Im Winter 2015 organisierte die „Gruppe42“ eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Neoliberale Propaganda – wie uns Medien zur Solidarität mit Herrschenden zwingen“. Als ersten Referenten hatten wir Ken Jebsen aus Berlin eingeladen um sein Referat „Medien und Manipulation – der Sturz des Meinungsmonopols“ am 5. Dezember zu zeigen. Diese Einleitung wurde damals von mir geschrieben und als Anmoderation vorgetragen. Vor zwei Jahren immer noch so aktuell wie heute:
„Kunst kommt von können“, hat Karl Valentin gesagt. Mir ist dazu einmal eingefallen: „Kunst ist das, was andere nicht können.“
Wie kann man als Mensch etwas können, was andere nicht können?
Ich glaube, das wird sich nur wirklich für jeden Einzelnen entdecken lassen, wenn man seiner Leidenschaft folgt. Aber nicht der anerzogenen Leidenschaft nach Konsum, der sich in unterschiedlichen Variationen zeigt und auch zu einer der häufigsten psychischen Erkrankungen unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft führen kann – nämlich der Sucht. Sucht ist Konsum, der außer Kontrolle geraten ist, der dann nur der bloßen Befriedigung von Bedürfnissen gilt, aber jede Leidenschaft verloren hat.
Denn Leidenschaft, wahre Leidenschaft nimmt andere Menschen mit, inspiriert sie und hebt sie hoch, um auch ihre Leidenschaft, ihr Talent und ihre Kunst und Wahrhaftigkeit zu finden.
Leidenschaft, Kunst und Talent sind immer individuell – sind eben das, was andere nicht können.
Was nur Du als Mensch kannst, als eigener in sich geschlossener Makrokosmos und im Makrokosmos, aber verbunden mit allen anderen.
Was nur Du, als eigenes Lebewesen, welches sich einen lebendigen Planeten mit vielen anderen Lebewesen teilt, besonders wahrhaftig kannst.
Ein junger Mann zum Beispiel, der entdeckt, dass er als Frau verkleidet mit einem gewachsenen Bart es schaffen kann, andere Menschen dann mit seinem Gesang, seinem Auftreten zu verzaubern, macht Kunst.
Ich könnte das auch, ich könnte mir ein Kleid anziehen, könnte versuchen, mich grazil zu bewegen und zu singen, aber ich würde nie den Zauber verbreiten können, den ein Tom Neuwirth innehat, wenn er als Conchita Wurst auftritt.
Bei mir würde das vermutlich sehr lustig aussehen, den Song Contest könnte ich so nicht gewinnen.
Ein anderer junger Mann zum Beispiel, der entdeckt, dass er mit seiner Sprache, mit seiner Präsenz andere Menschen begeistern kann, und anfängt, genau das zu vertiefen und zu fördern, auch der macht Kunst.
Und selbst, wenn er dann anfängt, dieses Talent zu füllen, indem er sich gegen Ungerechtigkeit stark macht, auch dann ist es immer noch Kunst. Vielleicht ist es dann politisch, aber mit Sicherheit ist es menschlich.
Wenn Ken Jebsen, sein Talent, welches sich am Eindrucksvollsten in seiner Sprache zeigt, nutzt, um damit anderen Menschen helfen zu wollen, dann ist es immer noch Kunst, oder vielmehr, dann ist es erst Kunst. Denn er möchte mit seiner Leidenschaft anderen Menschen zeigen, auch den Weg zu ihrem Talent, ihrer Individualität zu finden.
In einer Gesellschaft aber, die es anstrebt ein totales Wir-Gefühl zu erzeugen, die Individualität ablehnt und die Gleichheit und nicht die Gerechtigkeit will, sind derartige talentierte Menschen nicht mehr willkommen. Denn sie wecken die Erinnerung daran, was man selber vielleicht gerne einmal mit Leidenschaft gemacht hätte, aber nie hat machen dürfen und dann tief in sich vergraben hat, und daher muss man gegen die Talentierten, gegen die Außergewöhnlichen ins Feld ziehen, sobald sie die Spur der Komfortzone verlassen, und sie dann verdammen, verfluchen und ablehnen. Und so wird man zum Reaktionär, so wird man zu einem Menschen, der sich gegen die Entwicklung, gegen den Fortschritt stellt, weil er die Entwicklung des einzelnen Individuums nicht mehr zulässt, und so auch eine freie Gesellschaft blockiert.
Wer es Tom Neuwirth als Conchita Wurst absprechen will, sein Talent auszuleben oder seinen Mund aufzumachen, der ist Reaktionär.
Wer es Ken Jebsen absprechen will, sein Talent auszuleben oder seinen Mund aufzumachen, der ist Reaktionär.
Wer seine Zeit dafür aufwenden will, sich selbst zu verschwenden, indem er nur das Schlechte in Menschen sehen will, wer nicht erkennen kann, welche Lebewesen wir sind, was wir Menschen waren, als wir als solche geboren wurden, der ist Reaktionär.
Dieses Reaktionäre, dieser andauernde Rückschritt ist unser Dilemma, ist das Dilemma, in dem wir Menschen uns befinden, und ist das Dilemma, welches vor Jahrtausenden begonnen hat und jetzt zu seinem Höhepunkt findet.
