Bunt schillernd wirbt „Unity Earth“ (1), eine Nichtregierungsorganisation (Non-Governmental Organization, NGO) aus den USA, auf ihrer Website in allen Farben des Regenbogens mit einer vereinten Welt, in der nach Corona neue, verbesserte, faire Wirtschaftsbedingungen für alle Menschen gelten würden — und Naturschutz an erster Stelle stünde. Die Ziele von Unity Earth werden werbewirksam beschrieben:
„Unity Earth is a global network of organizations and individuals standing together in the quest to build a brighter future for humanity and for the planet“ (deutsch: Unity Earth ist ein globales Netzwerk von Organisationen und Einzelpersonen, die sich gemeinsam für den Aufbau einer besseren Zukunft für die Menschheit und den Planeten einsetzen.) (2).
Das weltweite Netzwerk, welches Einzelne und Organisationen verbinden will, gibt sich humanitär: Mit Friedenscamps wird geworben, fast wie in den 1970er-Jahren, doch auch die aktuellen Möglichkeiten einer Digitalisierung werden ausgiebig genutzt, mit virtuellen Retreats und einer Online-Universität zu Themen der „nachhaltigen globalen Transformation“ (3) auf allen Ebenen des menschlichen Lebens. Wer aufmerksam liest, erkennt in den vollmundigen Versprechungen der NGO, alle Naturschützer und Freunde der gesunden Erde international zusammenzuführen, eine evidente Übereinstimmung mit den Prinzipien und Zielsetzungen der von den Vereinten Nationen (UN) ausgelobten „Agenda 21“ (4). Und das ist nur ein Beispiel von vielen, wie NGOs unter scheinbar harmlosem Vorwand eine totalitäre Politik vorantreiben.
Weichzeichner für die wahren Ziele
Unity Earth, diese mit einem pastelligen Weichzeichner präsentierte Organisation, die sich mit dem Umweltschutz global gleichsetzt, will Werte und Wirtschaft nach der Pandemie reformieren helfen und als Thinktank Aktivisten weltweit zusammenführen, um UN-Ideen zu propagieren. Diese allzu offensichtliche, plumpe Instrumentalisierung romantisch erd- und naturbezogener Themen im Dienst einer fragwürdigen globalen Agenda entspricht ökofaschistischen Tendenzen, die in unserer Gegenwart häufig geworden sind, und wirft als ein Beispiel von vielen einige grundsätzliche Fragen auf:
- Was bedeutet Ökofaschismus?
- Welche Ziele verfolgt die Agenda 21?
- Inwiefern dient Ökofaschismus als Vorwand der Agenda 21?
Was bedeutet Ökofaschismus?
Der Begriff „Ökofaschismus“ wird nirgendwo in offiziellen Quellen definiert — er gilt als Modewort, als Schimpfwort, als satirische Vokabel. Zusammengesetzt aus „Ökologie“ und „Faschismus“, lässt sich die konkrete Bedeutung des Worts als Kompositum aus den beiden Begriffen herleiten, aus denen es zusammengesetzt ist.
„Ökologie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet eine Werthaltung, welche die Beziehung der Lebewesen untereinander in ihrem Umfeld berücksichtigt oder, diese Bedeutung wird heute zunehmend stärker, die Umweltressourcen schützt. „Faschismus“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet laut Vilfredo Pareto und Georges Sorel eine politische Richtung, in der Personenkult und Massenpropaganda die öffentliche Rechtfertigung ablösen und eine Verschmelzung von Geheimpolizei, Wirtschaft und Regierung den Bürger knechtet (5).
Strukturell ist den diversen Faschismen dieser Welt gemeinsam, dass sie als politische Philosophie chauvinistische Ziele verfolgen: die substanzielle Überlegenheit einer Ethnie oder eines ideologischen Wertsystems propagieren, bis hin zur Ausrottung von Alternativen.
Eine weitere Eigenschaft des Faschismus lautet: Nicht gewählte Instanzen, wie zum Beispiel Thinktanks und NGOs, dürfen das Leben der Bürger massiv beeinflussen und sogar in die Grundrechte eingreifen.
