Die Präsentation des Videos „Ready for Brain Transparency?“ — zu Deutsch „Bereit für Gehirntransparenz?“ — auf der Website des WEF ist vielleicht gruseliger, als es jeder Bericht über das Video sein könnte (1, 4). Denn das WEF selbst schreibt in dem Begleittext zum Video völlig ungeniert und offen:
„Das Versprechen der Neurotechnologie, das Leben zu verbessern und Einblicke in das menschliche Gehirn zu gewinnen, wächst. Wie können wir den Datenschutz und die persönliche Freiheit aufrechterhalten, während wir Fortschritte auf dem Weg zu einer Welt der Gehirntransparenz machen?
Diese Sitzung wird von Atlantic-CEO Nicholas Thompson moderiert, während Nita A. Farahany von der Duke University School of Law, die auch eine führende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der ethischen, rechtlichen und sozialen Auswirkungen neuer Technologien ist, erläutert, wie die Welt der Gehirntransparenz aussehen könnte“.
Zu Beginn des Seminars in Davos wird ein vorbereitetes Video eingespielt, welches die schöne neue Gehirntransparenz-Welt vorstellen soll. Der Moderator sagt dazu im Vorfeld:
„So, zuerst ein Video. Es wird Sie die Zukunft sehen lassen und die wundervolle Zukunft verstehen lassen, in der wir Gehirnwellen nutzen können, um Verbrechen zu bekämpfen, um produktiver zu sein und um Liebe zu finden.“
In diesem „Lehrvideo“ überwachen Chefs die Gehirndaten ihrer Mitarbeiter live, greifen bei unerwünschter Gehirnaktivität direkt ein und senden auch E-Mails, in denen sie ihren Mitarbeitern zu guten Gehirn-Messdaten gratulieren. Fehlverhalten hat auch finanzielle Auswirkungen.
In dem gezeigten Beispiel verschwendet eine Mitarbeiterin Gedanken an ihren attraktiven Kollegen, was die Chefin aufgrund der Live-Gehirnüberwachung der Mitarbeiter sofort bemerkt und per Nachricht an die Mitarbeiterin direkt unterbindet. Die Mitarbeiterin hat etwas „daraus gelernt“, verhält sich nun anders und erhält später ein Lob wegen ihrer guten Gehirndaten.
Staatliche Stellen arbeiten in dem „Lehrvideo“ natürlich auch mit den Gehirndaten, auf die sie vollen Zugriff haben. In einem weiteren gezeigten Beispiel werden Gehirndaten eines Tatverdächtigen mit denen seiner Arbeitskollegen abgeglichen, um Übereinstimmungen und damit Komplizen zu finden. Eine Mitarbeiterin hat in dem Beispielfall unabhängig von der Tat „heimlich“ — als ob das verboten wäre — ein Start-up mit dem des Onlinebetrugs beschuldigten Tatverdächtigen gründen wollen und sitzt jetzt „in der Scheiße“, wie das Video klarmacht. Herausgefunden hatte man die verbotenen Gedanken der Mitarbeiterin, weil sie auf der Busfahrt nach Hause nach der Arbeit mit ihren Ohrstöpsel-Kopfhörern Musik hörte und diese die Gedankenscans ihrer Nutzer routinemäßig direkt weiterleiten. Am nächsten Tag steht die Polizei im Büro, die laut Video selbstverständlich auch E-Mails, Textnachrichten sowie GPS-Aufenthaltsdaten der Mitarbeiterin mit den Gehirndaten des letzten Jahres verknüpft hat. Dieses Fallbeispiel und damit auch das „Lehrvideo“ endet mit den dramatisch dargebotenen Worten:
„Alles was du weißt: Du bist keines Verbrechens schuldig. Du hast heimlich mit ihm an einem neuen Start-up-Venture gearbeitet. Zitternd nimmst du Deine Ohrstöpsel ab.“
Wenn man schon so komplexe Dinge wie Gründungsgedanken und -pläne hinsichtlich eines Start-ups bei zwei fremden, nicht verwandten Personen des anderen Geschlechts „matchen“, aus den Gehirndaten zuordnen kann, wie einfach muss es dann wohl sein, unerwünschte „Standardgedanken“ wie „Krieg ist scheiße“, „In der Regierung sitzen Verbrecher“ oder „Schon wieder Klimapanik“ anhand von entsprechenden Mustervorlagen zu identifizieren?
