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Die verleumdete Spezies

Die verleumdete Spezies

Die Entstehung von Kriegen wird oft einer aggressiven menschlichen „Natur“ oder einem unausweichlichen „Kampf ums Dasein“ zugeschrieben. Mit falschen Analysen kommen wir dem Frieden aber nicht näher.

Frieden in der Gesellschaft

Sobald die Argumente zu Ende gehen, beginnt die Gewalt. Das erleben wir seit mehr als 5.000 Jahren. Die Herrschenden und ihre Medien versuchen uns einzureden, dass es die einfachen Menschen sind, die so kriegslüstern seien und den Krieg über alles liebten. Ich kann mich nicht erinnern, dass in den letzten 5.000 Jahren schon einmal ein einfacher Mensch einem anderen Land den Krieg erklärt hätte. Es wird geleugnet, dass die gesamte Natur und damit auch der Mensch auf Kooperation aufbauen.

Woher kommt die Gewalt? Unsere Entwicklungsgeschichte und die Evolution werden missgedeutet und in ewigen Wettbewerb und einen Kampf ums Überleben verwandelt. Wie mir bereits in der Schule erklärt wurde, stehe ich mit allen im Wettbewerb, in einem Wettkampf, also im Krieg. Interessant, dass sich viele Unternehmensberater und auch Ökonomieprofessoren wie Kriegsstrategen anhören.

Sie sprechen gerne vom Verteidigen und Besetzen von Marktpositionen, der Eroberung von Marktanteilen und der Vernichtung der Konkurrenz. Sie sprechen gerne von der unsichtbaren Hand, die scheinbar den Krieg auf dem Markt ganz allein und auch harmonisch regelt. Der Staat soll sich zurückhalten und nicht eingreifen, denn dieser Markt funktioniert so herrlich ohne ihn. Wer sich das ausgedacht hat, sollte einmal erklären, wie ein Markt funktioniert, auf dem niemand das Eigentum schützt und auch keine Kraft vorhanden ist, die die Einhaltung der Marktregeln sichert.

Wenn die unsichtbare Hand dann einmal doch nicht funktioniert, es also eine völlig unerwartete Krise gibt, dann ist staatliche Hilfe gefragt. Schließlich geht es um Arbeitsplätze, und der Zusammenbruch der gesamten Wirtschaft oder auch nur des Finanzsystems darf auf gar keinen Fall riskiert werden. Erstaunlich, dass der Staat mit dem Geld der Steuerzahler diese Probleme besser lösen kann als die unsichtbare Hand. Die ist im Übrigen so unsichtbar, dass sie selbst bei Adam Smith kaum vorkommt und bei Weitem nicht in der Rolle, die die Ökonomen ihr heute zuschreiben.

Es wird um Marktpositionen gekämpft, um den Zugang zu Ressourcen und um billige Arbeitskräfte. Auch da gibt es nicht selten Menschenopfer. Immer wieder heißt es, dass die Industrie dem Volk den allgemeinen Wohlstand gebracht hätte. Trotzdem fühlt sich das Leben des Durchschnittsbürgers wie ein heftiger Überlebenskampf an. Kein Wunder, braucht doch die Industrie ein Mindestmaß an Armut, um billige Löhne durchzusetzen.

Doch nicht nur die Wirtschaft lebt im ständigen Wettbewerb und damit in permanenter Auseinandersetzung.

Kapitalismus ist nicht demokratisch, deshalb gibt es auch keine demokratisch organisierten Konzerne. Auch in der Politik ist Kooperation unbekannt.

Einmal davon abgesehen, dass in keiner demokratischen Partei intern eine gelebte Demokratie existiert. In den Vereinen unserer demokratischen Volksvertreter herrscht eine totalitäre Diktatur und eine ganz klare Hackordnung von oben nach unten. Auch untereinander wird nicht kooperiert. Jede Wortmeldung, die nicht aus der eigenen Partei kommt, ist der blanke Schwachsinn und auf keinen Fall wert, dass überhaupt nur darüber nachgedacht wird. Es werden keine Ideen gesammelt und das Beste umgesetzt. Wenn die einen hierhin wollen, müssen die anderen auf jeden Fall dagegenhalten und es anders machen.