Die UN wurde nicht gewählt
Wie schon für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgestellt, ist auch die UN nie demokratisch gewählt worden und hat grundsätzlich keine Berechtigung, Regierungen autoritär Handlungsnormen aufzuoktroyieren. „Es ist ein Merkmal des Faschismus, wenn Nichtregierungsinstanzen das öffentliche Leben diktieren dürfen und Interessenvertreter der Wirtschaft freiheitliche Grundrechte einschränken dürfen“ (6) — das gilt für die WHO wie für die UN und selbstverständlich auch für eilfertige NGOs wie Unity Earth, die sich unter dem Deckmantel einer kitschigen Naturverbundenheit als Zulieferer von Aktivisten für die Agenda 21 ansehen.
Als „Ökofaschismus“ könnte man nun eine politische Philosophie bezeichnen, welche den Schutz der Umwelt vor die Grundrechte der Bürger stellt oder paternalistisch zum Wohl der Erde Menschen entmachtet, und dies — typisch faschistisch — „alternativlos“. Faschistische Diskurse reduzieren die Vielfalt der Debattenkultur, welche die öffentliche Rechtfertigung als einen nötigen Prozess der Aufklärung ausmacht, auf das autoritäre Einpeitschen der einen gültigen Doktrin, der zuliebe differenzierte ethische Güterabwägungen voreilig als beendet erklärt werden.
Diese Manipulation geschieht in der ersten Phase, gemäß Noam Chomskys zehn Techniken der Massensuggestion (7), in der Regel mehr durch zartes Flüstern als durch Schreien, mehr durch manipulatives Überreden als durch Überrumpeln, mehr durch suggestives Vorschlagen als Befehlen und stets vorgeblich zu einem guten Zweck — und das Schreien, Überrumpeln und Befehlen kommt dann später. Ökofaschismus als ein — vorläufig — sanfter Terror der NGOs, scheinbar friedlich, bunt und ach so romantisch. Es lebe die Erde! Doch wie leben die, die auf der Erde leben?
Welche Ziele verfolgt die Agenda 21?
Bei der Agenda 21 handelt es sich um ein Aktionsprogramm der Vereinten Nationen, das neue Richtlinien für eine nachhaltige globale Entwicklung im 21. Jahrhundert empfehlen will. Offiziell geht es um Umweltschutz, globale Gemeinschaften friedlicher Bürger und Verantwortung für die Zukunft — nicht zufällig dieselben Ziele wie die von Unity Earth. Kein denkender Mensch ist nun ernsthaft gegen Umweltschutz — zumal nicht in einer Gegenwart, in der sich die Weltbevölkerung schon innerhalb einer Generation verdoppelt hat und pragmatische Lösungen für den Umgang mit Ressourcen gesucht werden müssen.
Doch ist die umstrittene Agenda 21 auch so menschenfreundlich, wie sie vorgibt, umweltfreundlich zu sein? Wer macht sich wirklich die Mühe, alle Seiten des umfangreichen UN-Programms (8) zu lesen? Neben der erwartungsgemäßen „Sorge um die Erde“ finden sich hier auch Ziele, die gemäß einem klassischen Demokratiebegriff nach Jean-Jacques Rousseau oder Alexis de Toqueville primär der Konsensfindung demokratischer Staaten überlassen bleiben sollten: Siedlungspolitik, Konsumpolitik, demografische Politik (9).
Statt das demokratische Grundprinzip von Partizipation und Repräsentanz der Bürger zu respektieren, sieht sich die UN als berechtigt an, Devisen vorzugeben in Entscheidungen, die nicht öffentlich zur Debatte gestellt waren. Noch eine politische Überraschung hält diese grüne Richtlinie parat: Der Einfluss der NGOs soll weltweit gestärkt und Kooperation mit globaler Wirtschaft gefördert werden (10). Derart werden demokratische Entscheidungsprozesse sukzessive ausgehebelt, da die Entscheidungen zentralisiert, homogenisiert und plutokratisiert werden. Erstaunlich, was der Erd-Kult in der Hinterhand trägt: Pandoras Büchse der Fremdbestimmung.
