Der Mord an Jamal Kashoggi in der saudi-arabischen Botschaft in der Türkei ist beispiellos in seiner Unverfrorenheit. Die Reaktion Washingtons und der kanadischen Regierung besteht darin, Saudi-Arabien mehr Waffen zu verkaufen – Waffen, die von den Saudis benutzt werden, um die jemenitische Bevölkerung auszulöschen. Die russische Antwort ist – wenn es sich hier nicht um Fake-News handelt –, den Saudis das S-400-Flugabwehrsystem zu verkaufen.
Daraus kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass Profite durch Waffenverkäufe wichtiger sind, als Mord und Völkermord zu verhindern.
Der Jemen
Es ist Völkermord, was im Jemen gerade vor sich geht. Auf dem National Public Radio, NPR, hörte ich heute in einer Reportage, dass die Jemeniten verhungern und an einer Cholera-Epidemie sterben, alles in Folge der Zerstörung der Infrastruktur im Jemen durch die Saudis.
Die Entwicklungshelferin, die in diesem Bericht zu Wort kam, war offensichtlich ehrlich und aufgebracht, hatte aber Schwierigkeiten, die hohe Todesrate mit dem von Washington finanzierten Krieg in Verbindung zu bringen. Stattdessen machte sie die 20-prozentige Entwertung der jemenitischen Währung dafür verantwortlich, die die Nahrungsmittelpreise so in die Höhe trieb, dass die meisten Jemeniten kein Essen mehr kaufen können. Sie sagte, zur Behebung der Krise müsse man die Währung stabilisieren!
Es ist schwer zu verstehen, warum die westlichen Medien und westliche Politiker den Iran, Syrien, Venezuela, Nordkorea, China und Russland derart dämonisieren. Nicht diese dämonisierten Länder bringen Menschen in ihren Botschaften um, führen Angriffskriege – nach den Kriterien der Nürnberger Prozesse sind dies Kriegsverbrechen – und verhängen Embargos auf Lebensmittel und medizinische Versorgungsgüter gegen eine Bevölkerung, die bombardiert wird. Diese Verbrechen werden von Saudi-Arabien, Israel, den USA und ihren NATO-Vasallen begangen.
Offenbar zählen die Jemeniten genauso wenig wie die Palästinenser. Ihre Abschlachtung verursacht keinen moralischen Aufschrei im Westen.
Russische Waffen an Saudi-Arabien?
Putin mag Washington gegenüber Gleiches mit Gleichem vergelten, wenn er sich an Washingtons Rüstungskunden heranmacht, aber die Entscheidung, den Saudis das S-400 zu verkaufen, ist ein strategischer Patzer.
Saudi-Arabien finanziert den Krieg gegen Syrien mit — und Russland hat zur Verteidigung Syriens menschliche und finanzielle Opfer gebracht. Zudem ist Saudi-Arabien ein Feind des Iran.
Der Iran wiederum ist ein Verbündeter Russlands bei der Verteidigung Syriens und außerdem ein Land, dessen Stabilität wesentlich für Russlands Stabilität ist.
Wichtiger jedoch mag die Tatsache sein, dass die Saudis das S-400-System sofort an Washington aushändigen und Experten herausfinden werden, wie es zu überwinden ist. Und Russland wird umsonst in die Waffe und den Vorteil daraus investiert haben.
Die Entscheidung, den Saudis das S-400 zu verkaufen, überzeugt Washington davon, dass Putin und seine Regierung keine Ahnung haben, "Babes in the Woods" sind, die man leicht ausschalten kann (Babes in the Woods ist ein traditionelles englisches Märchen von zwei schutzlosen Waisenkindern, die schließlich im Wald sterben; Anmerkung der Übersetzerin).
Meiner Meinung nach ist der übelste Aspekt des S-400-Verkaufs der Verlust der moralischen Oberhand, die Putin für Russland gegenüber dem mordenden und immerzu drohenden Westen gewonnen hatte. Nun sehen wir, dass Russland den Profit über den Respekt für Rechtsstaatlichkeit und moralisches Verhalten stellt, den die russische Regierung bekundet hatte.
