„Fürchtet euch nicht“ steht auf der riesigen, aus Pappmaché gebastelten Stachelkugel. Es handelt sich um eine riesenhafte Nachbildung des sattsam bekannten Coronavirus. Ungewöhnlich ist aber der Ort, wo dieses besondere Deko-Utensil platziert wurde: die Weihnachtskrippe der katholischen Gemeinde in Renningen. Maria, Josef und das Christuskind sind auch präsent — jedoch viel kleiner, eingelagert in einer kleinen Nische im Inneren der Kugel. Sie verschwinden fast neben dem riesenhaft-bedrohlichen Virus. „Außergewöhnliche Jahre erfordern außergewöhnliche Krippen“, sagte der zuständige Pfarrer Franz Pitztal.
Die Presse berichtet über die Deko-Exzentrizität neutral bis freundlich. Alles ist möglich in der „Neuen Normalität“. „Fürchtet euch nicht“? Ich fürchte mich jetzt noch mehr — vor einem grassierenden Wahn, der auch vor traditionellen Festen unserer Kultur nicht haltmacht.
Der Vorgang in Renningen ist für mein Gefühl hoch symbolisch, und er deutet auf eine Verschiebung der Gewichte hin, wie sie zu meinen Lebzeiten bisher undenkbar gewesen sind. Corona ist wichtiger geworden als Weihnachten, größer als Jesus. Die Virus-Erzählung ist dabei, die Geschichte von Geburt und Sterben des Erlösers als zentralen Mythos des „christlichen Abendlands“ abzulösen. Es ist die eigentliche Weltreligion, der Kult unserer Zeit, wie es Gunnar Kaiser in einer brillanten Videoansprache dargelegt hat.
Bestimmte Merkmale weisen laut Kaiser das offizielle Narrativ zu Corona als quasi-religiös aus: Es existiert ein festgefügter Glaube, der sich durch Fakten keinesfalls beirren lässt. Verbohrtheit und Ausgrenzung von „Ketzern“ sind weit verbreitet. Zur Aufrechterhaltung einer linientreuen Illusion wird ein enormer mentaler Aufwand betrieben, der es hinterher umso schwerer macht, den Irrtum einzusehen.
Repression als Weihnachtsgeschenk
Schon lange ahnen aufmerksame Beobachter, dass es mit der nach außen hin zur Schau getragenen christlichen Einstellung der meisten Politiker nicht so weit her ist. Zumal mit jener der „C-Parteien“, die sich besonders inbrünstig an Kriegseinsätzen, an Sozialabbau und der Etablierung einer inhumanen Flüchtlingspolitik beteiligt haben. Neu ist nur, dass an diesem Weihnachten 2020 nicht einmal mehr der Versuch unternommen wird, Respekt vor den christlichen Gebräuchen zu heucheln. In die Geschichte jenes Abendlands, das von einer Mitte-Rechts-Koalition aus Pegida, AfD, Union und Teilen der SPD angeblich so eifrig verteidigt werden musste, dürfte insbesondere Markus Söder als der erste Landespolitiker eingehen, der die Nachtmessen an Weihnachten unter Strafe verbot.
Mehr noch: Wer in der Heiligen Nacht vor die Tür gehen wird, um die Sterne zu betrachten und vielleicht auch die romantische Weihnachtsdekoration in den Nachbargärten — Lichterketten in der Form von Elchen und Weihnachtsmännern zum Beispiel —, dem kann es passieren, dass er von der Polizei aufgehalten und in seine Wohnung verschleppt wird. Strafen von 500 Euro pro widerrechtlichem Nachtspaziergang drohen.
