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Regressive Revolution

Regressive Revolution

Die Hoffnung, Bitcoin könnte uns aus dem herrschenden Finanzsystem befreien, dürfte verfehlt sein, weil ebenjenes System dabei ist, die Technologie zu assimilieren.

Geld regiert die Welt. Daran gibt es keinen Zweifel. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hängen am Tropf eines transgenerational operierenden Finanzmarktkartells, das jeden Marktteilnehmer mittels Zinsknechtschaft in Abhängigkeiten bringt und folglich vor sich herzutreiben vermag. Gerade als ich beginne, den vorliegenden Text zu verfassen, meldet die WELT, dass Deutschlands Staatsschulden mit dem Gesamthaushalt 2023 ein „gigantisches Rekordhoch“ verzeichnen. Stolze 2.445,1 Milliarden Euro sind es mittlerweile. Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 28.943 Euro — fast 800 Euro mehr als im Vorjahr. Tilgung praktisch unmöglich, analog zum Rest der Welt. Die Finanzmarktmafia reibt sich die Hände. Einmal in den Fängen des Kreditkartells, ist es diesem nämlich ein Leichtes, Einfluss auf Personen, Organisationen und Regierungen zu nehmen. Und damit auf den Lauf der Welt. Das ist der Kern des über Jahrhunderte professionalisierten Geschäftsmodells.

Fragt sich, was die Normalbevölkerung in Anbetracht dieser Situation zu tun vermag, um ihren ohnehin bescheidenen Wohlstand vor der Vernichtung zu bewahren und sich aus dem Würgegriff der Bankster zu befreien. Denn weder Staat noch Wirtschaft werden die Situation ändern wollen oder können. Zudem steht mit steigender Inflation und digitalem Zentralbankgeld (CBDC), an dessen Einführung nach Angaben des Atlantic Council derzeit 132 Staaten arbeiten, das Schlimmste wohl erst noch bevor.

Zur Absicherung von Vermögenswerten haben sich in der Vergangenheit vor allem Edelmetalle, Immobilien und sonstige Sachanlagen bewährt. Dabei ist der Schutz des Vermögens vor wirtschaftlich turbulenten Zeiten und grassierender Geldentwertung aber nur die halbe Miete. Denn ohne alternatives, zinsfreies, anonymes Zahlungsmittel, das die mafiös organisierten Bankenkartelle, den Überwachungsstaat und die Observationsökonomie im Rahmen der Transaktionsprozesse außen vor lässt, bleibt man Sklave des bestehenden Finanzsystems. Auch oder gerade wenn dieses sich nach einem finanziellen Kollaps wieder „erholt“. Denn wann wäre ein besserer Zeitpunkt, um ein universelles Grundeinkommen oder Bürgergeld auf Basis eines digitalen Euros einzuführen, als nach einem folgenschweren Börsen- oder Servercrash? Die sozial anmutende, aber abhängig machende Offerte des Staates wäre für viele Menschen die einzige Option, den Lebensunterhalt zu bestreiten.

An dieser Stelle kommen Peer-2-Peer Zahlungssysteme ins Spiel. Sprich Systeme, bei denen Käufer und Verkäufer ihre Transaktion direkt abwickeln. Ohne Mittelsmann. Ohne Banken, VISA, Apple Pay oder PayPal. Dabei werden keine durch zinsbelegte Geldschöpfung erzeugten Währungen ausgetauscht, sondern zinsfreie Alternativwährungen. Solche Systeme können analog funktionieren, siehe „Schwundgeld von Wörgel“ (1932 bis 1933) oder die seit August 2019 in den USA kursierende, auf Edelmetallbeimischung basierende Alternativwährung „Goldback“.

Obwohl der Goldback eine ebenso simple wie geniale Idee ist, um der Bevölkerung ein inflationsresistentes Zahlungsmittel und Unabhängigkeit vom Bankensystem zu bieten, erscheint es vielen unrealistisch, mit solch analogen Projekten ein neues, dezentrales Wirtschafts- und Finanzsystem aufzubauen.

Ungeachtet der Tatsache, dass ein solches System aufgrund der Verwendung von Gold physische Wertsicherung garantiert und in vielerlei Hinsicht einfacher auszurollen ist als die Infrastruktur für eine digitale Variante, setzen oppositionelle Kräfte des Mediazän primär auf Kryptowährungen. Die bekannteste: der Bitcoin (BTC).

Der 2009 lancierte Bitcoin ist die erste und weltweit stärkste Kryptowährung. Der Kurs liegt derzeit bei etwa 65.000 US-Dollar pro Einheit (Stand: 2. August 2024). Begleitet von der Euphorie des Neuen sowie der Hoffnung auf ein „innovatives Zahlungsnetzwerk und eine neue Ära von Geld“ (siehe bitcoin.org) zog das Projekt zunächst eine bunt gemischte Community von Tech-Enthusiasten, Finanzmarktkritikern, Antikapitalisten und Cyber-Nomaden an. Das Experiment geriet zum Hype. Bald machten erste Krypto-Millionäre von sich reden. Eine Industrie entstand: Tauschbörsen, Handelsplattformen, Berater, Bücher, Blogs und Workshops. Die Chance auf exorbitante Margen und finanzielle Autonomie begeisterte immer mehr Menschen — und dann die Finanzindustrie. Denn mit wachsender Markkapitalisierung und steigendem Kurs wurde die Kryptowährung für Banken nicht nur interessant, sondern auch zur Gefahr. Das mag nicht unbedingt ein Zufall sein — dazu später mehr —, zieht in Zeiten eines totalitären Überwachungskapitalismus aber selbstredend staatliche Regulierung nach sich.

So hielt die EU mit der Richtlinie 2018/843/EU schon am 30. Mai 2018 und entgegen einem früheren Entwurf der EU-Kommission fest, dass es sich bei Bitcoin nicht um ein Zahlungsmittel handelt, sondern um die „digitale Darstellung eines Werts, die von keiner Zentralbank oder öffentlichen Stelle emittiert wurde oder garantiert wird und nicht zwangsläufig an eine gesetzlich festgelegte Währung angebunden ist und die nicht den gesetzlichen Status einer Währung oder von Geld besitzt, aber von natürlichen oder juristischen Personen als Tauschmittel akzeptiert wird (…)“. Die Legaldefinition unterstreicht damit, dass eine Zahlung die Erfüllung einer Geldschuld darstellt, die mit einem Zahlungsmittel beglichen werden kann. Die Einordnung des Bitcoin als Tauschmittel lässt sich demnach eher negativ begreifen. Und auch der am 13. Februar 2024 von der EU vorgelegte Entwurf eines Anti-Geldwäsche-Gesetzes verheißt für autonomieaffine Bitcoin-Fans nichts Gutes — auch wenn Krypto-Blogs wie BTC-ECHO versuchen, den Entwurf in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Zwar werden anonyme, selbstverwahrende Wallets nicht verboten — wie manch ein Social-Media-Beitrag postulierte —, allerdings werden Krypto-Börsen gezwungen, ihre Kunden per „KYC“ (Know Your Customer) zu identifizieren. In der Regel biometrisch. Der Transfer zwischen zwei privaten Wallets oder der Kauf von Waren bleibt davon bisher unberührt. Bisher.

