Die Urszene franziskanischer Spiritualität ist jene Auseinandersetzung des Tuchhändlersohns Francesco Bernadone mit seinem Vater auf dem Marktplatz zu Siena im Frühjahr 1207. Francesco gehörte, so kann man heute sagen, der Bourgeoisie an und wuchs „behütet“ auf. In Kreisen der Business People hielt man schon damals sein Geld zusammen. Nach einem Berufungserlebnis geschah es jedoch, dass der Sohn einige Gelder aus dem väterlichen Geschäft für Restaurationsarbeiten an der Kirche San Damiano sowie für soziale Zwecke „abzweigte“.
Vater Bernadone ließ seinen Sohn zu einem öffentlichen Schauprozess auf dem Marktplatz vorladen, um ihn für seine „Tat“ zur Rechenschaft zu ziehen. Francesco jedoch — die Geschichte ist verbürgt — entkleidete sich vor den versammelten Stadthonoratioren bis auf die nackte Haut und verzichtete gänzlich auf das väterliche Erbe. Von da an zog er als Wanderprediger durchs Land. Sein einziges Kleidungsstück ist in einem Museum zu Assisi zu besichtigen: ein zerrissenes Stück Sack, zusammengehalten von einer Kordel.
Der Vorgang ist von einer inspirierenden Radikalität, wie sie auch aus vielen Szenen der Evangelien spricht — konsequent gegen den Strich jeder psychologischen „Normalität“ gebürstet. „Wenn dir jemand das Hemd nimmt, gibt ihm auch den Rock“. In der Version des Franziskus: Will dich jemand erpressen und kränken, indem er materielle „Sanktionen“ über Dich zu verhängen droht, gib noch mehr von dir her als er fordert; verzichte auf alles, und erlange dadurch vollkommene Freiheit.
Der großartige französische Dichter Christian Bobin hat in seinem poetischen Kurzroman „Das Kind, der Engel und der Hund“ eine fiktive Rede des Franziskus an seinen Vater im Moment der Lossagung verfasst. Dort heißt es:
„Ich werde ganz anders reich als du. Ich werde reich durch alles, was ich verliere“. Und: „Doch sag mir, was ist das für ein Vater, der sich selbst wie ein kleiner Junge dem Gesetz des Geldes, dem Gesetz des Biederen, dem Gesetz der leblosen Welt unterwirft?“
Sich der beständigen Nötigung entziehen
Damit ist schon viel gesagt, was uns heute in Zeiten eines auftrumpfenden ökonomistischen Zeitgeists helfen kann. Der Kapitalismus fühlt sich ja seiner Macht über uns so sicher, dass er unsere stetige Unterwerfung für ausgemachte Sache hält. Mit kleinen und großen Erpressungen führt er uns auf dem schmalen Pfad des (für ihn) Verwertbaren — wie Kühe beim Almabtrieb mit Stromstößen auf der Spur gehalten werden.
Erpressung, Nötigung ist das Schmiermittel unserer Gesellschaft und das schleichende Gift in jeder Suppe, die man uns auslöffeln lässt. Strukturelle Gewalt umgibt uns wie das Wasser die Fische, die seine Existenz fast schon nicht mehr bemerken.
Christian Bobins Franz von Assisi hat die Götzen der damaligen wie der heutigen Zeit in der Kürze treffend benannt: „Das Gesetz des Geldes“, „das Gesetz des Biederen“ und „das Gesetz der leblosen Welt“. Alle gesellschaftliche Interaktion wird von Kategorien des Tauschhandels beherrscht, von dem Streben nach Materiellem und der Angst vor dem Verlust von Materiellem. Über allem wachen Tradition, Sitten und Gesetze als Statusgaranten der Händlergesellschaft — das „Biedere“. Zugleich ist dieses System „leblos“, also lebensfeindlich, weil es das Wachstum, das Sich—Verströmen—Wollen der Seele hemmt.
Dieses destruktive Gesetz — gibt es eine Möglichkeit, sich seiner Herrschaft zu entziehen, ohne den gefährlichen Weg des gewaltsamen Umsturzes zu wagen?