Inwiefern dient Ökofaschismus als Vorwand der Agenda 21?
Wenn als „Ökofaschismus“ gesteuerte Prozesse gelten können, welche Umweltschutz vor Grundrechte stellen und/oder demokratische Prozesse unterminieren, muss die Frage gestellt werden, weshalb Organisationen wie die UN sich überhaupt anmaßen können, demokratischen Staaten Richtlinien ethischer Güterabwägungen zu erteilen. Mitunter gibt es eine neue Variante des Ökofaschismus: Nicht nur werden Grundrechte zugunsten des Umweltschutzes unterdrückt — der Umweltschutz selbst gilt als Vorwand für eine globale Umgestaltung, gleichsam Potemkins bunte Fassade vor dem Elend einer politischen Dystopie.
Die Wissenschaftlerin Dr. Rosa Koire hat in ihrem aktuellen Vortrag „Behind the green mask“ die Aktionspunkte des umstrittenen UN-Programms analysiert und kommt zum Schluss, dass aktive Bürger heute gegensteuern müssen, dass sie ihre Abgeordneten anschreiben sollen, die Agenda 21 nicht zu unterstützen, da sie in deren Forderungen eine kaum kaschierte Gefahr für die Demokratie erkennt (11).
Agenda 21, die UN und das WEF
Eine Vision der Agenda 21 ist die infrastrukturelle Ausblutung und daraus folgende Entvölkerung ländlicher Regionen und ein Massenexodus in die Metropolen sowie die Transformation demokratischer Mitbestimmungen auf kommunaler, regionaler und nationalstaatlicher Ebene. Wie sich die Phrasen gleichen: Die NGO Unity Earth mit ihrer Ausgründung „Global Purpose Movement“ faselt inhaltsleer, aber werbewirksam von „nachhaltiger globaler Transformation“ nach Corona.
Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schwab teilt bei den Gipfeltreffen seines Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum, WEF) lapidar mit, dass alle Menschen Opfer hinnehmen müssen (12), um, durch die aktuelle Pandemie beschleunigt, den sogenannten „Great Reset“ globaler Wirtschaft im 21. Jahrhundert mitzugestalten beziehungsweise, da von Mitgestaltung im Sinne selbstbestimmter demokratischer Prozesse schon keine Rede mehr ist, widerspruchslos zu erdulden.
Ziel der Super-NGOs: Stalinismus
Das Ziel ist Stalins Kollektivismus auf globaler Ebene. Es ist nicht Sozialismus, es ist nicht Kommunismus, es ist Stalinismus. Wenn heute in Russland eine Abrechnung mit dem Stalinismus gemacht wird, stehen unsagbare Gräuel im Vordergrund wie die grundlose Verhaftung und Verbannung von über einer Million unschuldiger Zivilisten, die Gulags in Sibirien und nationale Schreckensorte wie das Gefängnis von Nazino, in dem mangels Versorgung der Inhaftierten Kannibalismus herrschte.
Doch Stalins schlimmste politische Tat war die Einführung des sogenannten Kollektivismus als Zwangs-Zentralisierung: Alle Bürger sollten in Kollektiven vereint, der Wohlstand der „Kulaks“, der reichen Bauern, gebrochen und Armut für alle sowie Abhängigkeit für alle eingeführt werden. Das historische Ergebnis der brutalen Umgestaltung ist bekannt.
Nicht viel anderes beabsichtigt die vermeintlich friedliche, grüne Agenda 21:
Globale Super-Kollektive sollen die ländlichen Regionen entvölkern und die Bürger zum Leben in hochtechnologisch überwachten Mega-Metropolen zwingen, wo sie täglich nur noch „roboten“ dürfen.
Die Kulaks, die wohlhabende und potenziell Widerspruch erhebende Mittelschicht, wird es nicht mehr geben im Kollektivismus der dystopischen Zukunft, eine neue De-Kulakisierungswelle wird der Umsiedlungswelle in die Mega-Metropolen folgen, in denen dann Zustimmungszwang, Abhängigkeit und Überwachung herrschen. Wer wird Stalin 2.0? Vielleicht ist es kein Mensch mehr, sondern ein Trust.
