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Die Krankheitsdividende

Die Krankheitsdividende

Gesundheit ist die größte Gefahr für unser Wirtschaftssystem, denn nur kranke, unwissende und abhängige Menschen ermöglichen satte Gewinne. Teil 2/4.

Derzeitige Ausgangsposition: Chronische und akute Krankheiten haben bei Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahrzehnten signifikant zugenommen.

Das Verhalten der Kinder hat sich stark verändert: Aufmerksamkeitsstörungen, vermehrte Aggressionen und Angstzustände sowie schulische Leistungsdefizite sind bei vielen Kindern vorhanden.

Stark reduzierte Bewegungsfähigkeiten wie mangelnde Kraft, Ausdauer und Koordination und unnatürliche Bewegungslethargie sind ein häufiges Phänomen.

Die Details

Insgesamt leben in Deutschland knapp über 13 Millionen Kinder und Jugendliche. Die folgende Liste zeigt, an welchen Krankheiten und Symptomen unsere Jugend aktuell leidet.

In Bezug auf Störungen des Immunsystems und der Hormonsteuerung:

  • Circa 50 Prozent beziehungsweise 6,5 Millionen der Schulkinder leiden regelmäßig unter Kopfschmerzen,
  • Circa 20 Prozent beziehungsweise 2,6 Millionen der Kinder sind übergewichtig,
  • Circa 15 Prozent beziehungsweise knapp 2 Millionen Kinder leiden unter Neurodermitis,
  • Circa 10 Prozent beziehungsweise 1,3 Million Kinder haben eine Fettleber,
  • Circa 10 Prozent beziehungsweise 1,3 Millionen der Kinder haben Asthma,
  • Circa 10 Prozent beziehungsweise 1,3 Million der Kinder haben Heuschnupfen.
  • Die Zahl der Typ-2-Diabetes-Neuerkrankungen bei Jugendlichen hat sich in den letzten Jahren verfünffacht.

In Bezug auf neuronale Störungen:

  • bis zu 50 Prozent beziehungsweise 6,5 Millionen Kinder zeigen Verhaltensauffälligkeiten bei der Einschulung,
  • bei circa 25 Prozent beziehungsweise über 3 Millionen Kindern besteht ein Verdacht auf eine Essstörung beziehungsweise liegt eine bestätigte Essstörung vor.
  • Eine rapide wachsende Zahl unserer Kinder gilt als nicht mehr beschulbar und gewalttätig.
  • Der sozial-emotionale Förderbedarf steigt rasant in allen Bundesländern.

In Bezug auf Knochen- und Wachstumsstörungen, mangelnde Zahngesundheit sowie Störung an Sinnesorganen:

  • Circa 60 Prozent beziehungsweise 7,8 Millionen der Kinder werden kiefernorthopädisch behandelt,
  • Circa 30 Prozent beziehungsweise 3,9 Millionen der Kinder haben angeborene Zahnfehlstellungen,
  • Circa 28 Prozent der 12-Jährigen beziehungsweise 3,5 Millionen aller Kinder leiden an der Zahnschmelzstörung MIH, das heißt an Kreidezähnen,
  • Circa 15 Prozent beziehungsweise 2 Millionen der Kleinkinder weisen Karies auf.
  • Kurzsichtigkeit bei Kindern steigt rapide an
  • Zahlreiche Kinder leiden unter Skoliose, das heißt einer schiefen Wirbelsäule.

In der Summe sind schätzungsweise über 80 Prozent der Kinder in Deutschland in einem oder mehreren der beschriebenen Symptombilder auffällig, belastet oder gestört — mit steigender Tendenz in allen Bereichen. Zudem lässt sich beobachten, dass sich die Krankheitsbilder mit zunehmendem Alter häufen und verschlechtern. Was also läuft schief?

