Nur Verschwörungstheoretiker kommen auf die covidiotische Idee, einen so hochangesehenen Wissenschaftler wie Professor Jürgen Margraf von der Ruhr-Universität Bochum, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie von 2012 bis 2014, zu verdächtigen, er wolle Bill Gates Beihilfe leisten.
Um so mehr verblüfft, was Margraf soeben in die Republik hinausposaunt: Es sind die Ergebnisse einer Studie, die sich Anhänger der Hygienediktatur voller Begeisterung im Goldrahmen übers Bett hängen werden. Angeblich beweist sie zweifelsfrei: Wer die Corona-Regeln befolgt, rettet Leben. Länder, in denen die Auflagen zum Infektionsschutz weniger ernst genommen werden, weisen laut Margraf eine erheblich höhere Rate von Covid-19-Sterbefällen auf. „Dort, wo die Regeln besser eingehalten werden, sind in den letzten zwölf Wochen über 13-mal weniger Menschen gestorben als in Ländern, in denen die Regeln kritischer gesehen werden“, fasst er zusammen.
Allen alarmistischen „Qualitätsmedien“ dieser panikvirusverseuchten Republik liefert der Professor damit ein gefundenes Fressen. Vom Berliner Panikorchester gibt es donnernden Applaus.
Margrafs Studie fand parallel in acht Ländern statt. Anfang Juni wurden dafür in jedem Land rund 1.000 Personen ab 18 Jahren befragt. Von den insgesamt 7.658 Teilnehmern mit auswertbaren Ergebnissen lobten 77 Prozent die Corona-Maßnahmen als „sinnvoll“. Den Spitzenwert erreichte Deutschland mit 84 Prozent in Deutschland, die niedrigsten Werte ergaben sich mit 72 Prozent für Polen und Schweden.
Befolgen die Befragten die Verhaltensregeln? Alles in allem bejahten dies 92 Prozent. Hier reichte das Spektrum von 85 Prozent in Russland über 94 in Deutschland bis 97 Prozent in Großbritannien.
In den Ländern, in denen die Umfrage eine besonders gute Einhaltung der Regeln ergeben haben soll — Großbritannien, Spanien, Frankreich und Deutschland —, sei die Zahl der Covid-19-Toten seit dem 1. Juni nach offiziellen Statistiken im Durchschnitt um 7,8 Prozent gestiegen, so Margraf. In Ländern mit schlechter Regelbefolgung wie Russland, Polen, den USA und Schweden habe die Zahl der berichteten Covid-19-Toten dagegen um 105,8 Prozent zugenommen. „Also 13,6-mal stärker“, sagte Margraf. In absoluten Zahlen hätten sich in den Ländern mit guter Regeleinhaltung vom 1. Juni bis zum 20. August zusätzliche 7.952 berichtete Covid-19-bedingte Todesfälle ergeben, in den Ländern mit schlechter Regeleinhaltung dagegen gab es 86.348 zusätzliche Tote.
„AHA-Regeln sind unsere wichtigsten Waffen im Kampf gegen Covid-19“, lautet das Fazit von Jürgen Margraf. „Gemeinsam haben wir mit ihrer Hilfe die Pandemie eingedämmt. Wenn wir sie weiterhin befolgen, retten wir Menschenleben und die wirtschaftliche Erholung.“ In irrwitzigen Zeiten wie diesen qualifizieren solche Äußerungen womöglich für das Bundesverdienstkreuz.
Übrigens will Margraf auch festgestellt haben, dass gewisse psychologische Merkmale bei Corona-Folgsamen signifikant stärker ausgeprägt sind. „In Deutschland“, so fasst eine Pressemeldung der Ruhr-Universität seine Erkenntnisse zusammen, „waren Menschen, die Regeln für sinnvoll hielten und eine hohe Bereitschaft zu ihrer Einhaltung angaben, im Durchschnitt stärker mit dem Handeln und der Kommunikation der Regierung einverstanden. Zudem waren sie weniger depressiv, ängstlich und gestresst. Sie schätzten den gesellschaftlichen Zusammenhalt in ihrem Land höher ein und fühlten sich stärker mit den Menschen in ihrem Land verbunden.“
Na also! Haben es krisenbewusste, verantwortungsvolle Staatsbürger nicht schon immer geahnt? Abweichler und Quertreiber sind irgendwie gestört und asozial. Angst- und stressfrei — das zeichnet die panikvirusinfizierten Regelkonformen aus. Wahrlich, der 11.11. rückt näher.
Es ist nicht nur diese absurde Diskriminierung, die einen unvoreingenommenen Wissbegierigen irritiert. Ebenso verstört, dass Margraf zwei Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens bricht: Schweige, solange du nicht publiziert hast — solange niemand nachvollziehen kann, was du wie herausgefunden zu haben meinst. Und publiziere erst nach „Peer Review“ — nachdem Fachkollegen deine Arbeit kritisch geprüft haben.