Selbst Koalitionen schaffen es nicht zu kooperieren. Jede Gruppe muss ihr eigenes Süppchen kochen. Politologen erklären das dann zum Kampf um die Wählerpotenziale. Wie das funktioniert, wenn nichts von dem, was sich die Wähler wünschen, umgesetzt wird, bleibt ein Geheimnis der politischen Strategen und ihrer Berater. Deutschland startet gerade den Versuch, durch die Abschaffung der Meinungsfreiheit den Widerspruch aus dem Weg zu räumen. Ob die Wähler damit glücklicher und zufriedener werden, bliebt abzuwarten. Wer für die Zensur ist, ist ein braver Bürger. Wer sich für die Meinungsfreiheit entscheidet, ist ein Faschist oder zumindest rechtsextrem und ein Feind der Demokratie. Ich dachte bisher stets, dass diese Freiheit ein notwendiger Bestandteil jeder Demokratie ist. Demokratien garantieren heute nicht mehr die Freiheit und auch nicht den Frieden.

Künstliche Intelligenz (KI)

Die neue Wunderwaffe der Menschheit, an die heute alle so gerne glauben. Nach der Brille, den falschen Zähnen, den neuen Knien und Hüften sowie den Organen aus dem 3D-Drucker kommt nun die künstliche Intelligenz. Irgendetwas ist schon mit dem Namen passiert.

Die Freunde der Abkürzungen haben der Welt wieder einige Auslegungsmöglichkeiten geschenkt. KI: künstliche Intelligenz, keine Intelligenz oder kaum Intelligenz, kümmerliche Intelligenz oder gar katastrophale Intelligenz oder eben kriegerische Intelligenz.

Es gibt einige, die die Bezeichnung einfach falsch finden. Üblicherweise schreibt man Statistikprogrammen keine Intelligenz zu. Da schon eher den Interpreten. Schließlich sollte Intelligenz etwas mit Einfallsreichtum und Kreativität zu tun haben. Es ist schwer zu erklären, dass ein Programm, das auf Fehlervermeidung ausgelegt ist, Intelligenz und damit Kreativität besitzen soll. Wie sollte das funktionieren?

Vielleicht ist diese Bezeichnung auch nur eine Verlängerung unseres Schul- und Hochschulwissens. Da wird bekanntlich vor allem das Auswendiglernen geübt. Das kann die KI eindeutig besser, und sie merkt sich auch viel mehr. Kein Wunder, dass wir uns Sorgen machen. Allerdings kann die KI das nur, wenn wir dafür sorgen, dass sie von Tausenden unterbezahlten Menschen mit Informationen gefüttert wird und auch genug Strom vorhanden ist. Es hat mich sehr erstaunt, dass die KI bereits in der Kriegsführung in den aktuellen Kriegen eingesetzt wird. Offensichtlich nicht bei den Überlegungen, wie man den Frieden wiederherstellen könnte. Ist sie dafür noch nicht intelligent genug? Kann es sein, dass dem Programm zu viele Kriegsgeschichten gefüttert wurden, oder hat man sich bei der Wahl des Algorithmus vergriffen? Oder ist diese wunderbare neue digitale Technologie einfach eine bessere Waffe?

Viele Menschen fürchten um ihren Arbeitsplatz, der in Zukunft von einer KI viel besser und auch fehlerfreier ausgefüllt werden kann. Als Mainstream-Journalist würde ich mich davor besonders fürchten. Denn eines ist ganz gewiss, nämlich dass eine KI die Mitteilungen der Presseagenturen exakter und ohne Komplikationen kopieren kann. So spart sich die Propagandaabteilung eine Menge Zeit und Geld. Ist der richtige Algorithmus einmal eingestellt, können im gesamten Mainstream keine Fehler mehr passieren. Außerdem entgehen die Manipulatoren dem Vorwurf, dass sie sich einige Journalisten angefüttert oder sie sogar gekauft hätten.

Wir haben aufgehört, nur das zu produzieren, was uns allen nützt.

Menschen kommen nicht als Mörder auf die Welt

Es gibt enorm viele Beispiele dafür, dass Soldaten ihre vermeintlichen Feinde nicht erschießen, selbst wenn sie einen Schießbefehl haben. Gemeinsame Weihnachtsfeiern der Gegner an der Front hat es in beiden Weltkriegen gegeben. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum bei Erschießungskommandos zehn oder zwanzig Soldaten auf ein oder zwei oder drei Menschen schießen. Irgendeiner trifft immer, oder das Opfer wird nur zufällig getroffen. Von den Schützen weiß keiner, wer es war. Es wird auch nicht bekannt, wer danebengeschossen hat.

