„REJECT YOUR IDOLS“ — „REJECT FALSE ICONS“ — oder gar „KILL YOUR IDOLS“
Markige Sprüche aus der Punk- und Pop-Kultur. Laut und auf den Punkt. In der Prä-Internet-Ära konnte man mit solchen Slogans, die bevorzugt in Verbindung mit einem Jesus- oder Präsidenten-Bild im Hintergrund präsentiert wurden, noch provozieren. Pubertierende Fans trugen den einprägsamen Imperativ auf T-Shirts hinaus in eine Welt, die sie glaubten, grundlegend verändern zu können. So wie es die Jugend immer tut. Doch mit zunehmendem Alter, wenn es sich langsam mühsam gestaltet, die verbrauchte Anzahl von Lebensjahren auf dem Geburtstagskuchen mit Kerzen abzubilden, klopft der Ernst des Lebens an die Tür.
Auf leisen Sohlen hält die Ernüchterung darüber Einzug, dass von den wilden Träumen, tiefen Überzeugungen, hehren Zielen und großen Plänen der Adoleszenz im Angesichte grauer Realität kaum etwas bleibt — weil der Mensch sich schlussendlich eben doch unterordnet, sich verführen lässt. Weil er nicht sein eigenes Leben lebt, sondern oktroyierte Schablonen. Existenzentwürfe von der Stange. Weil er sich Idole sucht.
Weil er sich an Vor- und Leitbildern, an Autoritäten oder Experten orientiert, Projektionsflächen anstarrt und schon im Kindesalter beginnt, sich einem wie auch immer gearteten Identitätsdenken unterzuordnen. Er räumt Ikonen, Institutionen, Systemen — und somit einem externen Wertekodex — Vorrang gegenüber eigenen Prämissen ein. Meist unbewusst. Als wäre er dahingehend programmiert, mental oder emotional so disponiert. Konditioniert. Indoktriniert. Oft genug tatsächlich im Glauben, etwas Gutes für sich, die Familie, die Karriere, die Partei, die Wahrheit oder gar die Gemeinschaft zu leisten, verliert sich die eigene Persönlichkeit wie ein Staubkorn im Wind. In den vorgefertigten Strukturen des Kollektivs der Wahl.
Intrinsische Bedürfnisse, Bauchgefühl und Erlerntes werden negiert. Die unstillbare Neugier, das Draufgängertum und der naive Tatendrang der Jugend werden ad acta gelegt. Das Dasein verkopft. Für ein Dekadenzphänomen, das man „erfülltes Leben“ nennt. Für ein sozial-ethisches Korsett, einer euphemistisch als Gesellschaftsvertrag verklausulierten Assimilation des Geistes, die das grundlegendste Recht des Einzelnen, in Ruhe gelassen zu werden, längst nicht mehr inkludiert.
Derart seelisch-moralisch entkernt, erscheint dem Herdenmenschen jede Kritik am gewählten Identifikationsobjekt — ob Religion, Ideologie, Profession, Fußballverein oder Einzelperson — als persönliche Attacke. Protektionismus macht sich breit. Abgrenzungsverhalten.
So funktioniert, stark simplifiziert, die Teile-und-herrsche-Dialektik der Postmoderne. Die Mentalität eines devoten, autozensorischen Konformismus, der vor jedem Dogmatismus kampflos kapituliert. Obwohl früher selbstredend nicht alles besser war — Geschichte wiederholt sich: Götter, Helden, Lichtgestalten, Führer, Gurus, Erlöser und andere Heilsbringer hatten zeitlebens Hochkonjunktur.
Allerdings haben die Ikonisierung multimedialer Einflussgrößen sowie die ideologiegetriebene Diskurskontamination mit der allumfassenden Digitalisierung des menschlichen Lebensraums seit der Einführung des Smartphones im Jahr 2007 ungekannte Ausmaße erreicht. Die subjektive Wahrnehmung von Realität hat sich drastisch verändert, jegliches Korrelat zur analogen Welt verloren. In diesem Lichte lässt sich konstatieren, dass die eingangs rezitierten Punk-Phrasen deutlich mehr Diskussionspotenzial zu bieten haben als den oberflächlich anmutenden Provokationsversuch. Denn fraglos ist die hominide Sozialkompetenz als gestört und die zwanghafte Identifikationssucht als krank zu bezeichnen. Charakterliche Defizite, mangelndes Selbstbewusstsein und allgemeine Orientierungslosigkeit sind fruchtbarster Nährboden für Identitätspolitik. Für Helden. Ja, das tiefsitzende Verlangen nach Leitbildern ist das Kernproblem einer Spezies, „die sich mit dem Weltuntergang befassen würde, solange er nur aktuell ist, daraus aber keine Konsequenzen zieht“ (Karl Kraus).
