des Völkerrechts“ versteht, ist nichts anderes als die Abschaffung des Völkerrechts schlechthin bzw. die Subsumption des Völkerrechts unter die jeweils beliebigen Interpretationen schleimiger Juristen des Kriegsestablishments in den marktradikal verwahrlosten Regierungen. Sie sind es, die sich von allen Bindungen des Völkerrechts frei machen wollen, sie brauchen verlogene Scheinrechtfertigungen für ihre Militäroperationen „out of area“. De facto plädiert unser Hans, der Dieter, für die totale „Beinfreiheit“ der Kriegsenthusiasten und die Rückkehr des zwischenstaatlichen Faustrechts, nichts anderes. Und nach herrschender Lesart steht diese „Beinfreiheit“ allein der NATO zu.
Genauso könnte man hinsichtlich des Innerstaatlichen Rechts argumentieren: „Wir schaffen jetzt die Paragraphen zu Mord und Totschlag ab. Das ist eine Fortentwicklung des Strafgesetzbuches die sich an den Realitäten orientiert, denn der Mensch ist sowieso schlecht. Auch kann es nicht sein, dass mich mein Nachbar ständig mit seinem Rasenmäher belästigt. Ich befinde mich im Zustand akuter Notwehr, wenn ich ihm sein Lieblingsstück zertrümmere und den Schädel mit der Axt spalte. Denn erst danach ist Ruhe im Garten-Idyll."
Das ist die implizite Logik des Hans-Dieter übertragen auf den internationalen Rechtsverkehr. Primitiver geht es nicht.
Regelrecht lustig wird es, wenn Hans-Dieter abseits aller Realitäten schreibt:
„Zwischen Amerika und Europa hat jedoch nie ein Subordinationsverhältnis bestanden.“ Dieser Satz ist derart schwachsinnig, dass man ihn in der Satireecke geschichtsignoranter Schreiberlinge deponieren möchte. Dümmer geht es gar nicht. Das ist die Abschaffung des Intellekts schlechthin. Wenn Wichter wenigstens Brzesinskis „Die einzige Weltmacht" gelesen hätte, so wüsste er, dass das imperial ausgerichtete politische Establishment der USA — und Brzesinski war einer der Architekten — die Europäer nie als etwas anderes anderes betrachteten als „tributpflichtige Vasallenstaaten“, so Brzesinski mehrfach in diesem spannenden Buch.
Man muss Brzesinski wirklich nicht mögen, aber zumindest ist er ein exzellenter Denker und hat deshalb meinen Respekt. Hans-Dieter in seiner kompletten Ignoranz vor den politischen Realitäten scheint zu vergessen, wer die Blutspur der vielen Kriege seit dem Zusammenbruch der UdSSR gelegt hat. Es waren genau die Herren, die Ganser völlig zu Recht als Kriegsverbrecher bezeichnet hat: Bush, Obama, Blair, Holland, Schröder und Scharping. Aber es gibt derer noch mehr.
Gipfel der Peinlichkeit
Den Gipfel peinlich-autoritätshöriger Unterwürfigkeit besteigt Wichter, wenn er die Verbrechen der Genannten wie folgt zu rechtfertigen versucht:
„Hier wird Gansers Buch zu einem wenig überzeugenden Politthriller mit viel Verschwörungstheorie. Mit Völkerrecht und der Pflicht von Staatsmännern auch zu unbequemer politischer Verantwortung hat das aber nichts mehr zu tun.“
Während sich Wichter die von diesen „Staatsmännern“, zu verantwortenden Verbrechen als Ergebnis „unbequemer politischer Verantwortung“ umzulügen versucht, entblödet er sich gleichzeitig nicht, Ganser in der Verschwörungsecke zu entsorgen.
Bei vollkommen gestörten Rezipienten mag die dumme Verschwörungs-Nummer vielleicht verfangen, nicht jedoch bei denjenigen, die die Realitäten außerhalb der Wirklichkeitsinterpretationen von FAZ, ZEIT, SPIEGEL und SZ zur Kenntnis nehmen und diesen medialen Dreckschleudern längst den Rücken gekehrt haben. Und das werden täglich mehr!
Niedergang der FAZ
Das Werbemotto der FAZ seit 1964 bis zum heutigen Tage lautet „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf, Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Nun mag es durchaus vorkommen, dass als Leser hinter diesem Blatt auch kluge Köpfe stecken, ob aber die ganze Phalanx rechts-bürgerlicher bis neokonservativ-reaktionärer Kampf-Schreiber diesem Motto, das den Lesern schmeicheln soll, entsprechen, darf bezweifelt werden.
Schaut man sich die Rahmendaten des Auflagen- und Verbreitungsverfalls dieser „großen deutschen Tageszeitung“ einmal an, so kommt man zu dem schlichten Ergebnis:
Es handelt sich um den dramatischen Verfall einer ehemals großen deutschen Tageszeitung.
Werfen wir also einen kurzen Blick auf die Statistik laut IVW hier die Druckauflage der Zeitung jeweils im 1. Quartal Zeitraum 2010 bis 2017 auf und abgerundet in Tausend: 468; 457; 448; 412; 373; 330; 293; 272. Ein Rückgang in Höhe von 42 Prozent.
Die verkaufte Auflage inklusive Abonnements und e-papers folgte der folgenden Entwicklung, hier ebenfalls auf- und abgerundet in Tausend: 373; 369; 364; 338; 317; 277; 253; 240. Ein Rückgang in Höhe von 35,7 Prozent.
Der Verfall der Printmedien, so wird zumeist behauptet, liege im allgemeinen Trend und sei dem Internet geschuldet. Das stimmt vielleicht zum Teil. Das Wochenblatt DIE ZEIT, das nicht weniger reaktionäre Transatlantikerblatt hat es jedoch vermocht, seinen Absatz zumindest weitgehend stabil zu halten.
Die FAZ hingegen hatte unter einem besonderen Exodus intelligenter Leser insbesonder seit 2014 zu leiden. So war der Leserschwund seit 2014 bis 2017 circa doppelt so hoch wie der Schwund im Zeitraum 2010-2013.
Der maximale Vertrauensschwund erfolgte nach der Ukraine-Krise und der einseitigen Parteinahme für die Interpretationen der imperialistischen Westmächte, die den Putsch in der Ukraine inszenierten. Viele FAZ-Leser ekelte das undifferenzierte Russland- und Putinbasching an. Die Leserforen quollen von Kritiken über. Folglich wurden sie zu kritischen Themen geschlossen, weil die Flut qualifizierter Leserbriefe, die sich auf die Ukraine bezogen für die Redaktion nicht mehr zu ertragen war.
An der Einseitigen Positionierung der FAZ zu Gunsten der USA hat sich seit ihrem Bestehen nie etwas geändert. Die älteren Leser erinnern sich noch an die degoutanten Hetzartikel gegen die Ostpolitik Willy Brandts und Egon Bahrs. Spätestens seit der Ukraine-Krise darf wieder massiv gegen das „Reich des Bösen“ gehetzt werden, was die Zeitungsspalten und die online-Ausgaben der kriegsgeilen Medienmaschinen hergeben. Endlich hat die FAZ ihren alten Feind zurück, der die „freie Welt bedroht“.
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