Als jemand, der sein Dasein der Musik widmet, begrüße ich jeden journalistischen Beitrag zum Sterben der Kultur durch die anhaltenden Corona-Maßnahmen grundsätzlich, wie zum Beispiel „Kulturtod ohne Trauernde“ vom 10. April 2021. Denn es hat jede Aufmerksamkeit verdient, zumal die „Leid-Medien“ — wie ich sie nenne — so gut wie nie über die verheerenden Auswirkungen der Corona-Politik auf die Kultur berichten. Erschüttert bin ich freilich oft über den Tenor zahlreicher Kommentare zu solchen Artikeln: Es zeigt sich darin immer wieder ein grundsätzliches Unverständnis von Kultur und all derer, die sich ihr mit Leib und Seele verschrieben haben. Daher im Folgenden ein paar grundsätzliche Gedanken zum Selbstverständnis von Kultur, Künstlern und deren derzeitigem Todeskampf. Denn von einem „Überlebenskampf“ ist ja derzeit leider kaum etwas zu merken.
Man kann, ja man sollte über Künstler, die sich vor den Karren der Corona-Politik spannen lassen, diskutieren. Freilich sind Corona-Maßnahmen-Unterstützer wohl grundsätzlich günstigstenfalls Duckmäuser, manchmal ignorante Mitläufer, schlimmstenfalls aber „willige Vollstrecker“ aus Überzeugung.
Auch Promis, die bei PR-Kampagnen für Alltagsmasken oder Behandlung mit neuartigen genetischen Wirkstoffen — falsch als „Impfstoffe“ bezeichnet — werben, machen sich meines Erachtens zu Mittätern — ob nun aus Dummheit, Opportunismus (schlimm genug) oder gar Überzeugung (!).
Eine Frage an solche Promis: Kommt auch nur ein Mensch auf Sie zu und sagt: „Meine Frau war ein so großer Fan von Ihnen, dass Sie sich gegen Corona hat impfen lassen, und nur vier Wochen später starb sie nachgewiesenermaßen an dem Impfstoff …“ — könnten Sie eigentlich mit einer solchen Schuld leben …?
Das Ausmaß des Kultursterbens
Millionen von Leidtragenden in den diversen Biotopen dessen, was wir hier „Kultur“ nennen, werden in der Öffentlichkeit mitleidlos weitgehend ignoriert. Zynisch gesagt: Selbst über das unermessliche Leid der vielen Alten und Kranken wird inzwischen mehr berichtet als über die totale Vernichtung künstlerischer Existenzen. Viele scheinen hierzulande nicht recht zu begreifen, worum es in der Kultur geht und was eine „künstlerische Existenz“ eigentlich bedeutet — ob man diese nun lieber rational im Ökonomischen, im Soziologischen, oder emotional im Seelisch-Geistigen verorten mag. Verständnis für die Kultur bringen aber viele allenfalls bezogen auf ihren gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Nutzen auf. Doch auch dann wird bereits das Ausmaß des Kultursterbens verkannt.
Im August 2020 wies ich in meinem Rubikon-Artikel „Anschlag auf die Kultur“ darauf hin: „Die Kultur ist mit 1,2 Millionen Beschäftigten, einem Umsatz von 168.3 Milliarden Euro und einer Bruttowertschöfpung von etwa 100 Milliarden Euro die drittstärkste Beschäftigungsbranche.“ Die Anzahl der in der Kultur insgesamt Aktiven ist jedoch ungleich höher: „140 öffentliche Theater mit 838 Spielstätten sowie 210 Privattheater; 17.542 fest angestellte Künstler an Sprech- und Bühnentheatern; 9.766 Planstellen in 129 Klangkörpern, vertreten durch die Deutsche Orchestervereinigung; in der katholischen und evangelischen Kirchenmusik circa 50.942 Ensembles mit 913.236 Musizierenden, der größte Teil davon in Vokalchören; 23.905 weltliche Laien-Vokalensembles in Verbänden mit 1.357.268 aktiven Mitwirkenden; 19.830 Laienorchester und Instrumentalgruppen in Verbänden mit 620.800 aktiven Mitwirkenden.
