Das erste Gespräch finden Sie hier.
Daniel Sandmann: Nichts kann verheerender sein, so hat unser erstes Gespräch wohl deutlich gemacht, als den Genderismus als Groteske zu verharmlosen. Ja, er ist „schräg“, „bar jeder Logik“ und jeder „Bio“logik, gewissermaßen ein Mythos, aber vielleicht nicht einmal das, weil an ideeller Substanz nichts vorhanden ist, doch handelt es sich nicht einfach um eine schräge, hirnrissige Idee von ein paar Soziopathen, es ist vielmehr ein bewusst installiertes Vernichtungsprogramm. Und dieses hat sich, ausgehend von universitären Institutionen, angefüllt mit Leuten, denen bereits auf gymnasialer Stufe jeder Geist abtrainiert wurde, verblüffend leicht über die Staatsapparatur, über Konzerne und Betriebe und mittels smarter Geräte bis ins Bewusstsein hineinlegen können, überwiegend im Zeichen der Antidiskriminierung, bestimmt aber des technologischen Fortschritts.
Ich würde von einer Fortsetzung und Weiterentwicklung des Rassenprojekts, beispielsweise desjenigen der Hitlerära, sprechen, nur dass das ausgegrenzte Segment, dem die Tilgung gilt, im besprochenen Zusammenhang zunächst konkret Feministinnen sind. Im Grunde aber gilt die Tilgung der Geschlechtlichkeit schlechthin und damit der Biologie per se und nicht mehr einem ideologisch bestimmten Ausschnitt daraus. Und weil diese Biologie der Mensch ist oder auch ist, insofern Biologie das Menschsein mit-bedingt, gilt sie dem Menschen.
Der Genderismus ist also das Bestattungsunternehmen für den Homo sapiens. Lass uns die These als Ausgang unseres zweiten Gesprächs setzen, wobei wir vielleicht nochmals präzise beim Verhältnis Genderismus — Feminismus ansetzen sollten.
Mondlandung, Herztransplantation, Geschlechtsumwandlung
Susanne Kappeler: Bevor wir zur rassistischen Prägung des Genderismus überleiten, möchte ich mich auf einige Gründe beziehen, die unter anderen für die Verschiebung oder besser die Ausweitung des Ziels der Transgenderaggression von „Feministinnen“ hin zu „Frauen als Geschlecht“ geführt haben und damit nochmals die Parallele zum Coronasetting herausstellen.
Einer der Gründe ist historisch und gleichzeitig bedeutend: Die Tatsache, dass Transsexualismus zeitlich primär war und vom medizinisch-industriellen Komplex — spezifisch von der Chirurgie und, aus der Abteilung der Pharmaka, ebenso von den Hormonmedikamenten — der Öffentlichkeit angeboten und von den Medien stark beworben wurde und inzwischen so gut wie alle Branchen der Medizin, inklusive Pädiatrie und Psychiatrie mit einschließt.
Wie die erste Herztransplantation ein Öffentlichkeitsevent war, das der ersten Mondlandung kaum nachstand, so war die erste chirurgische Transformation eines Mannes zu einer „Transfrau“ nicht nur Ereignis — medial und wortpassend ausgeschlachtet —, sondern die Sensation im Mainstream-Klatsch, welche jedes Kind mitbekam und notgedrungen verinnerlichte. Das Ausmaß der Prägung, die dieses Ereignis nicht nur für Kinder, sondern für Menschen jeden Alters bedeutete und noch bedeutet, ist unermesslich und kann nicht überschätzt werden.
Es öffnete Fragen und Gedankenketten, die es vorher gar nicht gab, und Selbstbefragungen, denen nicht auszuweichen war, sei es nur, um das Phänomen zu erfassen, einzuordnen oder zu klären, wie das Selbst es bewertet: mit Schrecken und Abscheu oder mit ambivalenter Neugierde? Ein Wissenwollen, wie das wäre, ernsthaft oder nur zum Spaß?
Fragen, die weitere Fragen aufwarfen: Auf welcher Ebene findet die Selbstbefragung eigentlich statt? Würde ich das, was ich denke und frage, auch laut sagen? Was war meine spontane Reaktion, als ich davon zum ersten Mal hörte, und ist sie noch die gleiche nach all den Fragen? Waren meine Antworten auf meine Fragen ehrlich oder den schon gefestigten Werten zu verdanken? Wie würde ich reagieren, wenn mein Partner oder meine Partnerin oder eines meiner Kinder eine solche Umwandlung begehren würde? Bräuchte es mehr Offenheit und Verständnis oder wäre es für mich unerträglich?
Fragen, die immer wieder zurückkamen, und mit der Zeit tatsächlich von Partnerinnen oder Partnern, Söhnen oder Töchtern, Freunden oder Freundinnen als ernsthafte Absicht vorgetragen und heute mit absoluter Selbstverständlichkeit angekündigt werden und Einverständnis erwarten.
