Zweimal hat sich die Süddeutsche dazu herabgelassen, über die größte Nachricht in England zu berichten: einmal unter dem Titel „Wie es gerade passt“ und einmal mit der Überschrift „Darum unterwerfen sich Tech-Konzerne jetzt Donald Trump“ — auf Seite 30 im Wirtschaftsteil, ganz am Ende des Artikels, in dem sie auf den „organisierten Missbrauch Hunderter Mädchen“ hinweisen, den Elon Musk auf Twitter falsch dargestellt hätte. Falsch dargestellt ist das sicher, und zwar von der Süddeutschen.
Im Raum steht nach sehr vorsichtiger Schätzung der Missbrauch von Zehntausenden von Mädchen, viele Zeitungen sprechen von bis zu 250.000 Mädchen.
Das System hatte Methode. Ein charmanter, gut aussehender Pakistani suchte sich ein sehr junges Mädchen aus, meist hellhäutig und aus prekären Verhältnissen. Ein vernachlässigtes Kind, um das sich niemand kümmerte. Er umwarb sie, überschüttete sie mit Aufmerksamkeit, spielte ihr Liebe vor. Dann begann der Missbrauch: Das Mädchen wurde zwischen Männern herumgereicht, zwangsprostituiert, unter Drogen gesetzt — das ganze Programm.
Und dies fand nicht nur an einem Ort und zu einem Zeitpunkt statt, sondern breitete sich ab 1980 langsam über ganz England aus. Die Polizei wusste davon, benannte aber die Mädchen intern nicht als Opfer, sondern als „P*ki shaggers“ (1).
Gingen Mädchen zur Polizei, so erreichten sie nichts. Ein Vater wurde sogar verhaftet, als er versuchte, seine minderjährige Tochter aus einem Unterschlupf der Gang zu holen. Gegen die Vergewaltiger ging die Polizei nicht vor.
Sozialarbeiter, Gerichte, Schulen — alle sahen weg bei dem systematischen Missbrauch von englischen Mädchen durch pakistanische Männer.
Die offizielle Begründung: Man wolle nicht rassistisch erscheinen. Man wolle keinem Hass gegen Muslime Vorschub leisten. Keine Fremdenfeindlichkeit befeuern. Also ließ man die Männer gewähren. Über Jahrzehnte Zehntausende von vergewaltigten Mädchen.
Bekannt wurden solche Vorkommnisse vereinzelt ab etwa 2010; es gab auch einige wenige Prozesse und Verurteilungen an ausgewählten Orten. Es war nicht so, dass die Zeitungen darüber gar nicht berichteten, man konnte schon hier und da etwas finden, aber eben in dem Stil, in dem das jetzt die Süddeutsche macht. Irgendwo eine kleine Notiz recht weit hinten, ein kleines Vorkommnis, das Problem wurde als bedauerlich, aber unbedeutend und eigentlich schon gelöst dargestellt. Auch verzichtete man gerne auf die Nennung der ethnischen Herkunft von Tätern und Opfern. Obwohl diese eben nicht zufällig war: Es waren gezielte Attacken auf englische Mädchen. „Weiße Schlampen“, so wurden sie von den Tätern genannt. Das ist eindeutig rassistisch – nur nicht in dem Zusammenhang, in dem das Wort üblicherweise verwendet wird.
Im Jahr 2020 erschien ein Interview von Konstantin Kisin mit einem der Opfer auf „Triggernometry“ (2). Ella Hill sagte darin, sie sei insgesamt fünfmal zur Polizei gegangen und hätte von ihren Vergewaltigungen berichtet, sogar ihre körperlichen Verletzungen vorgezeigt, die Täter namentlich genannt. Die Polizei sagte dem minderjährigen Mädchen wiederholt, sie könne da gar nichts tun. Man bestellte die Täter noch nicht einmal zu einer Befragung ein.
Kisin war empört. Das konnte doch alles nicht wahr sein. In England im einundzwanzigsten Jahrhundert? Nicht nur der Missbrauch, nein, das Verschweigen vonseiten der Polizei, und das über Jahrzehnte? Kisin begann nach eigener Aussage jede Zeitung in England zu kontaktieren, die er finden konnte. Mit dem Transskript des Interviews, mit Nachweisen, Quellen, allem. Und musste feststellen: Keine Zeitung in Großbritannien war bereit, darüber zu berichten. Nicht in der Tragweite, nicht in dem Ausmaß. Das Thema prallte an ihnen ab — wie zuvor die Anzeigen des Opfers bei der Polizei.
Hier und da konnte man immer wieder darüber in Podcasts hören, aber in den Mainstreammedien wurde das Thema Grooming Gangs klein gehalten. Bis, ja, bis Elon Musk anfing, darüber auf X zu twittern. Massiv. Er ging so weit, zu fordern, der König solle Premierminister Keir Starmer entlassen (3), der seinerzeit als einer der zuständigen Staatsanwälte das Thema angeblich heruntergespielt hätte. Plötzlich, mit der Macht von Musk und seinen 211 Millionen Followern, kam England an seinem Skandal nicht mehr vorbei. Die Medien sind voll davon und berichten empört über die Vorkommnisse, als hätten sie nichts, aber auch gar nichts damit zu tun. Das Parlament hat nun beschlossen, einen nationalen Untersuchungsausschuss zu dem Thema einzusetzen, obwohl es sich bislang vehement gegen eine solche Untersuchung gewehrt hatte.
Außerhalb von England geht es weniger um die Frage der Grooming Gangs und die unglaublichen Vorgänge. Hier wird — wenn überhaupt — lieber darüber berichtet, ob ein Milliardär seine Macht benutzen darf, die Regierung Starmer in Frage zu stellen. Obwohl er ja keinerlei Legitimation vorweisen kann. Die New York Times berichtet in diesem Zusammenhang von „vitriolic posts“, „misinformation“ und „decade-old scandal“ („ätzende Beiträge“, „Fehlinformationen“, „jahrzehntealter Skandal“). Auch die Süddeutsche beschäftigt sich mit der Frage des Einflusses von Milliardären – also dem von Musk, natürlich nicht von dem von Gates oder Soros. Was an sich sicherlich eine spannende Frage ist.
Doch in diesem Fall hat Musk seine Waffen gut gewählt. Wer über den Grooming-Skandal liest, bleibt fassungslos zurück.
Wie kann es sein, dass solch eine Schweinerei über Jahrzehnte unter dem Deckel gehalten wurde?
Es dürfte den Mainstreammedien ziemlich schwerfallen, die Leser davon zu überzeugen, dass in diesem Fall Musk und X Schaden bringen über das Land. Und dass ihr langes Schweigen und Vertuschen auch nur sinnvoll war. In England versuchen sie das gar nicht mehr: Sie berichten. Täglich auf der ersten Seite. In Deutschland reden sie dagegen von „Hunderten“ von Mädchen statt von Zehntausenden und dass es hartnäckige Reporter und staatliche Stellen gewesen seien, die den Skandal öffentlich gemacht hätten — so kann man es in der Süddeutschen lesen.
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Quellen und Anmerkungen:
(1) Wörtlich etwa „P*ki-Vögler“, übertragen eher „P*ki-Flittchen“; P*ki ist ein sehr verpöntes Schimpfwort für Menschen pakistanischer Herkunft, das in England dem N-Wort gleichkommt, weshalb das „a“ durch ein „*“ ersetzt wird.
(2) Nichts für schwache Nerven: https://www.youtube.com/watch?v=Ie422E5lfmQ
(3) Der König kann den Premierminister nicht entlassen, ohne dass das Parlament ihn dazu auffordert.