Ausstieg aus dem INF-Vertrag
Sogar noch unmoralischer und unverantwortlicher ist Trumps Rückzug aus dem INF-Vertrag. Der einzige Grund für Trumps zionistischen, neokonservativen nationalen Sicherheitsberater, diesen Rückzug zu orchestrieren, besteht darin, Russland zu drohen. Russische Mittelstreckenraketen können die USA nicht erreichen. Sie könnten Europa erreichen, und US-amerikanische Raketen, die in Europa an Russlands Grenze platziert werden, könnten einen atomaren Erstschlag gegen Russland ausführen, der völlig unerwartet käme und gegen den man sich nicht verteidigen könnte. Seit Jahren beschwert sich Präsident Putin über Washingtons heimlichen Aufbau von ABM-Stützpunkten in Polen und Rumänien und warnt vor den Folgen. Der Aufbau erfolgte unter dem Vorwand, sie dienten dem Schutz Europas vor einem iranischen Raketenangriff.
Putin hat wiederholt betont, dass diese Raketenstandorte ganz leicht und heimlich in eine Angriffsstellung für atomare Marschflugkörper gegen Russland gebracht werden können. Und dennoch behauptet der durchgedrehte nationale Sicherheitsberater der USA gegen jede Logik, es seien die Russen, die betrügen — obwohl sie von einem Bruch des Abkommens in keinster Weise profitieren würden.
Europa ist absolut außerstande, eine militärische Bedrohung für Russland darzustellen – außer als Abschussrampe für Washington. Verhielte sich Washington Russland gegenüber nicht so aggressiv, hätte Europa von Russland nichts zu befürchten.
Präsident Reagan handelte den INF-Vertrag mit Gorbatschow aus, damit die Sowjetunion die USA weniger als Bedrohung ansieht. Reagan wollte das Ende des Kalten Krieges und eine atomare Abrüstung. Reagan hasste Atomwaffen. Zu Reagans Regierungszeit glaubte niemand mit einem Fünkchen Verstand mehr, dass die Rote Armee in Europa einfallen wollte. Das Problem war ein anderes. Das Problem bestand darin, Atomwaffen loszuwerden, die das Potential hatten, das Leben auf unserem Planeten zu zerstören, aber nicht einen Krieg zu gewinnen. Reagan hatte das vollkommen verstanden.
Leider ist dieses Verständnis in Washington verloren gegangen.
Wenn der INF-Vertrag aufgelöst wird, wird es für Russland unmöglich, Raketenabschussbasen in der Nähe seiner Grenzen zu tolerieren, da hier Erstschlag-Atomwaffen auf Russland gerichtet werden könnten, gegen die es sich nicht verteidigen könnte. Die europäischen Länder, die dumm genug sind, diese Stützpunkte auf ihrem Land zu beherbergen, werden sich in einer angespannten Situation mit dem russischen Militär wiederfinden. Es braucht nur ein falsches Signal, und ein Atomkrieg wird losgetreten.
Der Feind ist gesetzt
Trumps Absicht, die Beziehungen zu Russland zu normalisieren, wurden von CIA-Direktor John Brennan, FBI-Direktor James Comey, dem stellvertretenden Generalstaatsanwalt des Justizministeriums Rod Rosenstein, dem Militär-Sicherheits-Komplex, der Israel-Lobby, der Demokratischen Partei, der US-amerikanischen liberalen/progressiven Linken und den Presstituierten-Medien — CNN, MSNBC, New York Times, Fox News, BBC, Washington Post und so weiter — vereitelt.
Wir werden alle sterben, weil das US-Establishment gelogen hat wie gedruckt.
Die Billigung saudischer Verbrechen und die westliche Gleichgültigkeit gegenüber Washingtons Ausscheiden aus dem INF-Vertrag lassen uns schlussfolgern, dass Moralität gegenüber materiellen Interessen den Kürzeren zieht. Wir können daraus auch schließen, dass das Böse die Herrschaft über das Gute erlangt hat – mit der Folge, dass Habgier und Rechtlosigkeit die Zerstörung der Wahrheit, der Völker und des Lebens auf dieser Erde vorantreiben werden.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „The Triumph of Evil". Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.
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