Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) hat schon vor vielen Jahrzehnten eine Statistik über die Neurosen bei den Völkern Europas und den Vereinigten Staaten veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass 10 Prozent der Menschen Westeuropas und Amerikas an akuten Neurosen, also seelischen Erkrankungen, leiden. Weitere 30 Prozent der Bevölkerung sind mehr oder weniger neurotisch. Heute werden es sehr viele mehr sein. Die Neurose hat zwar seelische Ursachen, löst aber oft organische, körperliche Beschwerden aus.
Während man in den USA schon seit langem die Erkenntnisse der psychosomatischen Wissenschaft lehrt und sich deren Ergebnisse zunutze macht, wurden in Europa die Einsichten der Tiefenpsychologie nur wenig bis gar nicht berücksichtigt. Die Folge ist ein Rückstand in Forschung und Praxis.
„Willst du den Körper heilen, musst du zuerst die Seele heilen!“
Bereits der griechische Philosoph Platon (428 bis 347 v. Chr.), Schüler des Sokrates und einer der bekanntesten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Geistesgeschichte, dem die zitierte Aussage zugeschrieben wird, scheint gewusst zu haben, was erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts unter dem Einfluss der tiefenpsychologischen Forschung wirklich erkannt worden ist: dass Kranksein nicht nur ein körperlicher, sondern auch ein seelischer Prozess ist.
Basisdaten zu psychischen Erkrankungen in Deutschland
In einer Veröffentlichung der „Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN)“, einer wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaft, hieß es bereits im Januar 2023:
„In Deutschland sind jedes Jahr etwa 27,9 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das entspricht rund 17,8 Millionen betroffenen Personen, (…). Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Angststörungen (15,4 Prozent), gefolgt von affektiven Störungen (9,8 Prozent / unipolare Depression allein 8,2 Prozent) und Störungen durch Alkohol- und Medikamentenkonsum (5,7 Prozent)“ (1).
Leider versuchen viele Psychologen, verunsicherte Ratsuchende mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auszusöhnen, anstatt auch das soziale und kulturelle Problem in den psychotherapeutischen Prozess mit einzubeziehen.
Diese würden dann erkennen, dass ihre individuellen Probleme und ihre Krankheit nicht nur in ihrer persönlichen Geschichte wurzeln, sondern vielmehr in einer inhumanen Gesellschaft und Kultur.
Tiefenpsychologische Befunde zu seelischen Ursachen körperlichen Krankseins
Mit der Psychosomatik hat die Medizin in ihrer Entwicklung einen entscheidenden Schritt gemacht. Galt ihr Interesse bisher hauptsächlich dem kranken Organ, nicht dem kranken Menschen, haben die Tiefenpsychologen die weitreichenden seelischen Ursachen des körperlichen Krankseins ins Auge gefasst.
Sehr viele Patienten, die Ärzte konsultieren, sind nicht organisch krank, sondern leiden an psychisch bedingten Beschwerden. Darüber hinaus konnte die psychosomatische Forschung beweisen, dass das körperliche Krankheitsgeschehen im seelischen Bereich vorbereitet wird: Seelische Fehlhaltungen verändern die Organfunktion und schaffen damit die Krankheitsbereitschaft, auf deren Boden dann die krankmachenden Erreger gedeihen können.
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Quellen und Anmerkungen: