Klammert man einmal die rein zwischenmenschlichen Verbrechen vollkommen aus, die Deutschland über die Welt gebracht hat oder auch im Land selbst stattgefunden haben, dann bleiben weitere, sehr dunkle Flecken auf der Weste. Und der mit Abstand größte und dunkelste davon liegt in einer gigantisch großen Schattenwelt, für die die Bezeichnung „Hölle“ sicher keine Übertreibung ist: Die industrielle Massentierhaltung.
Milliarden Säuger, Vögel und andere Tiere verbringen dort von der Außenwelt abgetrennt ihre gesamte Lebensspanne in einem grausamen Sklavendasein. Sie sind aufs Engste zusammengedrängt und sehen niemals eine Pflanze, den Mond oder die Sonne. Zur erzwungenen Fortpflanzung werden sie mit Plastikröhren vergewaltigt. Den Küken wird die Schnabelspitze abgepetzt, damit sie sich in der Enge nicht gegenseitig verletzen. Männlichen Ferkeln schneidet man ohne Betäubung die Hoden ab, damit später das billige Fleisch besser schmeckt. Kühe tragen durch extreme Zuchtwahl solch große Euter, dass sie vor Schmerzen kaum laufen können. Masthühnern wachsen in drei Wochen so schwere Brustmuskeln, dass sie beim Versuch aufzustehen nach vorne überkippen.
Und weil die gequälten Tiere all das eigentlich gar nicht überstehen könnten, werden sie mit vielen verschiedenen Medikamenten am Leben gehalten.
Es wird geschätzt, dass die „Nutztiere“ des Menschen mittlerweile etwa 66 Prozent der Biomasse der Landwirbeltiere des gesamten Planeten ausmachen. 31 Prozent entfallen auf den Menschen selbst und nur noch 3 Prozent auf frei lebende Tiere (1). Unter den 66 Prozenten der „Nutztiere“ wiederum gibt es nur noch einen kleinen, zügig abschmelzenden Bruchteil von Individuen, die sich nicht im Sog der industriellen Intensivtierhaltung befinden. Für Deutschland geht man von kaum einem Prozent aus, in dem Tiere noch wirklich extensiv gehalten werden. Der Mensch hat den Planeten nach Hunderten Millionen Jahren der freien Entfaltung in eine Welt der brutalen Versklavung verwandelt.
Abgesehen von den USA dürfte kein anderer Staat historisch so viel zur Eskalation der beispiellosen Perversion beigetragen haben wie Deutschland. Schon die Nationalsozialisten stellten wahrscheinlich sogar die erste Regierung der gesamten Zivilisationsgeschichte überhaupt, die zum Zwecke der Produktionssteigerung die „Nutztierhaltung“ in die industrielle Schiene lenkte und diese Richtung dann auch anderen Ländern aufzwängte. In dem Nazi-Blatt Deutsche Allgemeine Zeitung wurde etwa am 13. Juli 1944 unter der Überschrift „Europas Milcherzeugung steigt“ (2) ausgeführt, dass die Menge der produzierten und verarbeiteten Milch durch gezielte Industrialisierungen in praktisch allen besetzten Ländern rasante Zuwächse erreichte. Folgend einige Auszüge:
„So wurde zum Beispiel in Rumänien im Interesse der Förderung der Milchproduktion eine Bewirtschaftungsstelle für Milchverwertung gegründet. Der Zweck dieser Stelle ist die industrielle Verarbeitung von Frischmilch, die Erweiterung des Absatzes von Milcherzeugnissen und die Versorgung der Städte mit Frischmilch. […] Im Rahmen dieser Maßnahmen wurde vor allem die milchwirtschaftliche Produktion im Generalbezirk Lettland beträchtlich ausgebaut. […] Einem Bericht der Reichsvereinigung der schwedischen Molkereien ist zu entnehmen, dass auch hier die Milchproduktion stärkstens gefördert wurde. Die bei den Molkereien eingenommene Menge hat sich 1943 gegenüber 1942 um nicht weniger als 13 Prozent erhöht. […] Trotz des Mangels an Futtermitteln konnte die Milchproduktion auch in Spanien erhöht werden. Die Produktion beträgt zur Zeit etwa 2 Milliarden Liter gegenüber etwa 1,7 Milliarden Liter im Jahre 1941.“
Mittlerweile sehen Experten wie die an der Universität Kassel als erste Professorin für „Geschichte der Beziehungen zwischen Tieren und Menschen“ forschende und lehrende Mieke Roscher im Dritten Reich den eigentlichen Anfang der heutigen industriellen Massentierhaltung. Sie verweist unter anderem auf Optimierungen, Zentralisierungen und Eingriffe in die Zucht. Außerdem nennt sie punktuelle Änderungen der Methodik, wie die Wegnahme der Kälber von den Mutterkühen nach nur sechs Wochen (3). Die „normale“ Absetzzeit betrug bis dahin vier bis sechs Monate. So schließt sich also der Kreis zu den im Nazi-Blatt bejubelten Produktionssteigerungen.
