Druck auf Konfuzius-Institute steigt
Am 31. Dezember 2020 beendete die Universität Hamburg, mit über 40.000 Studenten eine der größten in Deutschland, ihre Kooperationsvereinbarung mit dem chinesischen Konfuzius-Institut. Dabei ist das Hamburger Konfuzius-Institut seit seiner Eröffnung 2007 ein beliebter Ort zum Kennenlernen der chinesischen Kultur und Erlernen der Sprache. Die Angebote werden besonders gerne von Studenten genutzt. Einige wollen damit bessere Chancen im späteren Arbeitsleben, andere haben Interesse an der chinesischen Kultur, und oft trifft beides zu.
Die Konfuzius-Institute setzen von Anfang an auf Zusammenarbeit mit dem Gastland und sind meist Gemeinschaftsprojekte mit Hochschulen. Das Interesse ist da und steigt, je weiter der wirtschaftliche Aufstieg Chinas voranschreitet. Der Bedarf wächst auch, je mehr die Kultur im Westen absinkt. Die Konfuzius-Institute sind Teil der chinesischen Bemühungen zur kulturellen Kooperation mit Partnerländern. Auf einer strategischen Ebene geht es darum, die großen finanziellen Möglichkeiten der Neuen Seidenstraße zu nutzen, um dem Monopol des Westens auch im Bereich der Kultur etwas entgegenzusetzen.
Obwohl dieses kulturelle Potenzial kaum realisiert ist, gibt es schon jetzt politischen Druck. Dies betrifft in Deutschland auch die Universität Düsseldorf, welche die Zusammenarbeit mit dem dortigen Konfuzius-Institut ebenfalls 2020 beendete. Von den international über 500 Standorten wurden fast zehn Prozent geschlossen. Im deutschen Politikbetrieb hetzen Die Grünen am lautesten gegen Zusammenarbeit und Kulturaustausch mit China.
Geht es wieder um „Freiheit“?
Was ist der Grund für diesen politischen Druck auf Kulturprojekte? Offiziell geht es wieder um die üblichen Worthülsen wie Freiheit und Demokratie. China wird vorgeworfen, die Freiheit von Wissenschaft und Lehre einzuschränken.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden neoliberalen Gleichschaltung an deutschen Hochschulen ist die Doppelmoral unübersehbar.
Denn deren Kultur der Redefreiheit und demokratischen Toleranz sieht so aus: Eine Studie, welche im September 2020 in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (1) erschien, stellte fest, dass etwa die Hälfte der befragten Studenten keine andere Meinung toleriert. Noch mehr gaben an, dass Personen mit abweichenden Sichtweisen keinen Lehrauftrag erhalten sollen. Ein Drittel der Studenten wollte sogar unliebsame Bücher aus den Bibliotheken verbannen. Ob man solche Bücher verbrennen sollte, wurde nicht gefragt.
Der Diskurs an westlichen Universitäten und in wachsenden Teilen der Gesellschaft ist zunehmend auf das beschränkt, was der neoliberale Mainstream in Politik, Presse und Kultur vorgibt.
Damit kultivieren sich die kapitalistischen Scheindemokratien das, was die Chinesen als „Baizuo“ bezeichnen: arrogante und intolerante Kleinbürger — zu feige für harte Kritik am heimischen Ausbeutersystem, aber sehr mutig in der Verurteilung von Menschen und Staaten, die sich dagegen wehren.
Offensichtlich geht es nicht um Freiheit. Es ist Teil der politischen Kampagne gegen das aufstrebende China.
So wie der Informations- und Wirtschaftskrieg, der umso aktiver wird, je erfolgreicher China seinen eigenen Weg geht. Die aggressive Reaktion auf kulturelle Zusammenarbeit hat aber noch einen anderen Grund: Das transatlantische Finanzkapital braucht gerade in Deutschland die kulturelle Hegemonie, um an der Macht zu bleiben. Sollten Alternativen zur neoliberalen Gehirnwäsche entstehen, dann würden viele anfangen zu hinterfragen, ob die einseitige Westbindung sinnvoll ist.