Die US-Berufsarmee hat sich des Themas angenommen und versucht, ihre Soldaten mit Psychologen und Gehirnwäsche scharf zu machen. Waren sie damit sehr erfolgreich? Das ist schwer zu sagen, wenn man weiß, dass es in fünf Jahren nach dem Irakkrieg bei den heimgekehrten Soldaten mehr Selbstmorde gegeben hat, als insgesamt amerikanische Soldaten während der Kriegshandlungen im Irak gestorben sind.

Das scheint zumindest nicht zu bestätigen, dass den Menschen und sogar Soldaten das Morden großen Spaß machen würde.

Ein weiterer Aspekt scheint mir zu sein, dass derzeit rund 8 Milliarden Menschen ihre Konflikte nicht gewalttätig austragen. Geschiedene Eheleute trennen sich mehr oder weniger friedlich und nur sehr selten durch Mord und Totschlag. Wenn man von der Mafia absieht, verzichtet auch die Wirtschaft in ihrem Konkurrenzkampf in den meisten Fällen auf Gewalt. Zumindest wird kaum etwas darüber berichtet. Auch wenn so manches Ableben nicht immer allen plausibel erscheint. In Summe vertragen sich die 8 Milliarden ganz gut. Wenigstens untereinander, von Mensch zu Mensch. Wäre dem nicht so, würden wir in einer sehr gewalttätigen Welt leben. Es scheinen also nicht die Menschen, und schon gar nicht alle Menschen, Freunde des Krieges zu sein.

Mir fällt auf, dass zurzeit Bücher erscheinen, die eigenartige Titel tragen wie „Warum wir Menschen Kriege führen“. In der ehemaligen Qualitätszeitung Der Standard findet sich ein Artikel über die Kriegswissenschaft mit dem Titel: „Immer wieder Krieg, sind wir alle Killer?“. Dem steht gegenüber, dass die Medien darüber reden, dass nicht die Russen, sondern Herr Wladimir Putin in die Ukraine einmarschiert ist. Ebenso haben sich nicht die Ukrainer verteidigt, sondern Herr Wolodymyr Selenskyj. Nicht Amerikaner oder Deutsche, sondern Herr Joe Biden und Herr Olaf Scholz unterstützen Herrn Wolodymyr Selenskyj. Frau Ursula van der Leyen kämpft bis zum letzten Ukrainer, und Frau Annalena Baerbock meint, sie sei mit Russland im Krieg. Von den rund 1,5 Mio. Toten seit 2022 ist nirgends die Rede. Das bedeutet bereits heute eine Generation von ungefähr 20- bis 40-Jährigen, die ihrer Gesellschaft sehr fehlen wird.

Es gibt jede Menge Studien über das Thema, dass Menschen nicht als Mörder auf die Welt kommen.

Religionskriege sind die schlimmsten Kriege?

Manche meinen, dass Religionskriege unvermeidbar und ausweglos seien. Gerade jetzt kämpfen laut Medien in Israel Juden gegen Moslems. Da stellt sich für mich die Frage, warum es legitim ist, dass die Engländer dem jüdischen Volk ein Protektorat zum Geschenk machen, das ihnen nicht gehört und bis dahin die Heimat der Palästinenser war. Alle Welt hat dieses Geschenk akzeptiert und Israel sofort als Staat anerkannt. Die gleiche Akzeptanz als Staat wird allerdings dem dort ursprünglich lebenden Volk seit damals verweigert. Die Vereinigten Staaten von Amerika tun zwar seit mehr als 20 Jahren so, als würden sie die Zweistaatenlösung für gut halten, torpedieren aber jedes Mal im letzten Moment den eigenen Vorschlag. Damit verhindern sie seit vielen Jahren eine wesentliche Voraussetzung für einen Frieden.