Der Mythos vom „tierlieben Deutschland“
Nun mag es vielleicht etwas irritierend wirken, dass ausgerechnet die Nazis die ersten Anschieber der industriellen „Tierproduktion“ gewesen sein sollen. Ist denn nicht immer wieder die Rede davon, dass sie die ersten Tierschutzgesetze hervorbrachten? Und war Hitler nicht ein „tierlieber“ Vegetarier?
Es fällt also ein seltsamer Widerspruch zwischen Außenwirkung der Nazi-Regierung und tatsächlicher Handlung auf. Der Tierschutz wurde lautstark propagiert und drückte sich auch in verschiedenen Gesetzgebungen aus. Genau parallel dazu entstanden aber ohne Zweifel vielfältige Grundlagen der industriellen Ausbeutung von „Nutztieren“, die dem Tierschutz deutlich zuwiderliefen.
Dieses Phänomen des Widerspruches zwischen auffällig stark nach außen getragener „moralischer Gutheit“ im Verhältnis zu anderen Tieren einerseits und einer ebenso besonders ausgeprägten Rolle bei ihrer Ausbeutung durch intensivierte Produktion zeigt sich in Deutschland seit dem Dritten Reich bis heute durchweg in vielen verschiedenen Formen.
Ein bizarres Beispiel der „Scheingutheit“ aus neuerer Zeit bietet die im Jahr 2007 ausgebrochene Hysterie rund um einen im Berliner Zoo geborenen Eisbären namens „Knut“, auch „Knuddelknut“ genannt. Nachdem seine Mutter ihn verstoßen hatte, übernahmen Menschen die Rolle des Fürsorgers. Zunächst griffen zwei regionale Sender die rührende Geschichte auf — und dann plötzlich explodierte sie. Nach wenigen Wochen, in denen fast alle großen Massenmedien Deutschlands über Knut berichteten, schwappte die Hysterie schließlich einmal rund um den ganzen Globus.
Bei der offiziellen Vorstellung durch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel reisten rund 500 Journalisten aus dem In- und Ausland an. Fernsehsender berichteten per Live-Schaltung und so mancher Moderatorin liefen dabei Tränen der Rührung über die Wangen. Das von starken Emotionen aufgewühlte Millionenpublikum fühlte sich wie ein kollektiver Beschützer des kleinen hilflosen Bären. Nun hatte Deutschland wieder einmal bewiesen, wie „gut“ es zu den schwächeren Lebewesen ist.
Im gleichen Zeitraum der Hysterie um Knuddelknut nahm Deutschland — ohne Beachtung durch die großen Massenmedien — Anlauf zur Erreichung neuer Rekorde in wichtigen Feldern des Exportes von Technologien und Produkten rund um die industrielle Massentierhaltung. So erlangte der eigentlich recht kleine Staat schon 2008 hinter den USA den zweiten Platz unter den größten Exporteuren von Schweinefleisch. Kurz danach wurde Deutschland zum weltweiten Spitzenreiter. Auf einer der meistgenutzten Informationsplattformen für die Landwirtschaft namens „Proplanta“ wird seither gejubelt:
„Deutschland ist nicht nur beim Export von Industriegütern Weltspitze, sondern auch bei der Ausfuhr von Schweinefleisch“ (4).
Auch der Mythos der besonders tierfreundlichen deutschen Gesetzgebung hat sich seit dem Dritten Reich nicht nur erhalten, sondern ist sogar weiter gewachsen. Große Zeitungen wie der Tagesspiegel lassen ihre Leser dazu auch schon mal vom Präsidenten des „Deutschen Bauernverbandes“ aufklären und titeln mit der Überschrift: „Deutschland ist beim Tierwohl international führend“ (5). Dabei ist diese Aussage nicht nur falsch, sondern stellt die tatsächlichen Gegebenheiten auf den Kopf.