Franz von Assisi lädt uns zu einer paradoxen Intervention ein: Versuche nicht, materielle Güter, Status und Erfolg, die das „System“ dir vorenthalten hat, mit dessen eigenen Mitteln — Kampf, Wettbewerb — zurückzuerobern. Versuche gleichsam präventiv, mehr (auf) zu geben als man dir nehmen will.
Gewinne mit diesem Totalverlust eine für die Seele so befriedende wie nach außen hin provokante Unabhängigkeit.
Eine Gemeinschaft am äußeren Rand
Der Franziskanerpater und Buchautor Richard Rohr hat in seinem Buch „Die Liebe leben — was Franz von Assisi anders machte“ die Relevanz franziskanischer Spiritualität gerade auch für Nicht-Mönche, also für die meisten von uns, herausgearbeitet. Er legt seinen Leserinnen und Lesern kein „Armutsgelübde“ im ursprünglichen mönchischen Sinn nahe — nur die heilsame Durchdringung ihres Alltags durch franziskanische Werte. „Ein sehr einfacher Lebensstil außerhalb des Systems von Produktion und Konsum, genau dies meint das Armutsgelübde, in Verbindung mit einer bewussten Identifikation mit den Randgestalten der Gesellschaft, die Gemeinschaft der Heiligen am äußeren Rand.“
Freilich ist ein solcher „Rat“ heikel, soll er doch nicht wie eine „Verhöhnung“ derer wirken, denen Armut aufgezwungen wurde, die sie also in keiner Weise freiwillig wählen konnten. Es ist mit der Armut ähnlich wie mit der Zufügung von Schmerzen. Es ist ein Unterschied, ob du freiwillig in den Schmerz eintrittst — etwa im Tattoo-Studio — oder ob du von einem Fremden gefoltert wirst. Im einen Fall kannst du das Ausmaß deines Schmerzes selbst dosieren und notfalls abbrechen; im anderen bist du der Erbarmungslosigkeit eines fremden Willens völlig ausgeliefert.
Niemand hat das Recht, Menschen ihren gerechten Lohn mit einer quasi pädagogischen Begründung vorzuenthalten: „Etwas Selbstbeschränkung tut dir sicher gut, und Geld allein macht eh nicht glücklich.“ Das hieße, Wein zu trinken und Wasser zu predigen. Mit Bescheidenheit ist es wie mit Schuldbewusstsein — man kann legitimerweise nur sich selbst dazu ermahnen — es anderen vorschreiben zu wollen, wäre überheblich.
Verzicht muss freiwillig sein
Freiwilliger Verzicht hat also immer eine andere Qualität als aufgezwungener. In beiden Fällen mag das Ergebnis aber das gleiche sein: Man schafft zum Beispiel sein Auto ab und legt die meisten Strecken auf einem alten Fahrrad zurück. Man isst köstliche Bratkartoffeln mit etwas Öl, Salz und Kümmel und würzt seinen Karottensalat mit dem Bärlauch, den man am Bahndamm gepflückt hat. Man trägt seine alten, aber gemütlichen Pullover vielleicht etwas länger auf und nutzt die Zeit, die man dem Rattenrennen nach Erfolg abgetrotzt hat, um bei etwas Schönem länger zu verweilen.
Den mit Buschwindröschen besprenkelten Waldboden nahe einem Wildbach nimmt man endlich einmal wirklich wahr und verweilt so lange dort, bis die Liebe spürbar wird, die diese Naturphänomene wachzurufen verstehen — anstatt joggend, trekkend oder walkend mit Schrittzähler und Pulsfrequenzmessgerät an ihnen vorüber zu hasten.
Die Naturliebe, das sei hier nur nebenbei bemerkt, ist nämlich etwas eminent Franziskanisches. Sie ist mit das wertvollste Erbe des Franziskus in der abendländischen Kulturgeschichte. Dies vor dem Hintergrund einer mittelalterlichen Weltsicht, die den Körper von der Seele, das Natürliche vom Göttlichen abgespalten hatte und die Menschen so zu einem quälenden Krieg gegen die Natur in und außerhalb von sich selbst angestachelt hatte.