Nach Ende des Videos erklärt die nun vortragende Frau Professor Farahany, dass die gezeigte Zukunft bereits da sei und alle gezeigten Technologien bereits vorhanden und einsatzfähig seien:
„Es mag Sie überraschen, aber diese Zukunft hat bereits begonnen. Alles in dem Video, das Sie gerade gesehen haben, basiert auf einer Technologie, die es heute schon gibt. Künstliche Intelligenz hat Fortschritte beim Dekodieren der Gehirnaktivitäten ermöglicht, auf eine Art und Weise, die wir nie für möglich gehalten hätten.“
Farahany erklärt, sie wolle in ihrem Vortrag über das Entschlüsseln von Gehirnwellenaktivität reden. Sie stellt dabei tragbare „modische“ Gehirnscanner vor, die wie ein Stirnband oder Haarreif aufgesetzt werden können. Diese seien „wie Fitnesstracker für dein Gehirn“. Andere „Consumer wearable devices“ zur Gehirnüberwachung können laut Farahany Hüte/Kappen, Ohrstöpsel-Kopfhörer, Headphones oder kleine Tätowierungen hinter dem Ohr sein. Farahany berichtet im Weiteren unter anderem auch, dass Microsoft während der „Pandemie“ eine Gehirnscanstudie an Microsoft-Mitarbeitern bei Onlinemeetings durchführte.
Interessant wird es noch einmal einige Minuten vor Schluss, als der Moderator die zuvor Vortragende fragt, was ihre Vorhersage sei, wo wir in einem Jahr, in fünf Jahren und in zehn Jahren stehen werden. Farahany antwortet:
„Ich denke, dass wir in einem Jahr dort sein werden, wo wir jetzt sind, nur mit viel besseren Formfaktor-Technologien. Und viele Unternehmen bringen in diesem Jahr diese Ohrstöpsel und Kopfhörer auf den Markt, die eingebaute Sensoren haben. Eine Sache, die die breite Akzeptanz der Technologie bisher eingeschränkt hat, ist die Tatsache, dass man so etwas wie einen Crusher für den Kopf tragen muss. Die meisten von uns werden das nicht tun. Aber wenn es sich um dasselbe Gerät handelt, mit dem Sie Anrufe entgegennehmen und auch Musik hören, das außerdem die Gehirnströme erfasst … Es ist in den Alltag integriert. Deshalb wird die Dekodierung in einem Jahr weitgehend an der gleichen Stelle stehen, aber diese gesunden Menschen werden in großem Umfang mit der Erfassung ihrer Gehirnwellendaten beginnen. Die Erkenntnisse, die wir durch Mustererkennung gewinnen können, werden sehr schnell exponentiell zunehmen.“
Das war nur die Entwicklung bis in einem Jahr. Und es wird nicht besser. Die Sonde am Kopf plus KI-Mustererkennung und Rechenpower ergibt den — überall verbreiteten — Gedanken-Hirnscanner. Auf eine Frage hin empfiehlt Farahany, dass mit den Leuten pfleglich umgegangen werden solle:
„Du wirst nicht versuchen, ihre Denkmuster zu stören, um sie produktiver zu machen, da sie die Freiheit des Denkens haben.“
Keine Manipulation der Denkmuster zur Produktivitätssteigerung also, aber vielleicht aus anderen Gründen … Und natürlich volle Gehirntransparenz nach dem Motto:
„Du hast die Freiheit, alles zu denken, aber dann musst du auch mit den Konsequenzen leben.“
„Die Gedanken sind frei“ soll abgeschafft werden.
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.weforum.org/videos/davos-am23-ready-for-brain-transparency-english/
(2) https://uncutnews.ch/das-wef-behauptet-dass-der-mensch-nicht-mehr-souveraen-ist/
(3) http://blauerbote.com/2023/02/08/wef-video-ready-for-brain-transparency/
(4) https://www.youtube.com/watch?v=hfqD5aW0X5U
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