Zunächst gehen die Gesetzgebungen anderer Länder in verschiedenen wichtigen Einzelthemen viel weiter als jene Deutschlands. Während etwa die betäubungslose Kastration von männlichen Ferkeln in Ländern wie Belgien, Schweiz oder Schweden seit Jahren verboten ist, werden in Deutschland fast allen Schweinemännchen — jedes Jahr etwa 20 Millionen — in ihren ersten Lebenstagen bei vollem Bewusstsein die Hoden abgeschnitten.
Ebenfalls gegenteilig zur angeblichen „Führung beim Tierwohl“ verläuft die tatsächliche Führungsrolle Deutschlands, wenn es um das Hineindrücken der Intensivierungsmethodik in die Wirtschaftssysteme anderer Länder geht. Heute funktioniert das zwar nicht mehr über militärische Besetzungen, dafür aber nicht weniger effizient über die globalisierte Wirtschaft.
So ist zum Beispiel der nach eigenen Angaben weltweite Marktführer bei der Herstellung von „modernsten“ Massenhaltungsanlagen für Hühner und Schweine eine deutsche Firma aus Vechta, die „Big Dutchman AG“. Ihr Umsatz liegt im Milliardenbereich und ihre Technologien bestehen aus hermetisch abgeschlossenen Hallen und computergesteuerten Automatiken zur Fütterung und Klimatisierung. Mittels eines um den Globus gespannten Vertriebsnetzes drückt die Firma ihre Hochtechnologien auch in wirtschaftlich ärmste Länder. Genau dieses Prinzip ist es, das jedes Jahr die Existenz von Millionen extensiven Kleinbauern und schließlich die zivilisatorischen Strukturen der jeweiligen Regionen vernichtet. Auf der Webseite von Big Dutchman klingt das harmloser:
„Big Dutchman gilt als Marktführer der Branche: Auf fünf Kontinenten in mehr als 100 Ländern steht unser Name für dauerhafte Qualität, schnellen Service und unübertroffenes Know-how. Denn Innovationen aus unserem Hause haben seit jeher die Technik der modernen Tierhaltung maßgeblich beeinflusst. Wir arbeiten daran, dass das so bleibt“ (6).
Und nicht zuletzt spielte Deutschland ab den 1940er Jahren bis heute durch den reinen — und oft sogar unentgeltlichen — Wissenstransfer eine Hauptrolle bei der internationalen Intensivierung der „Tierproduktion“. Schon in den Jahrzehnten vor der Wende waren sowohl BRD als auch DDR in vielerlei Hinsicht führend und lehrend in ihrem jeweiligen Block. Danach wuchsen sie schnell und synergetisch zusammen mit weiterer Ausstrahlung auf andere Erdteile. Auch der in den 1990er Jahren begonnene Aufbau der mittlerweile apokalyptisch großen Massentierhaltungsindustrie in China wurde maßgeblich begleitet von unzähligen wechselseitigen Besuchen zur Übertragung des führenden Know-hows aus Deutschland.
Die Massenmedien sind die Hauptverantwortlichen
Wenn man die Tragweite des Geschehens sowie die schädliche Führungsrolle Deutschlands als solche erkannt und anerkannt hat, dann sollte der nächste Schritt in einer Aufklärung der Verantwortlichkeiten liegen. Bezogen auf die aktuelle Situation lassen sich diese in wenige Hauptfelder unterteilen.
Da ist zunächst der zur eigenen Entscheidung fähige Konsument. Seine Verantwortung ist allerdings begrenzt auf genau die Individuen, deren Produkte er einkauft. Jeder erwachsene Mensch ohne kognitive Einschränkungen ist grundsätzlich über die Existenz der Schattenwelt informiert und er weiß, dass sie die Quelle dieser Produkte ist. Mit dem Einkauf übernimmt er also die Verantwortung für das Schicksal der jeweiligen konkreten Individuen. Eine systemische Verantwortung kann ihm aber nicht zugeschoben werden.
Erst oberhalb des Endverbrauchers befinden sich dann die Felder der multiplikativen Verantwortlichkeit. Vier davon sind heute weitgehend in sich verflochten. Dies sind zunächst die industriellen Produzenten und der Handel als Unternehmer. Darauf aufbauend kommen die Lobbyvereinigungen ins Spiel, wobei in Deutschland der „Deutsche Bauernverband“, DBV, die unangefochtene Führungsrolle einnimmt. Und schließlich sind es die politischen Mandatsträger, die über Beschlüsse in Gremien wie Kabinett, Parlamentsauschüsse und Bundesrat auf die Gesetzgebung wirken, an die sich Produzenten und Handel halten müssen.