Denn Anfang 2023 hatten EU-Abgeordnete noch einen Zusatzartikel vorgesehen, der eine Obergrenze von 1.000 Euro für Transaktionen zwischen Krypto-Wallets ohne KYC-Identifikation vorsah. Nach heftigen Protesten aus der DeFi-Community (Decentralized Finance) blieb man in Brüssel bei der ursprünglichen Fassung des Textes — und einer Obergrenze von 7.000 Euro. Darüber hinaus unterliegen Gewinne aus dem Verkauf von Bitcoin in Deutschland und Österreich der Einkommenssteuer. Auch sind in Bitcoin abgewickelte Geschäfte nach Ansicht des Bundesfinanzministeriums nicht umsatzsteuerbefreit. In den USA erzwang die Steuerbehörde im November 2017 gerichtlich die Herausgabe der Identitäts- und Kontodaten aller Bitcoin-Kunden der Handelsplattform Coinbase, weil in den Vorjahren weniger als 1.000 Personen ihre Guthaben und Kursgewinne versteuerten, während bei Coinbase zu dieser Zeit 14.000 Personen Bitcoin-Geschäfte für mehr als 20.000 Dollar tätigten. In Japan gelten Bitcoin-Gewinne als Einkünfte, die mit bis zu 55 Prozent besteuert werden (Eva Terstappen, Nikolaus M. Thoens: Internationales Steuerrecht (IStR) Nr. 13/19 vom 4. Juli 2019, Seite 47). Nicht gerade das ideale Umfeld für ein autonomes Zahlungsmittel.

Dabei war eine „neue Ära von Geld“ genau das, worauf der bis heute nicht zweifelsfrei identifizierte Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto in seinem am 31. Oktober 2008 veröffentlichten Whitepaper abzielte. In der Realität des Jahres 2024 ist Bitcoin allerdings weder das eine noch das andere. Laut der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFIN) stellen Kryptowährungen keine Währung im rechtlichen Sinne dar, sondern ein „Finanzinstrument“. Und Anleger nutzen die Währung nicht als Tausch- oder Zahlungsmittel, sondern halten und mehren ihre Investments in der Hoffnung auf Kursexplosionen und damit einhergehende Gewinne — welche sie im Übrigen weiterhin in Euro oder Dollar quantifizieren. In diesem Denkmuster mag die fehlende Verbreitung alternativer, nichtstaatlicher Zahlungskonzepte im Handel bereits ihren Anfang nehmen.

Die Mehrheit glaubt an Geld. Auch wenn diesem aufgrund des fraktionalen Reservebankings kein realer Gegenwert gegenübersteht.

Das gilt auch für Bitcoin, eine von mittlerweile mehr als 10.000 Kryptowährungen. Die Nachfrage bestimmt den Preis. Einen realen Wert hat der Bitcoin nicht, eine Kryptowährung ist ein Anlage- und Spekulationsobjekt. Das aber zu Recht: Denn aus diesem Blickwinkel betrachtet ist aufgrund des anhaltenden Hypes um Bitcoin durchaus mit Kurssteigerungen zu rechnen. Die Prognosen reichen von 100.000 USD je Coin bis 500.000 oder einer Million. Alles ist möglich. Bei einem Einstiegspreis von derzeit über 60.000 USD pro Bitcoin werden die Zuwächse aber kaum noch so viele Millionäre generieren wie zu Beginn. Wer dagegen zwischen 2010 und 2013 — also bei Kursen von 0,1 bis 100 USD — einen Monatslohn investiert und die Coins bis heute gehalten hat, kann sich Privatier schimpfen und zur Ruhe setzen. So hoffen auch die meisten Investoren und Bitcoin-Advokaten dieser Tage auf den schnellen Reichtum, nicht auf ein dezentrales Transaktionssystem für freies Wirtschaften.

Ja, Bitcoin war eine revolutionäre Idee. Ja, Bitcoin hätte dem Bankenkartell das Genick brechen können. Ja, die Kryptowährung kann noch immer als Anlageform dienen, um Vermögenswerte vor anziehender Inflation zu schützen. Ja, auch als vom Bankenkartell unabhängiges, regulierungsresistentes Zahlungsmittel hätte die Kryptowährung fungieren können. Leider lässt der Status quo vermuten, dass der Zug für Letzteres längst abgefahren ist.

Warum ist das so? Hat Bitcoin noch das Potenzial, Fiat-Geld zu ersetzen? Sollte ein DeFi-System nicht ohne Wall Street, BlackRock, Zentralbanken und Regulierung betrieben werden? Wird die Kryptowährung in naher Zukunft Gold als tradierte Währungsreserve bei den Zentralbanken ablösen? Inwieweit komplementieren sich BTC und CBDC-Rollout (Central Bank Digital Currency)? Und warum scheinen Krypto-Enthusiasten hierzulande nicht wahrzunehmen, was manch ein US-Bitcoin-Pionier längst ausführlich in Buchform verkündet — dass Bitcoin gekapert wurde?

Um diese Fragen beantworten und gleichzeitig sicherstellen zu können, dass auch von dem Thema bislang nicht tangierte Leser nachvollziehen können, worum es geht, folgend ein paar grundlegende, dem vorliegenden Format entsprechend simplifizierte Informationen zu Bitcoin. Eingeweihte mögen einen Absatz überspringen.

Bitcoin ist nicht Blockchain. Und die Blockchain ist nicht Bitcoin. Denn eine Blockchain ist nichts anderes als eine verteilte, sprich dezentrale Datenbank, an der parallel eine Vielzahl von Rechner arbeiten. Neu hinzukommende Datensätze werden chronologisch sortiert gespeichert und sind nicht veränderbar. Diese Datensätze sind die sogenannten Blocks. Ein solcher Block entsteht, wenn ein Output-Signal und ein Input-Signal — also zum Beispiel der Versand und der Empfang eines Bitcoin — durchgeführt und im dritten Schritt von den anderen Rechnern im Netzwerk validiert wurden. Jeder Rechner speichert im Zuge der Validierung eine vollständige Kopie der Datenhistorie. Eine sogenannte Prüfsumme verhindert, dass die Reihenfolge der Blöcke nachträglich geändert werden kann. Dieser Prozess beugt Manipulation vor und macht das System extrem sicher. Die Block-Datenbank ist jederzeit öffentlich einsehbar. Blockchain-Technologie ist dabei nicht auf Finanztransaktionen limitiert. Sie kann auch für Texte, Musik oder Videos verwendet werden. Siehe Odysee, das aufgrund seines Blockchain-Fundaments zensurresistent ist.

So ist Bitcoin als Kryptowährung nur ein Produkt, ein Protokoll, das auf einer von vielen Blockchains läuft. Sein Wert speist sich neben dem Vertrauen der Community in das Projekt vor allem aus der Limitierung an generierbaren Coins — denn es können auf Basis des Protokolls, und im Gegensatz zu anderen Kryptowährungen, maximal 21 Millionen Bitcoins hergestellt werden. Diesen Herstellprozess bezeichnet man als „Mining“, also Schürfen. 19.733.434 BTC befinden sich laut Blockchair oder Statista am 30. Juli 2024 bereits in Umlauf. Dem algorithmischen Geldmengenwachstum zufolge dürfte der letzte Bitcoin im Jahr 2140 entstehen. Diese Limitierung ließ Bitcoin das Image von digitalem Gold angedeihen — zulasten des im Whitepaper ursprünglich artikulierten Ziels, eine neue Ära von Geld einzuleiten.

