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Wie sich die Bilder gleichen

Wie sich die Bilder gleichen

Weder im Osten noch im Westen kann es eine Politik zum Wohl der Bevölkerungen geben, wenn die psychologischen Mechanismen nicht verstanden werden, die auch in Politikern unbewusst wirken.

Als Psychologe bin ich gegen jede Parteienpolitik, weil es ohne Psychologie keine Politik zum Wohle des Volkes geben kann. Ich bin deshalb für keine der beiden Seiten — weder für die des Westens noch des Ostens. Erst die Zukunft wird zeigen, ob die Strahlkraft, die vom BRICS-Gipfel ausging, Bestand haben wird.

Bis heute sind alle Belange des Menschen, sein Leben und seine Gesinnung getragen vom kapitalistischen Prinzip. Er hat keine Ruhe, keine Sicherheit. Das hat er nur in einer freiheitlichen Gesellschaft. Äußere Freiheit — Freiheit von Ausbeutung und die Sicherheit, leben zu können — ergibt auch eine innere Freiheit.

Eines ist in diesem Zusammenhang unbedingt erwähnenswert: Der rabiate Umgang des kollektiven Westens mit Russland wie zu Beginn des letzten Jahrhunderts scheint sich zu wiederholen. Man kann nur hoffen, dass sich daraus keine Menschheitskatastrophe wie damals entwickelt — auch wenn sich die Bilder gleichen (1).

Russland war stets ein Dorn im Auge des kapitalistischen Systems

Anfang des letzten Jahrhunderts hat sich der gesamte Kapitalismus gegen Russland gewandt, buchstäblich auf Russland geworfen, sodass das Land seit 1917 nicht zur Ruhe gekommen ist. Wie wäre das Riesenreich aufgeblüht, wenn dieser Druck, dieser Zwang, der ausgeübt wurde, nicht existiert hätte?

Die Russen waren so arm, dass sie die Pflüge zur Bearbeitung ihres Bodens nicht kaufen konnten. Einige Jahrzehnte später haben sie in der Schwerindustrie Amerika überflügelt und hatten die meisten Intellektuellen: Ingenieure, Ärzte, Techniker. Auf der ganzen Welt gab es nicht so viele Ärzte wie in Russland, prozentual zur Bevölkerung gerechnet.

Hitler ist nur groß geworden, weil er den Kapitalisten im Westen in seiner Autobiografie und Propagandaschrift „Mein Kampf“ versprochen hat, gegen Russland in den Krieg zu ziehen. Seine ganze Arbeit war gegen den Osten, gegen Russland gerichtet.

Allein deshalb hat man ihm geholfen, so stark zu werden, dass er eines Tages den Krieg beginnen kann. Und das gesamte deutsche Volk — alle Philosophen und Psychologen — haben mit wenigen Ausnahmen mit Hitler mitgemacht.

Das hat Russland sehr wohl gewusst, konnte sich aber Deutschlands und Hitlers nicht erwehren. Obwohl in Russland darüber verhandelt worden ist, wie man den geplanten Feldzug Hitlers stoppen kann, und Russland sogar bereit war, gegen Hitler zu marschieren, waren die Machthaber im Westen dagegen. Sie lehnten deshalb ab, weil sie Angst vor Russland hatten. Hitler war ihnen recht. Die ganze kapitalistische Welt war mit Hitler einverstanden. Jeder politisch Orientierte weiß, dass Russland dann in großer Verlegenheit war, weil es nicht genug gerüstet war. Russland hat deshalb mit Hitler einen Pakt geschlossen, um sich Zeit zu lassen.

Das Prinzip in Russland war trotz aller Fehler, die gemacht wurden, das Gerechtigkeitsprinzip. Man wollte die Ungerechtigkeit abschaffen. Aber man hat zu dieser Zeit den Menschen, die Reaktion der menschlichen Natur noch nicht gekannt. Darüber hinaus erlebten die Menschen damals den Zarismus und waren Kinder einer Diktatur.

Der Kampf gegen Russland heute: wie sich die Bilder gleichen

Wieder fühlt sich Russland vom Westen bedroht — aus gutem Grund, kämpft der Westen doch mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln gegen den Osten. Russland soll wie im vergangenen Weltkrieg politisch, wirtschaftlich und kulturell in die Knie gezwungen und schlussendlich als Konkurrent der USA und seiner europäischen Vasallen, der G7-Länder, ausgeschaltet und zerstört werden. Doch der Erfolg wird dieses Mal ausbleiben, weil sich bisher alle Druckmittel als kontraproduktiv erwiesen haben.

Ein bewährtes Mittel, ein anderes Land als Feind abzustempeln, ist, Vorurteile gegenüber seiner politischen Führung und seinen Menschen aufzubauen oder bereits bestehende Vorurteile am Leben zu erhalten und weiter zu schüren.

So wird den Bürgern des Westens seit Langem ins Bewusstsein gehämmert, dass sie sich auf einen großen, möglicherweise nuklear geführten dritten Weltkrieg vorbereiten sollten, weil der russische Präsident nach einem Sieg über die Ukraine die NATO-Staaten angreifen würde. Und das Ganze trotz gegenteiliger Beteuerungen des russischen Präsidenten, dass er selbst und sein Land nicht daran interessiert seien.

Die neue US-Regierung soll sich jedoch geschworen haben, einen jahrzehntealten Plan endlich zu realisieren und den Zusammenschluss Deutschlands mit dem ressourcenreichen Russland um jeden Preis zu verhindern. Die Sprengung von Nord Stream 2 ist ein Beispiel unter vielen.

Aufklärung kann helfen, die Macht der Vorurteile zu brechen. Das gilt auch für die falschen Vorstellungen, die über Russland im Umlauf sind. Das unermüdliche Schüren von Vorurteilen über die Staatsmedien bringt es jedoch mit sich, dass sich unfähige, korrupte Politiker und uninformierte, gehorsame Bürger für einen möglichen Krieg einspannen lassen.

Nur wenn die Menschen über genügend Wissen und Bildung verfügen und nicht ständig desinformiert, belogen und durch unnötigen Kram abgelenkt werden, können sie daraus Konsequenzen für ihr persönliches und gesellschaftliches Handeln ziehen.

Intellektuelle haben bei der Aufklärung der Vorurteile eine viel größere Verantwortung, als wir wahrhaben wollen. Es wäre ihre Pflicht, für die anderen Menschen zu denken und mit der Freiheit zu denken, die Freiheit selbst zu proklamieren.

Ohne diese Vorurteile, die ständigen Drohungen und Sanktionen könnte Russland für den Frieden wirken. Der BRICS-Gipfel im russischen Kasan deutet in diese Richtung. Russland benötigt keinen Krieg. Die Sanktionen, die insbesondere den Staaten schadeten, die sie in die Wege leiteten, haben mehr als deutlich gemacht, dass Russland nicht auf den Westen angewiesen ist, sondern dass im Gegenteil der Westen die unerschöpflichen Ressourcen dieses Riesenreichs benötigt, um wirtschaftlich überleben zu können. Aber Krieg ist eben ein gutes Geschäft — und ohne Krieg kann das kapitalistische System nicht existieren.


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Quellen und Anmerkungen:

(1) Siehe Arie des Cavaradossi aus Puccinis Oper Tosca „Wie sich die Bilder gleichen“.

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