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Im Sumpf des Militärischen

Im Sumpf des Militärischen

In seinem neuen Buch „Kriegstüchtig“ beleuchtet Marcus Klöckner das Grauen des Krieges und die Motive derer, die Menschen sehenden Auges in den Tod schicken.

„Die deutsche Gesellschaft muss sich zügig die Frage stellen: Will sie ihre Söhne und Töchter in den Kriegstod schicken? Wenn sie das nicht will, dann wird es Zeit, dass sie ihre Stimme erhebt.“

Vielleicht kann man die Deutschen, die im Schlafwagen in Richtung Krieg zu fahren scheinen, so aufrütteln, wie es Marcus Klöckner hier tut — indem man ihnen vor Augen führt, dass ihre geliebten Kinder unmittelbar bedroht sind, dass sie schon bald wie Heizbriketts in das Feuer einer erbarmungslosen Gewaltexplosion geworfen werden könnten. Reinhard Mey hat in den 1980er-Jahren in bewegenden Worten an die Gefühle von Eltern appelliert. Die Geschichte der Kriege erscheint so auch als die Geschichte des Versagens der älteren Generationen.

„Sie werden nicht in Reih’ und Glied marschieren, nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt. Auf einem gottverlass’nen Feld erfrieren, während ihr euch in weiche Kissen setzt. Die Kinder schützen vor allen Gefahren, ist doch meine verdammte Vaterpflicht. Und das heißt auch, sie vor euch zu bewahren. Nein, meine Söhne geb’ ich nicht.“

Auf der Schwelle zum Krieg

Wie werden heutige Eltern dieser Pflicht gerecht? Haben sie es nicht durch Wahlentscheidungen, durch Stammtisch-Gepolter, durch Wegschauen oder schlicht durch Nichtstun mitverschuldet, dass mittlerweile wieder Offiziere die Klassenzimmer ihrer Kinder entern, um diesen den Krieg schmackhaft zu machen?

Nach der Lektüre von Marcus Klöckners Buch sollten Mütter und Väter jedenfalls — um nochmals eine Formulierung von Reinhard Mey zu zitieren — „keine ruhige Minute“ mehr haben.

Es braucht endlich eine machtvolle Friedensbewegung, die in ihren Forderungen völlig eindeutig ist und sich niemals auf eine Kriegslogik einlässt, welche es für wichtiger hält, „Putin zu ärgern“ als das Überleben und den Wohlstand der eigenen Bevölkerung zu sichern.

„Kriegstüchtig. Mobilmachung an der Heimatfront“ — das Buch, das seinen Titel einer Formulierung des Beinahe-Kanzlerkandidaten und angeblichen Publikumslieblings Boris Pistorius verdankt — erscheint interessanter Weise in einer Schwellensituation. Donald Trump wurde zwei Wochen nach der Erstveröffentlichung des Werkes, am 20. Januar 2025, vereidigt, und viele Hoffnungen richteten sich auf dessen Ankündigung, den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden zu beenden.

Gleichzeitig ist in Deutschland mit Friedrich Merz einer der schlimmsten Kriegstreiber „ante portas“. „Frieden gibt es auf jedem Friedhof“, sagte der offenbar unvermeidliche künftige Kanzler hämisch. Und die Friedhöfe, speziell Soldatenfriedhöfe, könnten sich in seiner Amtszeit tatsächlich füllen, wenn es so weitergeht.

Der passionierte Taurus-Lieferant könnte wieder zerstören, was sich vielleicht bis zum Beginn seiner Kanzlerschaft an Friedenshoffnungen eröffnet haben wird.

Und die zweitstärkste Partei des Landes, die AfD, würde die stärkste, die Union, in dieser Hinsicht kaum „kontrollieren“. Beide bilden vielmehr einen militaristisch-aufrüstungsfreudigen Block und blasen ins „gleiche Horn“ — also eher in eine Kriegstrompete. Wer Marcus Klöckners Buch in den nächsten Wochen und Monaten lesen wird — und möglichst viele sollten es lesen — wird also stets die neuesten politischen Entwicklungen im Hinterkopf haben, die im Detail heute noch gar nicht absehbar sind.

Die falsche „Tüchtigkeit“

Das Buch beginnt mit einer schonungslosen Analyse des Ist-Zustands, der speziell auch mit Blick darauf traurig stimmt, dass Deutschland schon einmal so viel weiter gewesen war.

„Die deutsche Demuts- und Friedenspolitik, für die der Kniefall Willy Brandts in Warschau sinnbildlich steht, wurde zerschlagen, als ginge es um den Abriss einer Bretterbude. Deutsche Panzer gegen russische Soldaten? Längst Realität. (…) Die eingeschlagene Politik gegenüber Russland ist an historischer Asozialität nur schwer zu überbieten. Weite Teile der Politik haben ihren Sinn und Verstand einer eiskalten transatlantischen Tiefen- und Geopolitik untergeordnet. Zum schweren Nachteil Deutschlands und seiner Bürger.“

Schon der Begriff „kriegstüchtig“ ist, wie Klöckner schlüssig begründet, ein perfides manipulatives Manöver.

„Dynamik, Energie, Können — das sind Ausdrücke, die mit der Tüchtigkeit verbunden sind. Auf einer weiteren gedanklichen Ebene tauchen Bilder von ‚tüchtigen‘, das heißt: trainierten, schlanken, energiegeladenen Körpern auf, die an- und zupacken können. Deutlich wird, wie perfide es ist, das Wort ‚Tüchtigkeit‘ mit dem Begriff ‚Krieg‘ zu verbinden. Hochgradig manipulativ, verdreht es gerade jenen den Kopf, die aufgrund mangelnder Lebenserfahrung vielleicht noch nicht erfasst haben, wie brutal und zerstörerisch ein Krieg ist. Mit der ‚Tüchtigkeit‘ eines Menschen, der voller Tatendrang im Leben steht und durch seine Energie etwas erreicht — Bildung, Familie, beruflichen Erfolg et cetera —, hat Kriegstüchtigkeit nichts zu tun. Der Blick ins vergangene Jahrhundert zeigt schonungslos, wie jener ‚Ruhm‘ und ‚Glanz‘ für den Einzelnen und für ein Land aussehen, nachdem ein ganzes Volk auf Kriegstüchtigkeit getrimmt worden war.“

Geht doch selber an die Front!

Nicht nur um den Missbrauch eines Begriffs gehe es aber — die Gefahr ist real.

„Auf Kriegstüchtigkeit kann, schneller als uns lieb ist, der Krieg folgen. Und das heißt: Gräben gefüllt mit Blut und Tränen, die Kriegsländer in allen Himmelsrichtungen durchziehen. Zehntausende, hunderttausende und vielleicht Millionen Kriegstote gehen irgendwann auf das Konto einer Politik, die zuvor ‚Kriegstüchtigkeit‘ als Notwendigkeit gegenüber dem Volk verkauft hat. Nur: Wenn der Boden, den es mit allen Mitteln zu verteidigen gilt, angeblich so wertvoll ist: Warum stehen die Politiker mit ihren Söhnen und Töchtern nicht selbst in der ersten Reihe und verteidigen ihn?“

Dieses Argument hat schon Boris Vian in seinem berühmtem Anti-Kriegs-Chanson „Le deserteur“ angeführt, das es auch in deutscher Version gibt. Darin heißt es:

„Ihr sogenannten Herren, müsst ihr denn Blut vergießen, so lasst das eure fließen, ihr predigt das so gern!“

Es ist eigentlich ein ebenso einfaches wie einleuchtendes Argument. Daher:

„Wenn es ein ‚G’bot der Stunde‘ gibt, dann lautet es: Friedenstüchtigkeit! Aber mit dem Begriff ‚Frieden‘ haben seit längerem Politiker quer durch die Parteien gewisse Probleme.“

So schrieb Marcus Klöckner in einem Artikel für die Nachdenkseiten.

Dazu gehört natürlich auch der Abbau von Feindbildern, gehört auch die Relativierung unnötiger Ängste. Denn:

„Wäre Russland der große, böse Feind: Warum sollte Putin mit einem Angriff warten, bis Deutschland ‚kriegstüchtig‘ ist?“

Jeder soll ein bisschen Soldat sein

Logik und Vernunft reichen jedoch meist nicht, um im öffentlichen Raum eine Friedensstimmung zu erzeugen.