Folgt man den Ausführungen des erfahrenen Krypto-Unternehmers und Freiheitsaktivisten, CBDC-Gegners und Autors Aaron Day, der seit Jahren komplett Fiat-frei lebt, begann diese Entwicklung im Jahr 2017. Zu diesem Zeitpunkt erfuhr das Bitcoin-Protokoll signifikante Veränderungen, das es als Zahlungsmittel praktisch nutzlos machten. Dazu geführt hatten erhitzte Debatten innerhalb der Bitcoin-Community, die seinerzeit nach Lösungen suchte, um das Netzwerk dem steigenden Transaktionsvolumen anzupassen. Schlüsselfiguren in dieser Auseinandersetzung um die Zukunft von Bitcoin waren Softwareentwickler, die von Joi Ito, dem damaligen Direktor des MIT Media Lab, finanziert wurden, einem Mann, der 2019 aufgrund seiner engen Verbindungen zu und Spenden von Jeffrey Epstein zurücktrat.

Technische Anpassungen waren 2017 nötig geworden, weil die Transaktionsgebühren und Reaktionszeiten des Bitcoin-Netzwerkes massive Probleme verursachten. Lagen die Gebühren für eine Bitcoin-Transaktion zuvor bei unter einem US-Dollar, erreichten sie im Dezember 2018 die Rekordmarke von bis zu 55 US-Dollar. Transaktionen, die eigentlich binnen zehn Minuten hätten validiert werden sollen, benötigten dafür nun Stunden oder Tage. Dieser Umstand veranlasste zahlreiche Händler, die Bitcoin zuvor als Zahlungsmittel akzeptiert hatten, davon Abstand zu nehmen. Der Gaming-Vertrieb Steam verkündete seinen Rückzug im Dezember 2017, ebenso das Freelancer-Portal Fiverr, der Zahlungsdienstleister Stripe im April 2018, dicht gefolgt von Microsoft, Expedia oder Reddit.

Parallel dazu nahm der Epstein-Vertraue Joi Ito über das MIT Media Lab und dessen Digital Currency Initiative (DCI) Einfluss auf die Bitcoin-Community und ihre Entwickler. Dazu Aaron Day:

„Das DCI war an einer Vielzahl von Forschungs- und Entwicklungsprojekten im Zusammenhang mit Kryptowährungen beteiligt. Durch Joi Itos Verbindung mit Digital Garage, welche das DCI finanzierte, hatte er indirekt Einfluss auf die Entwicklung von Bitcoin. Das DCI unterstützte prominente Bitcoin-Kernentwickler wie Wladimir van der Laan und Cory Fields, die eine entscheidende Rolle bei der Aktualisierung und Verfeinerung der Bitcoin-Codebasis spielten, einschließlich der Implementierung von Segregated Witness (SegWit). Ich werde (…) nicht näher auf SegWit eingehen, sondern nur kurz sagen, dass SegWit eine technische Änderung war, die entscheidend dazu beitrug, Bitcoin von einem Tauschmittel (digitales Bargeld) zu einem Wertspeicher (digitales Gold) zu machen.“

Das Narrativ des digitalen Goldes festigte sich im Oktober 2017 durch das einzige Interview, das der pädophile Milliardär und Menschenhändler Jeffrey Epstein jemals zum Thema Bitcoin gab. Day schreibt diesbezüglich:

„Jeffrey Epsteins Darstellung von Bitcoin als Wertaufbewahrungsmittel und nicht als Währung spiegelt die sich wandelnde Darstellung der Identität von Bitcoin in dieser Zeit wider — eine Veränderung, die parallel zur Implementierung von SegWit und den Debatten um die Skalierung erfolgte. Diese Veränderung passierte genau in der Zeit, in der das indirekt von Epstein finanzierte MIT Media Lab an der Entwicklung von Bitcoin beteiligt war, was zu Spekulationen über Epsteins möglichen Einfluss auf die Entwicklung von Bitcoin führte.“

In Rahmen eines Interviews vom 22. Mai 2024 beschreibt Aaron Day seine eigenen Erfahrungen bei der Anwendung von Bitcoin als Zahlungsmittel im Alltag. Und die sind nicht wirklich positiv. Denn volatile Akzeptanz in Wirtschaft und Gesellschaft sowie zunehmende Regulierung seitens der Finanzbehörden machten es ihm über die Jahre immer schwerer, sein Leben mit Bitcoin zu finanzieren. Folglich ist er heute auf eine Vielzahl von Kryptowährungen, Logins, Swaps (Derivate), Wallets, Gift-Cards und allerlei zeitaufwändige Umwege angewiesen, um Waren und Dienstleistungen mit digitalem Guthaben zu bezahlen. Überdies moniert Day, dass die Bitcoin-Community ihren obrigkeitskritischen Spirit eingebüßt habe. Dass Politiker wie Donald Trump auf Bitcoin-Konferenzen sprechen, den „Bitcoin-Dollar“ preisen und Fürsprecher der Kryptowährung immer häufiger für die Zusammenarbeit mit Finanzbehörden oder Wall Street plädieren, um die Akzeptanz von BTC und digitalen Währungen im Allgemeinen zu fördern, sei noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Es frustriere den harten, anarchistisch geprägten Kern der Gemeinschaft, so Day.

Mit dieser Meinung steht Aaron Day nicht alleine. Auch der frühe Bitcoin-Unterstützer Roger Ver vertritt diese Position. Ver begann bereits 2011 in Bitcoin zu investieren, als der Preis noch unter einem Dollar pro Einheit lag. Ab 2012 organisierte er Bitcoin-Treffen in Kalifornien. Kurz darauf war Ver einer der fünf Gründer der Bitcoin-Foundation. Daneben investierte er als einer der ersten über eine Million Dollar in Bitcoin- und Krypto-Unternehmen — siehe Bitinstant, Ripple, Blockchain.com, Purse.io, Bitcoinstore.com, BitPay oder Kraken. Im Jahr 2014 legte er seine US-Staatsbürgerschaft ab und nahm Wohnsitz auf der Karibikinsel Saint Kitts and Nevis. Zu diesem Zeitpunkt soll er im Besitz von 131.000 Bitcoin gewesen sein. Bei einem Preis von circa 60.000 Dollar pro Coin entspräche das heute einem Wert von weit über sieben Milliarden Dollar. Bis 2019 war Roger Ver zudem CEO von Bitcoin.com. Der Mann trägt den Spitznamen „Bitcoin Jesus“ also nicht von ungefähr.

Seit dem Frühjahr diesen Jahres sitzt Roger Ver allerdings im Gefängnis. Spanische Behörden hatten ihn auf Basis eines internationalen Haftbefehls der USA festgenommen. Eine Presseerklärung des US-Justizministeriums vom 30. April 2024 wirft ihm vor, fast 50 Millionen Dollar an Steuern hinterzogen zu haben. Ver habe Teile seines Bitcoin-Vermögens aus dem Jahr 2014 nicht deklariert und die Besitzverhältnisse über ein Firmengeflecht verschleiert, so der Vorwurf.

Erstaunlich, dass die Steuer- und Justizbehörden bei solch einem Betrag zehn Jahre benötigten, um aktiv zu werden. Vielleicht waren die vermeintlichen Steuerschulden aber nicht die primäre Motivation der US-Behörden. Denn wie der Zufall es will, veröffentlichte Roger Ver am 5. April 2024 ein 304 Seiten umfassendes Buch namens „Hijacking Bitcoin: The Hidden History of Bitcoin“. Beim allseits bekannten Online-Monopolisten kommentiert einer von vielen begeisterten Lesern das Werk mit den Worten: „Vers letztes Gefecht im Kampf gegen Zensur und für die originäre Vision von Satoshi“. Eine treffliche Zusammenfassung. Denn Ver machte sich als Insider schon 2017 massive „Sorgen um die Zukunft von Bitcoin“, setzte sich lautstark für die im Whitepaper artikulierte Vision einer digitalen Währung ein. Für eine Alternative zu Papiergeld und Unabhängigkeit vom Fiat-Finanzsystem. Für ökonomische Autonomie.

