Ende Mai 2022 wird entschieden, ob Philipp Hildebrand der neue Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft wird. Er ist bisher der einzige Kandidat für das Amt. Zur Neuwahl des Präsidiums kommt es wegen des Tods von Anne Keller Dubach. Sie leitete den Trägerverein des Zürcher Kunsthauses nur zwei Monate und verstarb im vergangenen September.
Die Zürcher Kunstgesellschaft ist der Trägerverein des Kunsthauses Zürich. Sie betreibt das Museum seit 1787 und ist Eigentümerin der Kunstsammlung.
Philipp Hildebrand war seit 2003 Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank und zwischen dem 1. Januar 2010 und dem 9. Januar 2012 deren Präsident. Vielleicht hofft man, dass es Philipp Hildebrand gelingen wird, den Streit über die Aufnahme der „Sammlung Emil Bührle“ in den neuen Trakt des neuen Kunsthaustraktes zu schlichten. Diese Sammlung des Waffenfabrikanten Bührle umfasst Werke von Vincent van Gogh, Paul Cézanne, Edgar Degas, Paul Gauguin, Edouard Manet und anderen (1).
Zürcher Kunstgesellschaft in der Hand des Finanzplatzes
Wie Res Strehle im „Das Magazin“ schreibt, soll durch die Wahl von Philipp Hildebrand die Tradition des Finanzplatz-Präsidiums nach dem Willen der Kunstgesellschaft fortgesetzt werden: „Seit über hundert Jahren leitet die Finanzelite das Epizentrum der arrivierten Kunst in Zürich“. Führende Leute der Zürcher Rentenanstalt, der Schweizerischen Kreditanstalt, heute Credit Suisse, der Schweizerischen Bankgesellschaft, der Bank Leu, der Banca del Gottardo, der Swiss Re stellten während fast fünf Jahrzehnten meist den Präsidenten der Zürcher Kunstgesellschaft. (2)
Heute ist Philipp Hildebrand, der Kandidat für das Präsidium der Zürcher Kunstgesellschaft, Vice Chairman von BlackRock, dem weltweit größten Vermögensverwalter. Er ist dort Mitglied des Global Executive Committee des Unternehmens. Er beaufsichtigt auch das BlackRock Investment Institute (BII) und BlackRock Sustainable Investing (BSI, deutsch: BlackRock Nachhaltiges Investieren).
BlackRock-Investitionen in Atomwaffen: nicht nachhaltig
Nicht nachhaltig sind die Investitionen von BlackRock in Unternehmen der Atomwaffenproduktion. ICAN, der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, zufolge ist BlackRock der viertgrößte Investor in Unternehmen, die nukleare Massenvernichtungswaffen produzieren. BlackRock investierte im Jahr 2020 44.792 Millionen US-Dollar in die Atomwaffenindustrie und 2021 40.711 Millionen US-Dollar, laut ICAN (3).
Plakat der schweizerischen Friedensbewegung aus dem Jahr 1954 von Hans Erni, Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste.
Atomwaffen können eigentlich gar nicht eingesetzt werden
Atomwaffen können eigentlich nach dem Abwurf von Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki im August 1945 gar nie mehr eingesetzt werden, wenn man nicht riskieren will, dass die ganze Menschheit in einem Atomkrieg ausgerottet wird. Schon der Einsatz von 100 Atombomben würde zu einem nuklearen Winter führen, zu einem Absinken der Temperatur auf der Erde, gefolgt von Ernteausfällen und Hungersnöten.
Die zehn größten Investoren in Atomwaffen:
Die Top-10-Investoren mit finanziellen Verbindungen zu Atomwaffenherstellern im Vergleich: Die Gesamtinvestitionen sind aufgeteilt, wobei etwas mehr in Aktien und Anleihen investiert wird als in Kredite und Emissionsgeschäfte. Die zehn größten Investoren kommen alle aus den Vereinigten Staaten und stellen laut dem ICAN-Report von 2021 zusammen 339 Milliarden US-Dollar, also knapp die Hälfte aller Investitionen. Die Angaben in der Tabelle sind in Millionen US-Dollar.
100.000 US-Dollar pro Minute für das neue nukleare Wettrüsten
Die atomare Rüstung ist ein riesiges Geschäft, mit dem viel Geld zu verdienen ist. Zwischen Januar 2019 und Juli 2021 wurden den 25 Unternehmen, die Atomwaffen produzieren, 685 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Das sind 44 Milliarden US-Dollar mehr als im Vorjahr.
Die neun atomar bewaffneten Länder geben pro Minute mehr als 100.000 US-Dollar für das neue nukleare Wettrüsten aus.
Daneben fehlen dem Welternährungsprogramm die Mittel, um den Hunger zu bekämpfen, unter anderem in Somalia.
1,4 Millionen Kinder in Somalia von akuter Unterernährung bedroht
Bis Ende dieses Jahres droht 1,4 Millionen Kindern in Somalia eine akute Unterernährung. „Wenn nichts unternommen wird, wird befürchtet, werden bis zum Sommer dieses Jahres 350.000 der 1,4 Millionen schwer unterernährten Kinder im Land umkommen“, warnt Adam Abdelmoula, der stellvertretende Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs für Somalia.
Quelle: Website des Welternährungsprogrammes (4).
Aber im Moment besteht für die Hilfe des Welternährungsprogrammes der UNO in Somalia bis September 2022 eine Finanzierungslücke von 192 Millionen US-Dollar, was bedeutet, dass weniger als ein Drittel der Mittel zur Verfügung stehen, um in Somalia Leben zu retten. Mit einem sehr kleinen Bruchteil des Geldes, das weltweit für die atomare Rüstung vergeudet wird, könnte die Finanzierungslücke des Welternährungsfonds in Somalia geschlossen werden.
