Die tatsächlichen und unbestrittenen Hintergründe zu den Vorwürfen gegen Jeffrey Epstein und vor allem über seine prominente Gästeliste findet man in den deutschen Mainstream-Medien nicht, daher habe ich die bekannten Fakten und Hintergründe hier zusammengestellt, um sie nicht alle in diesem Artikel wiederholen zu müssen.
Wie der Spiegel sich bei seinen Artikeln zu dem Fall Epstein und dessen mysteriösem Tod windet, habe ich ebenfalls vor wenigen Tagen aufgezeigt. Interessant finde ich in dem Zusammenhang, dass über den Fall in den russischen Medien anders und wesentlich informativer berichtet wird. Dort stellt man — im Gegensatz zum Spiegel und anderen deutschen Medien — wenigstens teilweise die richtigen Fragen.
Unlängst nun der nächste Versuch des Spiegel, mit dem Thema umzugehen. Damit der Spiegel-Leser nicht auf die Idee kommt, dass es sich um einen großen Skandal handelt, verwendet der Spiegel in diesem Artikel das Wort „Verschwörungstheorie“ gleich vier Mal.
Denn wer will schon ein „Verschwörungstheoretiker“ sein?
Nun, ich will Verschwörungstheoretiker sein. Nehmen wir das Wort kurz einmal auseinander: Verschwörungen gibt es erwiesenermaßen und solange sie nicht bewiesen sind, sind es eben Theorien. Im Duden steht zur Definition des Wortes „Verschwörung“: „(...) gemeinsame Planung eines Unternehmens gegen jemanden oder etwas (besonders gegen die staatliche Ordnung)“.
Somit ist zum Beispiel jeder Staatsanwalt, der gegen eine kriminelle Vereinigung ermittelt, per Definition ein „Verschwörungstheoretiker“, denn er ermittelt gegen eine Gruppe, die sich verschworen hat, um Gesetze zu brechen und Verbrechen zu begehen.
Und wenn Leute zum Beispiel die offizielle Version von 9/11 anzweifeln, werden sie von den Medien „Verschwörungstheoretiker“ genannt. Dabei ist ja auch die angebliche russische Einmischung in US-Wahlen nichts anderes, als eine Verschwörungstheorie, denn es geht um die Theorie einer „russischen Verschwörung“. Nur hätte ich nie erwartet, dass der Spiegel die angebliche russische Wahleinmischung mal als „Verschwörungstheorie“ bezeichnen würde — bis vor kurzem, wie wir gleich sehen werden.
Aber das Wort „Verschwörungstheorie“ ist ein Kampfbegriff geworden und für die meisten Menschen negativ besetzt. Bei „Verschwörungstheoretikern“ denkt der normale Spiegel-Leser an UFOs und Ähnliches, anstatt sich der wahren Bedeutung des Wortes bewusst zu sein.
Und das macht sich der Spiegel zunutze. Im Artikel kann man lesen:
„In einem Land, in dem paranoide Verschwörungstheorien Tradition haben, vom Kennedy-Attentat über angeblich in der Wüste gecrashte und vom Militär versteckte Ufos bis hin zu den US-Wahlen 2016, fällt das Epstein-Mysterium auf fruchtbaren Boden.“
Der Spiegel macht sich also über die USA lustig, weil dort „paranoide Verschwörungstheorien Tradition haben“. Und dann kommt das Interessante: Neben den „üblichen Verdächtigen“ wie Kennedy-Attentat oder UFOs, bezeichnet der Spiegel vor ein paar Tagen erstmals auch die Vorgänge um die US-Wahlen 2016 als „Verschwörungstheorie“.
Das ist neu. Sonst steht der Spiegel doch stets in der ersten Reihe, wenn es um die Verbreitung der „Verschwörungstheorie“ von der russischen Einmischung in die US-Wahlen 2016 geht.
Anscheinend ist es dem Spiegel so wichtig, von den brisanten Fragen rund um Epstein abzulenken, dass ihm dieses (sicher ungewollte) Eingeständnis so herausgerutscht ist. Vielleicht wird es ja später noch umformuliert. Wenn das passiert, werde ich dazu einen Vorher-Nachher-Screenshot des Artikels veröffentlichen.
Aber abgesehen von diesem unterhaltsamen Ausrutscher im Spiegel bringt der aktuelle Artikel über Epstein — wie nicht anders zu erwarten — keine wichtigen Informationen, im Gegenteil werden die wichtigen Fragen gar nicht oder nur am Rande erwähnt.
Der Spiegel fragt nicht, wie es sein kann, dass auch über vier Tage nach Epsteins angeblichem Selbstmord durch Erhängen noch immer kein Ergebnis der Autopsie vorliegt. Jeder Pathologe wird bestätigen, dass eine solche Todesursache leicht zu bestätigen ist. Und selbst Ergebnisse von Blut- und Gewebeuntersuchungen sollten nach vier Tagen doch vorliegen. Der Spiegel stellt in seinem Artikel einfach nur fest, dass es eben noch kein Ergebnis gibt:
„Die Justiz geht von Suizid aus, doch die offizielle Todesursache stand auch in der Nacht zum Mittwoch weiter aus — was nun die abenteuerlichsten Verschwörungstheorien anheizt.“
Dass diese ungewöhnlich lange Zeit für ein einfaches Obduktionsergebnis merkwürdig ist, scheint dem Spiegel nicht aufgefallen zu sein. Anstatt das zu hinterfragen, kommt — Überraschung — das Wort „Verschwörungstheorien“.
