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Führungsmacht bei Umweltverschmutzung

Führungsmacht bei Umweltverschmutzung

Das US-Militär hinterlässt weltweit ökologische Vernichtung.

Von Whitney Webb

Auf dem Stützpunkt der US-Marineluftwaffe in Virginia wurden kürzlich etwa 355.000 Liter Kerosin in eine nahe gelegene Wasserstraße gespült, die weniger als eine halbe Meile vom Atlantik entfernt liegt — die Medien haben dieser Nachricht jedoch nur minimale Beachtung geschenkt. Während dieser Vorfall nicht annähernd so katastrophal war wie andere Pipeline-Lecks, bekräftigt er doch eine wichtige, bisher kaum bekannte Tatsache — dass das US-Verteidigungsministerium der größte Umweltverschmutzer sowohl des Landes als auch weltweit ist.

Toxisches Erbe

Das US-Verteidigungsministerium produziert mehr Sondermüll als die fünf größten US-amerikanischen Chemieunternehmen zusammen und hat sein toxisches Erbe in Form von abgereichertem Uran, Öl, Kerosin, Pestiziden und Entlaubungsmitteln wie Agent Orange und Blei auf der ganzen Welt hinterlassen.

Im Jahr 2014 sagte die ehemalige Leiterin des Pentagon-Umweltprogramms der Zeitschrift Newsweek, dass ihre Behörde allein in den USA mit 39.000 verseuchten Gebieten, verteilt auf auf 19 Millionen Acre (77.000 Quadratkilometer), zu kämpfen hat.

Militärstützpunkte — extrem belastet

US-Militärstützpunkte sowohl im In- als auch im Ausland gehören durchgängig zu den schadstoffbelastetsten Orten der Welt, weil Perchlorate und andere Bestandteile von Kerosin und Raketentreibstoffen Trinkwasserquellen, Bewässerungssysteme und den Boden verseuchen. Hunderte von Militärstützpunkten finden sich auf der Liste der Superfund-Sites der US-Umweltschutzbehörde, denen Regierungszuschüsse für Säuberungsarbeiten zustehen (Das „Superfund“-Programm ist für die Säuberung verseuchter Gebiete sowie für Notfallmaßnahmen im Umweltbereich, bei Naturkatastrophen und bei Öllecks zuständig, Anmerkung der Übersetzerin).

Fast 900 der insgesamt nahezu 1.200 Superfund-Sites der USA sind aufgegebene militärische Anlagen oder Orte, die anderweitig dem Militär zuarbeiten — nicht mitgezählt wurden hier die Militärstützpunkte selbst.

„Fast jeder Militärstandort dieses Landes ist stark verseucht“, sagte John D. Dingell, Kongressmitglied im Ruhestand aus Michigan und Kriegsveteran, 2014 der Newsweek. Camp Lejeune in Jacksonville, North Carolina, ist ein solcher Stützpunkt. Lejeunes Verseuchung breitete sich weit und sogar tödlich aus, nachdem sein Grundwasser 1953 bis 1987 mit einer beträchtlichen Menge an Karzinogenen verunreinigt wurde.

Verseuchtes Trinkwasser

Und dennoch ließ die Regierung erst diesen Februar Schadensersatzansprüche derer, die den Chemikalien in Lejeune ausgesetzt waren, zu. Zahlreiche Stützpunkte im Ausland verseuchen bis heute auch die Trinkwasserzufuhr vor Ort — der bekannteste ist die Kadena Air Force Base in Okinawa.

Verstrahlte Gebiete

Zudem sind die USA, die mehr Atomwaffentests durchgeführt haben als alle anderen Länder zusammen, für die enorme Strahlungsmenge verantwortlich, die noch immer viele Inseln im Pazifik verseucht. Die Marshallinseln, über denen die USA zwischen 1946 und 1958 mehr als 60 Atomwaffen abgeworfen haben, sind ein besonders nennenswertes Beispiel. Die Einwohner der Marshallinseln und des benachbarten Guam leiden unter einer extrem hohen Krebsrate.