Doch die vom MIT Media Lab finanzierten Entwickler setzten sich im von 2015 bis 2017 rumorenden „Blockgrößen-Krieg“ durch. Anstatt der von Roger Ver vorgeschlagenen Vergrößerung der Blöcke auf der Blockchain selbst unterzog man die Blockchain einer „Fork“. Einem Split. Dieser resultierte in der Kreation von Bitcoin Cash, das acht Megabyte größere Blöcke erlaubte und sich an Satoshis ursprünglicher Idee orientierte — und der Implementierung von SegWit für Bitcoin, was die als Zahlungsmittel konzipierte Kryptowährung zu einem reinen Anlagewert machte. Diese Zäsur kommentiert Roger Ver mit den Worten:

„Wir werden vielleicht nie die wahre Motivation hinter der Entscheidung von Bitcoin Core erfahren, Satoshis Design zu überarbeiten. Vielleicht geschah es in gutem Glauben. Vielleicht geschah es, weil Core infiltriert wurde. Unabhängig davon ist das Ergebnis dasselbe: eine Small-Block-Version von Bitcoin, die den Status quo deutlich weniger stört. Wenn interessierte Parteien Bitcoin nicht direkt korrumpiert haben, haben sie ganz sicher von seiner Korruption profitiert.“

Wurde Roger Ver, gegen den schon seit Jahren eine leitmediale Hetzkampagne lief, kurz nach der Veröffentlichung seines Buches festgenommen, weil man die unbequemen Wahrheiten von Seiten eines Insiders diskreditieren wollte? In einer Rezension von Molly Jane Zuckermann für Blockworks vom 5. April 2024 — Titel: „Roger Vers hatte bezüglich Bitcoin recht“ — liest man dazu:

„Denn wenn sie im Bereich Kryptowährungen arbeiten, an Kryptowährungen glauben, sich für Web3, DeFi und dergleichen begeistern, tun sie sich selbst keinen Gefallen, wenn sie nicht verstehen, wie es im Kryptobereich zu der Masse an Coins (und Gier) kam, die er heute repräsentiert. Nur ein Beispiel: Das Kapitel von Hijacking Bitcoin über die intensive Zensur aller Formen der Debatte zum Thema Blockgröße in den wichtigsten Online-Foren der Bitcoin-Community ist das genaue Gegenteil dessen, wofür so viel von Web3 heute steht. Wenn sie ein Krypto-Native sein wollen, wenn sie Web3 ausbauen wollen, wenn sie ein neues Finanzsystem aufbauen wollen, dann sollten sie verstehen, woher Kryptowährungen kommen und welche Teile ihrer Geschichte sich nicht wiederholen sollten. (…) Ver und Patterson erinnern uns daran, dass Kryptowährungen nicht erfunden wurden, um MEV, Staking und Tokenisierung zu unterstützen.“

Roger Ver beendet sein lesenswertes Buch mit dem Satz:

„Ob Bitcoin am Ende ein Peer-to-Peer-Bargeldsystem oder ein Kontrollsystem innerhalb eines dystopischen Albtraums sein wird, hängt von den Entscheidungen ab, die wir in Zukunft treffen.“

Während dieser Gedanke Raum für positive Entwicklungen lässt, implizieren Institutionalisierung, Regularien und Bitcoin-Besitzverhältnisse Anfang 2024, dass diese Entscheidungen bereits getroffen wurden. Von anderen. Und gegen wirtschaftliche Autonomie. Analog zum Fiat-Finanzsystem befindet sich das Mehr der Coins nämlich in Händen von Großinvestoren, Vermögensverwaltern, Handelsplattformen und Regierungen. Auf Basis von Adressdaten großer Wallets und Studien von Datenforensikern muss man davon ausgehen, dass diese 88,84 Prozent aller bislang emittierten Bitcoins halten. Die restlichen 11,16 Prozent halten private Anleger. Allerdings beinhalten diese 11,16 Prozent auch jene acht Prozent der Anleger, die zwischen 10.000 und 100.000 Bitcoins ihr Eigen nennen.

Der Normalverdiener scheint folglich nur Zugriff auf 3,16 Prozent der Bitcoins zu haben. Wobei zu berücksichtigen ist, dass nach Angaben des Wall Street Journal circa 20 Prozent aller bis 2018 kreierten Bitcoins „verloren“ sind. Häufigster Grund: vergessene Passwörter und kaputte Speichermedien. Yahoo Finance sprach von 17 bis 23 Prozent, zum damaligen Zeitpunkt also circa vier Millionen Coins. Dieser Wert wächst mit steigender Anzahl an kursierenden Coins natürlich an. Die nackten Zahlen zeigen also: Die Vermögensverteilung steht derjenigen im Fiat-Finanzsystem, wo das reichste Prozent der Menschheit nahezu doppelt so viel wie die restlichen 99 Prozent zusammen besitzt, in kaum etwas nach.

Da gibt es die unzähligen Satoshi-Wallets, auf denen, je nach Quelle, zwischen 600.000 und 1.100.000 Bitcoin schlummern. BlackRocks rapide wachsender iShares Bitcoin Trust besitzt 341.520 Münzen. Microstrategy Inc. verfügt über 226.331 Coins. Die US-Regierung über mindestens 207.189 Einheiten mit einem Gegenwert von mehr als fünfeinhalb Milliarden US-Dollar — mehr als jeder andere Staat. China hält ebenfalls bereits 190.000 Bitcoin. Die deutsche Regierung veräußerte dagegen zwischen Juni und Juli 2024 ihren gesamten Bitcoin-Bestand, der einen Wert von über drei Milliarden Euro hatte, und übte damit massiven Druck auf den Kurs aus. Am 30. Juli 2024 meldet Coincierge, dass gegebenenfalls auch die US-Regierung plane, Bitcoin im Wert von 13 Milliarden Dollar zu verkaufen. Die Bewegungen auf entsprechenden Wallets könnten darauf hindeuten. Ein Verkauf dieser Größenordnung würde einen weiteren Kurssturz auslösen. Die US-Regierung dementierte die Meldung jedoch und gab an, sie habe die Coins nur auf verschiedene Wallets verteilt, um diese zu sichern. Analysten vermuten jedoch, dass die US-Demokraten versuchen, den Bitcoin-Bestand zu verkaufen, nachdem sowohl Donald Trump als auch Robert F. Kennedy Jr. unlängst erklärten, diesen behalten, aufstocken und der nationalen Reserve hinzufügen zu wollen. Dazu bemerkt Coincierge-Autor Manuel Lippitz:

„Ob die Coins wirklich nur verschoben wurden, um sie sicher zu verwahren, oder ob es sich dabei um einen Versuch handelt, Anleger zu beruhigen, wird sich erst zeigen. Immerhin könnte man meinen, dass Coins im Wert von 13 Milliarden Dollar auch bisher schon sicher verwahrt wurden.“

Die Zahlen verdeutlichen in jedem Falle zweierlei: erstens, dass die Fiat-ähnliche Vermögensverteilung Kursmanipulationen durch Großinvestoren ermöglicht — im Krypto-Jargon „Pump and Dump“ genannt; zweitens, dass die Fälschungssicherheit der Blockchain einen hohen Preis hat — die Anonymität.