In Deutschland ist es allerdings geradezu Tradition, dass der Landwirtschaftsausschuss des Bundestages von Politikern besetzt wird, die aufs Engste mit dem Deutschen Bauernverband verbunden sind. Dieser gilt als die mächtigste Lobbyorganisation des Landes überhaupt. Und dabei hat der Verband — anders als es der Name vermuten lässt — nicht die Vertretung von „Bauern“ im Fokus, sondern jene der Agrarindustrie. Echte extensive Landwirte monieren seit vielen Jahren, dass die Aktivitäten des DBV gegen ihre Interessen laufen.
Nun mag es bis hierhin so erscheinen, als seien die wesentlichen Verantwortlichkeiten aufgezählt. Aber das wäre eine Täuschung. Denn die mit Abstand größte und tiefste Verantwortung — und somit auch Schuld — liegt in einem anderen Bereich: bei den führenden Massenmedien. Wie eben schon kurz angerissen, bauen sie eine Scheinwirklichkeit auf und blenden gleichzeitig die realen Gegebenheiten aus. Nur durch die so geschaffene künstliche Fassade konnte die Perversion so ungebremst eskalieren, wie es tatsächlich geschah.
Der Eisbär „Knut“ war nur eines von unzähligen Kompensationsobjekten, die die Massenmedien alltäglich produzieren. Sie präsentieren dann also Fotos von „niedlichen“ Tieren, die sich in menschlicher Obhut befinden. Oder sie stellen zum Beispiel heraus, wie die Feuerwehr ein Rehkitz befreit, das sich in einem Zaun verfangen hat. Und zur Abrundung des synthetischen Bildes werden noch ein paar Zeugnisse der „grausamen Natur“ eingesprenkelt. Das funktioniert etwa durch fotografische Konservierung und gezielte Heraushebung von Erbeutungsszenen.
Wer darauf achtet, der wird diese Mechanismen der Kompensation in den großen Massenmedien irgendwann immer deutlicher erkennen. Und mit der anderen Seite, also der Ausblendung der vom Menschen geschaffenen gigantischen Hölle, funktioniert das ganz ähnlich. Wenn man also gezielt darauf achtet, dann fällt es schließlich auf, dass praktisch alle großen Medien das Thema so weiträumig umschiffen, dass sie letztlich nur noch gelegentliche Alibi-Beiträge veröffentlichen. Und auch diese werden sehr vorsichtig und sparsam eingesetzt. Die vielen Milliarden Tiere, welche etwa 65 Prozent der Biomasse aller Landwirbeltiere des Planeten bilden, werden einfach aus der Scheinwirklichkeit ausgeklammert.
Auf den beiden meist genutzten allgemeinen Nachrichtenseiten des Internets, Bild.de und Spiegel Online, deren Millionenpublikum schon einen beträchtlichen Teil der deutschen Bevölkerung abdeckt, lassen sich alle Komponenten der Scheinwirklichkeit gut beobachten. Das Phänomen der Ausblendung wird schon durch eine einfache Stichwortsuche sichtbar: Von den ohnehin nur wenigen Beiträgen, in denen solche Begriffe wie „Intensivtierhaltung“ oder „Massentierhaltung“ vorkommen, bleiben aus den zurückliegenden 12 Monaten auf Bild.de gerade mal sechs Artikel übrig, die wirklich auf das eigentliche Kernthema fokussieren. Bei Spiegel Online sind es sogar nur drei Beiträge. In diesem Zeitraum erschienen auf den beiden Seiten hochgerechnet jeweils zwischen 20.000 und 30.000 Artikel.
Die Hintergründe des Verhaltens der Massenmedien
Nun sollte man kurz innehalten und wenigstens die leitenden Redakteure der großen Massenmedien ein wenig in Schutz nehmen. Zwar lässt sich an ihrer Schuld nichts beschönigen. Aber es handelt sich um schwache, oft weitgehend willenlose Persönlichkeiten, die allesamt einen Prozess durchlaufen haben, in dem nur jene durchkommen können, die sich mit Haut und Haar den wirtschaftlichen Zielen ihrer Arbeitgeber unterwerfen.