Die rechtliche Grundlage

Deutschland hat 1989 die UN-Kinderkonventionen unterschrieben und sich unter anderem verpflichtet, die Gesundheit von Kindern auf das erreichbare Höchstmaß zu fördern — Zitat Konvention:

„Artikel 24 der UN-Kinderrechtskonvention gewährleistet das Recht des Kindes auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit. (1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit an sowie auf Inanspruchnahme von Einrichtungen zur Behandlung von Krankheiten und zur Wiederherstellung der Gesundheit. Die Vertragsstaaten bemühen sich sicherzustellen, dass keinem Kind das Recht auf Zugang zu derartigen Gesundheitsdiensten vorenthalten wird.“

Neben der Versorgungssicherung ist es Aufgabe der Regierung über flächendeckende Aufklärungskampagnen sicher zu stellen, dass die Bevölkerung die notwendigen Grundlagen für die Förderung von Kindergesundheit versteht und richtig anwendet.

Wissenschaftlich belegte Ursachen

Wie die oben genannten Prozentzahlen belegen, sind Kinder und Jugendliche in Deutschland in den letzten Jahrzehnten nicht gesünder, sondern deutlich kränker geworden.

Nachweislich und wissenschaftlich gut erforscht wirken sich sechs Faktoren negativ auf die Entwicklung von Kindern aus: Mangelhafte Nahrung, Giftstoffe, ein Mangel an Sonne, ein Mangel an Bewegung, die Nutzung von digitalen Endgeräten und anhaltender emotionaler Stress beziehungsweise emotionale Vernachlässigung.

In allen sechs Bereichen haben wir politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen, welche Kinder aktiv und nachhaltig schädigen.

Mangel notwendiger Nährstoffe

Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass besonders Kinder im Wachstum eine Reihe von Nährstoffen brauchen, damit sich alle Organe — besonders das Gehirn — gesund entwickeln und ein starkes Immunsystem aufgebaut wird. Die lebensnotwendigen Nährstoffe sind Vitamine, Mineralstoffe, Fettsäuren, Aminosäuren, Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Diese Nährstoffe finden sich in angemessenen Mengen in biologisch produzierten Nahrungsmitteln wie Hülsenfrüchten, Nüssen, Kräutern und Gemüse, vollem Getreide, Wildobst und tierischen Produkten wie Leber, Eier und Vollmilch. Wenn Kinder diese Nährstoffe nicht in ausreichenden Mengen bekommen, entwickeln sich die oben beschriebenen Krankheitsbilder.

Keine ausreichenden Konzentrationen dieser lebensnotwendigen Nährstoffe finden sich in Convenience-Produkten wie Nudeln, Brotprodukten aus Auszugsmehlen, Produkten aus industrieller Tierhaltung, Produkten, die mit viel Zucker angereichert werden wie gesüßte Getränke, Soßen, gesüßte Milch— und Mehlspeisen. Genau diese Produkte werden flächendeckend — auch in Kitas und Schulen — von der öffentlichen Hand angeboten. Ebenfalls werden diese Produkte aktiv in den Medien beworben, als Produktproben verteilt und durch Sponsoring bekannt gemacht und beeinflussen somit das Ernährungsverhalten von Familien.

Giftstoffe

Neben einem Defizit an lebensnotwendigen Nährstoffen leiden Kinder ebenfalls unter einer breiten Palette an schädigenden Substanzen, die sie über die Nahrung aufnehmen. Dazu gehören zum Beispiel Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Antibiotika sowie Hormone aus der Massentierhaltung, synthetische Farb- und Aromastoffe, Industriezucker und Salz, Phosphatzusätze, Nitrat/Nitrit, Glutamate und Aluminium. Alle diese Substanzen greifen negativ in den Stoffwechsel ein.

Hinzu kommen schädigende Rückstände aus Pflege- und Reinigungsprodukten, Medikamente, Ausdünstungen aus Farben und Lacken sowie die Feinstaubbelastung aus dem Straßenverkehr. Alle diese Substanzen nehmen Kinder in unkontrollierten und unüberschaubaren Mengen täglich auf. Sie alle wirken sich negativ auf die gesunde Entwicklung von Kindern aus.

Mangel an Vitamin D

Menschen sind tagaktive Säugetiere. Unser Stoffwechsel ist auf eine ausreichende Exposition gegenüber Sonnenstrahlen eingestellt. Bei ausreichender Versorgung mit Sonnenlicht wird Provitamin D3 im Körper zu dem Hormon Vitamin D umgewandelt und spielt bei über 200 Stoffwechselprozessen eine entscheidende Rolle. Über die Nahrung ausreichend Vitamin D aufzunehmen, ist heute nicht mehr oder kaum noch möglich. Eine Zugabe ist besonders in den Wintermonaten dringend notwendig, in denen nicht ausreichend Sonnenlicht zur Verfügung steht, um die Eigenproduktion anzutreiben.