Mischt man alle Regenbogenfarben, ergibt es braun
Politische Debattenkultur der Gegenwart geht zunehmend weniger von Parlamenten aus als von Thinktanks und NGOs, welche sich Deutungshoheiten sichern und sich wechselseitig durch „platforming“ ins Licht der Öffentlichkeit setzen. Faschistoid ist ein großer Teil der Debattenkultur bereits, und dies mit Notwendigkeit, da die Thinktanks zunehmend als Zulieferer von Aktivisten zu den Plänen der NGOs fungieren und die NGOs selbst als hochgradig homogenisierende Verkünder einer „alternativlosen“ Doktrin, welche unter dem Mantel der friedlichen Natur den kalten Stahl(inismus) der Technokratur aufweist.
Unity Earth zeigt, wie es geht: Man nehme eine schillernde Werbung von glücklicher Erde und sanften Kühen — oder auch umgekehrt —, trommele Aktivisten und kleinere humanitäre Organisationen zusammen und schalte sie gleich, bis sie widerspruchslos von der Super-NGO UN übernommen werden können und das Lied von der Agenda 21 anstimmen, welches den Kollektivismus verherrlicht.
Faschismus umfassender definiert
Der Faschismus-Definition vom Anfang kann eine umfassendere hinzugefügt werden: Faschismus ist nicht nur, entgegen Roger Griffin, eine generische politische Ideologie unter anderen (13). Er ist auch ein Prozessbegriff; er ist die Gärungsphase jeder generischen politischen Ideologie, wenn öffentliche Regulierungsmechanismen längst korrupt geworden sind und sich im Klüngel Wirtschaft, Militär und (Para-)Regierung Machtmonopole à la NGOs gebildet haben, die sich mafiös vernetzen und Widerstand unmöglich machen.
Unterschiedlich ist lediglich, wie lange es dauert, bis ein System in die Gärungsphase übergegangen ist. Beim Kommunismus dauerte es historisch nur rund 20 Jahre, bis die faschistoide Gärung des brutalen Stalinismus eintrat — bei der Demokratie, der widerstandsfähigsten Form generischer politischer Systeme, da sie mit dem Stachel der Bürgerbeteiligung ausgerüstet war, dauerte es immerhin je nach Staat 70, 100, 200 Jahre, bis die faschistoide Gärung der globalen Superkollektivität mit Zustimmungszwang eintrat. Doch nun ist es soweit — und wir können es nicht mehr verleugnen. Der Stachel der Bürgerbeteiligung wird gezogen werden, der Bürger wegrationalisiert, die bunten Farben ausgetilgt. Braun ist die Erde.
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://unity.earth/
(2) Ebenda
(3) https://www.globalpurposemovement.org/our-story
(4) Die Identifikation mit UN/Agenda 21 war bis vor kurzem explizit auf der Website erwähnt.
(5) Vergleiche Vilfredo Pareto: Trasformazione della democrazia, 1921; Georges Sorel: De l’utilité du pragmatisme, 1921.
(6) https://www.theeuropean.de/claudia-simone-dorchain/ihr-habt-das-recht-auf-die-gewalt/
(7) Vergleiche Noam Chomsky: Media Control (Reprint: Nomen Verlag Frankfurt a.M., 2020)
(8) https://www.un.org/Depts/german/conf/agenda21/agenda_21.pdf
(9) Ebenda, Seiten 47 folgende
(10) Ebenda, Seiten 288 folgende
(11) https://www.youtube.com/watch?v=o8-bcAwc28s
(12) https://www.weforum.org/focus/the-great-reset
(13) Roger Griffin: Völkischer Nationalismus als Wegbereiter und Fortsetzer des Faschismus: Ein angelsächsischer Blick auf ein nicht nur deutsches Phänomen. In: Völkische Bande. Dekadenz und Wiedergeburt — Analysen rechter Ideologie. Hrsg. Heiko Kauffmann, Helmut Kellershohn, Jobst Paul. Münster: Unrast, 2005.
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