Nicht nur müssen sich Anleger zum Kauf von Bitcoin bei jeder Handelsplattform identifizieren, zumeist biometrisch, auch ihre Wallet-Adressen sind leicht herauszufinden und zu überwachen. Somit ist es auch Behörden ein Leichtes, diese zu konfiszieren. Siehe Trucker-Proteste in Kanada, wo die FINTRAC (Financial Transactions and Reports Analysis Centre of Canada) 34 Krypto-Wallets lahmlegte und deren Anbieter anwies, sämtliche Transaktionen mit Bitcoin, Ethereum, Litecoin, Cardano oder Monero zu unterbinden. Auch Bitcoin-Spenden im Wert von 20 Millionen kanadischen Dollar wurden eingefroren.

Im Lichte dieser Tatsachen lässt sich kaum noch ein Unterschied zwischen einem Krypto-Wallet und einem regulären Bankkonto ausmachen. Außer dass man mit dem ebenso wertlosen Fiat-Geld noch überall bezahlen kann — und mit Bitcoin eben nicht.

Was also ist der Grund für den anhaltenden Hype und das Narrativ von finanzieller Autonomie, das den Bitcoin umweht? Im Alltag des technokratisierten Überwachungskapitalismus wird diese nicht realisierbar sein. War der Bitcoin als Wegbereiter der Blockchain-Ära vielleicht nur die psychosoziale Vorbereitung auf die Tokenisierung der Welt? Auf CBDC und digitales Gulag? Selbst wenn der nebulöse Satoshi Nakamoto mit seinem Whitepaper das Gegenteil im Sinn hatte, muss diese Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Immerhin schreibt selbst CoinDesk am 30. November 2022: „Zentralbanken und Bitcoin: näher beieinander als sie denken.“

Die Investigativjournalistin Whitney Webb greift die aktuellen Entwicklungen in einem Artikel vom 8. Februar 2024 auf und warnt:

„Infolge der jüngsten Genehmigungen für Bitcoin-ETFs gab Larry Fink von BlackRock bekannt, dass bald alles in ETFs umgewandelt und tokenisiert werde. Damit droht uns nicht nur die Auflösung bestehender Vermögenswerte, sondern auch die Kapitalisierung der natürlichen Welt, die alles Lebende zur einem Finanzprodukt der Wall Street degradieren würde (…).“

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Bitcoin einen Paradigmenwechsel eingeläutet hat. Durch die Kryptowährung wurde das Konzept Blockchain bekannt. Durch den Hype wuchs die Akzeptanz in der Bevölkerung, die heute — wie beim Fiat-Geld — daran glaubt, dass eine Zahlenfolge einen Wert hat.

Dabei ist dieser — wie beim Fiat-Geld — durch nichts gesichert. Die Blockchain-Ära wäre ohne ein erfolgreiches Pionierprojekt wie Bitcoin nicht möglich gewesen. Umso betrüblicher ist es, dass die technischen Entscheidungen des Jahres 2017 dafür Sorge trugen, dass Bitcoin nicht mehr als Alternativwährung betrachtet wird. Denn als digitales Gold nützt Bitcoin nun auch dem Zentral- und Geschäftsbankenkartell.

Nicht umsonst häufen sich die Skandale auf dem Kryptomarkt seit einigen Jahren. Siehe FTX-Pleite im Spätjahr 2022. Die vom 1992 geborenen Sam Bankman-Fried im Jahr 2019 gegründete Handelsplattform für Kryptowährungen verzeichnete ein tägliches Handelsvolumen von zehn Milliarden US-Dollar und hatte über eine Million Nutzer. Das Produktangebot umfasste Derivate, Optionen, tokenisierte Aktien, fremdfinanzierte Token, außerbörslichen Handel sowie den Prognosemarkt. Circa 130 Tochterunternehmen operierten zum Zeitpunkt des Kollaps unter dem Dach von Bankman-Frieds Krypto-Konzern. Frieds Vision war es, aus FTX eine „Alles-Börse“ zu machen — das Zentrum des globalen Krypto-Marktes. Und es lief gut. Fried schwamm im Geld — und spendete über eine Million Dollar an die US-Demokraten.

Untersucht man jedoch die Verbindungen von Alameda Research, einem von Fried gegründeten und für FTX tätigen Handelsunternehmen, wird schnell deutlich, dass es bei FTX offenbar nicht nur um Gewinne ging. Die dubiosen Geschäftsverbindungen von Frieds Unternehmen zur noch dubioseren Farmington State Bank — später Moonstone Bank —, der Deltec Bank, Tether und Fluent Finance legen nahe, dass das primäre Ziel dieses Dunstkreises darin bestand, die Krypto-Akzeptanz durch Emittieren eines US+ Stablecoin zu beschleunigen. Die Partnerschaft zwischen der Moonstone Bank und Fluent Finance wurde nicht umsonst als die die Verbindung des traditionellen Finanzsystems zur Web3-Economy beschrieben.

„Fluent Finance hat drei Gründer: Bradley Allgood, Oliver Gale und Jaime Plata. Obwohl Allgood oft als Aushängeschild des Unternehmens dargestellt wird, verdienen Gale und Plata die meiste Aufmerksamkeit. Oliver Gale bezeichnet sich selbst als Erfinder der Central Bank Digital Currency (CBDC), da er der Mastermind hinter dem Eastern Caribbean Digital Dollar war. Berichten zufolge verließ Gale das Programm aufgrund seiner ‚ideologischen Veränderung‘. (…) Heute ist Gale jedoch trotz seiner Pro-Datenschutz-Haltung ‚nicht völlig gegen CBDCs, sofern sie auf einer Infrastruktur laufen, die ihre Benutzer nicht gefährdet‘. In Artikeln wurde Gales Einfluss auf wichtige CBDC-Grundsatzpapiere erwähnt, die von den mächtigsten Finanzinstituten und Zentralbankern der Welt unterstützt werden — wie etwa jene, die von der CBDC-Denkfabrik DCTT veröffentlicht werden. Jaime Plata hat als strategischer Berater für die Eastern Caribbean Central Bank gearbeitet, wo er an Gales Digital-Dollar-Projekt mitwirkte, indem er der Bank half, ihre Kernbankenanwendung zu ersetzen, CBDCs und ein Echtzeit-Bruttoabwicklungssystem zu integrieren. Der US+ Stablecoin von Fluent Finance sollte ‚als technologische Brücke fungieren, die bestehende Banksysteme und digitale Finanzen verbindet‘. Er wird offen als mit CBDCs kompatibel und mit ‚eingebauten digitalen Identitätsstandards‘ beworben“ (Whitney Webb, FTX and the Curious History of Farmington State Bank, 8. Dezember 2022).