Die Betreiber der großen Medien wissen, dass das Thema der industriellen Massentierhaltung wie praktisch kein anderes zur Abschreckung des Publikums, folglich zu einem Rückgang der Nutzerzahlen und somit auch der überlebenswichtigen Werbeeinnahmen führt. Und sie können anhand ihrer Nutzeranalysen auch erkennen, dass das Publikum die Kompensationsobjekte geradezu einfordert. Die Menschen wissen ja letztlich, woher die Produkte in ihrem Kühlschrank stammen. Sie tragen also die Hölle in ihren Köpfen herum. Aber sie wollen sie verdrängen und nicht daran erinnert werden. Ein Medium, welches das doch tut, werden sie meiden. Und ein solches, das es unterlässt und sie sogar etwa noch mit niedlichen Knuddeltierchen oder mit Projektionen der „grausamen Natur“ betäubt, werden sie belohnen.
Wegen all dem wird also ein nicht linientreuer und aufmüpfiger Redakteur ganz sicher nicht in die oberen Ränge der großen Massenmedien gelassen. Wer frühzeitig dadurch auffällt, das verbotene Thema über die notwendigen Alibi-Berichte hinaus fokussieren zu wollen, der wird auf irgendeine Weise aussortiert. Und dieses Phänomen zieht sich fast genauso auch durch die öffentlich-rechtlichen Medien. Allenfalls sind hier die Alibi-Berichte ein wenig häufiger als in den rein privaten Unternehmen, wobei diese dann aber meistens in nachrangigen Formaten erscheinen. Ein Claus Kleber wird sich nicht freiwillig die Beliebtheit seines „Heute Journal“ kaputtmachen — deswegen existiert die gigantische Schattenwelt darin eben nicht.
Somit kommt nun plötzlich eine andere Frage ins Spiel: Wenn denn die großen Massenmedien also die künstliche Hölle deswegen ausblenden, weil sie sonst vom Publikum abgestraft würden, und wenn sie die kompensierende Scheinwirklichkeit so gestalten, wie es das Publikum unterbewusst einfordert, sind sie dann nicht eigentlich sogar unschuldig? Mit dieser Frage werden die Dinge noch komplizierter. Aber die Antwort ist trotzdem klar und eindeutig: sie lautet nein. Das Gegenteil ist der Fall. Die Verantwortlichen in den großen Massenmedien sind tatsächlich sogar die indirekten Hauptantreiber der gigantischen Perversion. Niemand trägt mehr Schuld.
Führende Massenmedien mit Millionenpublikum haben einen sehr großen Einfluss auf das kollektive Bewusstsein. Und folglich haben sie auch eine ebensolche besondere Verantwortung von extremer Tragweite, die nicht mit der Unterwerfung unter die reine Wirtschaftlichkeit vereinbar ist. Wenn sie — aus welchen Gründen auch immer — nicht in der Lage sind, die Wirklichkeit offen zu behandeln und sie so darzustellen, wie sie tatsächlich ist, dann haben die Betreiber und die sonstigen Führungskräfte die absolute Pflicht, das schädliche Medium sofort einzustellen.
Wenn sie dies nicht tun und stattdessen sogar aus rein wirtschaftlichen Gründen eine völlig verfälschte und verdrehte Scheinwirklichkeit verkaufen, dann sind sie echte Verbrecher im wahrsten Sinne des Wortes. Sie täuschen und zerstören den kollektiven Geist einschließlich der nachkommenden Generation. Sie führen ihn immer weiter weg von der Wirklichkeit und hinein in eine Schizophrenie, in der er sich auflöst und untergeht.
Sie zerstören das Bild von der Natur und lassen die Menschheit zu einem Psychopathen werden, der verzückt lächelnd seinem abgewetzten Teddybären über den Kopf streichelt, während unten im Keller die angeketteten Opfer in ihren Fäkalien dahinsiechen.
Das was die Massenmedien tun, ließe sich auch mit einem Drogendealer vergleichen, der die Jugendlichen auf dem Schulhof mit immer mehr spottbilligem Heroin versorgt. Und wenn sich die Massenmedien damit rausreden wollen, dass das Publikum doch Ausblendung und Kompensation einfordert, dann ist das genauso, als würde der Drogendealer vor Gericht argumentieren, dass die Jugendlichen ihn doch immer mehr bedrängt haben, um immer mehr Heroin zu bekommen.
Die eigentliche Ursache der kollektiven Psychose
In den Verwicklungen rund um die industrielle Massentierhaltung wird also sehr deutlich eine Psychose sichtbar, die den kollektiven Geist der Menschheit vollständig durchdringt. Dabei beruht sie auf einem grundsätzlichen Problem, das schon vor mehreren Jahrtausenden entstanden ist. Auslöser war die sogenannte Neolitische Revolution, also der kulturelle Übergang der Nahrungsbeschaffung vom reinen Jagen und Sammeln freier Lebewesen hin zum Halten und Züchten von Pflanzen und Tieren.