Es ist umfänglich erforscht und dokumentiert, dass die Bevölkerung unter einer flächendeckenden Mangelversorgung leidet. Dieses Wissen wird nicht aktiv mit der Bevölkerung geteilt, es werden keine ausreichenden Maßnahmen unternommen, um zum Beispiel die Bevölkerung angemessen mit Vitamin D zu versorgen. Für Kinder ergeben sich besonders folgende Probleme: Der Ausbau von Ganztagsbetreuungssystemen hat dazu geführt, dass ein Großteil der Kinder tagsüber nur noch wenig Zeit im Freien verbringt. Eine natürliche Exposition gegenüber der Sonne ist oft nicht mehr gegeben. Hinzukommt, dass besonders Kita-Kinder verpflichtend mit Sonnencreme eingeschmiert werden — die Bildung von Vitamin D im Körper ist unter den Umständen nicht möglich.

Mangel an Bewegung

Intensive Bewegung ist insbesondere in den Wachstumsphasen notwendig. Sie ist die Grundlage, damit der Knochenstoffwechsel und somit der Aufbau von Zähnen und Knochen funktionieren. Bewegung gewährleistet die Verteilung von Nährstoffen und Sauerstoff effektiv im gesamten Organismus. Bewegung verbessert die Darmtätigkeit und somit die Produktion und Resorption von Nährstoffen. Ebenso kurbelt Bewegung die Ausschüttung von Glückshormonen an, wirkt sich positiv auf die kognitive Entwicklung, auf den Aufbau und die Funktion von Haut, Muskeln, Herz und Arterien aus und unterstützt den Abtransport von Giftstoffen.

Eigenmotivierte Bewegung ist eine wesentliche Komponente für die Körperbeherrschung und die Entwicklung des Selbstwertgefühls. Zudem ist Bewegung insbesondere als Mannschaftssport eine hervorragende Schule für ein gesellschaftsförderliches Sozialverhalten wie Fairplay, Toleranz, Respekt, Ehrgeiz, Erfolg wie Misserfolg.

Bewegung ist somit essenziell für eine vitale Gesundheit und wirkt vorbeugend und behandelnd für alle Zivilisationskrankheiten, die wir mittlerweile beobachten. Für Kinder empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mindestens eine Stunde intensive Bewegung pro Tag. Die meisten Kinder bewegen sich deutlich weniger und nur noch halb so viel wie Kinder vor 30 Jahren.

Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Eine starke Vernachlässigung der Sportinfrastruktur, geringe Wertschätzung und Förderung von Schulsport und Bewegung in den Kitas, Mangel an Sportlehrern und Übungsleitern, unzureichende Vereinssportförderung. Der Ausbau von Ganztagsschulen erschwert die Aktivität der Heranwachsenden in Sportvereinen mit gezielter Bewegung. In den letzten Monaten haben zusätzlich staatliche Ausgangsbeschränkungen, die Umsetzung von Hygienekonzepten und Quarantänemaßnahmen die Bewegungsfreiheit von Kindern eingeschränkt.

Nutzung von digitalen Endgeräten

Kinderärzte, Pädagogen, Umweltärzte und Neurologen warnen eindringlich vor gesundheitlichen Schädigungen — besonders für Kinder — durch die Nutzung von digitalen Endgeräten. Die intensive Nutzung von Laptops, Computern, Spielkonsolen und Handys führt zu Haltungsschäden und verringert die Zeit, in der sich Kinder bewegen. Eine Beeinträchtigung der Entwicklung von Augen sowie Abhängigkeiten, Schlaf— und Verhaltensstörungen werden der Nutzung von digitalen Endgeräten klar zugeordnet.

Und trotz der eindringlichen Warnungen von Experten treiben die zuständigen Bildungspolitiker auf Bundes- und Landesebene die Digitalisierung in Kitas und Schulen aktiv und mit viel Engagement voran.