So huldigen die vollends Vereinnahmten heute einer Biosicherheitsdoktrin, die Situationen zeitigt, in denen man die FDP für eine liberale Kraft hält und die CDU für eine Alternative zur amtierenden Regierung, obschon mit Angela Merkel der Spuk begann und beide Parteien Lockdowns sowie Ausgangssperren für ein Virus mit Mortalitätsrate im Promillebereich mittrugen. Und aktuell erklären beide Parteien Krieg zu Frieden. Der Gegenpol der Dialektik applaudiert derweil einer Posse, in der man das Weltwirtschaftsforum (WEF) als Weltmacht verteufelt, aber „Young Global Leader“ Elon Musk als Inkarnation von „Tony Stark“ inthronisiert, obgleich sein Imagedesign mehr als durchschaubar ist und er identische Geschäftsziele verfolgt wie manch anderer in Verruf gekommener Oligarch.
Am erbärmlichsten jedoch wirkt das kulturlose Vakuum des Intellekts, in dem ein Denken das Feuilleton dominiert, das Logik und Kohärenz hintanstellt, um kognitiven Dissonanzen von links wie rechts Vortritt zu gewähren. Nur um das Podest, auf dem die Idealisierten predigen, nicht ins Wanken zu bringen.
Ohne den über Jahrhunderte eingeschliffenen, kultisch anmutenden Habitus von Autoritätsgläubigkeit und Personenkult fiele der Homo demens manipulativer Propaganda bei Weitem nicht so unbedarft anheim.
Ließe sich nicht derart spielerisch durch die Inszenierungen illegitimer Deutungseliten überrumpeln, wäre sich der inszenierten Gruppendynamik eines neofeudalistischen Systems bewusst, das jede Anstrengung unternimmt, um die Wahrheit mit „alternativen Fakten“ relativ erscheinen zu lassen und Bevölkerungsteile gegeneinander aufzuwiegeln.
Ohne diese an Leibeigenschaft erinnernde Obrigkeitshörigkeit hätte der moderne Mensch sein Recht auf körperliche Unversehrtheit kaum für ein paar leere Versprechungen zwielichtiger Götzen oder eine Bratwurst über Bord geworfen.
An diesem Punkt spannt der vorliegende Text den Bogen zu den ersten zwei Essays des Jahres 2023, die sich ausführlich mit „Stilblüten und Scheingefechten“ sowie der von mir als „Truman Show“ metaphorisierten, medial-kuratierten Realität unserer Zeit befassten. Mit Social Engineering. Dies, weil die in den referenzierten Texten identifizierte Polarisierungsdialektik des „New Normal“, die den öffentlichen Diskurs mittlerweile vollständig usurpiert hat — ad hominem und ad populum anstatt Sachdiskussion —, sich nur deshalb so rasant etablieren konnte, weil ein Großteil der menschlichen Zivilisation unfähig ist, Idole abzulehnen.
Weil der Mensch nie gelernt hat, sich selbst Idol zu sein. So lässt er sich ungefragt wie unbedarft von Pseudokoryphäen in Politik, Wirtschaft, Kultur, Klerus, Adelsstand oder seinem Milieu befehligen, belügen, bestehlen und beleidigen.
Dabei sind es nicht mehr nur die Inhalte, die den Intellekt eines jeden klar denkenden Menschen desavouieren, auch die infantilisierende Darreichungsform des beschämend durchschaubaren und schwerfällig konzertierten „Woko Haram“-, „Cancel Culture“- und Protest-Tohuwabohus ist eine Zumutung. Vermeintlich anspruchsvolle TV-Wissenschaftsformate im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) laufen inzwischen Gefahr, mit der „Sendung mit der Maus“ verwechselt zu werden. Was nicht visuell auf zwei bunten Kacheln darstellbar ist, wird nicht kommuniziert. Der Duktus der Regentenkaste, Medienvertreter und Idole normalisiert degenerative Kommunikationsformen. Und die Nachrichten — um sich danach zu richten — gleichen einer eindimensionalen Endlosschleife widersinniger Brainwash-Phrasen. Dem Publikum serviert man diesen meist evidenzfreien Wortsalat, als sprächen die Protagonisten der Einheitsmeinung zu einer Gruppe Lobotomie-Opfer.