Unter den Christbaum jedes bayerischen Bürgers legt die Staatsregierung in diesem Jahr zwei besondere Geschenke: Repression und Erniedrigung. Bürger, unschuldige Menschen, werden wie Strafgefangene behandelt. Für die Bayern — ebenso wie für Bewohner anderer Gemeinden in Deutschland — haben die Regierungen nächtliche Käfighaltung beschlossen. Und es besteht kein begründeter Zweifel daran, dass die Polizei auch diesen menschenrechtswidrigen Anschlag auf die Freiheit wieder getreulich und in einer Haltung professioneller Arroganz exekutieren wird.
Nein, dieser Ministerpräsident — und jeder Politiker, der wie er handelt — gleicht in dieser unwürdigen Weihnachtserzählung eher dem Kaiser Augustus, von dem bekanntlich ein „Gebot“ ausging, das Menschen in ihrer Freiheit einschränkte. War das Mittel der Volkszählung, das die Heilige Familie damals zwang, in Bethlehem zu übernachten, nicht ein frühes Zeugnis staatlichen Überwachungsbemühens?
2020 wird die Freiheit, die heimatlos durch die Straßen des Landes irrt, nirgendwo mehr eine Herberge finden. Überall steht sie vor verschlossenen Türen. Durchs Fenster lugend findet sie nur noch ängstlich in ihren Häusern verkrochene Staatsbürger, in kleinen Grüppchen vor ihren Fernsehern versteinert und unter ihren Weihnachtsbäumen erstarrt, hohl gewordene Rituale zelebrierend. Haselnüsse für Aschenbrödel. Sissi, die junge Kaiserin. André Rieu spielt „Lasst uns froh und munter sein“.
Kitsch als Hoffnungszeichen
Dabei betrachte ich die Liebe vieler Menschen zum Kitsch eher als Hoffnungszeichen. Das Altmodische und Kindliche eröffnet uns allen einen verlorenen Geborgenheitsraum in einer Gegenwart, in der unsere alte Welt systematisch zerstört wird, in der wir entheimatet und zu sich überstürzenden profitgetriebenen Innovationen zwangsbekehrt werden. „Erwachsensein“ bedeutet in diesem zwölfmonatigen Januar die Anpassung an eine entzauberte, durchorganisierte und totalüberwachte Warenwelt — bedeutet erzwungenen Selbstverrat, das Niederkämpfen unserer Berührbarkeit und Lauterkeit, des staunenden Kindes in uns.
Die in Weihnachtsfilmen und Märchen transportierten Werte repräsentieren oft das glatte Gegenteil dessen, was wir in unserem gleichgeschalteten, dem neoliberalen Effizienzgedanken unterworfenen Wirtschaftsleben vorfinden. Warmherzigkeit, familiärer Zusammenhalt, der Sieg der Liebe über Nützlichkeitserwägungen — all das wird in diesen oft seichten Filmchen vor uns ausgebreitet. Sie zeigen nicht, was Menschen tatsächlich erleben, sondern wonach sie sich sehnen. Insofern zeigt Kitsch zwar nicht die Realität, wohl aber die Wahrheit — jene über die Bedürfnisse der Menschen.
Ich empfehle zu diesem Thema sehr das ARD-Märchen „Sterntaler“, das in der Mediathek sicher eine Zeit lang abrufbar sein wird. Die Titelheldin zeigt darin nicht nur berührende Güte und Freundlichkeit gegenüber allen Lebewesen, der Film transportiert auch eine klar antikapitalistische Botschaft und geißelt das Verhalten der Reichen, die Menschen in Schuldknechtschaft treiben. Dergleichen findet man außerhalb des Märchengenres leider selten im Fernsehen.
Protest gegen das Elend
Bevor wir Nachgeborenen über die „eskapistische“ Funktion von Weihnachtskitsch ein zu harsches Urteil fällen, sollten wir uns ein interessantes Zitat von Karl Marx zur Religionskritik vor Augen führen. Darin wird nicht nur — wie allgemein bekannt — die Religion als „Opium des Volkes“ abgekanzelt, sie wird auch in gewisser Weis als Kraft des Protests gewürdigt.
„Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist.“ Statt Religion könnte man hier auch „Kitschkultur“ einsetzen, und oft — etwa im religiösen Kitsch — fließt beides zusammen. Soll man dergleichen nur abschätzig als Verdrängungs- und Vertröstungskultur verachten? Oder sind wir in der Lage, hinter derartiger Schönfärberei auch den Hilfeschrei der von ökonomischer Hoffnungslosigkeit und kaltem Zweckdenken bedrängten Kreatur zu sehen?
Der Historiker und Journalist Holdger Platta hat einen lesenswerten Essay über kapitalismuskritischen Kitsch in Filmen wie „Der kleine Lord“ oder „A Christmas Carol“ von Charles Dickens geschrieben. Neben Karl Marx zitiert er darin auch Ernst Bloch und arbeitet das gegenwartskritische sowie utopische Potenzial sentimentaler Kunst heraus.
„Der Scheincharakter dieser Glücksinszenierungen ist gleichzeitig Vor-Schein einer anderen, besseren Welt. Durchaus im Sinne dieser Zuversichtsvokabel Ernst Blochs in seinem Großwerk ‚Prinzip Hoffnung‘ fließt in diesen Filmen das, was der Tübinger Marxist als ‚Wärmestrom‘ der Geschichte bezeichnet hat und — eben — als ‚Vor-Schein‘ einer anderen, besseren Welt.“
Platta analysiert jedoch auch, dass vorübergehender Trost nur bedingt hilfreich ist, wenn es darum geht, ein Wahn- und Zwangssystem umzustoßen. „Von Ergriffensein kann wahrlich die Rede sein, von Begreifen wohl kaum.“
Angekündigte Hafterleichterungen
Auch an diesem Weihnachten werden Politiker uns wieder mit einer einstudierten Warmherzigkeits-Simulation zu beglücken versuchen, während sie Menschen systematisch in Isolation und Depression treiben. Was sich Menschen vom Weihnachtsfest erhoffen, wird in dem bekannten Weihnachtslied „Leise rieselt der Schnee“ auf die kürzeste Formel gebracht: „In den Herzen wird’s warm, still schweigt Kummer und Harm.“
Eine schöne Vision, die wir gerade in diesem Jahr 2020 dringend herbeisehnen. Es war aber immer schon so, dass Weihnachten eine Art Pause von der harten Realität darstellte, dass die Feiertage zur Verdrängung von im alten Jahr angehäuften Problemen einluden, die dann im Januar doppelt schmerzlich über die Menschen hereinbrachen. In diesem Jahr wird uns seitens der Politik nicht einmal diese kleine, einlullende Realitätspause gegönnt — offenbar weil es den Verantwortlichen wichtig ist, wirklich noch den letzten „freien“ Lebensbereich der Totalität ihres Machtanspruchs zu unterwerfen, noch die letzte gesellschaftlich geduldete Idylle mit ihrer braun-grauen Corona-Soße zu übergießen.
Schon lange bevor die Weihnachtslockerungen faktisch zurückgenommen wurden, stänkerten Politiker und Presse massiv gegen sie an. Wenn den Bürgern schon derartige Freiheiten „gewährt“ worden seien, dann sollten sie sich dabei aber auch möglichst schlecht fühlen. Mehr noch: Sie sollten auf den Genuss des noch Erlaubten freiwillig verzichten, Weihnachten durch eine Vor- wie eine Nachquarantäne umrahmen und sich — noch in der Gnade bestimmter Restfreiheiten stehend — mit den unsichtbaren Ketten medial aufoktroyierter Wohlanständigkeit fesseln lassen.
Wenn die Politik schon keine komplett kastrierten Bürger haben kann, präferiert sie als zweitbeste Lösung ein Büßervolk, das vom Bewusstsein seiner Sündhaftigkeit niedergedrückt und so für die Ablasshändler der Politik leichter steuerbar ist. Schon früh war mit Blick auf „zu laxe“ Weihnachtsregeln von einer drohenden Katerstimmung „hinterher“ die Rede — als seien die dürren Monate zuvor mit Masken, Kontaktverhinderung und Angstpropaganda für die Bevölkerung ein andauernder beseligender Rausch gewesen.
