Redaktionelle Vorbemerkung: Die Recherche von Elke Schenk zu Correctiv erscheint als Vierteiler. Den ersten Teil lesen Sie hier, den zweiten hier, den vierten hier. Beim hier vorliegenden Text handelt es sich um den dritten Teil.
Correctiv als Kalte Krieger 2: „Flug MH17 Die Suche nach der Wahrheit“
Am 17. Juli 2014 wurde über der Ukraine in einer Höhe von über 9000 Metern das malaysische Verkehrsflugzeug MH17 abgeschossen mit fast 300 Toten. Da es in dem von Separatisten kontrollierten Gebiet der Ostukraine niederging, wurden von westlicher und ukrainischer Seite die gegen das Kiewer-Putsch-Regime und für eine Föderalisierung der Ukraine kämpfenden „prorussischen Separatisten“ dafür verantwortlich gemacht, schon wenige Stunden nach dem Absturz. Als Waffe wurde eine Boden-Luft-Rakete (BUK) genannt. Die Separatisten verfügten aber nicht über ein Gerät, das eine solche Flughöhe erreichen konnte. Darüber verfügen nur die ukrainische Armee und Russland. Da die Täter schon feststanden, konnten es – dieser Logik folgend - nur eine russische BUK und russische Soldaten sein, die die Maschine von ostukrainischem Gebiet aus abgeschossen hatten. Die russische Seite warf der ukrainischen Regierung vor, die Zivilmaschine mit einem Kampfjet abgeschossen zu haben und die Schuld den Separatisten bzw. Russland in die Schuhe zu schieben.
(Eine fundierte Aufarbeitung bieten Stephan BEST und Martin ZEIS in ihrem Vortrag: Malaysian Airlines Flug MH17 - Beispiel eines macht- und medienpolitischen „Ereignisses"; 29.01.2015, Vortragstext und Folien abrufbar unter:
- https://steven25.files.wordpress.com/2015/02/mh17-aufsatz150130.pdf
- https://steven25.files.wordpress.com/2015/01/mh17_f3_folien150130.pdf
- https://steven25.files.wordpress.com/2015/10/mh17-nachtrag151012.pdf)
Es wurde eine Untersuchungskommission eingerichtet unter niederländischem Vorsitz, (engl. Dutch Safety Board, DSB). Mitglied waren darüber hinaus die ukrainische Regierung (als potentielle Täter) und Australien. Malaysia als Opfernation blieb monatelang von der Kommission ausgeschlossen und erhielt erst nach längeren Protesten im Dezember 2014 Zugang. Die Separatisten übergaben dem Vertreter der malaysischen Regierung die unversehrten Flugdatenschreiber und Voice recorder. Diese wanderten zum DSB in die Niederlande und von dort nach Großbritannien zur Auswertung. Im September 2014 legte das DSB seinen Zwischenbericht vor, in dem als Absturzursache der Einschlag von „Objekten von hoher Energie“ genannt wurde. Weitere Konkretisierungen wurden nicht vorgenommen. Insbesondere klärte der Zwischenbericht nicht, ob MH17 von einer BUK oder einem Kampfjet aus der Luft abgeschossen worden war. Die westlichen Medien und Politiker beschuldigen bis heute Russland, hinter dem Verbrechen zu stehen, ohne Beweise vorzulegen, und verschärften die Sanktionen gegen Russland.
Naheliegende Fragen blieben bis heute unbeantwortet und zum Handwerkszeug von Ermittlern gehörende Untersuchungen unterblieben bzw. deren Ergebnisse werden unter Verschluss gehalten: Dazu gehören:
- Die Analyse von Größe und Form der Einschusslöcher an der MH17-Außenhaut – v. a. im Bereich des Cockpits - mit den entsprechenden Werkstoffanalysen. (Trümmerteile von MH17 werden in einem Hangar in den Niederlanden ausgestellt, sie sind auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Das entscheidende Cockpit-Teil wird jedoch verborgen).
- Die Art, Anzahl und Verteilung der Trümmerteile lassen Schlussfolgerungen auf die eingesetzte Waffe zu.
- Die blackboxes (VoiceRecorder und Flugdatenschreiber), was darauf war, wissen wir bis heute nicht.
- Der Funkverkehr vom Tower in Kiew wird von ukrainischer Seite (Geheimdienst SBU) geheim gehalten.
- Es kreiste zur Abschuss-Zeit ein US-Satellit über dem Gebiet. Welche Erkenntnisse hat er gewonnen? Eine Gruppe von US-Geheimdienst-Veteranen (VIPS) forderte Obama schon kurz nach dem Abschuss auf, die Erkenntnisse zu veröffentlichen.