In den digitalen Räumen vermittelt die individualisiert zensurierte Plattform- und Aufmerksamkeitsökonomie passend zur Generaldoktrin den Eindruck, als beherrschten Spaltung, Hass und diametral gegensätzliche Weltanschauungen den Alltag des Normalbürgers. Kaum meldet sich der „User“ — so nennt man übrigens auch Drogen-Junkies — auf einer der großen Plattformen an, befindet er sich im Konflikt. Entweder im Inneren, mit sich selbst, weil die Technologie manipulativ, invasiv und trügerisch fesselnd ist, Stress, Angstgefühle, Soziophobie, Depressionen und emotionale Instabilität befördert — oder im Äußeren, weil er zwangsläufig in Kontakt mit der Meinungsblase des erklärten Opponenten gerät, den Kontrahenten schon an einer Flagge, Spritze, einem Hashtag, dem Pronomen oder einem farbigen Punkt im Profil erkennt. „Icons“ und „Emojis“ ersetzen so jede unvoreingenommene Konversation. Emotionen entscheiden. Aber so funktioniert soziales Miteinander nicht.
Doch sind ein derartiges Online-Verhalten, der asoziale zwischenmenschliche Umgang in Kommentarspalten und die permanente Konfrontation tatsächlich das Spiegelbild der Realität — eine virtuelle Variante unserer Welt? Ein Abbild des alltäglichen gesellschaftlichen Zusammenlebens? Existieren nur noch Echokammern, Verrückte, Idyll-Bremsen, Hass, Hetze und Chaos? Wollen 63 Prozent wirklich weiter freiwillig Maske tragen, wie zahlreiche Umfragen behaupteten? Oder nur die paar Maskenträger in Bus und Bahn, die man seit Aufhebung der Maskenpflicht in Deutschland noch mit dem Stofffetzen sieht? Sprengt Russland wirklich die eigene Pipeline? Oder leiden weite Teile der Bevölkerung an selektiver Wahrnehmung, kognitiver Dissonanz und dysfunktionalem Sozialverhalten, weil sie die Welt über viele Stunden des Tages nur noch via widersprüchlicher Bildschirm- und Display-Erfahrungen erleben?
Besucht man beispielsweise eines sonnigen Frühlingsnachmittags frohen Mutes ein gut besuchtes Straßencafé in der Fremde, steht niemandem die politische Gesinnung direkt ins Gesicht geschrieben. Niemand trägt seine „Icons“ und „Emojis“ um den Hals, um dem räumlichen Umfeld seine Meinung zu Corona, Ukraine oder Genderwahn ungefragt und agitierend aufzudrängen. Kaum jemand ist nur aufgrund optischer Merkmale treffsicher als fanatischer Anhänger der „Woko Haram“ oder als „Verschwörungstheoretiker“ auszumachen. Abgesehen von ein paar hartnäckigen Klischees, Vorurteilen hinsichtlich milieutypischer Kleidung oder Verachtung für die miserablen Tischmanieren eines Gastes bleiben wir offen. Neutral. Kümmern uns um uns selbst. Lassen jedem das Seine.
Wir teilen die anderen Menschen im Café nicht sofort in die Kategorien Gut und Böse, Pro und Kontra, Freund oder Feind ein, sondern begegnen uns in der Regel mit einem Mindestmaß an Respekt und Empathie, als Spezies, die sich gezwungenermaßen ein Habitat teilt. Instinktiv versucht man, sich mit seiner Umwelt in einer für alle akzeptablen Weise zu arrangieren, selbst wenn man sich generell eher misanthrope Anwandlungen bescheinigt. Permanentem Stress, Nervosität und emotionalen Schweißausbrüchen setzt sich wohl kaum jemand mutwillig und mit Freuden aus, wenn er den öffentlichen Raum betritt.