Die Furcht vor Kontrollverlust
Ins Visier der Mächtigen ist besonders jede Art von Kontrollverlust geraten. Dies gilt sowohl für den partiellen Verlust der Selbstkontrolle — zum Beispiel in größeren, alkoholisierten Menschenansammlungen — als auch für Einschränkungen der Kontrollmöglichkeiten des Staates selbst. Schon deshalb ist die Privatwohnung zum politischen Ärgernis geworden, eine „Black Box“, die von außen nur schwer einsehbar ist.
Daher auch der Versuch der Staatsmacht, die Zugangswege und Zwischenräume zwischen den unüberwachten Zellen einer möglichst totalen Kontrolle zu unterwerfen. Da die Wohnung in den meisten Fällen — noch — tabu ist, werden anreisende Besucher schon auf dem Weg dorthin von der Polizei abgefangen, zur Rede gestellt und sanktioniert. So kann die Unverletzlichkeit der Wohnung pro forma in Kraft bleiben, während im Endeffekt das Gleiche erreicht wird: Die Bewohner können nicht mehr allein darüber entscheiden, was sie in ihren vier Wänden „treiben“ — der Staat hat hierbei ab jetzt ein Wörtchen mitzureden.
Im Visier der Macht ist ferner jede Ausschweifung und unbotmäßige Vermischung, das „Dionysische“, wie es Nietzsche nannte, das Außerkraftsetzen der Verstandeskontrolle, die stets auch als Agentin der verinnerlichten gesellschaftlichen und staatlichen Normen fungiert. Menschen dürfen nicht mehr „ausrasten“, sie müssen im Räderwerk der Megamaschine eingerastet bleiben. Sie dürfen nicht „außer sich“ geraten, denn nur der in sich gesammelte und konzentrierte Geist vermag sich stets der staatlichen Vorgaben zu erinnern und auf sie ausgerichtet bleiben wie ein einmal abgeschossener Pfeil, der seine Richtung nicht mehr ändern kann.
Als Gedankenverbrechen gelten die Feierorgien an Silvester und selbst die ausgelassen in den Nachthimmel geschossenen Feuerwerkskörper, die einerseits flüchtige, zweckfreie Schönheit, andererseits das Unberechenbar-Eruptive symbolisieren — Gewaltexplosion und Farborgasmus zugleich.
Nicht ohne Grund arbeitet die Elite auch in George Orwells Roman „1984“ an der Abschaffung des Orgasmus. Das einzigartige emotionale Erlebnis erfüllter Sexualität tritt mit der Solidarität zum „Großen Bruder“, also zum Staat in der regulierten Fassadendemokratie, in ein unerwünschtes Konkurrenzverhältnis.
Nicht umsonst werden Umarmungen, werden Küsse und der Kontakt mit dem Atem anderer Menschen — von „Schlimmerem“ abgesehen — derzeit massiv behindert und tabuisiert. Nur im Klima eines neubiedermeierlichen säkularen Puritanismus können Schlagzeilen wie diese gedeihen: „Merkel nennt Glühweinstände ‚nicht akzeptabel‘“. Dem Karneval wird es im Januar und Februar nicht anders ergehen — stand er doch schon Anfang 2020 im Verdacht, ein Brandbeschleuniger für Corona gewesen zu sein.
Mit Maske unterm Weihnachtsbaum
Bis vor einigen Wochen favorisierte die veröffentlichte Meinung noch die Unantastbarkeit von Weihnachten als eines besonders tief im Volksgemüt verankerten Festes. Man fürchtete offenbar sogar eine Ungehorsams-Pandemie — obwohl diese Erwartung angesichts der chronisch angepassten deutschen Bevölkerung wohl von Anfang an unrealistisch war.
