Gerne wird in der Presse und in Talk-Shows die Behauptung gepflegt, den heutigen Rentnern ginge es sehr gut. Der Anteil der wirklich Armen liege bei unter 3 Prozent und damit weit unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (knapp 16 Prozent). Motto: Die Alten leben in Saus und Braus. Die Fakten liegen leider ganz anders.
Natürlich gibt es reiche Rentner und noch mehr reiche Pensionäre. Letztere gehören im Alter noch vor den Selbstständigen zur Personengruppe mit dem höchsten Einkommen. Wer jedoch überwiegend auf Renten aus der gesetzlichen Rente angewiesen ist, und das sind im Westen immerhin rund 90 Prozent und in Ostdeutschland 99 Prozent der Alten, hat weit schlechtere Karten.
Rund 3 Millionen der Bezieher von Alters- und Erwerbsminderungsrentner haben so wenig Geld, dass sie Anspruch auf Grundsicherungsleistungen haben. Das heißt, sie haben weniger als ca. 800 Euro verfügbar im Monat und sie haben auch keinen Partner, der sie über diese Schwelle heben würde. Die Tatsache, dass derzeit über die Hälfte der armen Rentner nicht zum Amt geht, macht diese verschämten Alten keineswegs zu reichen Rentnern.
Wer aus Scham auf Sozialleistungen verzichtet, ist und bleibt arm. Das Ausmaß der Armut unter Rentnern wurde kürzlich bestätigt durch eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes. Der Kölner Statistikprofessor Gerd Bosbach und der rentenpolitische Sprecher der Linken, Matthias W. Birkwald hatten sich jahrelang darüber geärgert, dass die Armutsquote der über 65-jährigen stets Rentner und verbeamtete Pensionäre gemeinsam erfasste.
Die sehr viel höheren Beamtenpensionen schönten das Bild gewaltig. Betrachtet das statistische Bundesamt aber die Rentner für sich, so ergibt sich ein ganz anderer Befund: 19,5 Prozent der in Rentnerhaushalten lebenden Personen sind arm. Sie verfügen inklusive aller sonstigen Einkommen über weniger als die vom statistischen Bundesamt als Referenz herangezogenen 999 Euro (Alleinlebende) beziehungsweise 1499 Euro (Paare).
Damit liegt die Armutsquote der Rentner schon heute rund vier Prozentpunkte höher als in der Gesamtbevölkerung. Altersarmut ist damit ein brandaktuelles Problem und nicht etwa eines der fernen Zukunft. Was allerdings tatsächlich zutrifft: In Zukunft wird alles noch viel schlimmer kommen, wenn nicht schnell drastische Konsequenzen gezogen werden. Dies hat zwei Ursachen: In Deutschland wurde in den vergangenen 30 Jahren der größte Niedriglohnsektor Westeuropas installiert.
Nahezu gleichzeitig wurde durch mehrere Rentenreformen der Wert der Renten enorm beschnitten. Sie wurden seit 1990 um rund ein Drittel entwertet. Die Kombination aus niedrigen Einkommen im Erwerbsleben und die schlechterer Bewertung dieser Einkommen in der Rente führt nahezu zwangsläufig zu Altersarmut. Schaut man nun in die Entgeltstatistiken, liegen über 12 Millionen Personen bei einem Bruttoverdienst von weniger als 2.400 Euro brutto.
Ein solches Einkommen führt nahezu zwangsläufig zu einer Rente, die unterhalb der Grundsicherungsgrenze liegen wird. Dazu kommen noch viele Millionen Personen, die ebenfalls extrem armutsgefährdet sind. So arbeiten derzeit 4 Millionen Personen ausschließlich als Mini-Jobber. Das brächte nach 40 Jahren eine Bruttorente von rund 180 Euro. Schlechte Aussichten hat auch ein Großteil der Arbeitslosen. Hartz4-Bezieher erhalten schon seit Jahren nichts mehr auf dem Rentenkonto gutgeschrieben.