Im US-amerikanischen Südwesten wurden auch zahlreiche Atomwaffentests durchgeführt, die das Land großflächig verstrahlten. Reservate der Navajo-Indianer werden bis heute von schon lange aufgegebenen Uran-Minen verseucht, die das atomare Material für die Auftragnehmer des US-Militärs geliefert hatten.

Wüstenbildung und Anstieg der Krebserkrankungen

Eines der jüngsten Zeugnisse der furchtbaren Umweltbilanz des US-Militärs ist der Irak. Die Aktivitäten des US-Militärs haben zur Wüstenbildung von 90 Prozent der Fläche Iraks geführt, damit die Agrarindustrie des Landes gelähmt und es dazu gezwungen, mehr als 80 Prozent seiner Lebensmittel zu importieren. Der Einsatz abgereicherten Urans während des Golfkrieges von Seiten der USA führte auch zu einer enormen Umweltbelastung für die Iraker. Außerdem hat die Methode des US-Militärs, die Abfälle der Invasion von 2003 unter freiem Himmel in Gruben zu verbrennen, zu einem Anstieg der Krebserkrankungen sowohl unter den US-Soldaten als auch unter den irakischen Zivilisten geführt.

Weiter so!

Obwohl die bisherige Umweltbilanz des US-Militärs darauf schließen lässt, dass die derzeitigen Konzepte nicht umweltverträglich sind, lässt sich das US-Militär nicht davon abhalten, künftige Umweltverschmutzungen offen zu planen — durch fehlgeleitete Entsorgungsmaßnahmen. Letzten November verkündete die US-Navy ihren Plan, im Laufe dieses Jahres 20.000 Tonnen Umwelt-„Stressoren“, darunter Schwermetalle und Explosiva, in die US-Küstengewässer des nordwestlichen Pazifiks zu leiten.

Der Plan wurde im Northwest Training and Testing Environmental Impact Statement der Navy dargelegt („EIS“ — ein Dokument, das Aussagen zu positiven oder negativen Auswirkungen auf die Umwelt macht und gegebenenfalls auch Alternativen aufzeigt; Anmerkung der Übersetzerin). Er erwähnt leider nicht, dass diese „Stressoren“ von der Environmental Protection Agency (US-Umweltschutzbehörde) als bekannte Gefährdungen beschrieben werden, von denen viele sowohl auf der akuten als auch der chronischen Ebene hochgiftig sind.

Zu den 20.000 Tonnen „Stressoren“, die im EIS erwähnt werden, kommen noch zusätzliche 4,7 bis 14 Tonnen an „Metallen mit potentieller Toxizität“, die die Navy von jetzt an jährlich auszuleiten plant — in Binnengewässern entlang des Puget Sound im Staat Washington.

Als Bedenken gegen diese Pläne geäußert wurden, sagte eine Pressesprecherin der Navy, Schwermetalle und selbst abgereichertes Uranium seien nicht gefährlicher als jedes andere Metall — eine Erklärung, die eine klare Absage an wissenschaftliche Fakten darstellt. Es scheint, als kämen genau die US-Militäroperationen, die die „US-Amerikaner beschützen“ sollten, sie teurer zu stehen, als es die meisten Menschen realisieren — zu einem Preis, den künftige Generationen zu zahlen haben werden, in den USA und im Ausland.


Whitney Webb ist eine in Chile lebende Journalistin, die unter anderem für MintPress News, Global Research, EcoWatch, das Ron Paul Institute and 21st Century Wire schreibt. 2019 wurde ihr der Serena-Shim-Preis für kompromisslose Integrität im Journalismus verliehen.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „On Earth Day, Remembering the US Military’s Toxic Legacy“. Er wurde von Gabriele Herb aus dem ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.


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