Vorweg: Die modernisierten Atombomben sollen die alten US-Bestände in Europa ersetzen. 20 dieser alten Atombomben lagern in der Eifel, in Büchel.
Sobald die modernisierte Atombombe B61-12 für den Einsatz im Jahr 2020 autorisiert ist, planen die USA, 180 dieser präzisionsgelenkten, thermonuklearen Bomben in fünf europäischen Ländern zu stationieren:
In Belgien 20,
in Deutschland 20,
in Italien 70,
den Niederlanden 20 und
der Türkei 50.
Modernisierung der nuklearen Triade
Präsident Trump unterstützt die ehrgeizigen und teuren Pläne zur Modernisierung der US-nuklearen Triade, die bereits unter Obama begonnen wurde. Die USA sollen u.a. neue strategische Bomber erhalten, neue Atom-U-Boote mit den dazu gehörigen SLBM-Systemen (Sea-Launched Ballistic Missiles = seegestützte Interkontinentalraketen), neue ICBM’s (Inter-Continental-Ballistic-Missiles = Interkontinentalraketen) und umfangreich modernisierte, Nuklearsprengköpfe, einschließlich der taktischen Nuklearwaffe B61-12.
Klar ist:
„Die Vereinigten Staaten unterhalten ein Arsenal von etwa 1750 strategischen Nuklearsprengköpfen, die auf ICBM’s, SLBM’s und strategischen Bombern eingesetzt sind, sowie etwa 180 taktische Nuklearwaffen auf Basen in fünf europäischen Ländern. Nach Angaben des unparteilichen Congressional Budget Office (CBO) hatten das Verteidigungs- und Energieministerium für das Fiskaljahr 2015 (FY 2015) 23 Milliarden US-Dollar angefragt, um diese Systeme und deren Unterstützungsstruktur zu unterhalten und zu modernisieren. CBO schätzt, dass die Nuklearstreitkräfte zwischen FY 2015 und FY 2024 348 Millarden US-Dollar kosten werden. Drei unabhängige Schätzungen gehen von erwarteten Gesamtkosten über die nächsten 30 Jahre in Höhe von 1 Billion US-Dollar aus.“
Die langfristige und vollständige Modernisierung der US-Nuklearstreitkräfte ist ein gigantisches Wahnsinnsprojekt mit ungeahnten Risiken für den Weltfrieden, aber auch für die USA selbst, da dieses Vorhaben die Haushalte für Jahrzehnte belasten wird. Laut ersten Schätzungen beträgt das benötigte Finanzvolumen 1 Billion US-Dollar. Nach Erfahrungen von Militärexperten muss man diesen Ansatz mit drei multiplizieren, also von gut 3 Billionen US-Dollar ausgehen.
Die B61-12 Bombe macht mit ihrem Präzisionssystem nur im Zusammenhang zur Führung eines Nuklearkrieges Sinn. Ferner sollen auch völlig neue Satellitensysteme in Dienst gestellt werden, um die neuen Nuklearwaffen zu steuern. Auch wird es hohe Investitionen in neue Nuklearlaboratorien geben und dies alles vor dem Hintergrund ungelöster Probleme mit nuklearen Abfällen. Damit nicht genug, auch Großbritannien wird seine 4 Trident-Atom-U-Boote modernisieren. „Die Regierung beziffert die Kosten bisher auf bis zu 41 Milliarden Pfund. Das entspricht etwa 49 Milliarden Euro. Das Projekt soll in den nächsten 20 Jahren umgesetzt werden.“
Ziel Erstschlagsfähigkeit
Es gibt keine andere Bewertungsmöglichkeit des nuklearen Aufrüstungshypes als das stillschweigende Übereinkommen zwischen den USA und Großbritannien zur Erlangung einer nuklearen Erstschlagsfähigkeit. Den fatalen Startschuss zu dieser Entwicklung gaben die neokonservativen Kriegsverbrecher der Bush jr.-Administration. Sie kündigten den Anti-Ballistic-Missile-Vertrag (ABM-Vertrag) am 13. Juni 2002 einseitig und traten damit eine wesentliche Säule der nuklearstrategischen Stabilität in den Staub.