Und natürlich umgeht der Spiegel das heikle Thema, weswegen Epstein angeklagt war, und vor allem die Frage, wen er alles mit minderjährigen Prostituierten versorgt hat. Im Artikel finden sich zu den Vorwürfen gegen Epstein nur diese kurzen Formulierungen:
„Der Ex-Finanzier, angeklagt wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger (…) Schon vor Epsteins Tod kursierten Gerüchte über den geheimnisumwobenen Finanzmanager, der mit Politikern und Prominenten verkehrte, etwa Donald Trump, Bill Clinton und Prinz Andrew. Wer wusste was von Epsteins üblen Machenschaften? Was wusste der im Gegenzug über die Geheimnisse seiner Freunde? Und woher kam sein Geld wirklich?“
Interessant, dass der Spiegel zwar ein paar Fragen stellt, aber nicht mal versucht, sie zu beantworten. Also mache ich das.
Wer wusste was von Epsteins Machenschaften?
Nun, anscheinend die ganze New Yorker High Society. Schon 2016, während des Wahlkampfes, hat Trump auf die Frage, was er über Bill Clinton denkt, geantwortet:
„Netter Kerl… Da kommen meiner Meinung nach eine Menge Probleme auf ihn zu im Zusammenhang mit der berühmten Insel und Jeffrey Epstein.“
CPAC 2015 — Donald Trump, The Trump Organization. Die Äußerung fällt ab Minute 22.50 in dem Video.
In den deutschen Medien wird, wie auch hier im Spiegel wieder, der Eindruck erweckt, Bill Clinton und Donald Trump hätten gleich enge Beziehungen zu Epstein gehabt. Das ist falsch. Trump hat Epstein schon 2004 Hausverbot erteilt, weil Epstein eine minderjährige Angestellte von Trump sexuell bedrängt hat. Clinton hingegen hat von Epstein viele Spenden für die Clinton-Foundation bekommen und ist laut den Pilotenlogbüchern von Epsteins „Lolita-Espress“, einer Boeing 727, 26 Mal mitgeflogen, teilweise ohne Leibwachen des Secret Service, dafür aber in Begleitung junger Mädchen. Und zur Hochzeit von Chelsea Clinton, die nach Epsteins Verurteilung stattgefunden hat, war Epsteins engste Mitarbeiterin Ghislaine Maxwell eingeladen.
Sie wird übrigens auch im Spiegel-Artikel heute kurz erwähnt:
„Die Ermittlungen gegen Epstein sind zwar vorbei, die gegen mutmaßliche Komplizen aber nicht, allen voran seine untergetauchte Ex-Vertraute Ghislaine Maxwell.“
Welche Rolle diese Dame gespielt hat, erfährt der Spiegel-Leser in diesem Artikel aber nicht. Dazu muss man schon RT-Deutsch lesen, wo wahrheitsgemäß steht:
„Ward fand bei ihren Recherchen zudem heraus, dass Epstein ein Geschwisterpaar missbraucht haben soll — die jüngere davon war minderjährig. Dabei soll ihm seine Bekannte Ghislaine Maxwell, die Tochter des unter mysteriösen Umständen verstorbenen britischen Medientycoons Robert Maxwell, geholfen haben. Robert Maxwell verschwand 1991 auf ungeklärte Weise nackt von seiner Yacht ‚Lady Ghislaine‘, obwohl kein Sturm tobte und das Meer an dem Tag ruhig war. Seine Leiche wurde in der Nähe von Teneriffa aus dem Meer gefischt. Kurz vor Maxwell Seniors Tod hatte der bekannte US-Investigativjournalist Seymour Hersch eine Verbindung zwischen Maxwell und dem israelischen Geheimdienst Mossad herausgefunden.“
Dieser Artikel von RT-Deutsch ist empfehlenswert, denn er stellt sehr interessante Fragen und sucht — im Gegensatz zum Spiegel — auch nach Antworten. Im Spiegel gibt es zwar auch einen Artikel über Ghislaine Maxwell, aber der kratzt nicht einmal an der Oberfläche und ist so schlecht, dass es sich nicht einmal lohnt, ihn zu analysieren oder zu kritisieren. Er gehört in die Kategorie „Volksverdummung“.
Und noch etwas verschweigt der Spiegel: Als es den Prozess gegen Epstein gab, haben sich die Anwälte der Opfer an Prominente um Hilfe gewandt. Laut einem dieser Opferanwälte war Trump der einzige, der mit ihnen gesprochen und ihnen Unterstützung gegeben hat. Andere Prominente haben die Anfragen unbeantwortet gelassen (zu sehen ab Minute 5.30).