Fällt dem Tischnachbar die Serviette auf den Boden, hebt man sie in der Regel auf und reicht sie freundlich hinüber. Passiert ein Malheur, hilft man. Fehlt auf dem eigenen Tisch der Salzstreuer, fragt man höflich am Nebentisch nach Ersatz. Und watschelt der betagte Pudel einer alten Dame träge herüber, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen, lässt man ihm diese in der Regel gerne zukommen — und wechselt noch ein paar Worte mit der gebrechlichen Seniorin, die ihren Vierbeiner wieder unter Kontrolle zu bringen sucht. Ob sie vor einem Jahr noch Nachbarn ohne Maske bitter beschimpft und gestern für die Ukraine gespendet hat, weiß man nicht. Und es fragt sich, ob das in diesem Moment überhaupt eine Rolle spielt.
Ohne äußerlich sichtbare Symbole, Logos, Wappen, Embleme und sonstige identitätsstiftende Merkmale, die der Umwelt unmissverständlich eine bestimmte Überzeugung oder Gesinnung vermitteln, richten wir unser Gegenüber nicht binnen Sekundenbruchteilen. Deswegen sind Ikonen, Symbolik, Slogans und Idole so fundamental für den Machterhalt eines auf plumper Pro-Kontra-Dialektik basierenden Herrschaftsmodells.
Immer dann, wenn man beginnt, sich mit etwas gemein zu machen, sich auf eine Seite zu schlagen, sich mit einer Idee, Gruppe oder Strömung zu identifizieren, entsteht automatisch eine Grenzlinie. Eine Gegenseite. Eine Fraktion, die es zu besiegen gilt. Die zum Hassobjekt wird. Und entmenschlicht. Naheliegendes Beispiel: Maskenträger. Fielen der Masse im Supermarkt bis vor nicht allzu langer Zeit noch jene vereinzelten Menschen auf, die keine Maske trugen, sind es nun jene vereinzelten Menschen, die noch eine Maske tragen. In beiden Fällen sind en gros Abschätzigkeit, Häme und stille Verachtung das Ergebnis im sozialen Umgang. Fissuren. Konflikte. Spaltung. Die postpandemisch zu diagnostizierende Erosion der Empathiefähigkeit ist ohne Maske als Zugehörigkeitssymbol und Loyalitätsbeweis praktisch undenkbar. Der am Horizont heraufziehende, weitaus totalitärere Maßnahmenstaat der Zukunft, er wäre ohne das massenpsychologische „Corona-Warm-up“ rasch als solcher entlarvt worden.
COVID aber hat dahingehend ein einmaliges Exempel nach Machart des Milgram-Experiments statuiert. Wie nun in den USA, in Deutschland und der Schweiz offiziell bestätigt wurde, unter massiver Mithilfe der Leitmedien und Tech-Konzerne. Ohne sie wäre die programmatische Fragmentierung der ohnehin konfrontativen politisch-ideologischen Meinungsblasen in noch kleinere Partikel gesellschaftlicher Zugehörigkeit nicht umsetzbar gewesen. Stigmatisierung von Nonkonformisten, segregierende G-Reglements, konzertierte, orwellsche Umdeutung sprachlicher Definitionen — all das war konditionierend. Corona war Paradebeispiel und Warnschuss, war Lehrstück und Lektion dafür, wie Social Engineering im Sinne einer Deutungselite auf der großen Bühne des Medienzeitalters funktioniert, wenn Menschen isoliert werden, wenn die Welt wie gebannt auf gleichgeschaltete Newsfeeds oder Dashboards starrt — und glaubt. Wie an einen Kult.
Nun hat sich zwischenzeitlich weiträumig die Erkenntnis Geltung verschafft, dass in Bezug auf die vermeintliche Pandemie eigentlich nichts so war wie von den Massenmedien dargestellt. Die ventilierte Panik war substanzlos. Prognosen waren manipulierter Schrott. Die Lügen kommen ans Tageslicht, wenn auch nur langsam und tröpfchenweise. Trotzdem erkennen weite Bevölkerungsteile offensichtlich noch nicht, dass auch die anderen „Themen des Tages“ nicht nur mit den gleichen Kommunikationsmethoden in den öffentlichen Debattenraum gepresst werden, sondern dass auch die strategischen Ziele dieser Narrative jenen des Virenwahns gleichen.