Wenn wir uns den Irakkrieg ansehen, dann ging es dort nicht um anglikanische Protestanten aus Amerika gegen muslimische Iraker. Auch bei Taiwan geht es nicht um die amerikanischen Protestanten gegen den Ahnenkult der Chinesen. Es geht auch nicht um die Freiheit Taiwans. Es geht um die Vormachtstellung Amerikas in militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Die Entwicklung begann damit, dass die Europäer und die Amerikaner China als Billiglohnland zur Wirtschaftsgroßmacht gemacht haben, weil sie aus kapitalistischer Gier alle Produktionen dorthin verlagert haben.

Jetzt ist China auf dem Weg zur Nummer eins, und das wollen wir mit Waffengewalt verhindern. Das ist nicht nur niederträchtig, sondern dumm und selbstzerstörerisch. Wenn ich beim Bild der Religionskriege bleibe, dann heißen die Götter, um die da gekämpft wird, nicht Jesus, Allah, Jahve, Buddha, Brahma et cetera. Es geht meistens nur um einen einzigen, und der heißt Mammon. Die kapitalistische Religion des Geldes ist die Unnachgiebigste von allen. Waffenproduktion und Rüstungsgüter sind die lukrativsten Geschäfte, die es heute für den Kapitalismus noch gibt. Auf allen anderen Gebieten scheinen die Wachstumsraten in den letzten Jahren zu schwächeln.

Rosa Luxemburg fand eine kurze Formel für den Krieg: „Die Dividenden steigen und die Proletarier fallen (...).“ So viel zur Schönheit des Krieges.

Das liebe Geld

Im Jahr 2022 haben die 20 Staaten mit den höchsten Rüstungsbudgets gemeinsam 1.847 Milliarden US-Dollar für das Geschäft des Krieges ausgegeben. Es ist anzunehmen, dass das heute, Ende 2024/Anfang 2025, noch höher ausfallen wird. Schließlich wird im Augenblick heftig Kriegsmaterial produziert. Würden sich die Staaten dieser Welt gemeinsam für Frieden entscheiden, hätten viele von ihnen sehr viel Geld zur Verfügung, mit dem sie Gutes tun könnten. Natürlich für die eigene Bevölkerung, aber auch für alle Menschen auf der Welt. Armut und Hunger wären mit diesem Vermögen in kürzester Zeit aus der Welt geschafft. Es müssten aus Schwertern keine Pflüge gemacht werden — Lebensmittel werden genug produziert. Es könnte aber enorm viel für Humanität, Wohlergehen und auch Wohlstand möglich gemacht werden. Viele Länder könnten ihre inzwischen brüchige Infrastruktur wieder auf den aktuellen Stand bringen.

Vor allem sollte deutlich gemacht werden, dass alle Militärbudgets aus Steuergeldern kommen. Ist das die Vollendung der Demokratie, dass der Bürger Kriege finanziert, die er nicht angezettelt hat und die er auch gar nicht will? Dazu kommt noch, dass es die gleichen Bürger sind, die in diesen Kriegen sterben. Die Volksvertreter und Repräsentanten halten sich an ihren Schreibtischen fest. In Wahrheit verwenden sie ihre Bürger als menschliche Schutzschilde. Demokratische Bürger zahlen in demokratischen Staaten die Waffen, mit denen sie dann selbst in den Schlachten, die ihre Volksvertreter anzetteln, geschlachtet werden.

Ist das mit der Souveränität des Volkes vereinbar?

Die Vereinten Nationen (UN)

Die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs haben nach Ende des Kriegs die Vereinten Nationen gegründet. Das Motto lautete: „Damit so etwas nie wieder geschieht.“ Warum die UN eine derart zahnlose Organisation darstellt, ist leicht erklärt. Die damaligen Siegermächte haben bis heute als einzige ein Vetorecht bei jeder Entscheidung, die die UN trifft. Das gilt noch immer, obwohl der letzte Weltkrieg runde 80 Jahre vorbei ist. Deutschland wird in der UN bis heute als ein Feindland geführt. Natürlich verfügt es über keinerlei Rechte, die den damaligen Alliierten zustehen.

