Erwartungsgemäß bestätigt Phase 2 (Anm. d. Übers.: des italienischen Exitplans) per Ministerialerlass mehr oder minder die bestehenden Einschränkungen der nur auf Basis eines Gesetzes einzuschränkenden verfassungsmäßigen Freiheiten. Aber nicht weniger wichtig ist die Einschränkung eines Menschenrechts, das in keiner Verfassung ratifiziert ist: das Recht auf die Wahrheit, das Bedürfnis nach einem wahren Wort.
Was wir erleben, ist, mehr noch als eine beispiellose Manipulation der Freiheiten eines Jeden, tatsächlich eine gigantische Operation der Verfälschung der Wahrheit. Wenn die Menschen zustimmen, ihre persönliche Freiheit zu begrenzen, dann tatsächlich deshalb, weil sie ohne jegliche Überprüfung die von den Medien gelieferten Daten und Meinungen akzeptieren. Die Werbung hat uns lange Zeit an Vorträge gewöhnt, die umso effektiver waren, je weniger sie auch nur vorgaben, wahr zu sein. Und seit langem wird sogar ein politischer Konsens angeboten, der ohne tiefe Überzeugungen auskommt, in gewisser Weise wohl annehmend, dass die Wahrheit in Wahlreden nicht zur Diskussion stehe.
Was sich jetzt vor unseren Augen ereignet, ist jedoch etwas Neues, und sei der Grund auch nur, dass bei der Frage nach Wahrheit oder Falschheit des passiv akzeptierten Diskurses unsere Lebensweise, unser gesamtes, alltägliches Dasein auf dem Spiel steht. Aus diesem Grund wäre es dringend erforderlich, dass jeder versuchte, das, was ihm zur Prüfung vorgelegt wird, zumindest einer elementaren Überprüfung zu unterziehen.
Ich bin nicht der Einzige, der angemerkt hat, dass uns die Daten über die Epidemie in unbestimmter Form und ohne irgendein Kriterium von Wissenschaftlichkeit präsentiert werden.
Aus erkenntnistheoretischer Sicht ist es beispielsweise offensichtlich, dass die Angabe einer Zahl der Verstorbenen ohne Bezug zur jährlichen Sterblichkeit im selben Zeitraum und ohne Angabe der tatsächlichen Todesursache bedeutungslos ist.
Und doch wird genau das weiterhin Tag für Tag getan, ohne dass es jemandem aufzufallen scheint. Dies ist umso überraschender, als die Daten, die eine Überprüfung ermöglichen, jedem zur Verfügung stehen, der darauf zugreifen möchte, und ich habe in dieser Rubrik bereits den Bericht des Präsidenten des ISTAT (Anm. d. Übers.: des nationalen Statistikinstituts Italiens) Gian Carlo Blangiardo erwähnt, aus dem hervorgeht, dass die Zahl der Todesfälle durch Covid-19 niedriger ist als die Zahl der Todesfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen in den beiden vorangegangenen Jahren. So eindeutig er auch sein mag, es ist doch, als ob dieser Bericht nicht existierte, ebenso wenig wie die Tatsache Berücksichtigung findet, dass auch derjenige testpositive Patient, der an einem Herzinfarkt oder einer anderen Ursache gestorben ist, als Covid-19-Toter gilt. Warum glaubt man entgegen dokumentierter Unwahrheit weiter?
Man könnte meinen, dass die Lüge für wahr gehalten wird, weil sie sich, wie die Werbung, nicht bemüht, ihre Falschheit zu verbergen. Wie es schon beim Ersten Weltkrieg der Fall war, kann der Krieg gegen das Virus nur trügerisch motiviert sein.
Die Menschheit tritt in eine Phase ihrer Geschichte ein, in der die Wahrheit auf einen Moment in der Bewegung des Falschen reduziert wird. Wahr ist diejenige falsche Rede, die für wahr gehalten werden muss, auch wenn ihre Nichtwahrheit bewiesen ist.
Aber auf diese Weise wird die Sprache der Menschen als Ort der Manifestation der Wahrheit höchstselbst konfisziert. Sie können jetzt nur noch stumm die Bewegung der Lüge — die wahr, weil real ist — beobachten. Daher muss jeder, um diese Bewegung zu stoppen, den Mut haben, kompromisslos nach dem wertvollsten Gut zu streben: einem wahren Wort.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien unter dem Titel „Sul vero e sul falso“ zuerst auf quodlibet.it. Er wurde von Thorsten Schewe übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.
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