„Ich werde meiner Seele die gehörige Schmalheit geben, die notwendige Demut, die humilitas“, sagt Franz von Assisi bei Bobin. „Das lateinische Wort kommt von ‚humus‘ und das heißt Erde, Erdboden. Nun gut, dahin kehre ich zurück, zu ihr mache ich mich auf den Weg, zu meiner Schwester Erde, zu meiner Geliebten, der Erde.“
Die geschwisterliche Natur
Der Sonnengesang des Franziskus ist ein Hauptwerk der abendländischen Lyrik und der Geistesgeschichte überhaupt — nicht trotz, sondern wegen seiner bestechenden Schlichtheit. Die geschwisterliche Haltung, die der Dichter dort gegenüber den Naturphänomenen einnimmt — „Bruder Sonne, Schwester Mond“ und so weiter — stellt eine Gleichrangigkeit her, die jede Ausbeutung und Misshandlung ausschließt. Sie ist ein Protest gegen jenen dummen Stolz, der das Verhalten der Menschen gegenüber Tier, Pflanze, Wasser, Himmel und Erde bis heute kennzeichnet.
Vielleicht haben Sie sich in Ihrer Kindheit manchmal über Ihr lästiges Geschwisterchen geärgert und gedacht: „Ich könnte es umbringen!“ Mag sein, aber würden Sie Ihrem Bruder oder Ihrer Schwester ernsthaft etwas antun wollen? Geschwister sind doch zusammen aufgewachsen, Kinder derselben Eltern. Warum dann Bruder Lamm schlachten, Schwester Buschwindröschen zertrampeln, Müll in Schwester Wasser kippen und Bruder Luft verseuchen?
Niemand ist „Krone“, niemand „Rocksaum“ der Schöpfung, alle sind wir Fäden in ein — und demselben Gewebe.
Was Richard Rohr mit Franz von Assisi vorschlägt, ist „radikales Christentum“. Wer sich mit dem Christentum nicht so recht anfreunden kann — eben wegen jener destruktiven Tendenzen in der Kirche, die eigentlich antifranziskanisch sind —, der nenne es „radikale Humanität“. Selbst die Bezeichnung „radikaler Ökosozialismus“ wäre nicht falsch.
Richard Rohr definiert: „Der Weg eines radikalen Christentums sieht so aus, dass man sich außerhalb der Systeme hält, damit sie gar nicht erst in die Lage kommen, die Breite des Denkens, Fühlens, der Liebe und des Lebens (…) zu kontrollieren.“ „Außerhalb der Systeme“ — diesen Eindruck hat man beim klerikal bestimmten Kirchenchristentum nicht, ebenso wenig bei den Honoratioren-Kadern anderer etablierter Religionen, die mit weltlicher Macht analog zu dem Reinhard-Mey-Diktum „Halt du sie dumm, ich halt sie arm“ verbandelt sind.
Sich außerhalb der Systeme halten
Sich außerhalb der Systeme zu stellen, ist aber eine Schlussfolgerung, die die Quellen des Christentums durchaus schon nahelegen: „Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“, heißt es bei Matthäus.
Dieses konsequente „Entweder — oder“ wurde im institutionellen Religionsvollzug verwässert zu einem verzagten „Sowohl als auch“. Üblich ist, dem Herrn auf eine auch pekuniär einträgliche Weise zu dienen — oder dem Mammon in einer vermeintlich auch ein bisschen gottgefälligen Weise. Anders franziskanische Radikalität, die sich im Konfliktfall immer gegen das Gesetz und den Mammon stellt. „Schau mich an, ich gehe fort. Ich knie nicht mehr nieder vor euren Gesetzen, ich habe meinen alleinigen Meister gefunden“, sagt Franz von Assisi in Bobins Buch.
Die wichtigste praktische Ausdrucksform des radikalen Christentums/Humanismus/Sozialismus aber ist das einfache Leben. Warum?