- Awacs-Aufklärungsflugzeuge waren in der Grenzregion Polen/Ukraine unterwegs und könnten laut Willy Wimmer Erkenntnisse gewonnen haben. Nichts wird mitgeteilt.
- Die Obduktionsergebnisse der Crew, insbesondere von Pilot und Co-Pilot. Sie müssen von den Geschossen durchsiebt worden sein. Jeder Krimi-Gucker weiß, was man aus geringsten Schmauchspuren und Munitionsresten ermitteln kann. Der Pilot ist ohne Obduktion oder ohne dass die Ergebnisse veröffentlicht worden wären, verbrannt und beerdigt worden.
Die Beantwortung dieser Fragen hätte innerhalb weniger Wochen eindeutig den Hergang der Geschehnisse klären und die Verantwortlichen benennen können. Stattdessen lag über ein Jahr nach dem Abschuss der Abschlussbericht noch nicht vor.
Vor diesem Hintergrund erscheint schon am 9.1.2015 die aufwändig produzierte Reportage von Correctiv: „Flug MH17 Die Suche nach der Wahrheit“, die zugleich in mehrere Sprachen übersetzt vorliegt. Obwohl es erst wenige Monate zuvor gegründet worden war, behauptet Correctiv, definitiv den Abschuss durch eine BUK - „einen Flugzeugkiller sowjetischer Entwicklung“ - beweisen zu können, was eine internationale Untersuchungskommission mit Unterstützung der besten Geheimdienste dieser Welt nicht leisten kann:
„Monatelang hat das Berliner Recherchebüro CORRECT!V Fakten zusammengetragen, in der Ostukraine ermittelt – und fand am Ende Zeugen des Abschusses. Die Recherchen ergeben eine dichte Beweiskette: Es war eine BUK-Rakete, die das Passagierflugzeug vom Himmel holte […]“ (S. 1)
Die in dem Correctiv-Report angeführten „Beweise“ lauten:
• Eine BUK-Batterie sei aus Russland über die ungesicherte Grenze in die Ostukraine transportiert und wieder zurückgefahren worden (Videoaufnahmen vom Transport und Spuren im Gelände könnten das beweisen):
„Halten wir fest: Nach dem Abschuss fuhr eine BUK, auf der eine Rakete fehlte, von Snizhne aus in Richtung russische Grenze.“ (S. 18)
• Anonyme Aussagen von Zeugen vor Ort und Fotos einer BUK-typischen Rauchsäule:
„Mit diesem Zeugen ist das Bild komplett: Es war eine Rakete des Typs BUK M1, die das Passagierflugzeug vom Himmel holte – in Stellung gebracht von Soldaten der 53. russischen Luftverteidigungsbrigade aus Kursk, die sich ohne Hoheitszeichen in der Stadt Snizhne befanden, um russische Panzerverbände zu schützen.“ (S. 17, Hervorh. E.S.)
• Aussagen eines Separatistenkommandanten, der die Existenz einer BUK im Grenzgebiet bestätigt habe, aber den Einsatz gegen die zivile Maschine bestreite.
• Die Aussage eines der kundigsten Experten von „Luftkampf-Waffensystemen des ehemaligen Ostblocks “, Rupert Smid, dessen Klarname aber nicht genannt werden dürfe, weil der Arbeitgeber das nicht wolle:
„Für den Luftkampfexperten Rupert Smid gibt es keinen Zweifel: 'Russische Raketen werden nur auf Befehl russischer Offiziere abgeschossen', sagt er.“ (S. 19)
• Ein über einen anonymen Kontaktmann erreichter russischer Ex-Offizier der Raketenbrigade, Deckname „Sergej“, in Kursk:
„Am 17. Juli habe er aus dem Fenster geschaut und Erstaunliches erblickt. 'Ein russisches Su- Kampfflugzeug spielte regelrecht verrückt am Himmel. Der Pilot hat die gewagtesten Kunststücke gemacht. Das war eine Pracht.' Lange hat Sergej die Flugshow angeschaut. 'Die haben etwas zu feiern, habe ich mir gedacht', erzählt er weiter. Kurz darauf habe er im Fernsehen die Nachricht vom MH17-Abschuss gesehen. 'Da habe ich mich erschrocken. Ob es ein Zufall war? Ich kann es nicht sagen.'“ (S. 21)
Die Schlussfolgerung von Correctiv:
Halten wir fest: Für den Abschuss sind allein die russischen Streitkräfte unter Wladimir Putin verantwortlich. Sie haben die Ostukraine destabilisiert, sie haben die Truppen und die Technik in das Separatistengebiet gebracht, um MH17 abzuschießen. Es spielt keinerlei Rolle, ob der Abschuss gezielt war oder aus Panik versehentlich erfolgte.