Kurze Geschichte der kulturellen Gehirnwäsche
Seit Reeducation und Marshallplan nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Westdeutschland ein Kulturmonopol aufgezwungen. Vom damaligen Rock 'n' Roll bis zur heutigen Konzernmusik werden Menschen seit früher Kindheit damit manipuliert, was die Experten des Social Engineering entwickeln. Heute hat die monopolisierte Unterhaltungsindustrie, von Hollywood bis zum Oligopol der Musikkonzerne, erst recht eine klare politische Aufgabe und verheimlicht dies kaum noch. Gleiches gilt für andere Kulturbereiche, wie Literatur oder „moderne Kunst“. Jetzt weiß man, dass die Verleihung des Literaturnobelpreises an Pasternak eine CIA-Operation war (2) und moderne Kunst eine Waffe des Kulturkrieges ist (3). Kultur war also schon immer ein wichtiges politisches Schlachtfeld, bei dem es darum geht, die Köpfe und Herzen der Menschen zu erobern.
Im Kalten Krieg gab es Versuche, dieser gigantischen Kulturmaschine etwas entgegenzusetzen, aber nichts davon konnte sich im Westen etablieren. Stattdessen wurden Personen aus sozialistischen Staaten zu großen Künstlern hochgeschrieben und mit westlichen Preisen überhäuft, sobald sie sich mangels künstlerischer Leistung als Systemkritiker profilierten. Je länger der Kalte Krieg andauerte, desto mehr fielen die sozialistischen Staaten in diesem Kampf zurück, und als die Möglichkeiten des Internets aufkamen, war es schon zu spät.
Die 1980er waren der ästhetische Höhepunkt der westlichen Offensive im Kulturkrieg. Als die Systemkonkurrenz wegfiel, wurde bewusst ein Prozess ästhetischen Abstiegs und beschleunigter kultureller Degeneration eingeleitet.
Die heutige Situation hat eine schlechte und eine gute Seite: Schlecht ist, dass der Westen durch Amerikanisierung seit Jahrzehnten selbst da einsickert, wo er sich wirtschaftlich und politisch noch nicht etablieren konnte. Darüber vergiftet er die Jugend der Welt mit seinen Anti-Werten und bereitet die schleichende Übernahme unabhängiger Länder vor. Viele sind anfällig für diese degenerierte, konsumistische und egomanische Anti-Kultur. Gut ist, dass die Unterhaltungsindustrie nun offen als politische Waffe eingesetzt wird. Immer mehr Menschen kritisieren, dass kaum noch ein Hollywoodfilm ohne Social Engineering auskommt. Die einseitige politische Einmischung der Schauspieler, Sänger und sonstiger Prominenter aufseiten des Systems wird zunehmend abgelehnt.
Eine Zukunft der kulturellen Vielfalt
Die Völker der Welt warten auf Alternativen. Zum Teil sind diese da, aber noch nicht ausreichend bekannt. Auch deshalb, weil trotz des „freien Markts“ das Monopol von Hollywood mit allen Mitteln verteidigt wird. Außerdem fehlte es an Experten und Finanzmitteln. Durch die Neue Seidenstraße gibt es nun die historische Möglichkeit, das amerikanische Kulturmonopol zu brechen. Die Finanzen sind mittlerweile vorhanden, und auch die Wichtigkeit des Themas wurde erkannt.
Es geht aber nicht darum, ein Monopol durch ein anderes zu ersetzen. Das Ziel ist es, den Weg für kulturelle Vielfalt zu ebnen. Nicht für schlechte Imitationen, sondern für wirkliche, authentische Alternativen.
Diese müssen sich vor allem in den vermittelten Werten unterscheiden. Große Unterschiede wären: kollektiver Gemeinsinn statt egomanischen Wahnsinns, mehr Bildung statt mehr Konsum, Familie statt Vereinzelung. Auch die künstlerische Realisierung sollte neue ästhetische Wege beschreiten.
China, Russland und Deutschland haben gute Voraussetzungen, um gemeinsam solche Alternativen mit internationaler Ausstrahlung zu etablieren: Jahrtausende chinesischer Kultur, russische Meisterwerke in allen Kunstgattungen, ein halbes Jahrhundert deutscher Filmgeschichte in der Deutschen Demokratischen Republik. Sie alle haben zudem Erfahrung mit dem großen kulturellen Gegenentwurf des Sozialistischen Realismus. Eine Weiterentwicklung dieser Traditionen würde sich schnell über das Internet ausbreiten und beweisen, dass kulturelle Vielfalt möglich ist. Die Neue Seidenstraße will die Infrastruktur dafür schaffen.
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://link.springer.com/article/10.1007/s11577-020-00713-z
(2) https://www.cia.gov/readingroom/collection/doctor-zhivago
(3) https://daily.jstor.org/was-modern-art-really-a-cia-psy-op
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