„Wenn Sie sich auf ein einfaches Leben einlassen, entziehen Sie anderen die Möglichkeit, Sie zu kaufen, mit falschen Belohnungen zu ködern, Sie durch Geld, Status, Lohn, Strafe, Verlust oder Gewinn zu kontrollieren.“
Man stelle sich einen Menschen vor, der durch all das tatsächlich in keiner Weise mehr zu kontrollieren ist. Es wäre kein braves „Gemeindeschäfchen“, sondern ein für die Systeme in höchstem Maße gefährlicher Mensch. Wenn Sie ein einfaches Leben wählen, „dann müssen Sie sich nicht totarbeiten, um ein bestimmtes Gehalt zu bekommen, um sich Nichtigkeiten leisten zu können oder um Ihren gesellschaftlichen Status zu erhöhen. Sie genießen die Freiheit, nicht aufsteigen zu müssen.“
Ohne Kampf nach oben sinken
Konstantin Wecker beschreibt in einem Lied, „wie glücklich ein Verlierer ohne Kampf nach oben sinkt“. Das ist ganz franziskanisch.
Wir verlieren nicht, weil wir am Kampf nicht interessiert sind. Und wir sind nicht erfolglos, weil Erfolg für uns keine erstrebenswerte Kategorie ist. Der Mensch, der ein einfaches Leben wählt, ist kein gescheiterter Karrierist; er repräsentiert schlicht einen völlig anderen Typus Mensch.
Und eben der wirkt heilsam auch im Sinne gesellschaftlicher Beziehungen:
„Ihre Neigung, andere Menschen als Mittel zu Ihrem persönlichen Vergnügen zu benutzen, ja, jedes Bedürfnis, andere zu kontrollieren und zu manipulieren, fällt langsam — sehr langsam — weg.“
Damit weigert sich der von franziskanischer Spiritualität „Infizierte“ nicht nur, Opfer einer unmenschlichen Verwertungsmaschinerie zu werden — er wird auch Anderen gegenüber nicht zum Täter.
Öko-soziales Christentum, wie es Franz von Assisi vorgelebt hat, ist eine Selbstverteidigungsstrategie gegen die Macht, die überall den Zugriff auf unsere Seelen sucht. Machtverzicht ist eine der wesentlichen — und ungemein revolutionären — Botschaften Jesu, die Thron und Altar jedoch nur allzu gern unter den Tisch fallen lassen. Die Frontstellung gegen die Macht steckt schon in der Geschichte von der Versuchung Jesu durch den Satan in der Wüste. Franz von Assisi sagt es ganz direkt in seiner ersten Ordensregel von 1221: „Allen Brüdern ist es ausnahmslos verboten, Macht oder Autorität über andere auszuüben.“
Bobin drückt dies in der Rede des Sohnes an seinen Vater wunderbar aus: „Ich streife alles ab, um mich von dir los zu winden. Ich zeige mich so, wie du mich gemacht hast: schwach, von jener Schwäche, die sich deiner Macht entzieht, gegen die du nichts ausrichten kannst.“ Der klare Gegensatz zwischen Stärke und Schwäche beginnt hier zu verschwimmen, indem das eine immer auf das andere verweist. In der Schwäche des spirituellen Widerständlers ist die Stärke eines „Größeren“ mächtig.
„Mitfühlende Kreativität“
Richard Rohr spricht vom Franzikanismus als einem „dritten Weg“ der Auseinandersetzung mit dem Übel: weder Fliehen noch Kämpfen; vielmehr „die Erschaffung von etwas wirklich Neuem.“ Anders ausgedrückt: „Mitfühlende Kreativität“. Franziskus war weder durch Unterwerfung noch durch aufgeregten Kampf „gegen…“ auf den destruktiven Status quo fixiert. „Er versuchte, ganz und gar außerhalb irgendwelcher ‚großer‘ Systeme zu operieren, ohne Wettstreit und Vergleich.“
So ist der franziskanische Weg ökologisch durch eine geschwisterliche Haltung gegenüber den Mitgeschöpfen; er ist sozialistisch durch Solidarität mit den Schwachen und Randständigen; er ist zuletzt libertär, indem er gegen Herrschaftsstrukturen den Widerstand des „Sich—Entziehens“ in Stellung bringt.