Eine Mitverantwortung trägt die ukrainische Regierung, die für ihre Luftangriffe auf russische Panzer die Passagiere der zivilen Luftfahrt über der Ostukraine als menschlichen Schutzschild missbraucht hat. […] Die Hauptschuld aber trägt der russische Präsident Wladimir Putin. Doch bis heute vermeidet es die internationale Gemeinschaft das auszusprechen. (S. 20 f, Hervorh. E.S.)
An dieser Stelle sei exemplarisch auf die verquere Logik der Correctiv-Argumentation hingewiesen: Die BUK sei absichtlich in Stellung gebracht worden, um MH17 abzuschießen; der Abschuss könne aber gezielt oder aus Versehen erfolgt sein.
Der Leser der Correctiv-Reportage wird entlassen mit der Aussage von „Sergej“, die perfide suggeriert, die russischen Offiziere seien nicht nur verantwortlich für den Tod von 300 Zivilisten, sondern seien so niederträchtig, dass sie das auch noch feiern.
Die wesentlichen "Beweise" für den Transport der BUK-Raketenbatterie kommen vom „internationale(n) Investigativ-Team Bellingcat“. Zur Qualifizierung heißt es bei Correctiv: „Hinter Bellingcat steht der junge Journalist Eliot Higgins. Seine Methode: Akribisch wertet er die zahlreichen Spuren aus, die jedes Ereignis heute im Internet hinterlässt. Fotos, Videos, Einträge in den sozialen Netzwerken“ (s. dazu den Exkurs zu Bellingcat unten)
Prüfung der Beweisketten und Quellen von Correctiv
• Mit Ausnahme des Separatistenkommandanten werden alle 'Zeugen der Anklage' – mit verschiedenen Begründungen – anonymisiert. Ihre Aussagen können von niemandem gegengeprüft werden.
• Diplomingenieur Michael Kobs überprüft in seiner „Recherche zur Recherche“ die Plausibilität der von Correctiv angeführten Zeugenaussagen, grafischen Lagebilder und Fotos. „Statt die Identität ihres Kronzeugen für einen Massenmord im Kriegsgebiet zu schützen, hat CORRECTIV in ihrer Graphic-Novel die Straße bis in die Astspitzen nachgezeichnet (siehe Abb. 15). Es stellt sich also die Frage, wozu diese Verfremdung vor allem dienen sollte.“ (Michael KOBS: Das CORRECTIV/SPIEGEL-Video. „Todesflug-MH-17: Die Geschichte eines Kriegsverbrechens“, 14.03.2015)
• Kobs vergleicht die auf der Correctiv-Webseite stehenden Transkripte der Zeugeninterviews mit dem Correctiv-Report und stellt fest: „Der Zeuge hat bis hier hin also nichts gesehen, außer angeblich den Absturz am Ende der Straße. […] Aus diesem Bekenntnis der Ahnungslosigkeit wird auf der CORRECTIV-Hauptseite, dann ein gesichertes Wissen […] Und schließlich verrät der Zeuge doch noch, woher er seine Informationen hat. Man nennt es Hörensagen […] 'Ich kenne einen, der das alles gesehen hat. Nur wird der nicht mit Ihnen reden. Er hat alles gesehen. Er hat als erster die Raketen gesehen [...]'.“ (KOBS, Todesflug-MH-17, S. 20 ff)
• Die von Bellingcat-Autor Daniel Romein vorgelegte Fotobeweis-Führung für einen BUK-Einsatz wird von Charles Wood, einem Experten in forensischer Analyse von digitalen Medien und Bildmanipulation, vollkommen auseinandergenommen (vgl. MH17 – Bellingcat photo ‘proof’ = spoof. Neben vielen grundsätzlichen Fehlern und Fehlschlüssen wirft Wood den Bellingcat-Machern vor, die Grundfrage nach der Echtheit der Fotos nicht geklärt zu haben, bevor weit reichende Schlussfolgerungen darauf aufgebaut werden. Auch Michael Kobs demaskiert akribisch das manipulative Vorgehen von Bellingcat im Umgang mit dem Beweisfoto des angeblichen Tatfahrzeugs BUK 3_2.
• Kobs' Schlussfolgerung:
„die Arbeit des Correctiv-Teams (erscheint) von einer Schlussfolgerung rückwärts zu arbeiten, indem es Fakten verschweigt und andere hinzugefügt, um die Aussage dem gewünschten Bild anzupassen.