Während Wissenschaft, Technik, Kunst, Medizin immer weiter voranschreiten dürfen, ja sogar müssen, sind wir Menschen als Gesellschaft gezwungen, Ideen festzuhalten und danach zu leben, welche uns vor Jahrtausenden aufgezwungen wurden.
Die Idee der Gesellschaftspyramide, die Idee der Beherrschten und der Herrscher, die sich nicht darüber definieren, was sie sind, sondern darüber, was sie haben. Es ist der Besitz, der die Idee des Materialismus hat entstehen lassen, welcher zum Kapitalismus, zum Kolonialismus, zum Imperialismus geführt hat und sich zu dem neoliberalen System des radikalen Marktes entwickelt hat, in dem wir jetzt gerade festsitzen und wo wir, jeder für sich und alle zusammen, anfangen zu spüren, dass ein Zenit erreicht ist und wir an einem Scheideweg stehen.
Geht man den Weg weiter, der uns über einen großen Teil der Leitmedien und Politik immer wieder als alternativlos angepriesen wird, indem wir uns weiter als Konsumgesellschaft definieren lassen, deren größtes Glück darin liegen soll, sich an anorganischen Dingen zu erfreuen, die man uns als modern anpreist, nur damit sie ein Jahr später wieder als altmodisch auf dem Müll landen? Oder gehen wir den Weg in ein neues Zeitalter, welches sich vom Materialismus löst und somit auch die Kraft des Patriarchats brechen wird, welches auf uns liegt, da wir Stärke und Aggression nicht mehr brauchen werden, um Besitz zu mehren und zu halten, geschweige denn, uns darüber definieren zu müssen.
Die Entscheidung liegt bei uns, bei jedem einzelnen von uns, und kann von jedem erst dann individuell getroffen werden, wenn er seinen Kern, sein Talent, seine Leidenschaft wiedergefunden hat – wenn er frei ist.
Die Herrschenden, die Besitzenden, werden das aber nicht zulassen wollen, da sie um ihren Status fürchten, der aber nichts anderes als eine geistige, surreale Idee ist, die sich verwirklicht hat.
Die Herrschenden, die Besitzenden leben ihre Macht, leben ihre Kraft auch, indem die sogenannten Leitmedien die Aufgabe des Unterdrückers willfährig erfüllen und halten.
„Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit“, hat Marie Freifrau von Ebner Eschenbach gesagt, und zu ihrer Zeit, vor mehr als hundert Jahren war der Ausspruch genauso brisant wie heute.
Unterdrückung ist aber gegen die Natur und die Natur lebt in jedem von uns und wird es immer tun, da wir nichts anderes sind als Lebewesen, aus der Natur geboren. Und das Aufbegehren gegen das alte System der Unterdrückung findet immer weitere, findet immer effektivere Wege, um in die Freiheit, an das Licht zu finden.
Im Jahr 2015 haben wir ein Mittel, welches seit gar nicht so langer Zeit die Menschheit revolutioniert und vor allem die alten, reaktionären Medien. Das Internet.
Dieses Instrument, ähnlich revolutionär wie vor 70.000 Jahren die kognitive Revolution, als der Homo Sapiens begonnen hat, die Sprache zu entdecken und dadurch zusammenzufinden, ist es, welches die Globalisierung in einem neuen Licht erscheinen und den finsteren Schatten verlieren lässt, welcher ihr von Industrie, Wirtschaft und Militär auferlegt wurde.
Es sind die Unterdrückten weltweit, die zusammenfinden werden, um sich gegen die Herrschenden weltweit aufzulehnen.
Und selbst da, in diesen herrschenden, großen, reichen Familien und in diesen ausgeuferten, herrschenden Konzernen regt sich massiv Widerstand gegen das alte Denken des Materialismus und gegen dessen Verteidiger – meist elitäre Gruppierungen, geführt von alten Männer, durchsetzt mit wenigen, angepassten Frauen.
Und dieses Aufbegehren, dieses weltweite Erheben, das feiere ich und darüber empfinde ich große, wahrhaftige Freude.
Und noch mehr freue ich mich, dass ich mit dieser Einleitung einen Menschen begrüßen darf, der mir vor eineinhalb Jahren einen neuen Blick auf die Welt gezeigt hat.
Der mich eben mit seiner Leidenschaft und mit seiner Kunst begeistert hat und mich so hinter den Vorhang hat blicken lassen, indem er mir mit seinem Internetportal „KenFM“ die Möglichkeit offenbart hat, Menschen wahrnehmen zu können, die in den Leitmedien nicht oder nur sehr wenig zu Wort kommen dürfen und oft sogar diffamiert und denunziert werden.
Ken Jebsen, der jetzt den Vortrag halten wird „Medien und Manipulation – der Sturz des Meinungsmonopols“, war einer der ersten im deutschsprachigen Raum, dem es gelungen ist, sich von den herrschenden, reaktionären Medien zu lösen und dabei nicht unterzugehen. Es wurde viel daran gesetzt, ihn mundtot zu machen, und immer noch lässt man nicht locker, aber ein Typ mit seiner Visage ist nicht leise zu kriegen.
Wir von Gruppe42 sind glücklich darüber, dass Ken Jebsen heute unsere Vortragsreihe eröffnen wird, denn ohne ihn, würde es auch Gruppe42 nicht geben.
Inspiration ist, wenn man andere Menschen einlädt, sich selbst und ihre Wahrnehmung neu zu entdecken.
Applaus für Ken Jebsen!
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