Er halte die Ergebnisse für so wichtig, dass er sie jetzt schon an die Öffentlichkeit bringen wolle, so zitiert ihn die Welt (1). Und so stellt sich die Frage, wie objektiv-wertneutral dieser Herr Margraf neuerdings Forschung betreibt. Wäre er auch dann in Windeseile vorgeprescht, wenn seine Studie der Regierungslinie eher ein Armutszeugnis ausgestellt hätte?
Und weitere Fragen drängen sich auf:
- Wieso wirft Margraf Schweden in einen Topf mit drei anderen Ländern, aus denen die gruseligsten Covid-19-Statistiken stammen? In Schweden allein stieg die Anzahl der Todesfälle zwischen dem 1. Juni und der dritten Augustwoche nämlich keineswegs um 105,8 Prozent an, sondern nur um 24,3 Prozent (2). In absoluten Zahlen bedeutete dies einen Anstieg um 1.134 Fälle, von 4.673 auf 5.807. Das sind durchschnittlich rund 100 pro erfasster Woche. Wie viele Schweden starben unterdessen wöchentlich an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, an Krebs, an den Folgen von Süchten, Ernährungssünden und Bewegungsmangel, an ärztlichen Kunstfehlern, an Krankenhausinfektionen, an Nebenwirkungen von Medikamenten? Wie viele starben infolge des Lockdowns, etwa wegen abgesagter Operationen und Transplantationen, unterlassener Untersuchungen und Behandlungen?
- Wieso interessieren Margraf bloß kumulierte Zahlen, nicht aber Tages- und Wochentrends? Da ergäbe sich nämlich speziell für Schweden ein völlig anderes, positiveres Bild: Ganz ohne AHA-Tyrannei sank dort die Zahl der Covid-19-Toten im vergangenen Vierteljahr nämlich beinahe kontinuierlich von 218 in der ersten Juniwoche auf 27 in der dritten Augustwoche (3). An fast allen Augusttagen registrierte Schwedens Gesundheitsbehörde „Folkhälsomyndigheten“ nicht mehr als 7 Corona-Tote. Lediglich am 6. August waren es 13 gewesen, am 20. August 12. An immerhin sieben Augusttagen verzeichnete Schweden keinen einzigen „Covid-19-Sterbefall“, an sechs weiteren Tagen nicht mehr als drei.
- Warum bezog Margraf nicht die Niederlande ein, immerhin ein Nachbarland? Dort gab es am 24. August nur 3,9 Prozent mehr Corona-Tote, also 6.191 mehr als am 1. Juni mit 5.956 — ein deutlich besser Wert als in AHA-Ländern (4). Maskenzwang bestand dort ZU KEINER ZEIT. „Aus medizinischer Sicht gibt es keinerlei Beweis für den medizinischen Nutzen, eine Gesichtsmaske zu tragen“, erklärte Niederlands Gesundheitsministerin Tamara van Ark (5).
- Wieso beginnt Margrafs Untersuchungszeitraum erst am 1. Juni und nicht schon im März? Die Maskenpflicht führten Deutschland und andere Länder nämlich erst Ende April ein. Aber bereits vorher, ganz ohne Gesichtslappen, waren alle klinisch bedeutsamen Indikatoren rückläufig gewesen: die Anzahl der ärztlichen Diagnosen von schweren akuten Atemwegserkrankungen, von positiv Corona-Getesteten in Krankenhäusern, auf Intensivstationen und Friedhöfen. Schon vor dem Lockdown war die ominöse Reproduktionsrate auf jenen Wert von 1 gesunken, der mit dem Lockdown angestrebt wurde. Wie wundersam, mit nix vor Mund und Nase.
Nicht nur für Fans von Seuchenschutz à la Jens Spahn und Markus Söder, auch für Kritiker verbieten sich voreilige Schlüsse, solange niemand auch nur eine einzige Zeile von Margrafs Studie zu Gesicht bekommen hat. Eines allerdings darf man jetzt schon feststellen: 2,3 Millionen Dollar Fördermittel von der Bill & Melinda Gates Foundation nahm die Ruhr-Universität Bochum im Oktober 2012 dankend an (6). Und gewiss würde sie Gates nicht empört des Campus verweisen, falls er demnächst mit einem weiteren Scheck aufkreuzen sollte. Die Chance darauf ist dank Margraf zumindest nicht gesunken.
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.welt.de/regionales/nrw/article214172374/Bochumer-Studie-Bei-guter-Einhaltung-der-Corona-Regeln-weniger-Tote.html
(2) https://www.folkhalsomyndigheten.se/smittskydd-beredskap/utbrott/aktuella-utbrott/covid-19/statistik-och-analyser/bekraftade-fall-i-sverige/
(3) siehe Tabelle https://www.folkhalsomyndigheten.se/smittskydd-beredskap/utbrott/aktuella-utbrott/covid-19/statistik-och-analyser/bekraftade-fall-i-sverige/
(4) https://covid19.who.int/region/euro/country/nl
(5) https://www.welt.de/politik/ausland/plus212766705/Corona-Pandemie-Keine-Maskenpflicht-Der-Sonderweg-der-Niederlande.html
(6) https://idw-online.de/en/news503896; https://www.waz.de/staedte/bochum/forscher-der-ruhr-uni-bekommen-geld-aus-bill-gates-stiftung-id7247617.html)
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