Die „Woke-Religion“ oder die Cancel-Culture — beide Phänomene sind Ausdruck eines sturen Wegdrückens dessen, was eine Gesellschaft bei sich selbst nicht sehen möchte. Die Schattenseiten werden dann etikettiert mit Labels wie „Nazi“, „Rechts“, „Verschwörungsmystiker“ und schlimmeres. Die Frage lautet, so führt Sylvie-Sophie Schindler im Mutmach-Gespräch aus, wo der „Nazi-Anteil“ oder ähnliches bei diesen Menschen selbst sitzt. Und umgekehrt müssten etwa auch Kritiker der Woke-Bewegung und der Klimakleber sich selbst fragen, inwieweit ihnen Anteile jener Menschen innewohnen, die sie kritisieren.
Als aufgeweckte und gläubige Lebenskünstlerin geht Schindler mit gutem Beispiel voran. Im Mutmach-Gespräch berichtet sie, wie sie offen zu ihren eigenen Schattenseiten steht, durch die Annahme selbiger in die eigene Ganzheit und damit in die Selbstliebe kam, die sie unabhängig werden ließ von dem Geliebt-werden durch Dritte. Das bei Sich-Sein ermöglicht es ihr, ihre dunklen Anteile bei sich zu lassen, ohne diese auf andere projizieren zu müssen. Mit dieser Geisteshaltung erübrigen sich selbstredend alle Feindbilder, auch die Angst vor einer Kontaktschuld verschwindet.
Schindler verkörpert einen Spirit des entgrenzten Freidenkens, welches konträr zu den engmaschigen Denkmustern der heutigen Zeit steht, in denen das Denken auf Sparflamme rein binär zwischen „Gut und Böse“, „Links und Rechts“ oder „Nazi oder kein Nazi“ oszilliert. Das neue Mutmach-Gespräch ist eine Einladung, gedanklich wie emotional quasi in einer Panorama-Perspektive über den eigenen Horizont hinauszublicken.
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