Seit der Gründung der UN verbietet deren Charta alle Angriffskriege. Den Staaten ist lediglich eine Verteidigung erlaubt. Wir haben miterlebt, wie sich unsere einzige Groß- und Wirtschaftsmacht USA seit den Weltkriegen gegen Korea, Vietnam, Irak und Libyen bis einschließlich Syrien und Afghanistan und einige mehr verteidigt hat. Im Übrigen haben sie mit keinem dieser Länder auch nur eine gemeinsame Grenze. Die erste und einzige echte Demokratie, in der nur Millionäre das passive Wahlrecht genießen, hat überall auf der Welt die Demokratien verbreitet — heißt es. Davon finden wir in Südamerika, das praktisch die Privatkolonie vor der Haustüre darstellt, wenig.

Dort, wo die USA eingegriffen haben, also Irak, Libyen und viele andere Beispiele mehr, gibt es heute entweder Militärdiktaturen, Warlords, andere autoritäre Systeme und Chaos, aber keine Demokratien. Es ist wenig bekannt, dass in den amerikanischen Kriegen, die seit den 1950er-Jahren geführt wurden, mehr Soldaten und Zivilisten getötet wurden als in den beiden Weltkriegen. Das würde ich für eine friedliche Demokratie als einen enormen Schatten betrachten. Wenn wir das alte Motiv der Weltpolizei bemühen wollen, dann handelt es sich hier offensichtlich um eine Polizei, vor der man sich mehr fürchten muss als vor allen anderen Menschen.

Unsere Wahrnehmung

Wie glücklich waren wir Europäer, als Barack Obama die Wahl um das Präsidentenamt in Amerika gewonnen hatte. Es wurde ihm sogar der Friedensnobelpreis verliehen. Er hat so wunderbare Reden gehalten und die Worte Wandel und Hoffnung immer wieder in den Mund genommen. In diese Begriffe durfte jeder alles hineininterpretieren, was er sich vorstellen wollte.

Der erste Präsident der Vereinigten Staaten mit dunkler Hautfarbe. Es war einfach ein epochales Ereignis. Es wurde erst später deutlich, dass er der erste weiße Präsident Amerikas mit anderer Hautfarbe war.

Die Medien überschlugen sich vor Begeisterung, als dieser Friedensnobelpreisträger gemeinsam mit seiner Außenministerin Hillary Clinton eine Pressekonferenz gab. Das Thema war, dass beide in der letzten Nacht in den Kellerräumen des Weißen Hauses die Ermordung von Osama bin Laden durch amerikanische Soldaten auf dem Bildschirm verfolgt hatten. Als kurze Erinnerung: Osama bin Laden war der Mann, der von den Amerikanern in Afghanistan aufgebaut wurde, um Russland zu einem Einmarsch in Afghanistan zu motivieren. Nach den Ereignissen vom 11. September 2001 gaben bereits eine halbe Stunde nach dem Einschlag der Flugzeuge in die Türme die Journalisten und die Politiker bekannt, dass er der Hauptdrahtzieher des Terroranschlages war. Es gab nie ein Beweisverfahren, das seine Täterschaft nachweisen konnte. Es gab auch keinerlei Gerichtsverfahren. Die Ermordung dieses Mannes stellte also nichts anderes als einen Lynchmord dar, wie wir ihn aus alten Westernfilmen kennen. Keiner der Journalisten, kein Politiker und auch sonst hat sich niemand gemeldet und dieses Ereignis als kriminell oder unwürdig dargestellt. Die Welt war glücklich, dass sie einen schrecklichen Terroristen weniger hatte.

Auch der gute Herr Trump meinte in einer Pressekonferenz, die anlässlich der Ermordung eines arabischen Drahtziehers von „Terroraktionen“ gegeben wurde: „We terminated him“ (deutsch: Wir haben ihn erledigt). Es ist mir entgangen, dass eine derartige Vorgangsweise, Menschen in allen Erdteilen einfach zu ermorden, inzwischen legitimiert worden ist. Die Medien und auch die Menschen scheinen das heute als ganz normal zu empfinden. Dem wunderbaren Friedensnobelpreisträger Obama werden im Übrigen an die 3.000 direkt beauftragte Drohnenmorde nachgesagt. Konsequenzen hat das selbstverständlich keine.

Ich habe den Eindruck, wir befinden uns in einem verrückten Videospiel, in dem alle diese Grausamkeiten vollkommen normal sind.