In Deutschland sind etwa 100.000 Bühnenensembles aller Art statistisch erfasst — mit mindestens genauso vielen angestellten oder ehrenamtlichen Leitern (…) dazu knapp 30.000 fest angestellte Ensemblekünstler, insgesamt mehrere Millionen aktive Musiker, Sänger, Darsteller, Tänzer (Selbstständige, Amateure, Laien) — (…) darunter allein mehr als vier Millionen Sänger in über 60.000 Chören und Vokalensembles. Hinzu kommen Millionen Mitarbeitende in Organisation, Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Technik, Bühnenhandwerk, Verwaltung oder Management, sowie indirekt dann auch Veranstalter, Kulturmanager, Konzertdirektionen, Agenturen, Druckereien, Musik- und Bühnenverlage“ und so weiter. Wir reden also von Millionen Menschen, die vom Tod der Kultur direkt betroffen sind.
Künstler: Beruf und Berufung
Was aber bedeutet ein künstlerisches Dasein im Seelisch-Geistigen, Spirituellen, Existenziellen? Debbie Allen in „Fame“: „Ihr wollt den Ruhm? Hier fangt Ihr an, dafür zu bezahlen — mit Schweiß!“ Aber den meisten von uns geht es nun wirklich nicht darum, „berühmt“ zu werden.
Wir alle in der Kultur haben uns lediglich unser Leben, in dem wir individuelle Begabungen — Musik, Tanz, Wort; Darstellende, Bildende, „Schöne“ Künste — entfalten können, mühsam erarbeitet und unsere gesamte Existenz auf unser Talent begründet.
Und wir möchten unsere Künste mit so vielen Menschen wie möglich teilen. Unser Beruf ist unsere Berufung, Kreativität und Produktivität unser gesamter Lebensinhalt und Daseinszweck.
Zur Illustration sei mir erlaubt, auf den eigenen Werdegang aufmerksam zu machen:
- Entfaltung der musikalischen Begabung schon im Vorschulalter; früh der Lebenstraum, Dirigent zu werden.
- Meine alleinerziehende Mutter spart sich die Förderung meiner Begabung vom Mund ab: Jugendmusikschule, Noten für den Unterricht und das Musizieren in Chören und Ensembles aller Art, dazu diverse Instrumente, ein Klavier, später finanzielle Unterstützung während des Studiums, wo das bisschen BAföG nicht reichte.
- Zwischen dem 5. und 30. Lebensjahr 25 Jahre einer umfassenden, intensiven, vielschichtigen Musikausbildung.
- In dieser Zeit jeden Tag Üben auf den Instrumenten, an der Musikhochschule bis zu acht Stunden täglich.
- Nach fünf Jahren Hochschulausbildung ein Jahr Universitätsstudium der Musikwissenschaften in Australien als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.
- Seit 1995 freiberuflich selbstständig als musikwissenschaftlicher Autor, Kulturjournalist, Berater und Dirigent.
- 2004 Beginn der Promotion im Fach Musikwissenschaften an der Universität Hamburg; Doktortitel 2010.
- Aufgrund meiner Bekanntheit als Bruckner-Spezialist 2011 das Existenz sichernde Angebot eines Musikverlags, als freier Mitarbeiter Editionsleiter einer neuen Bruckner-Urtext-Gesamtausgabe (42 Bände) zu werden. Nach Jahren konzeptioneller Vorarbeit 2015 der erste Band, seither sechs Bände — und eine Lebensaufgabe, so bislang der Plan.
Ich habe dank meiner Mutter, Lehrer, Förderer und meines Umfelds meine Begabungen zum Beruf machen dürfen. Das ist ein Privileg, aber ich habe dafür auch extrem viel gearbeitet und tue es bis heute. Mit einer Wochenarbeitszeit mehr als 40 Stunden. Mein Nettoeinkommen liegt dennoch seit Beginn meiner Berufstätigkeit noch unterhalb des steuerlichen Existenzminimums. Ein Überleben ist mir als freier Künstler nur dank der Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse überhaupt möglich; ich bin aber mithin einer der vergleichsweise wenigen Selbstständigen, die von Anfang an in die Sozialkassen eingezahlt haben. Der spätere Lohn für eine bislang weitgehend selbstbestimmte künstlerische Existenz: Im Alter eine Rente von 300 Euro im Monat … Ein solcher Werdegang ist in der Kultur freilich gar nichts Besonderes. Wenige Karrieren sind steil, einige durchschnittlich, sehr viele bleiben flach. C‘est la vie.