Ob Klima-Apokalypse, Damoklesschwert des Nuklearkrieges, Energiekrise, Panikmache vor und WHO-Verträge wegen Folgepandemien, Zuwanderungsdebatte, künstliche Intelligenz, radikale Rechte oder radikale Linke — die Ergebnisse sind stets identisch: mehr Angst, mehr Spaltung und dann mehr Staat.
Dabei ist gleichgültig, ob etablierte oder neue Medien die Angst-Narrative verbreiten. Ohne Kontextualisierung, konstruktives Einordnen und lösungsorientierte Kommunikation befördern Nachrichten — deren Inhalt zumeist negativ konnotiert ist — vor allem Defätismus. Und spielen damit dem System in die Hände, wie Communiqués diverser Regierungen belegen. Siehe „Panik-Papier“ des Bundesinnenministeriums oder britische „Nudging-Unit“. Oder in führender Rolle auf diesem Gebiet seit 1947: das Tavistock Institute. Es hat Methode, die Massen zu ängstigen. Dass Kontrolle und totale Überwachung oberste Priorität staatlichen Handelns geworden ist, scheint unübersehbar, eventuell sogar unstrittig. Das erzeugt Widerstand bei jenen, die sich nicht gutgläubig um die Fahne sammeln. Daher die geradezu panischen Versuche der herrschenden Kaste, Narrative, die ihren Machterhalt sichern, möglichst gewaltlos durchzusetzen. Widerstand verteuert den Wandel.
So kontrollieren gewiefte Machthaber seit jeher beide Seiten des Spektrums, inszenieren oder instrumentalisieren Opposition, Proteste und Attentate, um öffentliche Meinung zu steuern. Sie lassen die korrumpierte Presse lügen, um Mehrheiten und Trends zu simulieren. Um Meinung — im Wortsinne — zu machen. Sie schaffen Bilderwelten. Syntax wird der schnelllebigen Oberflächlichkeit dieser Ära kaum noch gerecht. Fotos und eine Headline aber verfangen sofort. Diesen kontinuierlich präziser wie aufdringlicher werdenden Manipulationsprozessen der Sozialingenieure kann nur Wind aus den Segeln genommen werden, wenn alle Spektren aufhören, in den Schemata der vorgegeben Dialektik zu denken.
Doch kaum flaut die Coronakrise ab, schwenkt der Fokus gen Ukraine. Hysterie. Dann zu Energiekrise und den Twitter-Files. Wieder Hysterie. Jetzt „Pfizergate“. Während parallel die drohende Klima-Apokalypse in zunehmender Häufigkeit zur Titelstory avanciert. Ob manipulativ dunkelrot bis violett gefärbte Wetterkarten des ÖRR im vergangenen Sommer, inszenierte Protestbilder aus Lützerath, das jährliche CO2-Budget für jedermann oder die „15-Minuten-Stadt“, die nichts anderes bedeutet als einen Klima-Lockdown. Da braut sich — oder man — etwas zusammen. Und ohne Widerstand sind die psychosozialen Testballons von heute die Realität von morgen.
In Großbritannien werden von Staats wegen bereits vielerorts Straßenblockaden errichtet, die die Bevölkerung daran hindern, motorisiert einen festgelegten Radius zu verlassen. Die „Councils“ der einflussreichen „Net-Zero-Allianz“ UK100 unterzeichneten unlängst eine Erklärung, um das 15-Minuten-Radius-Gehege landesweit zu ermöglichen.
Natürlich wirkt das von oben angepriesene Utopia von Zeitenwende und Agenda 2030 vordergründig verlockend, wie etwas Gutes. Der Weg dorthin wird meist als alternativlos dargestellt. Externe Zwänge und Faktoren. Und wer möchte nicht gern mithelfen, die Welt zu retten? Aber wenn es nach der EU und vielen anderen UN-Mitgliedsstaaten geht, soll die Weltwirtschaft bis 2050 vollständig dekarbonisiert sein. Damit bliebe für jeden Menschen rechnerisch ein jährliches CO₂-Budget von eineinhalb Tonnen. Dieser Wert ist nicht mal von einem vegan lebenden Obdachlosen, der keinerlei elektronische Geräte besitzt, zu erreichen. Es sei denn, er stellt das Atmen weitgehend ein.