Der Journalist Mark Goodwin schrieb dazu am 29. September 2021 beim Bitcoin Magazine unter dem Titel „Die Geburt des Bitcoin-Dollar“:

„Wie können wir die Nachfrage nach Dollar aufrechterhalten und gleichzeitig die Geldmenge erhöhen, um unsere wachsenden Schulden zu begleichen? Weil wir einen infrastrukturellen Zugang zu Satoshis Protokoll geschaffen haben, der in Dollar denominiert ist, haben wir praktisch dieselbe, allgegenwärtige Nachfrage nach einer steigenden Dollarmenge wiederhergestellt, die im Petrodollar-System vorhanden ist. Indem der US-Markt die Marktkapitalisierung von Tether während der ersten etwa zwölf Jahre von Bitcoins Existenz auf 115 Milliarden Dollar erhöhte — als 94 Prozent der Gesamtmenge (an Bitcoins) ausgegeben wurden —, stellte man sicher, dass der Wert, der in das jetzt disinflationäre Protokoll eingespeist wurde, für immer symbiotisch mit dem Dollarsystem verbunden sein würde. Tether bindet den Dollar nicht einfach an Bitcoin, sondern verknüpft den neuen globalen, genehmigungsfreien Energiemarkt dauerhaft mit der Geldpolitik der Vereinigten Staaten.

Wir haben die Petrodollar-Mechanismen wiederhergestellt, die eine Beibehaltung der Nettokaufkraft für die US-Wirtschaft trotz der Ausweitung der Geldbasis ermöglichen. Bitcoin ist das einzige Produkt, das dem Druck steigender Nachfrage auf das steigende Angebot entgegenwirkt. Wenn sich der Goldpreis verdoppelt, können die Minenbetreiber doppelt so viele Minenarbeiter in den Schacht schicken und das Angebot aufblähen, was Nachfrage und Preis senkt. Aber egal, wie viele Leute Bitcoin schürfen, egal, wie hoch die Hash-Rate in diesem Monat steigt, die Angebotsausgabe bleibt bei (aktuell) 3,125 Bitcoin pro Block. Tether und das größere Stablecoin-System sind ein Geldmarkt für den digitalen Finanzmarktplatz im Allgemeinen. Durch die Schaffung eines robusten, stark margenorientierten Ökosystems, das insbesondere durch Zuflüsse aus in Dollar denominierten Token aufrechterhalten und überwiegend unterstützt wird, haben Tether und ähnliche Unternehmen den kurz- und mittelfristigen Erfolg des Bitcoin-Marktes an den Dollar gekoppelt.“

Die schleichende Anbindung des Bitcoin an den US-Dollar ist nur eine von vielen parallelen Entwicklungen, die suggerieren, dass die Bankenkartelle die Blockchain-Technologie bereits in Bahnen gelenkt haben, die anstelle von Freiheit lückenlose Kontrolle verheißen. So hat die in Gibraltar registrierte XAPO-Bank — „die Bitcoin-Bank“ — im Juni 2023 als erstes Finanzinstitut weltweit US-Dollar-Konten auf Basis von Tether anstelle von SWIFT eingeführt. XAPO hält knapp 39.000 BTC und firmiert unter dem Slogan „größte Krypto-Bank der Welt“ — siehe XAPO-Logo auf dem Bühnenhintergrund der Bitcoin-Konferenz 2024. Gemäß Unternehmensangaben verzeichnet XAPO speziell in Lateinamerika massiven Zulauf. Aufgrund reibungsloser, effizienter Blockchain-Abwicklung spielen Stablecoins eine entscheidende Rolle bei der Dollarisierung des globalen Südens, so XAPO in einem Blog-Beitrag vom 23. November 2023. Diesbezüglich wünsche sich XAPO, seine Zahlungsoptionen und Währungsoptionen zu erweitern, um den Kunden trotz des volatilen Krypto-Marktes die Sicherheit einer vollständig regulierten Bank bieten zu können.

Im Fokus steht dabei die Integration mit dem Lightning-Netzwerk des Bitcoin in Zusammenarbeit mit Lightspark, einem von David Marcus gegründeten Unternehmen für digitale Finanzdienstleistungen. Marcus ist ein ehemaliges Führungsmitglied von PayPal. Er investierte frühzeitig in XAPO, verkaufte sein eigenes Unternehmen an PayPal und leitete darüber hinaus auf Vorstandsebene das Stablecoin-Projekt [Diem, früher Libra, von Facebook. Auf der LeWeb-Konferenz in Paris sprach Marcus im Dezember 2013 wie folgt über Bitcoin:

„Die Leute sind verwirrt. Sie denken, weil es Kryptowährung heißt, sei es eine Währung. Ich glaube nicht, dass es eine Währung ist. Es ist ein Wertaufbewahrungsmittel (…). Es ist ein großartiger Ort, um Vermögenswerte anzulegen, insbesondere in Ländern wie Argentinien mit vierzig Prozent Inflation, (…) wo die Währung einer Regierung nicht wertstabil ist. Es ist auch ein gutes Anlageinstrument, wenn sie risikofreudig sind. Aber es wird keine Währung sein, bis die Volatilität nachlässt. Sobald der regulatorische Rahmen klarer ist und die Volatilität nachlässt, werden wir es in Betracht ziehen.“

Die XAPO-Lightspark-Kollaboration impliziert, dass dies nunmehr der Fall ist. Ein Interview des Wall Street Journal mit dem US-Politiker Paul Ryan vom 13. Juni 2024 zeigt, dass die US-Regierung mittlerweile auch keinen Hehl mehr daraus macht, dass sie den Krypto-Markt nutzen will, um die untilgbare Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen. Dazu verkaufen die USA Staatsanleihen für Stablecoins. Schon heute nehmen Stablecoin-Emittenten Platz 18 auf der Liste der größten Staatsanleihen-Halter ein. „Wenn das Netzwerk der Stablecoin-Unternehmen ein Land wäre, würde dieses Land die Top 10 der Länder mit den meisten Staatsanleihen nur knapp verfehlen. Kleiner als Hongkong, aber größer als Saudi-Arabien“, erklärte Ryan.

Tether ist ein solches Unternehmen. Es existiert seit 2014 und will auf Basis der Blockchain die digitale Nutzung von Fiat-Währungen erleichtern. Dafür bietet die Firma Möglichkeiten, um mit traditionellen Währungen via Blockchain zu handeln. So sollen Volatilität und Komplexität des bisherigen Krypto-Marktes umschifft werden. Tether bot als erstes Unternehmen grenzübergreifende Transaktionen über die Blockchain an und ist Emittent des Stablecoins USDT, einer Kryptowährung, die 1:1 an den US-Dollar gekoppelt ist. Um diesen Wert zu garantieren, stockt Tether seine Reserven mit jeder ausgeschütteten Einheit USDT um den gleichen Dollar-Betrag in Fiat-Währung auf. Per 1. Mai 2024 wies Tether Gesamtreserven von 6,3 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 4,52 Milliarden für das erste Quartal des Jahres aus. Es lohnt sich also offenbar, mit USDT die am meisten gehandelte Kryptowährung der Welt anzubieten.