Der ABM-Vertrag wurde am 26. Mai 1972 mit unbefristeter Gültigkeit zwischen den USA und der UdSSR geschlossen. Dieser Vertrag sollte die Begrenzung von Raketenabwehrsystemen sicherstellen und war integraler Bestandteil der SALT I-Vereinbarung. Die Vertragskündigung in Verbindung mit steten Entwicklungen zur Perfektionierung der Zielgenauigkeit von Trägersystemen, Gefechtsköpfen und Bomben sowie der Dislozierung von Raketenabfangkomplexen u.a. in Osteuropa erhöht die Möglichkeit, dass durchgeknallte Politiker und Militärs auf die Idee kommen könnten, einen „präventiven“ Erstschlag auszuführen. Die USA halten an ihrer nuklearen Erstschlagsstrategie fest und erklären damit das „Undenkbare“ für denkbar. Die immer unverschämteren und aggressiveren Töne auch aus London verheißen nichts Gutes.
Die penetrant dumme Rechtfertigungsphraseologie deutscher Nuklearwaffenfreunde lautet: „Nukleare Teilhabe“ — als ginge es darum, an einem Festbankett „teilzuhaben“. Das Zentralorgan der deutsch-neokonservativen Atomwaffen-Enthusiasten heißt FAZ. Diese können den Einsatz von Nuklearwaffen zur Durchsetzung der wertfreien westlichen Interessen offensichtlich gar nicht mehr abwarten.
Langfristplanung jenseits realer Bedrohungen
Das gesamte Atomprogramm steht zum einen im Zusammenhang mit abstrusen US-amerikanischen Ideologien zur Beherrschung der Welt und zum anderen ist es ein gigantisches, langfristorientiertes staatliches Beschäftigungsprogramm für US-amerikanische Konzerne, Wissenschaftler, Laboratorien, Think Tanks und Militärs zu Lasten der Allgemeinheit.
Kontinuierliche Kriege und Bedrohungsszenarien sind für die Konzern-Komponente des staatsterroristisch-militärisch-industriellen Kommunikationskomplexes (SMIKK) überlebenswichtig. In den USA bezeichnen Wissenschaftler den Todeskomplex als MICC = Military-Industrial-Congress-Complex. Diese spezialisierten Unternehmen haben keine andere Möglichkeit zu überleben. Dies gilt umso mehr, als diese Unternehmen in den USA einen sehr wichtigen Teil der Produktionsstruktur bilden.
B61-Modernisierung
Sinniger Weise trägt das Atombomben-Modernisierungsprogramm die Bezeichnung „B61-12 Life Extension Program" (B61-12 LEP). Die Lebensverlängerungschancen der Menschheit sind mit diesem Programm sicher nicht verbunden, soviel steht fest, dafür steigen die Risiken eines Atomkrieges. Es geht hier um die „Lebensverlängerung“ eines wesentlichen Standbeins der US-Nuklearwaffenpolitik und -industrie.
Am 14. März informierte die US National Nuclear Security Administration (NNSA) die Öffentlichkeit über den erfolgreichen Test einer steuerbaren B61-12 thermonukleraren Bombe. Der Qualifikations-Flugtest wurde mit einer nicht-atomaren Version der Bombe auf dem Testgelände Tonopath in Nevada durchgeführt, die Waffe von einem F-16 Jet abgeworfen. In ihrer Pressemitteilung schreibt die NNSA, sie habe mit dem neuen Test „beides, die nicht-nuklearen Funktionen der Waffe sowie die Fähigkeit, die Waffe abzuwerfen, getestet“.
Die neue Atombomben-Variante B61-12 soll die vier alten B61-Modelle des nationalen Nukleararsenals ersetzen. „Diese Demonstration der effektiven End-to-End System-Performance in einer realistischen ballistischen Flug-Umgebung ist ein weiterer zeitgerechter Erfolg für das B61-12 Life Extension Program. Der erfolgreiche Test liefert kritische Qualifikationsdaten, um zu überprüfen, dass die Basiskonstruktion die militärischen Anforderungen erfüllt. Das Programm spiegelt das fortgesetzte Engagement der Nation, unsere nationale Sicherheit und die unserer Verbündeten und Partner sicher zu stellen“, sagte Brigadegeneral Michael Lutton, Hauptassistent und stellvertretender Administrator der NNSA.