Für die angestrebte Schlussfolgerung werden Himmelsrichtungen verschwiegen, offensichtlich absurde Behauptungen als Fakten wiedergegeben, Zusammenhänge verschleiert, Fahrtrichtung und Straßennamen geändert, Spurbreiten von einem angeblichen Militärexperten als Panzerspuren identifiziert, dunkle Stellen als Ruß interpretiert usw. usf. [...]
Im Kontext der aktuellen politischen Lage kann der Bericht nur als Propaganda, beabsichtigte Verschleierung und/oder Kriegstreiberei verstanden werden“ (Todesflug-MH-17, S. 40).
• Diese Schlussfolgerung lässt sich durch weitere Zitate belegen. Die Correctiv-Autoren vermitteln nicht nur, dass 'allein Putin' verantwortlich ist für den Abschuss der MH17, sondern suggerieren in dem Finalsatz, die BUK sei in der Ostukraine unterwegs gewesen „um russische Panzerverbände zu schützen“, dass reguläres russisches Militär ohne Hoheitszeichen in der Ostukraine kämpfe. Darüber hinaus schieben sie dem Leser zum Abschluss ihrer „Recherche“ auch noch die unbewiesene Behauptung hinterher, Russland habe die Ostukraine destabilisiert.
• In welchem Ausmaß die Correctiv-Produkte im US-Interesse zur Anheizung des Konflikts gegen Russland fabriziert werden, wird noch deutlicher, wenn man sich näher mit Bellingcat befasst, auf das Correctiv sich - über die eigenen wertlosen Zeugenaussagen hinaus – wesentlich stützt.
Exkurs: Bellingcat
Bellingcat, „The Home of Online-Investigations“, gibt sich als Nonprofit-Plattform „von und für investigative Bürgerjournalisten" aus. Hinter Bellingcat steht Eliot Higgins, dessen Gesellschaft „Brown Moses Ltd“ die Bellingcat Webseite gehört. Sie wurde im Dezember 2013 gegründet, als die Antiregierungsproteste in Kiew begannen zu eskalieren. Laut anderen Quellen fand die Gründung Mitte Juli 2014 statt, also zeitgleich zu Correctiv. Die Gründungslegende lautet, der arbeitslose ehemalige kaufmännische Angestellte und nun Hausmann habe den Giftgasangriff im syrischen Goutha 2013 zum Anlass genommen, von seinem Sofa aus durch Foto- und Video-Analyse das Verbrechen aufzuklären. Woher hat er sein Know how?
Die Ergebnisse werden auf Englisch und Russisch veröffentlicht. Anfang April 2017 werden auf der Homepage 53 Personen angeführt, die bei Bellingcat mitwirken.
Bellingcats Spezialität ist, (Kriegs)Verbrechen und illegale Vorgänge „aufzuklären“, was Geheimdienste, Militärs und Untersuchungsbehörden nicht zustande bringen, und zwar allein durch die Analyse von Fotos und Videos, die im Netz kursieren. So behauptet es nachgewiesen zu haben, dass der Giftgasangriff 2013 in Syrien von Präsident Assad zu verantworten ist (obwohl eine UNO-Untersuchung dies nicht bestätigte). Auch zum Vorfall Anfang April 2017, einem vermeintlichen Raketenangriff mit Giftgas in der Region Idlib, kennt Bellingcat schon den Täter, während die UN-Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) sich sehr zurückhaltend äußert und darauf verweist, dass die Berichte über den Angriff nur aus den sozialen Medien und youtube-Videos stammten und noch keine eigenen Erkenntnisse vorlägen.
Bellingcat behauptet, den Weg der russischen BUK, die MH17 abgeschossen haben soll, rekonstruiert zu haben; es liefere „Beweise“ für den Artilleriebeschuss der Ukraine durch russisches Militär von Russland aus und behauptete beweisen zu können, dass Satellitenfotos, die das russische Verteidigungsministerium nach dem Abschuss von Malaysia-Airlines-Flug MH17 veröffentlicht hat, gefälscht seien.