Immer mehr Geschäftsbanken bieten Endkunden einfachen Zugang zu Bitcoin, Ether oder Stablecoins. Die Anlageklasse normalisiert sich in der Breite. Im Schweizer Kanton Zug kann man bereits seine Steuern in Bitcoin oder Ether bezahlen. Jugendliche ködert man mit monatlichen Bonuszahlungen — siehe Yuh —, wo die Kunden Swisscoins (SWQ) gutgeschrieben bekommen, wenn sie ein kostenloses Konto eröffnen, mit der Yuh-Mastercard zahlen oder die Neobanking-App weiterempfehlen. Und die Zentralbankmafia ist ebenfalls nicht untätig. Am 30. November 2022 führt Noelle Acheson für CoinDesk aus:

„Es hat eine tragische Ironie, dass Länder auf der ganzen Welt nach einer Phase des stärksten Anstiegs der US-Geldmenge in der Geschichte unter einem akuten Dollarmangel leiden. (...) Ein großer Teil davon ist politisch. Die US-Notenbank verfügt über ein System von Swap-Linien, die im Bedarfsfall Dollar an ausländische Zentralbanken ausschütten. Aber nicht an alle Zentralbanken — nur Kanada, England, Japan, die Europäische Union und die Schweiz haben Zugang zu ständigen Swap-Linien. (...) Das Interesse an der Idee, dass Zentralbanken Bitcoin halten, wächst. Im Mai organisierte die Alliance for Financial Inclusion eine Konferenz in El Salvador, bei der Zentralbanker und Finanzregulierungsbehörden aus 44 Ländern zusammenkamen, um über die Finanzierung kleiner Unternehmen, finanzielle Inklusion und Bitcoin zu diskutieren. (...) Letzte Woche veröffentlichte Matthew Ferranti von der Wirtschaftsabteilung der Harvard University ein Papier über, Sie haben es erraten, Zentralbanken und Bitcoin. Technisch gesehen handelt das Papier vom Risiko von Sanktionen auf die Reserven der Zentralbanken und ist eines der ersten, das sich auf die Auswirkungen von Sanktionen konzentriert, bevor diese eintreten, (…). Ferranti kommt zu dem Schluss, dass die sich verändernde globale Landschaft dafür spricht, Kryptowährungen in diesen Mix einzubeziehen. (…) Ich war überzeugt, dass die Zentralbanken Bitcoin bald als Reserve einführen, da es in einigen Bereichen der Weltwirtschaft dringenden Bedarf gibt. (…) Aber mir wird immer klarer, dass es passieren wird, weil es passieren muss. (…) Wir werden wahrscheinlich auch einen Dominoeffekt erleben: Wo einer hingeht, tun es auch andere.“

Auch Journalisten wie Jeffrey A. Tucker oder Derek Broze fragen sich: „Was ist mit Bitcoin passiert?“ Auch sie vertreten die These, dass Bitcoin und die Krypto-Branche vom supranationalen Finanzmarktkartell unterwandert und missbraucht werden. In einem Artikel vom 1. August 2024 geht Broze auf Trumps Auftritt bei der amerikanischen Bitcoin-Konferenz 2024 und korrumpierende Akteure ein. Die jährliche Konferenz wird zum Beispiel von BTC Media Inc. ausgerichtet. Präsident von BTC Media Inc. ist Mike Germano, der seinen vorherigen Job bei VICE Media wegen sexueller Belästigung räumen musste. Germano stellt sich aktiv hinter Trump. Auch der CEO des Bitcoin Magazine, David Bailey, gab an, dass er 15 Millionen US-Dollar für die Trump-Kampagne spenden wolle. Natürlich war auch Donald Trump Jr. auf der Bitcoin-Konferenz 2024 und erklärte BTC zu einem „sicheren Hafen gegen Inflation und tyrannische Regierungen“ — während besagte Regierungen die Verwendung der Kryptowährung zu ihren Gunsten einhegen.

Es zeigt sich also, dass die Prädatorenkaste die Blockchain-Revolution effizienter zu ihrem Vorteil zu nutzen vermag, als die freiheitsliebenden Bitcoin-Puristen es vermochten. Wo der Staat ein Finanzinstrument kontrolliert, ist kein Platz für wirtschaftliche Freiheit. So begnügt sich die in Teilen geradezu fanatisch auftretende Bitcoin-Bewegung der Gegenwart mit dem „HODL-Ansatz“. Sprich, man kauft Bitcoin oder andere Krypto-Assets und hofft auf hohe Kursgewinne. Nicht anders als beim biederen Aktiendepot — nur dass die Chance auf eine profitable Rendite deutlich höher ist. Aber das sind eben auch die Risiken. Zudem stützt jede Verwendung staatlich regulierter Krypto-Lösungen das herrschende System. Ein System, das Satoshis Whitepaper aus der Gleichung heraushalten wollte.

Angesichts dieser Entwicklungen ist demnach auch die Frage berechtigt, ob der Bitcoin als Wegbereiter des Krypto-Booms nicht gar von der Prädatorenkaste lanciert wurde, um nach der Eingewöhnungsphase den Link zu Fiat-Währungen herzustellen, das digitale Gold als Reservewährung zu verwenden und die Masse psychologisch darauf einzunorden, dass nach dem aus dem Nichts geschöpften Papiergeld nun auch das digitale Gold einen — oder keinen — Wert hat.

Eine PsyOp. Nachdem die Bevölkerung ein ungedecktes Fiat-Zahlungsmittel als Normalität akzeptierte, musste man ihr nun eine ebenfalls wertlose Digitalvariante schmackhaft machen. Was wäre geeigneter dazu als ein erfolgreicher Pilot mit massiver Wertsteigerung, als ein Projekt, das als Sahnehäubchen ein Hauch von Freiheit umweht?

Wer also war Satoshi Nakamoto? Gab es ihn überhaupt? Dieser Frage gingen nicht nur die FAZ oder Wikipedia erfolglos nach. Ganze Krypto-Foren, -Blogs und Analyse-Plattformen beschäftigen sich mit dem Mysterium und den unzähligen Wallets, die Nakamoto zugeschrieben werden. Auf einigen gehen bis heute regelmäßig Spenden aus der Community für den vermeintlichen Genius ein. Dabei könnte das Whitepaper genauso gut aus dem Hause DARPA stammen. In Anbetracht der Tatsache, dass Internet, Computerchips, Smartphones, Touchscreens, Siri, TOR-Netzwerk, diverse Biotech-Revolutionen, die meisten modernen Waffensysteme und die künstliche Intelligenz in den Laboren dieser US-Militäreinrichtung entwickelt wurden, eine durchaus plausible These. Nicht umsonst nannte The Economist DARPA im Juni 2021 „die Agentur, die die moderne Welt formte“.

So war es auch eine durch die DARPA in Auftrag gegebene Studie, die im Juni 2022 feststellte, dass „die Blockchain nicht so dezentral ist, wie viele denken“. 21 Prozent der Nodes (Rechner) im Netzwerk liefen demnach auf veralteten Bitcoin-Core-Versionen. Zudem sei der Datenverkehr selbst unverschlüsselt, 60 Prozent davon gehe über nur drei Knotenpunkte. Internetprovider und Regierungen könnten somit problemlos jedes Datenpaket abfangen oder verändern. Und selbst in einem riesigen Blockchain-Netzwerk gibt es gemäß dem Papier einzelne Instanzen, die Transaktionen rückwirkend verändern könnten. Faktenchecker sehen das natürlich anders und reden die Ergebnisse der Pentagon-Studie klein.

Interessant ist in diesem Kontext, dass der Chefentwickler der Bitcoin-Referenzimplementierung Gavin Andresen dem CIA-Inkubator In-Q-Tel genau in dem Zeitraum einen Besuch abstattete, in dem Nakamoto für immer verschwand. Nakamoto soll das Bitcoin-Projekt im April 2011 an Andresen und die Community übergeben und sich zurückgezogen haben, so der Tenor. Im Jahr 2016 fiel der bis dahin als Nakamoto-Nachfolger geschätzte Andresen allerdings in Ungnade. Denn er unterstützte den Australier Craig Wright bei seiner Behauptung, Satoshi Nakamoto zu sein — nur um wenige Tage später eingestehen zu müssen, dass Wrights Story ein Hoax war. Im Mai 2016 wurde ihm der Zugang zu Bitcoin Core entzogen. Seitdem hat er sich nicht mehr an der Bitcoin-Entwicklung beteiligt. Stattdessen artikulierte auch Andresen seither Bedenken, dass Bitcoin sich in die falsche Richtung entwickle. Seit 2017 unterstützt er — wie Roger Ver — Bitcoin Cash und erklärt, Bitcoin Cash verkörpere, woran er 2010 zu arbeiten begann.