Ostermarsch 2022 in Bremen, Bild: Arbeiterfotografie.
Nukleare Teilhabe Deutschlands: Üben des Abwurfes von Atombomben
Ein moderner Kampfjet kostet auch etwa 192 Millionen US-Dollar, die der Welternährungsorganisation in Somalia fehlen. Deutschland will 45 solche neuen Bomber beschaffen, die 8 Milliarden Euro kosten sollen. Im Zusammenhang mit der nuklearen Teilhabe der Bundesrepublik werden deutsche Piloten auch wieder, wie heute mit den Tornado Kampfjets, mit den neuen Flugzeugen den Abwurf von Atombomben üben (5).
Schweiz unterzeichnete den Atomwaffenverbotsvertrag nicht
Eine klare Mehrheit der Parteien in der Schweiz fordert vom Bundesrat, den UN-Atomwaffenverbotsvertrag endlich zu ratifizieren. Es sind jedoch handfeste wirtschaftliche Interessen, die eine Unterzeichnung dieses Vertrages „behindern“.
Heute investieren auch Schweizer Großbanken, Versicherungen und Pensionskassen, auch meine Pensionskasse der SBB AG, profitbewusst in Firmen, die an der Produktion von Atombomben beteiligt sind. Insgesamt 4.883 Millionen US-Dollar (USD). Die Credit Suisse platzierte 2021 2.059 Millionen USD, die UBS 2.562 Millionen USD und sogar die Schweizerische Nationalbank auch 64 Millionen USD in die Atomaffenindustrie.
Das neue Fußballstadion in Zürich, die „Credit Suisse Arena“, wird vermutlich dann auch aus den Erträgen des Geschäftes der atomaren Aufrüstung finanziert. Der Waffenfabrikant Emil Bührle finanzierte seinerzeit den Neubau des Kunsthauses in Zürich, die Credit Suisse, die ihr Geld in der Atombombenindustrie anlegt, wird ein Fußballstadion subventionieren ... — Schön …
Institutionen der Schweiz, die in Firmen investieren, die Atomwaffen herstellen:
Quelle: Aktuelle ICAN-Studie „Don’t Bank on the Bomb“ von 2021.
Gesetzliches Finanzierungsverbot von verbotenen Waffen in der Schweiz
„Dass Schweizer Banken Geld in die Weiterentwicklung von Massenvernichtungswaffen investieren, ist umso erstaunlicher“, schreibt ICAN, „als dies in der Schweiz verboten ist. Seit der Revision des Kriegsmaterialgesetzes (KMG) vom 1. Januar 2013 gibt es ein gesetzliches Finanzierungsverbot von verbotenen Waffen. Darunter fallen auch die Atomwaffen, welche in Artikel 7 Absatz 1 Buchstabe a KMG aufgeführt sind.“
Trotz dieser gesetzlichen Bestimmungen, keine finanziellen Mittel in Unternehmen zu investieren, welche Atomwaffen(-systeme) entwickeln, kann und darf offensichtlich weiter ungestraft in die Atomwaffenproduktion investiert werden, weil das Finanzierungsverbot angeblich „erhebliche Gesetzeslücken“ aufweisen soll, wie es in Bern heißt.
Die Ex-Nationalrätin und heutige Berner Regierungsrätin Evi Allemann hat diese Problematik erkannt und forderte bereits 2013 in einer Motion zum Verbot der indirekten Finanzierung von Kriegsmaterial (Motion 14.3253. Aber das ist schon lange her und nichts ist passiert. Susan Boos schrieb am 6. Juli 2013 in der Wochenzeitung zu diesem Thema den Artikel: „Kriegsmaterialgesetz und Banken, Hände weg vom Geschäften mit Atomwaffen“ (6).
Abschließend soll noch einmal erinnert werden: Atomwaffen können eigentlich nach dem Abwurf von Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki im August 1945 gar nie mehr eingesetzt werden, wenn man nicht riskieren will, dass die ganze Menschheit in einem Atomkrieg ausgerottet wird. Schon der Einsatz von 100 Atombomben würde zu einem nuklearen Winter führen, zu einem Absinken der Temperatur auf der Erde, gefolgt von Ernteausfällen und Hungersnöten.
Quellen und Anmerkungen:
(1) Heinrich Frei: Sammlung Emil Bührle in Zürich. Kunstwerke finanziert mit dem Erlös von Kanonen und Granaten für Kriege. Neue Rheinische Zeitung, Online-Flyer vom 5. Mai 2022, , www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27154
(2) Res Strehle: Emil und die Elite. Das Magazin Nummer 17, 30. April 2022. „Der Waffenhersteller Emil Georg Bührle belieferte die Nazis und profitierte von der Verfolgung vermögender Juden. Die Schweizer Oberschicht hofiert und rehabilitierte ihn.“, https://www.zsz.ch/wie-der-nazi-profiteur-mit-dem-kunsthaus-die-herzen-der-schweizer-elite-eroberte-770142496571
(3) ICAN - International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (deutsch: Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffe): www.icanw.org
(4) www.wfp.org/emergencies/somalia-emergency
(5) Nukleare Teilhabe — Wikipedia: http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20143253
(6) Susan Boos: Hände weg vom Geschäften mit Atomwaffen. WOZ Die Wochenzeitung, 6. Juni 2013, https://www.woz.ch/-40a9?msclkid=154944e7c88811ec964028413f2d214f
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