Um die tieferen Ebenen der Psychose zügig auszuleuchten, holt man am besten noch weiter aus und reflektiert zunächst den Blickwinkel unserer jagenden und sammelnden Vorfahren. Es lässt sich dann leicht erkennen, dass die anderen Wirbeltiere auf allen Kontinenten über Zehntausende von Jahren hinweg immer der Dreh- und Angelpunkt ihres Weltbildes waren. Und folglich bildeten sie auch den zentralen Anknüpfungspunkt des Geistes an die nichtmenschlichen Teile der wahrnehmbaren Welt, also die gesamte Natur. Dies ist ganz logisch, denn die Verschiedenheit zwischen uns Menschen und den anderen Wirbeltieren ist relativ verschwindend gering etwa gegenüber jener zu den Pflanzen.
Die zentrale Bedeutung der anderen Tiere in den Köpfen der Menschen lässt sich daran gut erkennen, dass die meisten Hauptmotive der Höhlen- und Felsmalereien aller Kontinente andere Tierarten waren. Gezeichnet wurden dabei keineswegs nur Jagdszenen, sondern ebenso Spezies, die im Gegenteil mitunter auch den Menschen selbst erbeuteten sowie solche, bei der weder das eine noch das andere eine Rolle spielte. Schon die mit rund 40.000 Jahren ältesten bekannten Malereien Europas in der spanischen Grotte von El Castillo zeigen deswegen neben Mammuts, Hirschen, Panthern und Bären auch Eulen.
Ebenfalls sehr deutlich wird die zentrale Rolle der anderen Tiere an den wichtigsten geistigen Ritualen der Jäger und Sammlerkulturen, jenen rund um die „Totems“. Auch diese bildeten sich auf allen Kontinenten unabhängig voneinander heraus. Bei den Totems handelte es sich — ganz stark vereinfacht — quasi um Ahnenwesen abseits der zeitlichen Dimension. Sie wurden aufs Äußerste ernst genommen. In den meisten Fällen waren sowohl die persönlichen Totems der einzelnen Menschen als auch jene des Stammes andere Tiere. Und wer gegen die Regeln der Totemrituale verstieß, indem er etwa sein persönliches Totem tötete, der hatte die drastischste Sanktion überhaupt zu erwarten, also die Verbannung oder den Tod.
Die mechanische Wirkung der Totems lag in der Absicherung der Verbindung zu dem Anknüpfungspunkt an die reale Welt. Wessen geistiger Ahne etwa ein Vogel war, der konnte nicht auf die Idee kommen, dass er ob seiner oberflächlichen Stärke ein den anderen Lebewesen erhabenes Überwesen sei. Das wiederum war der wichtigste Faktor für die eigene nachhaltige Überlebensfähigkeit. Denn ein Jäger, der mit dem Kopf über den Wolken durch das straffe System der realen Natur wandelt, wird dort schnell zugrunde gehen. Und genau das würde auch einem Kollektiv, also etwa dem Stamm passieren. Die richtigen Entscheidungen zum eigenen Überleben in der realen Welt können immer nur getroffen werden, wenn die Füße fest auf dem Boden sind.
Neben der reinen Absicherung der Überlebensfähigkeit führten die Mechanismen der Totems über die Wahrnehmung der anderen Lebensformen auf gleicher Augenhöhe auch zu einer unbelasteten Entfaltung des Geistes und somit zum ungetrübten Genuss der eigenen Existenz. Der Australienerforscher Tom Petrie, der mehrere Jahre seiner Jugend bei reinen Jägern und Sammlern lebte, ihre Sprachen lernte und ihre Lebensweise so intensiv kennenlernte wie kaum ein anderer Europäer, erinnerte sich als alter Mann im Jahr 1904:
„Für sie war es ein wirkliches Vergnügen, sich die Nahrung in der Natur zu beschaffen. Sie waren so leichtherzig und fröhlich, es gab nichts, was sie belastete.“
Schon in den Anfängen der „Neolithischen Revolution“ dürften das „wirkliche Vergnügen“ bei der Nahrungsbeschaffung und die Leichtherzigkeit vorbei gewesen sein. Nicht nur, dass das Schuften auf den Äckern meist sehr hart war. Sondern nun hatten die Menschen plötzlich ein lebenslanges und sehr enges Verhältnis zu anderen Tieren, das es in der Natur auch ganz generell nicht gibt. Der direkte Kontakt zwischen tierischen Jägern und ihrer Beute verlief ja über Hunderte von Millionen Jahre auf beiden Seiten immer nur über winzig kleine Bruchteile der jeweiligen ansonsten völlig frei entfalteten Lebensspannen. Das ist die fest in die Kognition eingeprägte Normalität.