In den letzten Monaten wurden Kinder und Jugendliche nun auch flächendeckend mit persönlichen iPads für den Unterricht ausgestattet.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sollte über die Risiken einer Nutzung von digitalen Endgeräten aufklären. Das tut sie aber nicht. Im Gegenteil. Sie bewirbt die Nutzung von zum Beispiel Computerspielen mit folgendem Text:

„Für die meisten Jugendlichen spielen Computer und Internet im Alltag eine extrem wichtige Rolle. Sicher auch für dich. Ob du nun mit deinen Freundinnen oder Freunden chattest, das neueste Computerspiel ausprobierst, einen Stream schaust oder einfach nur ein paar Hausaufgaben damit machst — irgendwie ist der Computer immer mit dabei. Wir haben Jugendliche gefragt, warum ihnen Computer und Internet so wichtig sind. Wenn du willst, teile uns doch auch deine Meinung mit. Wir sind gespannt!“

Emotionale Vernachlässigung

Kinder brauchen eine sichere Bindung an verlässliche Bezugspersonen, im Idealfall an die eigenen Eltern. Dies gilt besonders in den ersten Lebensjahren. Durch den Ausbau von Krippen in frühkindliche Betreuungssysteme und dem damit einhergehenden Wechsel an Bezugspersonen ist eine verlässliche und stabile Bindungserfahrung für viele Kinder nicht mehr gegeben. Trennungs- und Verlassenheitsängste sind häufig zu beobachtende Konsequenzen.

Hinzu kommt eine hohe Reizüberflutung bedingt durch dauernde Lärmbelastung, oft verpflichtende Lern- und Aktivitätsangebote und die permanente Anwesenheit von anderen Kindern und Erwachsenen. Das für die kognitive Entwicklung wesentliche selbstbestimmte Handeln sowie Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten sind wenig vorhanden. Die Kombination führt zu einer Überreizung und in Folge zur Schwächung der Wahrnehmungsfähigkeit. Die Fähigkeit, Stress zu verarbeiten, wird langfristig geschädigt.

Der Betreuungsschlüssel ist in weiten Teilen der Einrichtungen unzulänglich, die Betreuer sind oft nicht ausreichend qualifiziert und/oder überfordert mit den individuellen Bedürfnissen der Kinder. Hinzu kommt, dass in den meisten Familien beide Elternteile arbeiten und selbst unter größeren Stressbelastungen leiden. Gestresste Eltern verursachen wiederum Anspannung und Stress bei den Kindern und es entsteht ein sich selbst erhaltender Teufelskreis.

Sowohl die Landesregierungen als auch Bundesregierung forcieren den Ausbau von frühkindlicher Fremdbetreuung und befürworten, dass beide Elternteile voll arbeiten. Über gesundheitliche Konsequenzen klären die verantwortlichen Politiker in Bildung und Soziales nicht oder nur unzulänglich auf.

Aufgabe und Interessenskonflikte der Bundesregierung

Die Bundesregierung beziehungsweise BMG und BMEL haben die gesetzliche Verpflichtung, Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die Bevölkerung angemessen aufklärt und vor schädigenden Substanzen schützt. Fakt ist, dass die notwendigen Vorsorge- und Fürsorgemaßnahmen fehlen: Die bundesweiten Rahmenbedingungen, Verhaltens- und Ernährungsempfehlungen sowie explizite Ernährungspläne, sogenannte Qualitätsstandards, orientieren sich nicht an den wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um die Gesundheit. Die staatlich finanzierten Organe und untergeordneten Behörden arbeiten eng mit wirtschaftlich agierenden Konzernen der Lebensmittel-, Chemie- und Pharmaindustrie sowie Finanz- und IT-Industrie zusammen.

Was muss sich ändern?

Es bedarf einer systematischen Überarbeitung der Ernährungspläne besonders für Kitas und Schulen von unabhängigen Experten. Diese Ernährungspläne müssen für die Mahlzeiten in Kitas und Schulen die sichere Versorgung mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen gewährleisten.

Es braucht Konzepte für den Wiederaufbau einer gesundheitsfördernden Versorgungsstruktur inklusive lokaler Produzenten von Nahrung und des Aufbaus von Schulgärten. Ebenfalls braucht es eine Eliminierung beziehungsweise Limitierung schädigender Substanzen aus dem direkten Umfeld durch Putzmittel, giftige Lacke/Farben, Abgase et cetera.