Tot wäre er dann natürlich nicht, folgte man Robert Habecks Logik, er würde nur nicht mehr weiterleben.
Das kollektivistisch verbrämte Utopia der „Green Economy“, der „vierten industriellen Revolution“, das uns der supranationale Korporatismus da verkaufen möchte, wird auf dem Rücken von Abermillionen ausgebeuteter Menschen im globalen Süden errichtet.
„Wokistan“ baut seine moralisierenden Mauern auf den Ruinen der Zukunft
Auf sozialen Ungleichheiten, beispielloser Armut, Raubbau an der Natur und Krieg. Da ist überhaupt nichts „nachhaltig“. Außer dass diese „Green Agenda“ die Dominanz des wertewestlichen Neokolonialismus nachhaltig sichern soll, obschon kaum jemand Mutter Erde heftiger vergewaltigt als die internationalen Rohstoff-Konglomerate und Minen-Konzerne, die — oft von geschundener Kinderhand — seltene Erden, Smartphone- und Batteriebestandteile aus der Erde der Entwicklungsländer scharren lassen.
„Skynet“ ist gierig und nichts dem Herrschaftskomplex wichtiger als die vollkommene, granulare Digitalisierung des Alltags. Die Technokratie. Nur über diesen sozialarchitektonischen Hebel und die damit einhergehende Dehumanisierung des Lebens ist der totalitäre Öko-Gulag des „Net-Zero“-Projektes überhaupt möglich. Entmenschlichende Tendenzen sekundierend, zieht derzeit gehäuft das Thema „Artificial Intelligence“ (AI, künstliche Intelligenz) seine Kreise im öffentlichen Raum.
Im Kontext transhumanistischer Strömungen lösen die skizzierten Szenarien biochipbasierter Überlegenheit, die düsteren Geschichten von künstlicher Superintelligenz, Singularität und dem Ende unserer Spezies das Gleiche aus wie alle Herrschaftsnarrative: Angst.
Aktuelles Beispiel: „ChatGPT“. Ein für jeden zugängliches AI-Projekt auf dem Wissensstand von 2020, mit dem man nach kostenloser Anmeldung interagieren, diskutieren oder Inhalte produzieren kann. Die künstliche Intelligenz schreibt auf Kommando selbstständig Fachaufsätze, philosophische Essays, Gedichte und Software-Code oder beantwortet x-beliebige Fragen aller Themengebiete. Vor einigen Tagen bestand die Maschine im Alleingang verschiedene Examensprüfungen an US-Universitäten.
Nicht nur Kinder, Berufsschüler oder Studenten empfinden nach anfänglicher Faszination für die Fähigkeiten dieser Innovation so etwas wie Ohnmacht. Auch bei vielen Berufstätigen dürfte alsbald die Gewissheit reifen, dass sie in absehbarer Zukunft von einem ähnlich gearteten Automat abgelöst werden könnten. Und angesichts der Tatsache, dass man sich künftig in Konkurrenz mit so einem omnipotenten „Ding“ am Arbeitsmarkt befinden wird, kann man sich schon einmal obsolet vorkommen.
„ChatGPT“ erzeugt Angst vor einer Technologie, die sich des Homo sapiens schleichend entledigt — zunächst im digitalen Raum, gesteuert von autonomen Algorithmen, entwickelt zur automatisierten Zensur von Gegenöffentlichkeit. Anschließend auf psychischer Ebene. Durch invasive Technologie, die krank macht, und Simulation einer dunklen Realität, einer Matrix, die unweigerlich Resignationsgefühle auslöst. Und in letzter Konsequenz physisch, da eine Super-AI, die selbstständig agiert, lernt und sich demzufolge Zugriff auf alle Systeme schafft, den Homo sapiens zwangsläufig als Bedrohung für ihren Lebensraum einstufen und vernichten wird. Wer annimmt, solch ein „Terminator“-Szenario läge in weiter Ferne, sollte sich bewusst machen, dass schon 2017 mehr als die Hälfte des gesamten Internet-Traffics automatisch erzeugt wurde, von „Bots“ und „Malware“. Von Schadprogrammen. Tendenz: steigend, wie Statista vor allem für den Zeitraum ab 2020 attestiert.
