Am Mittwoch, dem 3. Juli 1315, erließ König Ludwig X. von Frankreich — auch bekannt als Ludwig der Zänker — ein bahnbrechendes Edikt. „Nach dem Naturgesetz muss jeder offen geboren werden ...“, begann es. „Viele Menschen unseres Gemeinwesens sind in die Bande der Knechtschaft geraten, was uns sehr missfällt.“
„Unser Königreich heißt das Königreich der Franken (was im Altfranzösischen ‚frei' bedeutet). Deshalb verordne ich, dass diese Leibeigenen in die Freiheit entlassen werden.“
Und so schaffte Ludwig X. mit einem Federstrich die Sklaverei und Leibeigenschaft in Frankreich ab. Zum Leidwesen der Leibeigenen war die Emanzipation des Königs nicht von langer Dauer: Ludwig starb weniger als ein Jahr später nach einem besonders schweißtreibenden Jeu de Paume (eine wahre Geschichte), und seine Nachfolger waren nicht so liberal.
Mehr als vier Jahrhunderte später, Mitte des 17. Jahrhunderts, gab es laut dem Historiker Hippolyte Taine immer noch mehr als eine Million Leibeigene in Frankreich. Und ihre Lage war noch schlimmer als die ihrer mittelalterlichen Vorfahren. Im 18. Jahrhundert musste ein Leibeigener in Frankreich eine Feudalabgabe von mindestens 14 Prozent an den örtlichen Adeligen entrichten.
Darüber hinaus gab es eine Menge weiterer absurder Vorschriften: Ein französischer Leibeigener war an sein Land gebunden und konnte es ohne die Zustimmung seines Herrn nicht verlassen. Er musste mehrere Wochen lang unentgeltliche Arbeit für die Regierung leisten. Und jeder Leibeigene, der kinderlos starb, musste seinen gesamten Besitz an den Adel abtreten.
Zusätzlich zu dieser Steuer musste der französische Leibeigene ein Zehntel an die Kirche entrichten. Darüber hinaus erhob auch die nationale Regierung Steuern. Es gab eine nationale Einkommenssteuer von 5 Prozent, eine nationale Wertsteuer auf persönlichen Besitz und eine nationale Verkaufssteuer auf gewöhnliche Güter wie Salz.
Die französische Regierung hatte auch eine Armee von Steuereintreibern geschaffen, die befugt waren, gewaltsam in die Häuser der Menschen einzudringen, nach verstecktem Reichtum zu suchen und bei Verdacht auf Steuerhinterziehung deren Eigentum willkürlich zu beschlagnahmen. Auf diese Weise wurde das Wort Bauer zum Synonym für „armer Mann“. Der (englische) Begriff „peasant“ (deutsch: Bauer) leitet sich übrigens von dem französischen Wort „paysan“ her, das im Altfranzösischen wörtlich nur „Einheimischer“ bedeutete.
Erst um 1700, als die französischen Einwohner, die Paysans, bis zur Verarmung besteuert wurden, erhielt der Begriff die Bedeutung „verarmt“. Reisende aus England, die zu dieser Zeit nach Frankreich kamen, waren schockiert über die Armut, die sie sahen. Eine englische Reisende, Lady Mary Montagu, schrieb 1718 über ihren Besuch in einer französischen Ortschaft:
„Die ganze Stadt (kam) zum Betteln heraus, mit so elenden, ausgehungerten Gesichtern und dünnen, zerfledderten Kleidern, dass es keiner anderen Beredsamkeit bedarf, um die Erbärmlichkeit ihres Zustandes zu verdeutlichen.“
Und unter solch erbärmlichen Bedingungen starben Erfindungen und Innovationen. Die Steuern in Frankreich waren so hoch und die Menschen so elend, dass niemand einen Antrieb hatte, Technologien zu entwickeln oder produktiver zu werden. Die französische Produktivität und Landwirtschaft lag mindestens ein Jahrhundert hinter England zurück, das bereits Maschinen und fortschrittliche Fruchtfolgetechniken einsetzte. Die französische Wirtschaft verharrte im Wesentlichen im finsteren Mittelalter, da die Regierung jeden Anreiz zum Wachstum zerstörte. Dies ist ein altbekanntes Thema in der Geschichte: Regierungen neigen dazu, schreckliche Bedingungen und schlechte Anreize zu schaffen, die eine Wirtschaft bremsen.
Wir können dies heute überall beobachten. Und ein besonderer Bereich ist diese angebliche „Nahrungsmittelkrise“, über die alle reden: Bill Gates, Finanzministerin Janet Yellen, der Leiter des UN-Welternährungsprogramms, Deutschlands Außenministerin. McKinsey & Company, die New York Times, CNN. Sie alle warnen vor einer Lebensmittelkrise. Sogar der Präsident der Vereinigten Staaten sagte über die Lebensmittelknappheit: „Es wird real werden.“, genau wie die 81 Millionen Menschen, die für ihn gestimmt haben.
Die Berichte über eine ausgewachsene Nahrungsmittelkrise sind jedoch übertrieben. Auf der Welt gibt es reichlich Nahrung und es wird reichlich produziert. Die Sonne hat nicht aufgehört zu scheinen. Der Boden hat nicht plötzlich seine Nährstoffe verloren.
Ehrlich gesagt gibt es jedes Jahr irgendwo auf der Welt immer Herausforderungen bei der Nahrungsmittelproduktion. Erst in diesem Jahr hat die Vogelgrippe Millionen von Hühnern in den Vereinigten Staaten vernichtet. Die Landwirte im Süden und Osten der Ukraine haben offensichtlich zu kämpfen.