Man wollte sich nicht vorstellen, wie Polizeiautos in der Heiligen Nacht durch die nächtlichen Wohnstraßen kurven, um biedere Bürger aufzugreifen, die sich auf dem Heimweg von der Familienfeier befinden. Oder gar ein Verbot der beliebten weihnachtlichen Christmetten ins Auge fassen. Schon kurze Zeit später sah die Sache allerdings anders aus. Die Politik kann und will sich dergleichen durchaus vorstellen, und die Medien prügeln die neue Order ungefiltert in die Köpfe — nicht ohne beständig Ergebenheitsadressen in Richtung der Mächtigen abzusondern.
Nun scheint auch das vorher Undenkbare in Reichweite: mit Maske unterm Weihnachtsbaum zu sitzen und — wegen der Atemnot etwas mühsam und gequält — die bekannten Liedverse von „O Tannenbaum“ hervorzustoßen.
„Das Coronavirus macht keine Pause, nur weil wir Menschen möglichst unbehelligt Weihnachten feiern wollen.“ Formulierungen wie diese lesen wir momentan andauernd. Die Stuttgarter Zeitung, der das Zitat entnommen ist, macht nicht einmal einen Hehl daraus, worum es im Kern geht: Konformität. „So wird das Fest schön — und Corona-konform.“
Angereichert werden die Unterwerfungsaufrufe nicht selten durch massive emotionale Erpressung. Schon klassisch ist Angela Merkels Warnung bei ihrer Bundestagsrede vom 9. Dezember:
„Ich will nur sagen: Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und es anschließend das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, haben wir etwas versäumt — und das sollten wir nicht tun.“
Lauter potenzielle Verwandtenmörder
Nur weil leichtsinnige Jung-Verwandte ein bisschen Spaß haben wollen, droht den betagten Eltern ein „Last Christmas“. Wer will solche Schuld auf sich laden? Da schwingt das Tabu des Vater- beziehungsweise Muttermords mit. Und schon Kindern wird damit — nicht zum ersten Mal — vor Augen gehalten, dass sie nicht einfach geliebte Familienmitglieder sind, sondern potenziell todbringende Virenschleudern und Omamörder.
In den fortgesetzten Warnungen davor, „ausgerechnet“ seine liebsten Angehörigen zu gefährden, schwingt eine Idee mit, die man durchaus fragwürdig finden kann. Je lieber man jemanden hat, desto unbedingter muss man sich von ihm fernhalten. Wenn man schon seinen virenverseuchten, giftigen Atem ausstoßenden und tödliche Speicheltropfen verschleudernden Körper unbedingt einem Mitmenschen aufdrängen muss, dann doch bitte nur fremden und unsympathischen Zeitgenossen.
So wurde Weihnachten in den letzten Wochen Schritt für Schritt als Corona-Risiko dämonisiert. Eingebettete Medienpsychologen wie Stefan Ruzas warnten gar vor massivem Regelbruch um die Feiertage.
„Wir leben seit Monaten in einem Ausnahmezustand, man könnte sagen, in einer Art Stress-Trance, die dazu führt, dass die Hemmschwelle immer weiter sinkt.“
Ohne ein wirkliches Ende der Pandemie abzusehen, würden die Menschen versuchen, sich durch Regelbrüche eine Art Freiheit zurückzuerobern, sagt er im Magazin von web.de. Damit diese Vision nicht zu verlockend klingt, wird gleich der Wermutstropfen ins Punschglas gegossen:
„Doch der Preis ist hoch: Die Neuinfektionen sind auf Rekord-Höhe, jeden Tag sterben mehrere Hundert Menschen an und mit Corona. Wer seine Liebsten liebt, bleibt zu Hause.“
Diese Argumentation besitzt zugegebenermaßen eine innere Logik. Wenn niemand niemanden mehr trifft, ist Ansteckung unwahrscheinlich. In vielen ihrer Vorweihnachtsansprachen lügen die Machteliten jedoch mit der Wahrheit. Das heißt, ihre Aussagen sind — isoliert betrachtet — plausibel, jedoch im Gesamtkontext falsch.