Nicht vergessen sollte man in diesem Kontext, dass die NASA, die einen Großteil ihres üppigen Budgets für militärische Forschung aufwendet, den Beginn des Zeitalters der „genetischen Kriegsführung“ bereits im Jahr 2001 präzise für 2020 prognostizierte. Die Machtübernahme durch Maschinen prophezeite die Weltraumagentur für 2030 und Folgejahre. Es bleibt also noch etwas Zeit, die Wachablösung durch den Cyborg oder „Skynet“ zu verhindern. Sputen sollte sich unsere Spezies trotzdem. Denn die Kakofonie psychologischer Kriegsführung, der sich eine Klasse moderner Lohnsklaven derzeit ausgesetzt sieht, wird begleitet von kontinuierlich rückläufiger Fertilität. Ab 2060 schwingt das Bevölkerungswachstum nach aktuellen Berechnungen global ins Negative um.
Und genau daran arbeiten Pharma-Mafia, biosoziale Forschung und Bioethik, wie sich die Eugeniker heutzutage bevorzugt nennen. Depopulationsvisionen waren selten so en vogue — Klima-Apokalypse und so. Der Klassenkampf von oben zeichnet sich nicht mehr durch physische Gewalt aus, sondern durch mentale Vereinnahmung der Opfer. Durch das Brechen des Willens. Durch das perfide Vortäuschen eines Solidaritäts- und Gemeinwohlgedankens, eines Kollektivs, das totalitäre Übergriffigkeit mit orwellschem Neusprech übertüncht.
Durch Simulation von Realitäten, die das politische Handeln alternativlos erscheinen lassen. Durch Aufbau und Abriss von Feindbildern nach Belieben. Durch Spaltpilze, deren Sporen nach Ausbringung zunächst unauffällig keimen, häufig über Jahre und Jahrzehnte, die unter der Oberfläche der Massenwahrnehmung gedeihen, subkutan ihr Myzel ausbilden — bis die herrschende Kaste sich ihrer zu bedienen sucht und der Fruchtkörper plötzlich über Nacht platzt.
Je poröser unser Geflecht sozialer Bindungen wird, je weiter das lose Gefüge digital isolierter Pseudoindividualisten auseinanderdriftet, desto sicherer ist den Geostrategen und Sozialingenieuren der Machterhalt. Darum schaltet der Nudging-Apparat stets einen Gang zu, sobald sich ein entscheidender Protagonist demontiert oder ein elementares Herrschaftsnarrativ droht, zu implodieren. So blasen die Propaganda-Posaunen dieser Tage im Fortissimo.
Denn das eigentliche Grundkapital der Regierenden, die Vertrauenswerte, wetteifern seit Jahren um neue Negativrekorde. Weniger als die Hälfte der deutschen Bevölkerung glaubt, dass man seine Meinung im Lande noch frei äußern kann. Die Wahlbeteiligung ist über die Dekaden hinweg konstant rückläufig. Die Politikverdrossenheit nimmt zu — Entertainment ist spannender. Sodass die etablierten Parteien zusammen gerade noch etwa eine Million Mitglieder zählen, bei 84 Millionen Einwohnern, von denen 61 Millionen wahlberechtigt sind.
Das wachsende Desinteresse an der spitzenpolitischen Schmierenkomödie ist ein deutliches Signal dafür, dass sich das System längst selbst delegitimiert hat. Doch anstatt die Ursachen zu bekämpfen und die Demokratie durch mehr Partizipation zu beleben, naheliegenderweise nach dem Vorbild der Schweiz, arbeiten Deutschland und die EU an Konzepten des „prädiktiven Wählens“. Sprich: das Smartphone stimmt in elektoralen Zyklen automatisch für seinen Besitzer ab. Denn es weiß aufgrund des permanenten Datendiebstahls ohnehin mehr über ihn als er selbst. Eine Demokratur der Degeneration. Demnächst in einer „15-Minuten-Stadt“ oder „Smart City“ in ihrer Nähe.
Die Ära der 2020er-Jahre steht für nichts Geringeres als den Beginn eines offen geführten, historisch bedeutsamen, globalen Kampfes um die Existenz der Spezies. Es geht um freies Leben oder Freiluftgefängnis. Um sozialen Zusammenhalt oder technokratisch-totalitäre Isolationshaft. Um die Souveränität des Einzelnen — oder Vereinnahmung durchs Kollektiv.
„Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, heißt es so schön. Aber wie? Nach dem Motto: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“? Oder vielleicht mit „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“, wie man früher häufig auf Postern in versifften Jugendzimmern lesen konnte? Unwahrscheinlich, dass mit solch spätpubertären Revolutionsfantasien noch ein Blumentopf zu gewinnen ist.
Zumal Revolution nur neue Idole nach oben spült und das entstandene Machtvakuum schlicht mit einer weiteren Portion heißer Luft gefüllt wird. Dabei wäre ein Funken Anarchie vermutlich nicht das Schlechteste. Denn im Gegensatz zur landläufigen, antrainierten Assoziation steht Anarchie nicht für die Abwesenheit von Ordnung, sondern für Abwesenheit von Herrschaft. Und das ist im Grunde Kerngedanke direkter Demokratie und Leitlinie des Subsidiaritätsprinzips. Spontane Ordnung. Selbstverwaltung.
Sinnvoll wie sofort realisierbar wäre dezentrale Organisation auf kleinstmöglicher Ebene. Dieser Ansatz hat nichts mit Revisionismus, einer Absage an die Völkerverständigung oder „De-growth“-Bestrebungen zu tun, sondern mit Systemlehre. Wer annimmt, anarchische Organisation bedeute Rückschritt oder schwindende Wirtschaftskraft, verwechselt Ökonomie mit Sozialarchitektur. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg waren die anarchisch organisierten Regionen ungleich produktiver als der Rest des Landes. Und wer bei solchen Überlegungen an strukturell zementierten Denkschablonen wie Reich, Staat, Land, Währung oder Handelszöllen hängen bleibt, ist Opfer von Indoktrination und Social Engineering. Seine Religion ist Etatismus.
Diesem dürfte ein Großteil der „Zivilisation“ verfallen sein. Deswegen muss man ab und an schreien, um sich in der aktuellen Auseinandersetzung Gehör verschaffen zu können — metaphorisch gesehen. Manchmal auch dem Wortsinn nach. Nur wo eine Reaktion provoziert wird, entsteht Interaktion. Katharsis. Wie bei guter Kunst. Und das braucht die Gesellschaft mehr denn je, über alle ideologischen Barrieren hinweg. Denn wo eine engagierte Diskussion zu einem Sachthema als Mikroaggression verteufelt und die emotional engagierte Debatte um Standpunkte als passive Aggression oder verdeckte Gewalt geahndet wird — was an US-Universitäten bereits gang und gäbe ist —, glänzt Demokratie höchstens mit Abwesenheit.
Der „Demos“ organisiert sich idealerweise durch eigenverantwortliches Erstreiten des Konsens. Aber ohne Reibungshitze ist ein solcher kaum herzustellen. Konflikte sind normal. Waren es immer. Nur ihre konstruktive Lösung ebnet den Weg in eine kollaborative Zukunft für alle Teilnehmer eines Systems. Moralische Leitplanken, humanistische Grundsätze und unveränderliches Naturrecht sorgen in der Regel dafür, dass sie nicht eskalieren. Wenn eine Gemeinschaft nicht konfliktfähig ist, sich nicht selbst zu Entscheidungen und Lösungen durchringen kann, bekommt sie diese vorgesetzt. Durch Zentralismus. Durch eine Neuauflage von Kulturrevolution und unerbittlichen Klassenkampf von oben.
Schon eine alte Redewendung stellte fest: „Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.“ Sollte also in naher Zukunft nicht aus allen Ecken der Zivilgesellschaft der Lärm engagierter Streitgespräche, ehrlicher und hart geführter Diskussionen hallen, engagierter Schlagabtausch und ergebnisoffene Auseinandersetzung zwischen allen Lagern, Parteien und Spektren den Debattenraum erfüllen, sodass daraus eine Form von demokratischem Momentum, Selbstermächtigung und parteiübergreifender Initiative für Selbstbestimmung hervorgeht, passiert der Menschheit genau das, was ihr in der Zivilisationsgeschichte bisher immer passierte: Sie folgt einem Idol — und zwar in den Abgrund.
„Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen“ (George Orwell, Animal Farm: A Fairy Story, 1945).
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