Frau van der Leyen wird in einem Interview gefragt, ob sie es in Ordnung fände, wenn ihre Kinder sich im Kriegsfall an einer militärischen Auseinandersetzung wie in der Ukraine beteiligen würden. Darauf meint sie vollkommen ernst: „Wenn sich die Kinder dafür entschieden haben, dann wäre das für sie ganz in Ordnung.“ Die nächste Frage lautet, ob ihre Kinder an einem Krieg teilnehmen. Darauf lacht Frau van der Leyen und meint: „Selbstverständlich nicht.“ Die gleiche Frau tut aber später kund: Sie und Europa würden bis zum letzten Ukrainer kämpfen. Was sie damit meint, weiß sie wahrscheinlich selbst nicht so genau. Erstaunlich nur, dass wiederum kein Journalist und auch sonst niemand eine Frage stellt.

Der Europäische Gerichtshof verurteilt ihre Vorgehensweise in Sachen Impfstoffbestellung per Handy. Am Tag darauf wird sie mehrheitlich wieder zur Kommissionspräsidentin gewählt. Das kann nur bedeuten, dass unser Europäischer Gerichtshof selbst den EU-Abgeordneten und deren Parteien völlig egal ist. Alles wirkt so, als wären Mord und Totschlag sowie auch Korruption völlig normal und selbstverständlich. Aus dieser Grundhaltung entstehen die Verrohung und Auflösung der Rechtsstaatlichkeit.

Was uns Hoffnung macht

Biologen wissen inzwischen, dass jeder Mensch aus einer komplexen Gemeinschaft von rund einzelnen 50 Billionen Zellen besteht, die friedvoll zusammenleben. Diese sind voll beschäftigt, haben eine gemeinsame Gesundheitsvorsorge, und ihren wechselseitigen Energieaustausch kann man durchaus als eine funktionierende Wirtschaft bezeichnen. Sie sind etwas mehr als die bisher knapp acht Milliarden Menschen auf unserer Erde, dennoch ist ihre gleichberechtigte, kooperative und friedliche Zusammenarbeit in jedem von uns möglich. Das könnte ein schönes Vorbild für uns sein.

So wissen wir heute auch, dass fast alle evolutionären Entwicklungen vor allem durch die Fähigkeit zur Kooperation erfolgreich waren. Der so häufig zitierte Existenzkampf ums Überleben, der aus Darwins Theorie so gern wiederholt wird, war ein Irrtum. Es heißt sogar, er hätte ihn zu seinen Lebzeiten noch als einen solchen wahrgenommen.

Dass sich die Spezies Mensch über die gesamte Welt ausgebreitet hat, ist die Folge von Kooperationen und nicht der Kriege. Wir könnten daher heute beginnen, darüber nachzudenken, ob die vielen Geschichten, die uns über die Aggressivität des Menschen und seine kriegerischen Veranlagungen erzählt werden, tatsächlich stimmen.

Im Augenblick gibt es Diskussionen über die Freunde und die Feinde der Demokratie. Was bedeutet Demokratie, also die Herrschaft des Volkes, für einen Krieg? In der langen Geschichte der Kriege bis herauf zu den beiden Weltkriegen war das Kriegführen relativ einfach. Der eine Fürst beleidigt den anderen, oder der andere will mehr Land oder Bodenschätze oder Reichtümer oder die schöne Frau des anderen. Also erklärt er ihm den Krieg. Dann befiehlt er seinen ihm untergebenen Bürgern, das Land des anderen zu erobern und den feindlichen Fürsten zu stürzen. Diese Kriege wurden selbstverständlich aus dem Geld des Landes und seiner Bürger finanziert, denn das gehörte schließlich dem Fürsten. Nach den Weltkriegen wurden in den europäischen Ländern Demokratien installiert, unter anderem auch mit der Absicht, solch kriegerisches Verhalten zu vermeiden.