Zum Beispiel wird nicht ins Auge gefasst, was monatelanger Kontakt-Entzug und der Verzicht auf jegliche körperliche Berührung mit Menschen macht — wobei Alte und Einsame besonders schlimm betroffen sind. Soziale und emotionale Leiden fallen offenbar nicht in den Zuständigkeitsbereich der Regierung. Diese fühlt sich allein dafür zuständig, das Nicht-Auftreffen des Virus auf einen Menschenkörper um buchstäblich jeden Preis sicherzustellen.
Säkulare Heilserwartung
Ihr Zerstörungswerk an der weihnachtlichen Tradition kompensiert die etablierte Politik schon längst, indem sie säkulare Heilserwartungen schürt. Ein Lichtlein wird in tiefster Finsternis erscheinen, und sein Name lautet … nein, nicht Jesus. Gemeint ist ein geeigneter Impfstoff als ultimatives Welterlösungsprojekt. Welt ging verloren, Christian ward geboren und verkündete uns die Frohbotschaft vom bald unbegrenzt verfügbaren mRNA-Impfstoff. Herbei, oh ihr Gläubigen, fröhlich triumphieret … Einseitig verstandene, auf ein mechanistisches Weltbild beschränkte Wissenschaft hat die Religionen als dominierender Kult unserer Epoche abgelöst. Statt Gebeten und himmlischer Gnade rettet uns jetzt Chemie. Die Weichen hin zu diesem Paradigmenwechsel waren längst vorher gestellt worden.
Dabei spräche die Symbolik vom Licht, das für uns geboren wird, gerade wenn die Dunkelheit am tiefsten scheint, auch kritische Menschen an. Sie könnte uns in diesem Jahr sogar stärker inspirieren als in anderen Zeiten, in denen alles routiniert ablief. Corona ist dabei nicht der Weihnachtsstern, wie der Aufbau der Renninger Krippe suggeriert.
Corona und die Corona-Politik sind die Finsternis, vor deren Hintergrund dieses Leuchten besonders stark hervortritt. Wir können das Ende dieses Regimes, das unter Berufung auf den Lebensschutz alles Leben in diesem Gemeinwesen zu ersticken droht, noch nicht erkennen — so wenig wie die Zeichen des Frühlings. Aber ab einem bestimmen Zeitpunkt im Kalender werden die Tage unmerklich länger und die Zeiten des großen Tauens rücken näher.
Marias Vision
Vielleicht hilft diese „stille Zeit“ sogar dabei, sich an Bibelverse zu erinnern, die sicher nicht jeder Pfarrer in diesen Tagen zitieren wird. „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“, sagte Petrus in der Apostelgeschichte, 5,29. Jene Händler, die unser Geburtstagskind Jesus als Erwachsener aus dem Tempel vertrieben hat — seine „Nachfolger“ haben sie längst wieder hereingelassen. Denn auch das Virus ist — neben anderem — ja eine Geschäftsidee.
Wir brauchen im Jahr 2021 eine Erneuerung, die politisch und spirituell zugleich ist. In vieler Hinsicht ist unsere Situation jener zum Zeitpunkt der Geburt des „heiligen Kindes“ erstaunlich ähnlich. In einer entlegenen Provinz an der Peripherie des römischen Weltreichs, in einer Periode auch spiritueller Dürre, trug sich dieses ungemein erfrischende und Hoffnung spendende Ereignis zu: die Wiedergeburt der Hoffnung im Herzen der Finsternis.
Die weibliche Hauptfigur in dieser Geschichte, die Jungfrau Maria, soll als Schwangere Gott mit folgenden Worten gelobt haben:
„Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen“ (Lukas, 1, 52).
Na, hoffentlich!
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