Eine Straße laufender, leuchtender Werbebilder. Links und rechts riesige beleuchtete Reklametafeln. In den Läden noch mehr Produkte der Technokraten aus dem Silicon Valley. Das ist die Vision derer, die unsere Zukunft am Computer designen und die uns Menschen für so unvollständig halten, dass wir all diese Technik brauchen, um vollkommen zu werden. Doch wo sind die Menschen, für die diese Zukunft entsteht? Sie starren mit eckigen Augen auf die Leuchttafeln vor ihren Köpfen und spüren nur noch etwas vom Leben, wenn Schauspieler Gefühle auf dem Bildschirm imitieren. Solche Szenen kannten wir einst von gruseligen Science-Fiction-Filmen — sie sind aber längst schon traurige Realität geworden.
Man hat sich eben daran gewöhnt, weil das wohl der normale Lauf der Dinge ist. Doch die Dinge laufen nicht von selbst. Sie werden bewegt. In unserer Welt oftmals von Menschen oder von Maschinen, die von Menschen gemacht wurden. Also: Um wen geht es hier eigentlich? Wer bewegt eigentlich die Welt? Wer möchte sich durch die äußere Entwicklung der Technik vor seinem eigenen inneren Fortschritt verstecken? Wer hat Angst vor sich selbst und vor dem, was in ihm lebt?
Dies ist ein Aufruf an die Menschen, innezuhalten und mehr Menschlichkeit zuzulassen. Wollen wir eine solche Welt, wie sie gerade entsteht — eine Welt, die den Menschen der Maschine gleichmacht?
Ist es wirklich diese digitale Welt, die unsere Herzen höher und schneller schlagen lässt? Wir erleben seit der industriellen Revolution einen stetigen Fortschritt der Technik. Doch wo bleibt die Entwicklung des Menschen? Warum gibt es immer noch Krieg, Flucht, Ausbeutung und Sklaverei auf der Welt? Warum tangiert das viele von uns kaum noch? Wie können wir all die schrecklichen Bilder aus den täglichen Nachrichten ertragen? Wie kann uns all das egal sein?
Der Grund dafür scheint ein Syndrom zu sein, das wir Menschen uns als Überlebensstrategie angeeignet haben. Ohne dieses Syndrom würden wir all die Schmerzen spüren, die wir unseren Mitmenschen und der Erde antun, und das könnten wir nicht ertragen. Die Rede ist vom Empathie-Defizit-Syndrom, kurz EDS, unter dem fast die gesamte Menschheit zu leiden scheint. Die digitale Welt, Drogen, aber auch die Vereinnahmung durch viel Arbeit helfen dabei, die Gefühle, die eigentlich in uns sind, abzutöten. Wir leiden am EDS und sehen keinen Ausweg mehr; wir scheinen in einer kollektiven Depression gefangen und haben uns und den Planeten an den Rand des Suizids gebracht. Das ist eine üble Diagnose, aber sie ist dringend zu stellen, wenn Heilung eintreten soll. Was also können wir tun?
Zuerst empfiehlt sich wohl, das von der Jugend entwickelte Kulturheilverfahren wieder zu erlernen. Wir alle konnten in unserer Kindheit und Jugend Gefühle zeigen, dazu stehen und damit umgehen. Es war das Natürlichste der Welt. Der Irrtum, Gefühle zu zeigen sei kindisch oder bei Männern zu feminin, ist leider immer noch weit verbreitet, vor allem unter Technokraten. Gefühle gehören zum Menschen wie seine Gliedmaßen und Organe. Gefühle zeigen ist menschlich. Wer dem Menschen seine Gefühle abspricht, spricht ihm seine Würde ab. Nur eine Maschine hat keine Gefühle.
Wir Menschen müssen lernen, wieder authentisch zu fühlen und das Fühlen als Teil unseres Wesens zu begreifen.
Das ist die Entwicklung, die vor uns steht. Können wir wieder fühlen, dann fühlen wir auch unsere Mitmenschen — und können empathisch sein. Die Empathie ist die Mutter der Demokratie. Das authentische Fühlen ist die Großmutter und die Liebe die Urgroßmutter. Ehren wir unsere Urgroßmutter, so wirkt sie auch durch uns weiter.
Eine Straße laufender, leuchtender Werbebilder. Links und rechts riesige beleuchtete Reklametafeln. In den Läden noch mehr Produkte der Technokraten aus dem Silicon Valley. Das ist die Vision derer, die unsere Zukunft am Computer designen und die uns Menschen für so unvollständig halten, dass wir all diese Technik brauchen, um vollkommen zu werden. Doch wo sind die Menschen, für die diese Zukunft entsteht? Sie starren mit eckigen Augen auf die Leuchttafeln vor ihren Köpfen und spüren nur noch etwas vom Leben, wenn Schauspieler Gefühle auf dem Bildschirm imitieren.
Solche Szenen kannten wir einst von gruseligen Science-Fiction-Filmen — sie sind aber längst schon traurige Realität geworden. Die nächste Revolution, vor der wir also stehen, ist die „Krevolution“ — die kreative Evolution des Menschen, durch die wir wieder lernen, authentisch und aus dem Herzen heraus zu fühlen und zu handeln. Dieser Appell der Wissenschaft und der Jugend fordert die Menschheit auf, neue Visionen einer authentischen, menschlichen Welt zu zeichnen und gemeinsam am Erhalt unserer Spezies durch uns selbst und an der Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu wirken.
Was wäre, wenn wir den Fokus statt auf die materielle Welt auf unsere innere Welt richten würden?
Was wäre, wenn wir Würde und Demokratie neu denken würden? Was wäre, wenn die Wissenschaft wieder am Fortschritt für den Menschen statt am Fortschritt für die Wirtschaft interessiert und beteiligt wäre? Was wäre, wenn wir der Jugend ihre Aufgabe, die Gesellschaft zu transformieren, zugestehen und sie darin unterstützen würden? Was wäre, wenn wir die Technik als Hilfsmittel und nicht als Religion verstehen würden? Ja, was wäre das für eine Welt, in der wir das EDS überwinden und wieder Gefühle zulassen könnten?
Lasst uns menschliche Visionen finden, in denen der Mensch zu seinem vollen Potential erblühen kann und nicht von Maschinen kontrolliert werden muss. Wir träumen von einer Welt, in der Männer fühlen und Frauen stark sein dürfen. In der der Mensch im Vordergrund steht und nicht seine Leistungen, Erfindungen oder Erfolge. Lieben wir das Leben, liebt das Leben uns zurück. Wir sind Menschen. Viva la Krevolution!
Am 17. Mai 2019 findet die Veranstaltung „Würde und Demokratie im Zeitalter der Digitalisierung“ mit Gerald Hüther und dem Autor dieses Artikels, Simon Marian Hoffmann, um 18 Uhr im Star Event Center Hannover statt.
Zur Einstimmung empfehlen wir das ausführliche Gespräch der beiden Teilnehmer — von Mensch zu Mensch.
Simon Marian Hoffmann ist Filmemacher, Autor, Aktivist und Musiker. 1996 geboren, hat er schon mehr als 30 Produktionen und einige preisgekrönte Filme zu verantworten. Er ist Gründer der JugeNGO „Demokratische Stimme der Jugend e.V.“ und dort für Strategie und Public Relations verantwortlich. Er ist außerdem Frontmann der Band „Actio Grenzgänger“ und tritt unter dem Namen „Courtier“ als Solokünstler auf.
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