Nun ist in allen Demokratien, wie in den Verfassungen zu finden, das Volk der Souverän. Das Volk wählt seine Volksvertreter, und diese sollen eine Legislaturperiode lang ihre Aufgabe erfüllen, das Land zu verwalten. Ist es da mit einer demokratischen Verfassung vereinbar, dass ein Volksvertreter seinen Souverän zum Sterben an die Front schickt? Nicht nur das: Darf er mit dem Steuergeld seines Volkes einen solchen Krieg überhaupt finanzieren und seine Bürger, ohne sie zu fragen, in die zusätzlichen Kosten eines Wiederaufbaus stürzen? Ich bin der Meinung, wenn wir unsere Demokratien wirklich ernst nehmen, dann müsste es vor jeder militärischen Auseinandersetzung eine Volksbefragung geben. Ganz egal ob es sich nun um Angriff oder Verteidigung handelt. Manche von euch werden lachen und meinen, dann gäbe es wahrscheinlich keine oder nur noch ganz wenige Kriege. Genau das ist das Ziel. Auf keinen Fall kann ich mir vorstellen, dass in einer Demokratie ein gewählter Volksvertreter die steuerzahlenden Bürger in einen Krieg zwingen kann, nur weil ihm selbst nichts Besseres einfällt oder er korrupt ist.

Was wir am eigenen und auch an fremden Beispielen gelernt haben, ist, dass wir einmal gewählte Volksvertreter bei Versagen genauso aus ihrem Job entfernen können müssen wie Manager eines Unternehmens, die jederzeit von der Hauptversammlung abgewählt werden können.

Manch einer vielleicht mit einem „Golden Handshake“; dann ist der Schaden trotzdem noch geringer, als wenn derjenige bis zum Schluss weitermachen dürfte.

Die Zeit der allmächtigen, totalitären Psychopathen sollte endgültig vorbei sein.

Was ich versucht habe

Ich wollte aus unterschiedlichen Perspektiven Argumente aufzeigen, die dagegensprechen, dass wir Menschen uns gegenseitig in Kriegen ermorden, dass wir aber auch aufhören, für Krieg führende Länder Partei zu ergreifen. Genauso wenig, wie wir jeden Straftäter sofort erschlagen sollten, müssen wir auf jede kriegerische Handlung mit einer ebensolchen antworten. Wir Menschen sind von Geburt an und auch von unserer Natur auf Kooperation programmiert.

Um uns zu instrumentalisieren, zu beherrschen und zu unterdrücken, wird uns seit einigen Jahrtausenden eingeredet, dass wir im Konkurrenzkampf mit allen stehen. Wenn wir uns nicht verteidigen, werden wir nicht überleben.

Wie wir auch gelernt haben, ist der Angriff die beste Verteidigung. Damit sind wir dann schon wieder im Kampfmodus. Die einzigen, die an den Kriegen verdienen, sind die Mitglieder des militärisch-industriellen Komplexes und ihre Aktionäre. Keiner von uns hat etwas davon, wenn sich in anderen Ländern oder in unserem Land die Menschen die Köpfe einschlagen.

Es ist für mich ein verwirrendes Zeichen, wenn 3.000 oder 5.000 Menschen von der österreichischen Polizei umzingelt werden, weil sie für Frieden demonstrieren wollen; wenn eine Woche später 30.000 Syrer auf der Wiener Ringstraße die Befreiung Syriens durch einen Terroristen feiern, auf den die USA bis vor Kurzem noch eine Kopfprämie von 10 Millionen Dollar ausgesetzt haben. Dann frage ich mich, ob hier die Demokratie vor dem Souverän geschützt werden soll. Auch bei der syrischen Befreiung starben unschuldige Kinder und Zivilisten.

Jeder von uns kann seinen Beitrag leisten und in jedem Gespräch zukünftig Farbe für den Frieden bekennen. Wenn es gelingt, den Frieden auch nur einen oder zwei Tage früher zu erreichen, so sind die dadurch geretteten Menschenleben sehr viel wert. Derzeit sollen im Ukrainekrieg täglich 100 bis 200 Soldaten sterben. Sagen wir in anderen Fällen nicht gern: Jeder Tote ist einer zu viel? Da sollten wir dann auch dumme Beleidigungen wie „Putin-Versteher“, „Rechtsextremer“ oder „Warmduscher“ leicht ertragen. Ghandi hat gezeigt, wie er die Engländer gewaltlos in die Knie zwingen konnte. Wir müssen uns nicht einmal so viel trauen wie er. Wir sollten nur da und dort einmal deutlich machen, dass uns ein Menschenleben wertvoller erscheint als jede Ideologie oder jeder Machtdiskurs, als ein politisches Kalkül oder die Umsatzentwicklung der Rüstungsindustrie.

Immanuel Kant nannte den Frieden das Meisterstück der Vernunft.


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