Aber was Sie wahrscheinlich noch nicht gehört haben, ist, dass Australien in dieser Saison eine Rekordweizenernte eingefahren hat. Ironischerweise gilt das auch für Russland. Die brasilianische Maisproduktion liegt mit 112 Millionen Tonnen nahe an einem Rekordwert. Unzählige Obst-, Gemüse- und Nussarten von Avocados über Oliven und Walnüsse bis hin zu Tomaten werden in Rekordmengen oder nahezu in Rekordmengen produziert.
Und selbst wenn es wirklich kritische Probleme bei der Nahrungsmittelproduktion gäbe, existieren weltweit riesige Agrarflächen, die bepflanzt werden könnten, insbesondere mit saisonalen Getreidearten wie Weizen. Vielleicht haben Sie in den vergangenen Monaten viel über Düngemittelknappheit gelesen. Die drei wichtigsten Bestandteile von landwirtschaftlichen Düngemitteln — Stickstoff, Phosphor und Kalium — sind jedoch nicht knapp.
Stickstoff ist eines der am häufigsten vorkommenden Elemente im Universum; buchstäblich 80 Prozent der Luft, die wir atmen, besteht aus Stickstoff. Phosphor, der aus dem Phosphatabbau stammt, ist in den Vereinigten Staaten, Brasilien und Marokko unglaublich reichlich vorhanden. Und Kalium stammt aus dem Kalibergbau, wobei Kanada über die größte Produktion und die größten Reserven der Welt verfügt.
Unterm Strich fehlt es der Welt nicht an den Rohstoffen für die Nahrungsmittelproduktion. Allerdings ist der Transport von Lebensmitteln vom Bauernhof zum Kühlschrank definitiv schwieriger geworden.
Dieses System — Ernte, Verpackung, Inspektion, Versand, Lagerung — hat jahrzehntelang gut funktioniert. Erst in jüngster Zeit ist die globale Versorgungskette wegen der Pandemiehysterie zusammengebrochen, was sich zweifellos auch auf den Lebensmittelhandel ausgewirkt hat. Aber wie bei der wirtschaftlichen Misere Frankreichs um 1700 ist dies vor allem eine Frage von schlechter Regierung.
Im Kern ist an der globalen Lieferkette nichts auszusetzen.
Müssen Sie überzeugt werden? Bedenken Sie, dass Pfizer in der Lage war, Milliarden von Impfstoffen zu produzieren, sie in der ganzen Welt zu verteilen und sogar eine Temperatur von minus 90 Grad Celsius während des Transports aufrechtzuerhalten. Beim Vertrieb von Impfstoffen ist nie etwas von Problemen innerhalb der globalen Lieferkette zu hören. Aber in Bezug auf Babynahrung in den Vereinigten Staaten? Plötzlich gibt es ein unüberwindbares Problem in der globalen Lieferkette.
Unterm Strich funktioniert die globale Lieferkette, aber nur, wenn sie wirklich wollen, dass sie funktioniert. Und ihre Prioritätensetzung ist absolut widerlich. Sie könnten das alles in Ordnung bringen.
Wenn die Regierung so besorgt über die hohen Mineralölpreise ist, warum hat sie dann nicht die neue Produktion beschleunigt? Wenn sie so besorgt über die Düngemittelpreise sind, warum haben sie dann nicht die Genehmigungen für neue Phosphatminen, Kalibergwerke und Düngemittelproduktionsanlagen beschleunigt?
Ob es nun Vorsatz ist, die Wirtschaft zu zerstören, oder einfach ein Höchstmaß an Inkompetenz, die Ergebnisse sind offensichtlich. Und das Fiasko mit der Babynahrung ist das perfekte Beispiel dafür. Deshalb ist es so interessant, Joe Biden sagen zu hören, dass die Nahrungsmittelkrise „real sein wird“, denn er scheint wild entschlossen zu sein, sie herbeizuführen.
Noch lächerlicher sind die Lösungen für diese angebliche Nahrungsmittelkrise. Wir haben unsere Tech-Aristokraten wie Bill Gates und Mark Zuckerberg, die neu konzipieren wollen, wie wir übrigen Paysans unser Leben leben sollten. Sie rufen zu einer „grünen Revolution“ auf, was idealistisch klingt. Bis man sieht, was sie tatsächlich vorschlagen. Sie wollen unsere Lebensmittel mit noch mehr Chemikalien vollpumpen und die Messlatte für genetische Veränderungen höher legen. Gates möchte, dass wir „synthetisches Rindfleisch“ und „alternative Proteine“ essen. Und seine Kumpels vom Weltwirtschaftsforum meinen, wir sollten Unkraut und Insekten essen.
Diese Leute sind wahnsinnig.
Zum Glück ist es recht einfach, sich von ihren Ideen zu distanzieren. Schließlich lassen sich viele unserer Grundnahrungsmittel ganz leicht selbst anbauen. Einfache Gemüsesorten wie Salat und Koriander können in einem Kasten auf der Fensterbank gepflanzt werden und sind in nur wenigen Wochen verzehrfertig. Wenn Sie Zugang zu Sonnenlicht, ein wenig Erde und einen Pappbecher haben, können Sie noch heute damit beginnen, die Kontrolle zu übernehmen.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien am 17. Mai 2022 unter dem Titel „About that coming ‚food crisis‘“ auf Sovereign Man. Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektorat lektoriert.
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