Gar keine Rentenansprüche erwerben in der Regel auch die sogenannten Solo-Selbstständigen. Die meisten der rund 2,5 Millionen Personen, die Anfang des Jahrtausends noch großspurig Ich- AGs genannt wurden, können privat kaum vorsorgen. Auch für sie ist Altersarmut programmiert. Dazu kommen noch Millionen, die sich schon in jungen Jahren nach Unfällen oder Erkrankungen aus dem Erwerbsleben verabschiedet haben.
Egal ob sie von Hartz4 oder einer Erwerbsminderungsrente leben, über die Armutsschwelle werden im Alter nur die wenigsten kommen. Fazit: Wer drastische Verbesserungen im Rentensystem für überflüssig hält, will entweder die Realitäten nicht sehen oder er schickt ganz bewusst die Hälfte der heute Jungen später in die Armut.
Dabei sind die Rezepte kein Geheimnis. Eine Mindestrente, die alle Kleinverdiener über die Armutsschwelle hebt. Finanziert über eine Erwerbstätigenversicherung, die endlich auch Selbstständige, Freiberufler, Politiker und Beamte einzahlen lässt. Dazu kommt die Rückkehr zu einer wirklich paritätischen Beitragszahlung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
Aktuell müssen sich die Arbeitgeber an Riester-Rente und Entgeltumwandlung nahezu nicht beteiligen. Auch der Staat sollte sich wieder fair beteiligen, statt den Bundesanteil prozentual immer weiter zurückzufahren. Wer all das will, muss sich auf harte Gegenwehr durch Arbeitgeber, Finanzwirtschaft und die Beamtenschaft einstellen.
Da ist es weit bequemer, die Altersarmut zu bestreiten oder zu einem untergeordneten Problem wegzudefinieren. Verschwunden ist sie deshalb trotzdem nicht.
Liebe/r Leser/in,
wir haben heute eine persönliche Bitte: Wir möchten das Buch "Rente rauf! - Ein Manifest" schreiben. Und brauchen dafür Eure Unterstützung.
Wir sind sicher, dass die Zukunft dieser Gesellschaft nicht nur vom Klimawandel, sondern auch stark von der sozialen Gerechtigkeit abhängt. Wenn der jungen Generation später massenhafte Altersarmut droht, ist das eine Zeitbombe, die entschärft werden muss. Und zwar bald. Deutlich höhere Renten für alle, insbesondere aber bessere Renten für die gestiegene Zahl der Niedriglöhner lautet die Antwort. Sonst droht die Spaltung der Gesellschaft. Wie es gelingen kann, zeigen wir in "Rente rauf!".
Das Buch greift die positiven Elemente in den Rentensystemen der westlichen Nachbarländer auf und beschreibt, was nun dringend auch bei uns passieren muss. "Rente rauf!" soll durch Crowdfunding realisiert werden. Näheres findet Ihr unter https://www.startnext.com/rente-rauf.
Helft uns, indem Ihr mindestens ein Buch vorab finanziert (für 16 Euro), eine Lesung bucht oder das Projekt als Sponsor unterstützt. Jeder Unterstützer wird, soweit er nicht widerspricht, namentlich im Buch erwähnt.
Ziel ist, dass eine Startauflage von mindestens 1.000 Exemplaren produziert werden kann. Damit dies innerhalb weniger Wochen erreicht wird, bitten wir Euch: Verbreitet den nachfolgenden Link zur Crowdfunding-Plattform. An gute Freunde, in sozialen Netzwerken, an Mitglieder von Gewerkschaften, Sozialverbänden und Parteien, wo immer Ihr die Chance seht, dass sich jemand für die Wiederherstellung von armutsvermeidenden Renten interessieren könnte: https://www.startnext.com/rente-rauf.
Übrigens: Unterstützer tragen kein Risiko. Kommt das Projekt nicht zustande, bekommt jeder sein Geld zurück.
Herzlichen Dank
Holger Balodis & Dagmar Hühne
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