Raub der wirtschaftlichen Existenz und des Lebenswerts
Glücklich konnten sich bislang alle schätzen, die eine solche Existenz führen durften, unter welchen Rahmenbedingungen auch immer. Dann kam Anfang 2020 der Hygieneterror, der sich an der Menschheit verging, mittels Propaganda und psychologischer Kriegsführung — in der Tat, denn die meisten Regierungen führen mit solchen Mitteln inzwischen einen Krieg gegen die massiv verängstigte und traumatisierte eigene Bevölkerung.
Nach mehr als einem Jahr Corona-Maßnahmen liegt auch die Kultur nun weitgehend im Sterben:
- Zahlreiche Bühnenkünstler, kleine und große Ensembles aller Art Orchester, Chöre, Theater, Ballett — können seit einem Jahr praktisch nicht mehr auftreten; auch Dirigenten und andere Ensembleleiter haben praktisch Berufsverbot.
- Freie Künstler, Theater und andere Kulturbetriebe, Veranstalter und Agenturen sind praktisch pleite.
- Wer bislang von Musik- oder Kunst-Unterricht in der freien Szene überleben konnte, kann nicht mehr unterrichten — entweder, weil Hygieneverordnungen dies unmöglich machen oder weil Eltern panische Angst haben, ihre Kinder einer Privatunterrichtssituation auszusetzen.
- Viele kleinselbstständige Künstler haben schon aufgegeben. Hunderttausende werden mit dem Ende ihres Berufslebens physisch und psychisch nicht fertig, werden krank, begeben sich in Therapie, und die Selbstmordraten steigen.
- Musik- und Kunststudenten haben derzeit keine Berufsaussichten mehr, brechen ihr Studium ab, werden Taxifahrer oder arbeiten an Supermarktkassen. Musikhochschulen werden infolgedessen schließen müssen; Orchester bekommen zum Existenzdruck auch noch Nachwuchsprobleme.
- Nach dem Ausfall der Spielzeit 2020 hatten im vergangenen Sommer noch alle künstlerischen Betriebe mit viel Aufwand Hygienekonzepte erarbeitet, um sich auch mit kleinen Besucherzahlen vorübergehend in der Produktion zu halten. Nach der Saisoneröffnung im vergangenen Oktober wurden sie im November schon wieder geschlossen und werden es wohl noch lange bleiben. — Nur Staatsbetriebe werden an der kurzen finanziellen Leine gerade so vor dem Tod bewahrt. Denn diese Konkursmasse soll ja bald noch herhalten, durch „grüne Pässe“ und sonstige Zwangsmaßnahmen noch mehr Menschen zu jenen lebensgefährlichen Gentherapien zu nötigen, welche man hierzulande mit dem Euphemismus „Impfen“ bezeichnet.
- Nicht zuletzt die Bühnen- und Musikverlage haben daher seit mehr als einem Jahr keine nennenswerten Einnahmen mehr und werden auch mindestens bis zum Sommer kaum Einnahmen erzielen. Demzufolge schütten auch die Verwertungsgesellschaften kaum noch Tantiemen an ihre Mitglieder aus.
- Was mich persönlich betrifft: Wenn spätestens im kommenden Herbst der Veranstaltungsbetrieb nicht wieder anläuft, verliere auch ich im Sommer 2022 meine Existenz als selbstständiger Künstler. — Und mit einer momentanen Galgenfrist von noch einem Jahr bin ich vergleichsweise gut dran, da ich noch Zeit habe, einen Plan B zu entwickeln.
Die Corona-Politik der Regierung Merkel/Scholz hat uns binnen eines Jahres nicht nur die wirtschaftliche Existenz geraubt oder zumindest bedroht: Die Verantwortlichen haben uns mit ihren Corona-Maßnahmen unser ganzes Leben gestohlen, unser „künstlerisches Dasein“, unseren Daseinszweck — alles, was uns das Leben bisher lebenswert machte!