Innerhalb der kommenden drei Jahre sollen weitere Tests zur Einsatzfähigkeit der Waffe durchgeführt werden. Die erste Produktionseinheit soll bis zum März 2020 abgeschlossen sein.
Die NNSA und das B61-12 Life Extension Program
In ihrer Pressemitteilung präsentiert sich die NNSA wie folgt:
„Die NNSA wurde im Jahr 2000 vom US-Kongress gegründet. Sie ist eine halbstaatliche Agentur innerhalb des US Department of Energy und verantwortlich für die Verbesserung der nationalen Sicherheit durch die militärische Anwendung der Atomwissenschaft. NNSA pflegt und erhöht die Sicherheit und Wirksamkeit des US-Atomwaffen-Vorrats ohne explosive Atomtests; arbeitet, um die globale Gefahr von Massenvernichtungswaffen zu verringern; sie versorgt die US-Marine mit sicheren und wirksamen Atomantrieben und reagiert auf nukleare und radiologische Notsituationen in den USA und im Ausland.“
Im Folgenden übersetze ich den Text des in kaltschnäuziger Technologen-Sprache abgefassten Werbeauftritts der potentiellen Völkermörder:
„Die National Nuclear Security Administration verwaltet und verbessert die Sicherheit und Wirksamkeit des US-Atomwaffen-Bestandes ohne atomare Explosionstests. Das B61-12 Life Extension Program ist essentiell, um die NNSA zu befähigen, ihre Mission auszuführen, damit die Effektivität der nuklearen Abschreckung der Nation sichergestellt ist. […]
Die nukleare Schwerkraftbombe B61, stationiert auf US-Air-Force- und NATO-Basen, befindet sich fast 50 Jahre in Dienst. Damit ist sie die älteste und vielseitigste Waffe des US-Arsenals. Zahlreiche Änderungen wurden vorgenommen, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit zu verbessern […].
Das alternde Waffensystem erfordert jedoch eine Verlängerung seiner Lebensdauer, um potentielle Gegner abzuschrecken und unseren Verbündeten und Partnern unsere Verpflichtung für ihre Sicherheit zu bestätigen.
Das B61-12 LEP wird die B61 renovieren und die nuklearen und nicht‐nuklearen Komponenten wieder verwenden oder ersetzen sowie die Lebensdauer der B61 um mindestens 20 Jahre verlängern und die Sicherheit und Wirksamkeit verbessern. Das Design maximiert die Wiederverwendung von Komponenten — wann immer möglich —und vermeidet Technologien mit höheren Risiken bei gleichzeitiger Kostenreduktion und Terminrisiken. Das Life Extension Program befasst sich mit allen altersbedingten Problemen der Bombe und wird die Zuverlässigkeit, Wartung, Sicherheit und Kontrolle verbessern. Mit diesen Upgrades und zusätzlich einem von der US-Air-Force gelieferten Boeing Leitwerk-Kit wird die B61‐12 LEP das Waffendesign konsolidieren und vier B61 Waffendesigns ersetzen. Nach der Indienststellung wird die B61-12 über eine größere Genauigkeit auf Grund des modernen Leitwerks sowie ein geringeres Gewicht verfügen ohne Änderungen der militärischen Anforderungen oder Eigenschaften.
B61-12 LEP ist von entscheidender Bedeutung für die Erhaltung der nationalen strategischen und nicht-strategischen luftgestützten atomaren Abschreckungsfähigkeit. Sie wird der NNSA letztlich auch ermöglichen, die schwere B83 Bombe, die letzte Waffe der Megatonnen-Klasse, außer Dienst zu stellen. Zum Ende des Fiskaljahres 2024 führt der Abschluss des B61-12 LEP zu einem 53-prozentigen Rückgang der Schwerkraftwaffen-Anzahl und einer 87-prozentigen Reduktion des gesamten verwendeten nuklearen Materials, das in luftgestützten Gravitätswaffen zum Einsatz kommt, wobei sie weiterhin ihre militärischen Anforderungen erfüllen.