Um das so entstandene kognitive Problem des unnatürlichen Dauerverhältnisses aufzulösen, wurden dann über die weiteren Jahrtausende genau zugeschnittene Ersatzrealitäten hervorgebracht. Da tauchte dann also plötzlich ein großer Gott auf, der die anderen Tiere nur erschaffen habe, damit sie vom Menschen beherrscht werden konnten. Oder man phantasierte sich irgendwelche Exklusivitäten wie „Vernunft“ und „freien Willen“ zurecht, um auf diesen Irrwegen die Freiheit als ausschließliche Möglichkeit des Menschen zurechtzubiegen und sie den anderen Lebewesen abzusprechen.
Diese künstlichen Ersatzrealitäten funktionierten einigermaßen, solange die beherrschten Tiere noch ein halbwegs ihren Merkmalen entsprechendes Leben führen konnten. Die meisten Haushühner liefen über Jahrtausende noch auf den Höfen herum und pickten so nach Insekten, wie es die freien Bankiva-Hühner über Jahrmillionen taten. Die Rinder verbrachten die warmen Jahreszeiten auf der Weide und ästen so wie einst das Ur. Praktisch alle „Nutztiere“ pflanzten sich überdies auf natürlichem Wege fort und sie waren bei Weitem nicht so krankgezüchtet wie heutige Turbo-Masthühner, Industrielegehennen oder Hochleistungsmilchkühe — deren Rassen übrigens ebenfalls zu großen Anteilen in Deutschland „kreiert“ wurden.
Mit dem Aufkommen der industriellen Massentierhaltung entstand eine neue Höhe des kognitiven Problems. Die Perversion erreichte nun einen solch extremen Grad, dass keine Religion und keine Philosophie mehr eine auch nur ansatzweise schlüssige Ersatzwirklichkeit liefern konnte. Und was jetzt zwangsläufig passieren musste, das lässt sich als vollständigen Abriss des Kontaktes in die reale Welt definieren.
Nun ist also ein geistiger Leerlauf entstanden, durch den sich der Mensch wie in einem immer schneller drehenden Karussell der Flachheit und Albernheit um sich selbst dreht. Er kennt kein anderes Thema mehr als „Mensch“. Und in diesem Zustand gibt es überhaupt keine Überlebensfähigkeit mehr. Denn das System der Zivilisation befindet sich ja weiterhin genauso im straffen System der Natur wie der frühere Jäger und Sammler. Und mit dem Kopf in den Wolken geht es genauso zugrunde, wie es ihm geschähe.
Gibt es jetzt noch realistische Chancen?
Man könnte sich zunächst durchaus realistische Szenarien vorstellen, in denen das durch seine Wirtschaftskraft sehr mächtige Deutschland nicht maßgeblich dazu beitragen hätte, den Geist der Menschheit zu zerstören. Es wäre sogar das Gegenteil möglich gewesen. Dadurch etwa, dass man — einfach mal zurechtgesponnen — Ende der 1960er Jahre gemeinsam mit den anderen Europäern statt einer rein auf Menschen bezogenen geistigen Revolution eine solche hervorgebracht hätte, die mit noch größerem Druck die Wiederanpassung an die natürlichen Regelmäßigkeiten anstrebt.
Die Beendigung der Versklavung anderer Tiere wäre sofort als oberstes Ziel erkannt worden. Gemeint ist damit nicht etwa ein „Veganismus“, in dem sich der Mensch oft auch nur wieder mal eine besondere „moralische Gutheit“ zuspricht und als etwas „Besseres“ sieht als solche anderen Tiere, die sich eben nicht nur von Pflanzen ernähren. Sondern im Mittelpunkt hätten letztlich die natürliche Freiheit und Gleichheit aller Lebensformen gestanden. Der Respekt gegenüber dem Leben insgesamt wäre somit die neue Ethik geworden, die sogleich alle Religionen und Philosophien überflüssig macht.