Gemeinsam gegen den „Antihumanismus“ als Zeichen der Hoffnung
In faschistischen Systemen durfte Kultur noch staatstragend sein. Im Transhumanismus aber ist organisierte Kultur als Keimzelle für organisierten Widerstand eine enorme Bedrohung für die Herrschenden. Daher entledigen sie sich ihrer. Man wird zukünftig allenfalls noch „im eigenen Hintergarten blühen“ dürfen, aber nicht mehr auf den „großen Wiesen“ — denn die werden gerade alle untergepflügt …
Der Transhumanismus — den man besser als „Antihumanismus“ bezeichnen sollte — will die Menschlichkeit überwinden und strebt die Verschmelzung von Mensch und Technologie an. Dies könnte nur gelingen, wenn wir alle dauerhaft voneinander isoliert werden.
Jede Art von organisiertem Gemeinwesen, von Gemeinschaft, von Gruppenbildung, wäre eine Gefahr für den Transhumanismus. „Social Distancing“ soll das „neue Normale“ werden. Daher nehmen uns die neuen Hygiene-Regimes gerade kollektiv in Einzelhaft.
Noch schlimmer: Mittels Angst tragen wir auch noch selbst dazu bei, einander zu entfremden. Der Riss, der zwischen Maßnahmenbefürwortern und -gegnern durch die Gesellschaft geht, spaltet auch die Kulturszene, und die Unterstützer gehen sogar auf die Opfer los. Der Transhumanismus lacht sich ins Fäustchen — Millionen von Opfern durch politische Repressalien und die Abschaffung der Demokratie, mittels einer neuen Erkältungskrankheit mit einer Gesamtsterblichkeit niedriger als die der Grippe, von der Politik zur Pandemie erklärt und aufrecht erhalten durch immer neue Taschenspielertricks, Lügen und gefälschte Zahlen!
Machen wir uns nichts vor: Wenn die jüngste Novelle zum Infektionsschutzgesetz („Corona-Notbremse“) vor Gerichten Bestand haben sollte, bedeutet dies den endgültigen Todesstoß für die Kultur. Denn kein Veranstalter, keine Kultureinrichtung könnte mehr seriös planen, wenn Lockdown-Maßnahmen wie Schließungen völlig unberechenbar ein- und ausgeschaltet werden können. Zumal die Novelle ja leider nicht vorsieht, das Kultureinrichtungen und Veranstaltungsorte automatisch wieder öffnen dürften, wenn die Positiven-Meldequote von 100 dauerhaft unterschritten wird. — Ich vermeide hier bewusst das von der Politik missbrauchte Wort „Inzidenz“, wissenschaftlich korrekt definiert als Anzahl von Erkrankungsfällen bei in vitro nachgewiesener aktiver Infektion in begrenztem Zeitraum an bestimmtem Ort.
Ich bin daher sicher nicht allein mit meiner tiefen Verachtung all jener Gewissenlosen, die uns gerade unser ganzes Leben stehlen, und mit meinem Wunsch, dass transhumanistische Entscheider (Schwab, Gates, Zuckerberg, Bezos, Soros), Handlanger in der Wissenschaft und Medizin (Wieler, Drosten, Lauterbach, Montgomery) und vor allem willige Vollstrecker in der Politik (von der Leyen, Merkel, Scholz, Spahn, Steinmeier, Söder) bis ans Ende ihrer Tage heimgesucht werden von den Seelen derer, die sie in ihrem zynischen Neusprech als „Kollateralschäden“ betrachten — nicht nur der Künstler, sondern überhaupt aller Opfer dieser Maßnahmen.
Es wäre ein Zeichen der Hoffnung, wenn sich endlich mehr Protagonisten der Kulturszene gegen ihre eigene Vernichtung anstatt ihre eigenen Kolleginnen und Kollegen zur Wehr setzen würden. Man könnte sich generell in Maßnahmen-kritischen Verbänden oder neuen Parteien engagieren, Hilfsorganisationen unterstützen, demonstrieren, protestieren, gerichtlich klagen, widersprechen, öffentlich den Mund aufmachen, Kunstaktionen durchführen …
Aber auf drei Dinge konnte man sich leider schon immer verlassen:
- Die grenzenlose Gier und Skrupellosigkeit der manipulativen Wirtschaftselite.
- Die grenzenlose Korruptheit und Verlogenheit der lobbyhörigen Politik.
- Und die grenzenlose Verführbarkeit und Trägheit der tumben breiten Masse.
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