Die Personalie Nakamoto wird wohl nie abschließend zu klären sein. Einige Kernmitglieder des frühen Teams haben bereits das Zeitliche gesegnet. Klar ist jedenfalls, dass die Idee für eine Kryptowährung wie Bitcoin bereits lange vor dem Bitcoin-Whitepaper entstand. Autoren der National Security Agency (NSA, Auslandsgeheimdienst der USA) veröffentlichten bereits am 18. Juni 1996 ein Konzeptpapier mit dem Titel „Die Kryptografie von anonymem elektronischen Geld“. Auch ein Konferenzpapier der Crypto `95 in Santa Barbara (USA) kann als Grundlagenarbeit für den Bitcoin verstanden werden. Denn es enthält alle grundlegenden Informationen von Satoshi Nakamotos Whitepaper, das erst 13 Jahre später publiziert wurde. Der Autor: Tatsuaki Okamoto, ein renommierter Kryptograf, der seit den späten 1980er-Jahren auf diesem Gebiet forscht und eine Vielzahl von Arbeiten dazu veröffentlicht hat. Nicht wenigen gilt Okamoto als eigentlicher Erfinder des Bitcoin, weil sie im technischen Design des Projektes seine Handschrift zu erkennen glauben. Die extrem erfolgreiche Karriere der Krypto-Koryphäe, sein Sammelsurium an Auszeichnungen sowie seine exzellenten Verbindungen in allerlei hochrangige IT-Zirkel und Bildungseinrichtungen unterfüttern die Vermutung. Ein Beitrag von Before it’s News vom 19. Dezember 2013 hält mit entsprechenden Schlussfolgerungen nicht hinterm Berg:

„Es gibt keine Möglichkeit, zu verhindern, was mit Bitcoin passieren wird. Es ist eine Frage der Soziologie. Es ist eine Frage menschlicher Gier. Die eigentliche Frage ist, wer Bitcoin geschaffen hat — und warum. Wer ist derzeit der größte einzelne Inhaber von BTC? Satoshi. Wer ist er? Ich sage es noch einmal: NSA/DARPA haben Bitcoin unter der Leitung des IWF geschaffen. Der IWF fordert seit zwei Jahrzehnten offen eine digitale, deflationäre Weltwährung. Sie wurde offen auf den G8- und G20-Gipfeln diskutiert und gefördert. Von Anfang der 90er bis 1996 untersuchte die NSA offen kryptografische Geldnetzwerke. Einer ihrer Forscher ist ein Mann namens Tatsuaki Okamoto. Als sie aktiv mit dem Schreiben des Codes begannen, wählten sie das Pseudonym Satoshi Nakamoto, um Okamotos Idee bei jedem bekannt zu machen, der den Ursprung von Bitcoin verstehen wollte.

  • Aber Tatsuaki Okamoto ist nur ein Rädchen im Getriebe. Er ist kein abtrünniger Retter, der darauf aus ist, Zentralbanken zu stürzen. Ganz und gar nicht. Er ist ein Kryptowissenschaftler, der von der Regierung und Geheimdiensten für seine Forschung bezahlt wurde. Bitcoin ist ein NSA/DARPA-Projekt in freier Wildbahn. Diese Projekte werden durch Zuschüsse von Regierung und Geheimdiensten finanziert und gefördert. Die Regulierung und Kontrolle von Bitcoin wurde parallel zur Entwicklung des Netzwerks entwickelt. Tatsächlich sind die Kontrollen, Richtlinien und Vorschriften viel ausgereifter als das Bitcoin-Protokoll selbst. (…). Niemand hat jemanden gezwungen, das Satoshi-Märchen zu glauben. Der libertäre Satoshi-Mythos wurde verbreitet, um die Akzeptanz und Entwicklung zu fördern. Es ist nicht anders als beim Internet. Deshalb sagen viele frühe Internet-Anwender, dass sich Bitcoin genauso anfühlt wie die verschiedenen Phasen des Internet.*

Ich bin einer dieser Menschen. In den Jahren 94-96 drehte sich im öffentlichen Internet alles um Informationsfreiheit. Freie Kommunikation. Es drehte sich alles um Freiheit und Unabhängigkeit. (…) Das Versprechen kostenloser Telefongespräche. Kostenlose Medien. All diese Freiheit und Unabhängigkeit brachte Menschen dazu, ihr Herzblut in die Entwicklung zu stecken. Und jetzt sehen Sie es sich an. Facebook, Google — es ist ein riesiger Überwachungsapparat. Und wenn Sie nach DARPA/NSA-Dokumenten aus den 80ern und frühen 90er-Jahren suchen und diese lesen, dann wissen Sie, dass es genau das schon immer sein sollte. Ich will damit nicht all die sozial großartigen Dinge abtun, die online passieren. Aber aus der Sicht von DARPA/NSA und Kontrollfreaks wurde es ausdrücklich zum Zweck der Kontrolle geschaffen. Zu einem militärischen Zweck. Einem strategischen Zweck.“

Ob man sich dieser Argumentation anschließt oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Was zählt, sind nicht Worte, sondern Taten. Fakten und Zahlen. Und die sprechen derzeit zweifelsohne dafür, dass Bitcoin und das durch ihn vorbereitete Blockchain-Ökosystem gegen freiheitsliebende Geister in Stellung gebracht werden — auch wenn sich mit LBRY/Odysee, Qortal et alii durchaus positive Entwicklungen abzeichnen. Trotz der Web3-Euphorie und Chancen auf mögliche Alternativen zum Fiat-Finanzsystem ist anzumahnen, dass diese nach aktuellem Stand der Dinge nicht den Weg aus der Kreditsklaverei weisen werden. Denn sie unterstehen zunehmend rigoroser Regulierung und werden in zu geringem Umfang genutzt. In puncto Zahlungsmittel hätte der eingangs erwähnte Goldback vermutlich bessere Chancen, sich gegenüber Zensur, Kontrollwahn, Zinswucher, Inflation und Totalitarismus zu bewähren. Wer weiß, vielleicht sind es Regionalwährungen, Tauschhandel, Monero, Bitcoin, Schuldscheine, Zeitkonten, Edelmetalle oder etwas ganz anderes — oder eine Kombination von alledem.

Das Problem dabei: Man muss es tun. Das verursacht Aufwand und erfordert Disziplin. Leider schaffen viele „Revolutionäre“ es aber nicht einmal, ihr G-Mail-Konto zugunsten einer datenschutzfreundlichen Alternative stillzulegen. An dieser in Bequemlichkeit und Routinen schwelgenden Konsumentenapathie des Mediazän scheitern nicht nur Kryptowährungen, die fraglos das Potenzial gehabt hätten, eine Revolution loszutreten, sondern auch jede andere Idee für eine bessere Welt.

Wir brauchen keine neuen Anlageklassen, sondern ein von Staat und Bankensystem unabhängiges Zahlungsmittel — denn in einer Welt ohne Freiheit hat auch Reichtum keinen Wert.


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