Die Aussagen und Schlussfolgerungen von Bellingcats „Recherchen“ sind von einer Fülle von Foto- und Video-Forensikern als inhaltlich haltlos und methodisch fehlerhaft dekonstruiert worden. Exemplarisch sei verwiesen auf Stephan Niggemeier (Falsche Wolken über der Ukraine? Die Photoshop-Arbeiten des Kreml und die Fehler der Bellingcat-Analyse ) und den Blogeintrag von Max van der Werff. Trotzdem werden Bellingcats Behauptungen nicht nur in den Mainstreammedien bereitwillig als Expertenwissen verbreitet. Und die fachliche Kritik ist für die Jury zur Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrich-Preises auch kein Hindernis, Elliot Higgins für seinen „Kampf um die Wahrheit“ auszuzeichnen:
Sonderpreis an Eliot Higgins und das Team des Recherche -Netzwerkes Bellingcat
Die Jury vergibt den Sonderpreis an Eliot Higgins und sein Team für die unerschütterliche Zuversicht, im Kampf um die Wahrheit nicht auf verdeckte oder geheimdienstliche Informationen bauen zu müssen, sondern mit öffentlichen, jedermann zugänglichen, überprüfbaren Bildern und Fakten die Öffentlichkeit zu überzeugen. Ihre Methode der weltweiten Vernetzung öffentlich zugänglicher Quellen und ihre kompetente und verantwortungsvolle Auswertung ist beste journalistische Aufklärung auf dem Schlachtfeld moderner Propaganda- und Verunsicherungskriege. Sie wirkt vor allem dort, wo das Klima des Misstrauens und der Verschwörung Platz gegriffen hat: im Internet. Die Jury zeichnet auch die Unterstützung aus, die Higgins und sein Team vielen, auch deutschen, Journalisten bei deren Recherchen gibt.
Zur Finanzierung dieser Plattform gibt es auf der Homepage keinerlei Aussagen und auch keinen Spendenbutton. Aus vielen Einzelhinweisen von Higgins selbst, in Veröffentlichungen von Bellingcat oder aus Zeitungsmeldungen lassen sich folgende Geldquellen ermitteln:
• Das Startkapital für die Homepage habe ein Crowdfunding über kickstarter erbracht. Über die Höhe divergieren die Angaben zwischen 11.000 und 55.000 britische Pfund.
• Higgins erhält Honorare für die Vermittlung seiner Analysemethoden, z. B. bei Medien-Workshops von Google, der Financial Times, Economist, vom britischen Außenministerium, von Human Rights Watch, am King's College in London.
• Die Reportage „Forensische Analyse von Satellitenbildern des russischen Verteidigungsministeriums“ vom Mai 2015 wurde von Slack unterstützt, einem Start-up aus San Franzisko, das Software-Tools für die Kommunikation von Teams in Unternehmen entwickelt.
• In einem Tweet vom 6.2.2017 nennt Higgins folgende Finanzquellen: „OSF Meedan NED Google Adessium Crowdfunding”. OSF sind George Soros' Open Society Foundations. Adessium ist in Teil 1 erwähnt als Finanzier von Correctiv. Meedan ist ein sowohl kommerzielles als auch nicht-kommerzielles Unternehmen aus den USA und Kanada zur Entwicklung von Software für online-Journalismus, Zusammenarbeit bei der Recherche und Übersetzungshilfen. Auf der Homepage werden unter der Rubrik “Supporters” sowohl Kunden als auch Kooperationspartner als auch Geldgeber ohne Zuordnung genannt. NED ist die Abkürzung für National Endowment for Democracy. Diese nationale Stiftung zur 'Demokratieförderung' wurde unter US-Präsident Reagan nach Ideen des CIA-Chefs Bill Casey gegründet, um verdeckte Operationen in fremden Ländern durchzuführen. Nachdem die CIA wegen ihrer Beteiligung an vielen Putschen in die Kritik geraten war, hat man das NED als Deckorganisation geschaffen. Im Vorstand der NED sitzen zentrale Personen der US-Neokonservativen. Die NED wird vom US-Kongress mit ca. 100 Millionen Dollar im Jahr finanziert. Sie war auch beteiligt an der Vorbereitung der Farbenrevolutionen in Osteuropa. Ein Hauptziel ist, nach der Angliederung der Ukraine an den Westen die Bedingungen für die endgültige Niederlage des russischen Präsidenten Putin zu schaffen (vgl. Robert Parry: Why Russia Shut Down NED Fronts, 30.7.2015).
Bellingcat / Higgins arbeitet mit dem Organized Crime and Corruption Reporting Projekt OCCRP zusammen, einem Netzwerk für Regime changes im postsowjetischen Raum. Eliot Higgins ist Senior Fellow beim Atlantic Council und war Autor einer vom Atlantic Council eingesetzen Arbeitsgruppe, die den Krieg Russlands in der Ukraine untersuchen sollte. Selbstverständnis des Atlantic Councils ist, die globale Vorherrschaft der USA im Bündnis mit den Alliierten zu gewährleisten, zum Wohle der Welt.
Der vierte und letzte Teil untersucht, wie Correctiv zum privaten Verfassungsschutz avancierte und zieht ein Fazit zu Methoden und Agenda von Correctiv.
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