„Die Politik ist bereits in Richtung Militarismus gekippt. Die Logik des Militärischen fließt bereits mit hohem Druck in die Zellorganellen staatlich-gesellschaftlicher Multiplikatoren. Die Bundeswehr zu Besuch an Schulen? Kein Tabu. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht? Der Widerstand hält sich in Grenzen. Deutsche Panzer auf russischem Boden? Längst Realität geworden.“

Marcus Klöckner wird hier auch konkret. Er ist ein Meister der aussagekräftigen Beispiele. Die entnimmt er oft den friedensmüden Medien. So berichtete etwa die Hessenschau unter der Überschrift „Hessen macht sich Stück für Stück kriegstüchtig“ über eine angeblich zunehmend kriegsbereite Heimatfront.

„In dem Beitrag wird über eine ‚Schulsekretärin‘ berichtet, die ‚im Staub auf dem Boden eines Waldstücks‘ auf einem Bundeswehr-Übungsplatz liegt und ‚mit ihrem G36-Gewehr auf eine Sperrholzplatte, die etwa 100 Meter entfernt ist‘, ziele. ‚Die Schulsekretärin ist eine von den etwa 120 sogenannten Ungedienten, die das Landeskommando Hessen hier zu Reservisten ausbildet‘, heißt es weiter. ‚Die Rekruten haben bisher keinerlei Wehrdienst geleistet und ‚sollen im Fall eines Kriegs in der Heimat Gebäude und Infrastruktur bewachen. Dazu werden sie auch an der Waffe ausgebildet.‘“

Man sieht an dem Beispiel, dass sich friedliebende Menschen keineswegs damit beruhigen können, dass sie ja keine Soldaten seien und deshalb auch nicht in den Krieg ziehen müssten. Der Krieg wird zu ihnen kommen — und zwar ganz unabhängig davon, ob „die Russen“ jemals selbst einmarschieren.

Möglichst jeder Bürger soll, wenn es nach den Herrschenden geht, ein bisschen auch die Mentalität eines Soldaten annehmen. Die Grenzen zwischen Profis des Tötens sowie Laien und Auszubildenden verschwimmen.

Die Fleischwölfe des Krieges

Generalleutnant Jürgen-Joachim von Sandrat weiß auch, wozu das alles nötig ist:

„Wir sind gut beraten, unsere Vorbereitung zu beschleunigen und kriegsnah auszubilden. Sollte es soweit (sic!) kommen, werden wir russischen Veteranen gegenüberstehen.“

Gemeint ist damit wohl: Die Russen haben in der Ukraine schon reichlich Kriegserfahrungen gesammelt, was sie deutschen Softies überlegen machen könnte. Aus eben diesem Grund müssen wir noch nicht Gelerntes hurtig nachholen. Das Töten vor allem.

Marcus Klöckner bedient sich bei der Darstellung des Krieges einer Sprache, die zum Glück nicht so weichgezeichnet ist wie die mancher Kriegsbefürworter. Über diese heißt es im Buch:

„‚Mehr Waffen!‘ ist ihre Forderung. ‚Weiter kämpfen!‘ ihr Credo. Noch mehr Tote, noch mehr Verstümmelte, noch mehr Traumatisierte? Darüber gehen sie hinweg wie über tote Fliegen auf der Straße. Ihre Gewissenlosigkeit macht fassungslos. Die ukrainischen Kriegsopfer taugen für sie als Speerspitze im Kampf um die Definitionshoheit.“

Dabei sollten sie eher als Warnung davor dienen, was Krieg konkret bedeuten kann.