Es ließe sich eine journalistische und politische „Elite“ Europas vorstellen, die ihre Möglichkeiten mit solch hohem Druck einsetzt, dass die damals bereits stark entwickelte Intensivtierhaltung als extremste aller Perversionen sehr zügig und restlos ausgelöscht worden wäre. Damit wäre der Weg frei gewesen für eine Aufklärung über die generelle Perversion der neolithischen Handlungen.
Der Psychose wäre so tatsächlich der Boden entzogen worden, es gäbe für sie keine Existenzgrundlage mehr. Und der nun befreite und geheilte Geist des Kollektivs hätte es zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch schaffen können, das Blatt zu wenden, weil die aufgeklärten Menschen von sich aus zu vielfältigen Rücknahmen bereit gewesen wären.
Nun sind solche träumerischen Szenarien in der Gegenwart nicht mehr erreichbar. Die Sitze des rasenden Karussells befinden sich mittlerweile in der vertikalen Position zur Achse. Die Ketten beginnen bereits zu bersten, immer mehr Trümmer fliegen herum und schlagen Schneisen der Zerstörung. Der verwirrte und überlebensunfähige Geist der Menschheit vernichtet mit jeder Regung weitere Teile der Natur. Und wenn das Karussell demnächst vollends auseinander fliegt, wird es sogleich auch noch die verbliebenen Teile der natürlichen Umwelt zerstören.
Die industrielle Massentierhaltung ist also auf der psychischen Ebene das akute Kernproblem der heutigen Zivilisation.
In der Kontrollkabine des Karussells, dort wo die Bremse liegt, drängeln sich durchweg Verbrecher und Versager, die als Medienverantwortliche, führende Journalisten und Politiker den geistigen Niedergang der Menschheit betrieben haben.
Und sogar jetzt im Endstadium befeuern sie ihn noch immer weiter, nur um nicht das hochgiftige Geld zu verlieren, das sie für ihre gruseligen Machenschaften kassieren.
Vor wenigen Wochen hat das Kabinett der Regierungskoalition aus CDU und SPD mal wieder völlig ohne Not einen rein wirtschaftlich begründeten Befehl des Deutschen Bauernverbandes umgesetzt. Diesmal ging es darum, das 2013 mit einer lächerlichen „Übergangsfrist“ von fünf Jahren „beschlossene“ Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln ab 1. Januar 2019 doch wieder zu kippen. Momentan gehen verschiedene Organisationen gegen diese Entscheidung vor und erhoffen einen Erfolg etwa über Initiativen im Bundesrat. Von den großen Massenmedien werden sie im Stich gelassen, dort erscheinen allenfalls die spärlichen und wirkungslosen Alibi-Beiträge.
Wenn sich — deswegen — die unterwürfige Regierungskoalition durchsetzt, dann werden also weiterhin jedes Jahr 20 Millionen kleinen Schweinen bei vollem Bewusstsein die Hoden abgeschnitten. Und anschließend schickt man sie für ihr gesamtes Leben bis zur völlig chancenlosen Schlachtung in die perverse Hölle, welche zugleich die Köpfe der Menschen zerstört.
Niemand wird es schaffen, jetzt in der Schlussphase noch in die Kontrollkabine des Karussells zu kommen, um die Verbrecher von dort zu vertreiben und die Bremse zu ziehen. Denkbar wären allenfalls noch alternative Möglichkeiten durch Nothandlungen, die aber hier aus juristischen Gründen nicht weiter erörtert werden können. Die moralische und vernünftige Legitimierung ist schon längst mehr als gegeben.
Quellen und Anmerkungen:
(1) Ernst Ulrich von Weizsäcker, Andreas Wijkman u.a. "Club of Rome: Der große Bericht - Wir sind dran" / Teil.1 Kap. 1.4, Gütersloher Verlagshaus, 2017
(2) „Wirtschaftsblatt der Deutschen Allgemeinen Zeitung“ Nr. 191 vom 13. Juli 1944, Seite 4 (Original liegt dem Autor vor)
(3) https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article143032705/Schweine-galten-bei-den-Nazis-als-unrentabel.html
(4) https://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Agrarwirtschaft/Exportrekord-fuer-Schweinefleisch_article1236749603.html
(5) https://causa.tagesspiegel.de/wirtschaft/tierwohl-und-markt/deutschland-ist-beim-tierwohl-international-fuhrend.html
(6) https://www.bigdutchman.de/de/unternehmen/ueber-uns/big-dutchman-kurz-knapp/
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