von Simon Marian Hoffmann
Durch mein Engagement in der NGO „Demokratische Stimme der Jugend“ und für die Friday-for-Future-Bewegung ist mir klar geworden, wie rückständig eigentlich unsere Demokratie ist. In den letzten 40 Jahren sind laut einer WWF-Studie über 60 Prozent aller Tierbestände auf der Welt ausgestorben — eine unglaubliche Zahl! Ich erinnere mich noch gut an meine Kindheit. Das ist jetzt 10 Jahre her. Da gab es noch Tiere im Wald und Vögel in der Luft! Doch heutzutage sieht man immer weniger von ihnen. Es ist längst nicht mehr fünf vor 12! Es ist zwölf!
Da geschieht gerade ein riesiger Missbrauch an der Zukunft unserer Kinder. Zukunftsmissbrauch heißt dieses Phänomen. Erwachsene entscheiden — oder entscheiden auch nicht — über Belange, die sie gar nicht mehr betreffen. Wieso ist bisher noch niemandem aufgefallen, dass das gegen die Menschenrechte verstößt und absolut unverantwortlich gegenüber den künftigen Generationen ist? Die UN hat beschlossen: „Kinder und Jugendliche sollen als Akteure des Wandels gestärkt werden.“
Und wo findet das statt? Alle unter 18-Jährigen, das sind immerhin 13 Millionen in Deutschland, werden nicht an der Demokratie beteiligt.
Ihre Interessen und Bedürfnisse werden komplett übergangen und ein heutiger Jugendlicher muss circa 20 Jahre warten, bis er eine so einflussreiche Position erreicht, dass er etwas in der Politik verändern kann. Doch dann steht die Gesellschaft wieder vor anderen Problemen, ohne dass die derzeitigen behoben wurden! Ein solches System ist nicht zukunftsfähig, sondern macht sich selbst kaputt!
Die Jugend muss ernsthaft beteiligt werden, wenn wir unsere Kultur vor der Stagnation und die Menschheit vor dem Untergang bewahren wollen. Das mag manchen jetzt zu hochgestochen klingen, ist aber wirklich so gemeint. Der momentane Aufbau unseres Systems, das Kinder und Jugendliche von zukunftsrelevanten Entscheidungen ausschließt, ist grandios gescheitert, weil die Erwachsenen sich nicht als Teil der Spezies Mensch verstehen und daher nicht zum Wohl der gesamten Menschheitsfamilie handeln.
Meine letzte Hoffnung gilt der Jugend, deren Teil ich momentan sein darf. Hier wächst eine Generation heran, die bereit ist, schon heute Verantwortung zu tragen, und das fordert sie auch seit Monaten öffentlich! Was momentan passiert, ist einmalig in der Geschichte Deutschlands. Noch niemals zuvor sind so viele Kinder und Jugendliche für ihre Zukunft aufgestanden. Momentan wird Geschichte geschrieben und selbst das verschlafen die meisten Erwachsenen!
Die Jugend ist bereit, Verantwortung zu tragen
Friday for Future und alle Jugendbewegungen auf der Welt zeigen momentan, dass die Jugend sich erhebt und beginnt, sich zu einer einzelnen Bewegung, der globalen Jugendbewegung (YOU MOVE) zu formieren. Es ist Zeit, sie endlich an der Gestaltung unserer Gesellschaft zu beteiligen. Deshalb habe ich mich am Bundestag angekettet, einen Song dazu geschrieben und das Musikvideo „Jüngstes Gericht“ gedreht. Ich bin verzweifelt und weiß nicht, wie ich meine Zukunft und die meiner Kinder anders schützen soll.
Momentan habe ich mich dazu entschieden, aufzuklären und dafür zu kämpfen, dass in der gesamten Gesellschaft das Bewusstsein für die Jugend und ihre Zukunft wächst. Mit der Kunstaktion im Bundestag wollte ich mit einigen Freunden aufzeigen, dass wir Jugendliche gerne an der Bundespolitik beteiligt wären. Anketten, um dabei zu sein. System Change, not Climate Change! Wir haben mit der Aktion ein Kinderwahlrecht und den Deutschen Jugendrat gefordert. Ein Zukunftsgremium, das es Jugendlichen ermöglicht, sich für ihre Zukunft nachhaltig einzusetzen.
Momentan lebe ich vom Kindergeld und habe mich dem „Weltretten“ verschrieben. Ich mache nichts anderes als Aktionen zum Schutz künftiger Generationen. Jeden Tag. Das ist der Einsatz der Jugend von heute. Materielle Werte, Erfolg und Karriere werden Stück für Stück von dem Wunsch nach Authentizität, Empathie und Kooperation zurückgedrängt. Es passiert langsam, aber der Wandel ist in vollem Gange. Zumindest in der Jugend. Wie sieht das beim Rest der Bevölkerung aus?
Jetzt droht uns eine Anklage mit unvorhersehbarem Ausgang. Doch für mich gilt: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“ Die Jugend von heute will mitentscheiden dürfen, auch im Bundestag. Wir wollen nicht mehr länger nur freitags auf die Straßen dackeln, um — wenn es den Erwachsenen in den Redaktionsplan passt — ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen. Das haben wir satt — und 100 Jahre nach dem Frauenwahlrecht ist es höchste Zeit, auch den Kindern ihr Recht zuzugestehen. Und zwar so, dass sie sich, wenn sie wählen wollen, selbst am Rathaus anmelden können.
Wir brauchen jetzt die Großeltern und Eltern, denen die Zukunft ihrer Kinder und Enkel wirklich am Herzen liegt! Wir brauchen jetzt alle Generationen, um die Kleinsten in die Gesellschaft mit einzubeziehen. Dazu haben wir eine Petition gestartet, die darauf wartet, unterschrieben und verbreitet zu werden. Das Manifest der Jugend der „Demokratischen Stimme der Jugend“ findet sich hier.
Wir entfernen das Klebeband von unsern Műndern - wir Ketten uns an, weil wir uns um die Erde kümmern.
VIVA la Krevolution!
Simon Marian Hoffmann ist Filmemacher, Autor, Aktivist und Musiker. 1996 geboren, hat er schon mehr als 30 Produktionen und einige preisgekrönte Filme zu verantworten. Er ist Gründer der JugeNGO „Demokratische Stimme der Jugend e.V.“ und dort für Strategie und Public Relations verantwortlich. Er ist außerdem Frontmann der Band „Actio Grenzgänger“ und tritt unter dem Namen „Courtier“ als Solokünstler auf.
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