„Jede Seite wirft ihre Truppen da an die Front, drückt sie nach vorne an jene Stellen, wo die Fleischwölfe des Krieges bereitstehen zu ‚drehen‘. Dort werden sie dann aufgerieben, die Kompanien. Da ist das Leben des einzelnen Soldaten, auch wenn es ohnehin im Krieg entwertet ist, noch einmal mehr ohne Wert. Ein perverser Wert existiert nur in der strategischen, militärischen Betrachtung der Masse aller Soldaten, die einem leblosen Stück Material gleich reingeworfen werden in den Fleischwolf und denen es vielleicht in der Masse gelingt, das Vorrücken des Feindes zu verlangsamen oder gar zu stoppen.“

Remarques eindringliche Warnung

Dies ist natürlich nur das Schicksal derer, die in den Krieg geschickt werden. Jene, die schuld daran sind, dass er überhaupt ausbrach, machen sich indes einen schlanken Fuß.

„Je weiter es nach oben in der Hierarchie geht, desto ruhiger wird es in aller Regel. Der Dreck, der Schuss, der Knall, der Gestank, die aufgeplatzten Köpfe, die raushängenden Gedärme, das Geschrei, das Wimmern, die Gewalt des Todes und des Krieges: Auf den teuren Schreibtischen und in den klimatisierten Büros der Planer, der Strategen, der Verantwortlichen, der intellektuellen Kollaborateure und Zuarbeiter des Kriegsteufels ist von alledem in der Regel nichts zu sehen, zu hören, zu riechen.“

Um die Gräuel des Krieges anschaulich zu machen, bedient sich Marcus Klöckner auch bei einem Klassiker der Anti-Kriegs-Literatur: Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“, welches auch Thema in Eugen Drewermanns Buch „Nur durch den Frieden bewahren wir uns selbst“ war. Remarque schrieb unvergessliche Szenen, die Lesern die Gräuel des Ersten Weltkriegs drastisch vor Augen führten.

„Wir schneiden vorsichtig die Hose auf. Er stöhnt. ‚Ruhig, ruhig, es wird ja besser.‘ Wenn er einen Bauchschuss hat, darf er nichts trinken. Er hat nichts erbrochen, das ist günstig. Wir legen die Hüfte bloß. Sie ist ein einziger Fleischbrei mit Knochensplittern. Das Gelenk ist getroffen. Dieser Junge wird nie mehr gehen können.“

Die Komplizenschaft des Journalismus

Je genauer man hinschaut, desto weniger erträgt man die Verharmlosungen der Kriegsbefürworter, die ihre Meinung — unabhängig davon, dass sie von der Realität meist keine Ahnung haben — recht aggressiv vertreten. „Lumpenpazifisten“, wie die Frisuren-Ikone Sascha Lobo Friedensfreunde nannte, müssen sich mittlerweile warm anziehen und auf unduldsam vorgebrachte Pro-Krieg-Argumente vorbereitet sein. Einige davon erwähnt und widerlegt auch Marcus Klöckner in seinem Buch.

„Da ist zum einen die Szene eines Bürgers, der mit seiner Familie in einem Haus lebt und überfallen wird. ‚Würden Sie etwa nicht das Leben Ihrer Familie und Ihr Haus verteidigen‘, fragen die Kriegstreiber die Kritiker ihrer Politik auf eine Weise, die die Antwort im Grunde genommen schon vorwegnimmt. Und richtig, wer würde hier schon sagen, dass jemand seine Familie, sein Hab und Gut nicht verteidigen würde?! Ergo, so die Schlussfolgerung der Kriegstreiber, sei es doch nun klar, dass auch die Ukraine ein Recht auf Verteidigung habe. Welch eine — im besten Falle — dumme und im schlimmsten Falle abgrundtief böse Argumentation.“

Klar, wer nicht zulassen würde, dass seiner Frau im eigenen Wohnzimmer Gewalt angetan wird, der muss auch jederzeit bereit sein, — motiviert von den Anfeuerungsrufen Anton Hofreiters oder Marie-Agnes Strack-Zimmermanns — am Dnjepr oder am Asowschen Meer auf Russen zu schießen. Mit solchen Logik-Attacken müssen wir wohl alle, müssen vor allem die demnächst unter Kanzler Friedrich Merz wieder Rekrutierten rechnen.

Marcus Klöckner, Autor unter anderem des Buchs „Umstritten. Ein journalistisches Gütesiegel“, nimmt speziell auch das Versagen der Medien in Fragen von Krieg und Frieden auf Korn. Er geht dabei auch von einem idealistischen und heute wohl „altmodischen“ Journalismus-Begriff aus.