Es braucht die Etablierung eines Schulfachs für Ernährung/Gesundheit, in dem Kindern die Grundlagen von Nährstoffen und Giftstoffen und deren Auswirkungen auf den Organismus dezidiert vermittelt werden. Sie müssen regelmäßig die Zubereitung von wertigen Mahlzeiten üben.

Es bedarf einer umfänglichen Aufklärungskampagne über die Rolle von Vitamin D zum Erhalt der Gesundheit und — besonders bei Kindern — muss eine gesundheitsfördernde Versorgung sichergestellt werden. Es braucht Konzepte und Anleitungen, wie Kinder wieder mehr Zeit an der frischen Luft, in direkter Sonne und ohne Sonnenschutzmittel verbringen dürfen.

Informationsbroschüren und Veranstaltungen über die oben aufgeführten Inhalte für Eltern und Pädagogen müssen angefertigt und systematisch verteilt werden. Kinderärzte sollten in die Aufklärungsarbeit aktiv miteinbezogen werden.

Es braucht Konzepte darüber, wie insbesondere Kindern schon von Anfang an in Kitas und Schulen der Spaß an Bewegung vermittelt wird, und der natürliche Bewegungsdrang ausgelebt werden kann. Es braucht eine systematische Integration von regelmäßiger (täglicher) und intensiver Bewegung in den Tagesablauf von Schulen und Kitas.

Die Auswirkungen einer frühen Krippenbetreuung und der Ausbau von Ganztagsschulen - insbesondere in Hinblick auf die momentan dargebotene Qualität — muss evaluiert werden. Es braucht eine klare Strategie dafür, wie Betreuungsdefizite behoben werden können. Ebenfalls braucht es einen offenen Dialog mit Eltern darüber, dass gegebenenfalls von politischer Seite aus keine angemessenen Versorgungsleistungen geschaffen werden können.

Es braucht eine differenzierte und eindringliche Aufklärung für Pädagogen, Eltern und Kinder über die Konsequenzen einer Nutzung digitaler Endgeräte. Der Ausbau einer Nutzung digitaler Endgeräte sollte nur mit viel Umsicht und einem klaren Augenmerk auf gesundheitliche Gefahren und Konsequenzen umgesetzt werden. Ebenfalls müssen digitale Auszeiten ermöglicht und „geübt“ werden; Kinder sollten auch wieder lernen, sich mit Freude auch ohne elektronische Geräte zu beschäftigen.

Mögliche Hürden und Lösungen

Große Teile der Bevölkerung wissen nicht, wie sie für sich selbst und die Kinder gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen schaffen können. Diese Unwissenheit ist auch bei politischen Entscheidern, Pädagogen, Ärzten und Führungspersonen der Wirtschaft weit verbreitet. Als erstes braucht es deshalb eine umfängliche Aufklärungskampagne.

Verhaltensmuster bauen sich über etliche Jahrzehnte auf und eine Veränderung zu bewirken ist schwer. Selbst wenn Menschen erkennen, dass bestimmte Handlungen sie selbst oder die ihnen anvertrauten Kinder schädigen, ändern viele ihr Verhalten nur langsam und zögerlich. Auf der Grundlage solch manifestierter Verhaltensweisen konsumieren und verabreichen viele zum Beispiel Süßigkeiten oder Convenience-Produkten, lehnen Bewegung ab und ignorieren den schädigenden Umgang mit digitalen Endgeräten. Es braucht Verständnis und Ausdauer seitens der Gesundheitsbehörden, um langfristig Verhaltensveränderungen — besonders bei den verantwortlichen Erwachsenen — zu bewirken.

Die Mobilisierung von bereits aktiven Teilen der Zivilbevölkerung kann eine Wende deutlich beschleunigen: In den Bereichen Sport, nachhaltiger Produktion von Nahrung, ökologischer und sozialer Projekte finden sich viele Bürger, welche die notwendigen Grundkenntnisse bereits besitzen und aktiv Aufklärungsarbeit leisten und Verhaltensveränderungen unterstützen könnten. Ebenso können Ehrungen/Preise/Zertifizierungen von besonders vorbildlichen Schulen, Kitas oder auch Sportstätten Anreize für die jeweiligen Betreiber bieten.