Die erste Produktionseinheit der B61-12 wird im Fiskaljahr 2020 erfolgen. Die Bombe wird ungefähr 12 Fuß lang sein und ca. 825 Pfund wiegen. Die Bombe wird aus der Luft abgeworfen entweder gesteuert oder im Modus ballistischer Schwerkraft. Zertifiziert wird sie sein für die Flugzeugmodelle der aktuellen strategischen (B-2A) und dual-Flugzeuge (F-15E, F-16C/D & MLU, PA-200) sowie die zukünftigen Flugzeug-Plattformen (F-35, B-21). [...]
Das Los Alamos National Laboratory und die Sandia National Laboratories sind die Design- und Ingenieur-Laboratorien der B61-12 LEP. Sandia ist darüber hinaus verantwortlich für die Produktion kundenspezifischer Elektronik, einschließlich Neutronen-Generatoren. Los Alamos ist verantwortlich für die Produktion von Zündern und anderen klassifizierten Bauteilen.
Zusätzliche Produktionsaktivitäten werden an den folgenden Standorten durchgeführt:
• Kansas City National Security Campus ist verantwortlich für die Herstellung von 39 größeren nicht-nuklearen Baugruppen […].
• Y-12 National Security Campus ist verantwortlich für die Regenerierung von Bauteilen aus Uran und anderen Materialien.
• Savannah River Site ist zuständig für die Prüfung, Bewertung und das Auffüllen der Gas-Transfer-Systeme.
• Die Pantex-Anlage ist verantwortlich für die Produktion von hochexplosivem Sprengstoff, […] und die Endmontage der kompletten B61-12 Bombe zur Auslieferung an die US-Luftwaffe. […]“
Schlussbemerkung
Alle (nuklearen) Waffenprogramme unterliegen einer Langfristplanung. Diese erfolgt unabhängig von konkreten Spannungslagen in der internationalen Politik. Um der Öffentlichkeit die Zustimmung oder stillschweigende Duldung des Aufrüstungsterrors, den sie letztlich zu bezahlen hat, abzuringen, produziert der SMIKK in Verbindung mit Geheimdiensten und Regierungen systematisch genau die Spannungslagen, die er braucht, um seine parasitäre Fortexistenz zu sichern.
Die neuen Aufrüstungsschübe der Staaten der „westlichen Werteordnung“ waren lange vor der Ukraine-Krise und der „Annexion der Krim“ in der Pipeline. Die „feindliche Übernahme“ der Ukraine und anderer Länder des vormals russischen Einflussgebietes in den westlichen Herrschaftsblock des „alternativlosen freien Marktes, des unverfälschten Wettbewerbs, von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten“ geht auf Planungen zu Beginn der 1990er Jahre zurück.
Ukraine-Krise und Krim-Problematik dienten lediglich als Rechtfertigungsfolien längst beabsichtigter imperialistischer Ost-Erweiterungsvorhaben von NATO und EU, ihrer Militär- und Rüstungskomplexe sowie vom Größenwahn ergriffener aggressiver und zu jedem Verbrechen fähiger Weltneuordnungs-Euphoriker in Regierungen und deren Planungsstäben.
Ihr Ziel war und ist seit dem Zusammenbruch der UdSSR, die Herrschaft über das „eurasische Herzland“ zu erlangen. Diese westlichen Eroberungstrategen haben hunderttausende Tote, zerstörte Länder sowie Flüchtlingsstöme zu verantworten.
Wenngleich der Superstratege des US-amerikanischen Imperialismus Zbigniew Brzesinski mittlerweile eine eindrucksvolle Revision, zumindest Modifikation seiner früheren Positionen in der amerikanischen Zeitschrift The American Interest vollzog, hat das bornierte deutsche Polit-Establishment diese Neupositionierung offensichtlich noch nicht einmal zur Kenntnis genommen.
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