„Ein großer Teil der Medien hat schwere Schuld auf sich geladen. Und er lädt auch weiterhin schwere Schuld auf sich. Zu beobachten ist der Verrat an journalistischen Idealen, am journalistischen Ethos und in der Konsequenz auch ein Verrat an der Demokratie. Journalismus im Sinne der Demokratie heißt: Tiefenpolitik und geostrategische Interessen auf allen Seiten zu dekonstruieren. Es heißt vor allem auch die ‚Wahrheiten‘ der Politik im eigenen Land fundamentalkritisch zu hinterfragen.“

Cartoons sollen Kinder in den Tod locken

Besonders abstoßend findet Marcus Klöckner, wie heute bereits Kinderseelen durch militärisches Denken vergiftet werden. So sollen mittlerweile schon Cartoons junge Menschen auf eine künftige Karriere in den Schützengräben vorbereiten.

„Ben dient Deutschland — so lautet ein Comic, der auf dem Portal der Bundesregierung angeboten wird. Herausgeber ist das Bundesverteidigungsministerium.“

Der Comic wird so eingeleitet:

„‚Der junge Ben ist ein durchschnittlicher Teenager und entschließt sich, Freiwilligen Wehrdienst in der Bundeswehr zu leisten. In seiner Grundausbildung wird er immer wieder auf die Probe gestellt. Ben reift schließlich zu einem einsatzbereiten Soldaten, der Jahre später in Litauen die NATO-Ostflanke verteidigt.‘“

Man darf von Marcus Klöckners „Kriegstüchtig“ keineswegs eine neutrale Haltung zum anvisierten Thema erwarten. Er zielt stets auf die Emotionen seiner Leser und will damit etwas erreichen, weil es buchstäblich um Leben und Tod geht. Er scheut auch nicht den vermeintlich utopistischen „Imagine“-Tonfall, wenn es darum geht, zu zeigen, dass es immer Alternativen zum direkten Weg in den Abgrund gibt — ja geben muss.

„Was wäre passiert, wenn Selenskyj beim Einmarsch der russischen Soldaten im Bewusstsein des schier unendlichen Leids, das über die Soldaten, ihre Familien, Freunde, aber auch über das Land kommen würde, angeordnet hätte: ‚Von uns fällt kein Schuss! Wir werden nicht kämpfen!‘ Vermutlich hätten sich weite Teile der Welt — die Kriegstreiber natürlich ausgenommen — vor den weisen Ukrainern verneigt.“

Freunde, von denen wir nichts wussten

Die Kunst ist immer schon weiter gewesen als die politische Analyse, weil sie den menschlich-emotionalen Kern eines Problems anschaulich zu machen versteht.

Stellen wir uns vor, wir würden abseits des medialen Wortgeklingels und der Feindbildfantasien einen Russen treffen — persönlich. Und der wäre gar nicht so dämonisch, wollte uns gar nichts antun, uns nicht ausspionieren, nicht desinformieren, nicht in unseren Vorgarten einmarschieren. Im Gegenteil: Wir würden merken, dass wir Freunde werden können.

Dem Sänger Billy Joel ging es so, als er 1987 auf einer Tour durch die Sowjetunion den russischen Clown Victor Razinov traf. „Zwischen Joel und Viktor entstand eine Freundschaft“, erzählt Markus Klöckner.

„In einem Interview 2016 sprach Joel über die Geschichte und er sagte: ‚Der Kalte Krieg endete für mich, als ich diesen Typen traf. Das war’s. Ich ging, um meinen Feind zu treffen, und traf tatsächlich meinen Freund.‘“

Es gibt auch ein Lied über diese Begegnung, es heißt „Leningrad“. Darin heißt es:

Und so kamen mein Kind und ich an diesen Ort.
Um ihm Auge in Auge und von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.
Er brachte meine Tochter zum Lachen, dann umarmten wir uns.
Wir wussten nie, welche Freunde wir hatten.
Bis wir nach Leningrad kamen.


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