Ist Spiritualität überhaupt notwendig, um zu solchen Erkenntnissen, einer solchen Lebensform zu finden? Nein, aber sie hilft, denn das einfache Leben folgt einer Logik der Subtraktion, nicht der Addition. Wir häufen und horten nicht, wir lassen nach und nach weg, was nicht notwendig und nicht heilsam ist. Wenn er so den Trank der Konsumwünsche und der „10.000 Dinge“ geleert hat, würde mancher Atheist auf dem Grund des Bechers vielleicht ein „Nichts“ vorfinden, das ihn ängstigt; der religiöse Mensch dagegen eine erfüllte „Leere“, ein unbenennbares „Alles“, das ihn in seinem Alltag tröstet und trägt.
Die große Freiheit franziskanischer Spiritualität
Dies ist die große Freiheit, in die wir uns hinein entspannen können: dass wir nie weniger sein können als Gottes Kinder; aber auch nie mehr als das — wodurch jedes Sich-Abstrampeln um Rang, Ruf und Reichtum seinen Sinn verliert. Was wir günstigstenfalls durch angestrengtes An-uns-Arbeiten werden könnten, sind wir in Wahrheit schon längst.
Andererseits sind wir gerade in dieser Gotteskindschaft auch eigentlich nichts Be-sonder-es in dem Sinn, dass wir von den anderen Wesen abge-sonder-t wären. Jede Hierarchiebildung nach Macht, Regeltreue oder Heiligkeitsgrad verbietet sich somit oder bleibt äußerlich. Und Verachtung gegenüber dem vermeintlich Geringerwertigen ist kein Name Gottes. Wir entkleiden uns mit Franziskus aller Bedürfnisse, nach außen hin etwas „gelten“ oder „darstellen“ zu wollen.
Ja sogar uns selbst gegenüber verzichten wir darauf, „gut dastehen“ zu wollen. Franz von Assisi schrieb: „Wir müssen geduldig ertragen, dass wir nicht gut sind (…) und dass man uns nicht für gut hält.“ Gelassen lassen wir zu, dass man uns missversteht und verspottet, uns für Sünder hält oder für Verrückte. Es ist die Freiheit des heiligen Narren.
Johannes Galli, der Clown, Theatermacher und Pädagoge sagte über seinen Berufsstand:
„Da der unerträgliche Druck, immer das Richtige tun zu müssen, alles Lebendige abtötet, hat der Clown den Käfig des Hochmuts für immer verlassen.“
Diese Haltung ist keine Lauheit und Bequemlichkeit, sondern die kühnste Form des Widerstands gegen den Selbstoptimierungswahn in Wirtschaft und „Therapieszene“. Darüber, was „das Richtige“ ist, scheiden sich nämlich die Geister; als unstrittig dagegen gilt, dass wir stets anstreben sollten, das Richtige zu tun.
Was uns wirklich erlöst
Und genau das bringt uns stets in einen quälenden Widerspruch mit uns selbst, in eine neurotische Spaltung zwischen einem inneren Erzieher und einem Zu-Erziehenden. Das ist lebensfern, weil die Natur derartige Makellosigkeit so wenig vorsieht wie permanentes Wachstum. Die religiöse Gemeinschaft sollte sich daher von der Attitüde eines Sittlichkeitsvereins verabschieden und sich weiten zu weitest gehender „Inklusion“.
Die Erlösung könnte dann sein, dass wir endlich begreifen, dass wir nie einer Erlösung bedurft hatten. Der urteilende, der (unter)scheidende Gott mit seinem Doppelgesicht von gütigem Sankt Nikolaus und polterndem Knecht Ruprecht würde verblassen und einer weit großherzigeren Schöpfergestalt Platz machen.
Mit Bobins Franz von Assisi könnte dieser Gott sagen: „Die Reinheit ist es nicht, was ich will. Die Reinheit lässt das Unreine draußen, und ich will kein draußen mehr“.
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