Umfängliche Aufklärungsarbeit und die Schaffung von neuen Strukturen kostet Geld. Hier handelt es sich um Ausgaben, die zum Teil nicht budgetiert sind. Ziel muss es sein, ausreichend Budget — oder gesellschaftliches Engagement auf freiwilliger Basis — für präventive Maßnahmen zu finden.
Eine Gesundheitsoffensive — besonders für Kitas- und Schulen — muss mit den jeweiligen Ressorts von Bildung und Soziales, Jugend, Integration und Sport sowie Wirtschaft abgestimmt werden.

Weite Teile der öffentlichen Infrastruktur — inklusive Bildungseinrichtungen, Sportstätten, Ärzten, Krankenhäusern und weiteren gesellschaftlichen Einrichtungen — werden von der Wirtschaft subventioniert. Im Gegenzug für direkte oder indirekte Werbung und dem Verteilen von Produkten und Informationsmaterialien gibt es zum Beispiel Gelder für Sporthallen und Ausstattungen, Forschungsaufträge, vergünstigte Produktangebote und mehr. Besonders die Konzerne der Nahrungsmittel-, Chemie- und Pharmaindustrie sowie große Hersteller von digitalen Geräten und Angeboten nutzen diese Möglichkeit, Absatzmärkte aufzubauen. Anhängige Bereiche brauchen Unterstützung, um unabhängig zu werden, ohne dabei die eigene Existenz zu gefährden. Die betroffenen Bereiche müssen über die gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Mechanismen aufgeklärt und mit in die Verantwortung geholt werden.

Vorteile für lokale Entscheider und die Bevölkerung

Gesunde und psychisch stabile Kinder sind emotional mehr ausgeglichen und erbringen bessere schulische Leistungen, da sie sich besser konzentrieren können. Ausgeglichene und gesunde Kinder sorgen für mehr Ruhe und Stabilität in Gruppenverbänden. In der Konsequenz sinken die Belastungen für Pädagogen bedingt durch geringere Lärmbelastungen, generell weniger Unruhe, weniger Verhaltensauffälligkeiten und eine abnehmende Notwendigkeit, einzelne Kinder individuell zu fördern.

Gesunde Kinder verringern den oft kosten- und zeitintensiven Förderbedarf und somit auch für teure Gesundheits- und Sozialleistungen.

Kinder, die die Grundlagen gesunder Lebensführung erlernen und in der Schule üben, tragen die neuen Verhaltensweisen und Erkenntnisse oft in ihre Familien. Dann kann die Bevölkerung als Ganzes eher und schneller ihr Verhalten ändern.

Erwachsene, die auf ihre Gesundheit achten, leiden ebenso wie Kinder seltener an psychischen Störungen. Ebenso zeigen psychisch gesunde bindungssichere Kinder als Erwachsene eine hohe Leistungs- und geringere Gewaltbereitschaft. Weniger soziale Unruhen sind die Folge; ebenso geringere Ausgaben für Polizei und Justiz.

Grundwissen über physiologische Prozesse, die Produktion und Beschaffung von Nahrung direkt aus der Natur sowie erste Hilfe bei Krankheit und Unfällen erlaubt es Menschen, auch in gesellschaftlichen Krisen die Ruhe zu bewahren. Eine gesunde Bevölkerung, die für sich selbst sorgen kann, ist somit in Krisensituationen, zum Beispiel einem Blackout oder anhaltenden Lieferengpässen, deutlich weniger anfällig.

Lokal und hochwertig produzierte Nahrungsmittel sind nicht nur wirtschaftlich attraktiv — die Kaufkraft bleibt im Bundesland –, sondern reduzieren auch die Belastung der Umwelt durch Transport, Pflanzenschutzmittel und Abfall.

Fazit

Eine wirkliche Trendwende in der Gesundheitspolitik ist dringend notwendig. Besonders für die heranwachsende Generation. Eine solche Wende wird mühsam werden und viel Kraft kosten. Die Resultate werden aber in vielerlei Hinsicht enorm dienlich sein.


Quellen und Anmerkungen:

Teil 1 dieser Artikelreihe finden Sie hier.

https://deutschlandskrankekinder.de/


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