Attorney Bradley Edwards Explains the Latest on Jeffrey Epstein‘s Prosecution.
Wir sehen, die Antwort auf die vom Spiegel gestellte Frage „Wer wusste was von Epsteins Machenschaften?“ ist sehr interessant, und ich habe ja nur an der Oberfläche gekratzt. Aber der Spiegel stellt nur kurz die Fragen, gibt keine Antworten und wechselt danach schnell das Thema.
Aber der Spiegel hat ja auch gefragt:
Was wusste der im Gegenzug über die Geheimnisse seiner Freunde?
Gute Frage. Und hier empfehle ich noch einmal den schon zitierten Artikel von RT-Deutsch, der sich damit beschäftigt hat. Es gibt Hinweise, dass Epstein über die Verbindung mit Ghislaine Maxwell Kontakte zu Geheimdiensten, genauer zum Mossad, hatte. Das ist natürlich nur Spekulation, aber es macht Sinn. Wenn Epstein — und das scheint ja ziemlich unbestritten zu sein — Prominente reihenweise mit minderjährigen Prostituierten versorgt hat und diese Dinge in seinen Häusern stattfanden, ist es nicht abwegig, davon auszugehen, dass dort versteckte Kameras waren und kompromittierendes Material gesammelt wurde.
Das Sammeln von Kompromaten ist für Geheimdienstler Stoff aus der Grundausbildung. Man macht damit Menschen erpressbar und kontrollierbar. Und wenn nun reihenweise die einflussreichsten Männer der USA und sogar der Welt von Epstein beim Sex mit minderjährigen Prostituierten gefilmt wurden, kann man sich vorstellen, dass sie alles tun würden, was von ihnen verlangt würde, damit das nicht an die Öffentlichkeit gerät.
Wie gesagt, es ist eine Spekulation, aber es ist überhaupt nicht abwegig und RT-Deutsch zeigt in seinem Artikel nachprüfbar die möglichen Verbindungen auf, die Fachleuten bereits bekannt sind.
Und in Verbindung mit der dritten Frage des Spiegel wird noch klarer, dass es vieles auf Geheimdienste hindeutet:
Woher kam sein Geld wirklich?
Auch diese Frage beantwortet der Spiegel nicht. Dabei könnte er ja darauf hinweisen, dass Epstein nach offizieller Lesart an der Wall Street Milliardär geworden ist. Allerdings wurden in den US-Medien viele Bekannte Epsteins mit den Worten zitiert, sie hätten ihn nie arbeiten sehen. Auch sein angeblich milliardenschwerer Fond hatte kaum Mitarbeiter.
RT-Deutsch schreibt in dem erwähnten Artikel dazu:
„Die US-amerikanische Journalistin Vicky Ward, eine geborene Britin, bekam von ihrem damaligen Chefredakteur beim Magazin Vanity Fair, Graydon Carter, den Auftrag, sich den pressescheuen New Yorker Milliardär Epstein mal genauer anzuschauen. Auslöser für Carters Neugier war eine kleine Meldung im Lokalblatt New York Post aus dem Jahr 2002, die darüber berichtete, dass Epstein den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton nach Afrika geflogen haben soll — in Epsteins Privatjet. Ward, die mittlerweile Bestseller-Autorin ist und unter anderem für die New York Times arbeitet, begann daraufhin mit ihren Recherchen zu Epstein. (…)
Niemand konnte Ward bestätigen, womit Epstein eigentlich sein Vermögen gemacht haben soll. Immerhin galt der vermeintliche Geschäftsmann als Milliardär und behauptete, Investments für Kunden zu tätigen. Doch Ward fand während ihrer Recherchen keine Spuren von Investments.“
Und nach Epsteins Verurteilung berichtete Forbes im Jahr 2010, Epstein sei kein Milliardär, er hätte keine Kunden und kein Vermögen, abgesehen von dem, was er aus irgendwelchen Gründen von Leslie Wexner, dem Besitzer von „Victoria’s Secret“, bekommen habe. Die Rolle von Leslie Wexner müsste also auch einmal untersucht werden, vor allem, warum er Epstein mit Geld versorgt hat und sich Epstein daraufhin als Milliardär ausgeben und weltweite Promis mit minderjährigen Gespielinnen versorgen konnte.
Das riecht definitiv nach Geheimdienstarbeit, trotzdem bleibt es Spekulation.
Aber der Spiegel beantwortet die Fragen, die er aufwirft, nicht. Stattdessen versucht er im weiteren Verlauf des Artikels, alles als Verschwörungstheorien hinzustellen und kommt am Ende zu dem Schluss:
„Die Wahrheit könnte profaner sein. Suizide sind in US-Gefängnissen in schockierender Weise an der Tagesordnung: 2014 starben nach Angaben des Justizministeriums 372 Häftlinge durch eigene Hand.“
Ja, aber doch nicht, wenn sie unter Dauerbewachung im Hochsicherheitstrakt eines der ohnehin sichersten US-Gefängnisse sitzen!
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