Und wieder die Parallele zum Coronasetting
Würde ich das Projekt aus Liebe und Solidarität unterstützen oder nicht doch vielmehr zurückweisen, gerade weil ich liebe und eine Umwandlung nicht nur nicht ertragen kann, sondern mit allem, was ich habe und kann, verhindern muss? Ist nicht dies die Verantwortung echter Liebe? Eine Absicht und ein Projekt, das ohne Schaden nicht irreversibel ist, von dem wir nicht wissen, was die Nebenwirkungen und möglichen Schäden sind und was die Langzeitfolgen erst sein werden? Erst recht heute, wo wir es wissen, wo wir Erfahrung haben, dass nicht jede Operation wie bei einer Maschine gelingt und nicht jedes Medikament bei jedem Menschen die gleiche Wirkung hat? Dass die Quote von iatrogenen, also durch ärztlich-medizinische Behandlung verursachten Todesfällen und irreversiblen Behinderungen erschreckend hoch ist?
Das sind auch Coronafragen! „Impfe“ ich mein Kind, um es zu schützen, oder rette ich es davor, unbekannten Risiken zu erliegen? Oder unterstütze ich das Ansinnen trotz besseren Wissens, damit es keinen Streit, keine Spaltung in der Familie gibt, die Person mit dem Ansinnen nicht enttäuscht ist von meiner Reaktion und sie als mangelnde Solidarität interpretiert, mich gar verlässt, sich von mir abwendet, mich nicht mehr liebt? Zwar eine Frage, die meinem Selbstinteresse entspringt und dieses über das Interesse der betroffenen Person stellt, die vielleicht dank meiner und mit meiner Unterstützung in den Hammer läuft, aber sie soll sehen, dass ich sie liebe. Sie wird es als Liebe empfinden ...
„Corona“ spaltet ganze Gesellschaften, treibt sie in Richtung Bürgerkrieg, entfesselt selbstgerechten Hass, „legitime“ Rache, fördert Hetze, Verleumdung, gesellschaftlichen Ausschluss und Ächtung, staatlich geduldete beziehungsweise erwünschte Zensur, Diskriminierung bis zur absoluten Verrohung des „zivilisierten“ Verhaltens in Rekordzeit — gone with the wind.
Meinungsfreiheit und Bürgerrechte sind ausgehebelt, die Verfassung ist ein Schatten ihrer selbst, irrelevant im „Neuen Normal“, von Menschenrechten gar nicht zu reden, die sind schon lange aus dem Verkehr gezogen worden. Gendermethoden und Effekte: dem Coronaregime so ähnlich, als wären sie Zwillinge.
Politische Strategie
Ein zweiter Grund, warum sich die Aggression des Genderismus von den Feministinnen auf das Geschlecht der Frauen ausweitet, ist strategisch. Will man erfolgreich für die neuartige Sache politisieren, braucht es ein Publikum, eine Unterstützung in der Öffentlichkeit, je größer, desto besser. Sonst kann sich Opposition entwickeln aus jeder Ecke, und wer weiß, welche Frauen noch zu Feministinnen mutieren könnten, das Potenzial dazu wäre ja vorhanden.
Die intensive, gezielte Aggression auf die — demografisch kleine — Gruppe der Feministinnen öffnet Chancen für die weibliche Mehrheit, mehr Erbarmen und größeres Verständnis für die kleine Transminderheit aufzubringen und sich so von den renitenten Feministinnen zu distanzieren, um sich auf die (kritiklose) „Solidarität“ zu spezialisieren, die auch in Coronazeiten und im Krieg Hochkonjunktur hat. Hier können — so mag es scheinen — Frauen zu Menschen werden, die keine Frauenrechte fordern, sondern „Menschlichkeit“ praktizieren. Und somit ihr Geschlecht — Stein des Anstosses seit Menschengedenken — unbewusst gleich selbst hinter sich lassen. Vielmehr kann auch Frau genderistisch interessant werden und sich brav als Frau* oder Cisfrau bezeichnen und damit die Sache fördern.
Um nach heutiger Façon eine Mehrheit von Unterstützern und Followern zu erschaffen, wird die Sache zum exotischen Mysterium gemacht, das neue Anreize gibt, eine „Gender“theorie, die magisch unverständlich bleibt, sozusagen ein Zen-Buddhismus-Lehrstück — spirituell, doch mit harten Widersprüchen, in die man eingeklemmt wird, die aber irgendwie transzendiert werden müssen und so weiter.
Es gilt also, die Fakten, Motivationen, Interessen und Widerstände — nicht nur der „kollektiv Betroffenen innerhalb der kleinen Community“, sondern auch in der Gesellschaft zu untersuchen, um zu verstehen, was für Minderheiten und was für Mehrheiten es gibt und welche Mehrheiten für die eigene Politik gewonnen werden könnten.
Die Strategen des Transgenderismus sind in diesem Sinne subtiler geworden: Sie lernen von den Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten der sogenannten Transtheorie und der Mogelpackung der LGBTQIA+(1), die sich als eine Community, eine Einheit verstehen soll, jedoch wenig gemeinsam hat und viele verschiedene Interessen verfolgt — Lesben, Schwule, Bi- und Pansexuelle beispielsweise suchen im Allgemeinen keine Geschlechtsumwandlung.
Für die „Theorie“ und vor allem für das Lobbying soll die charakteristische Wirrnis der Sprache etwas gedämpft und der lokalen Umgangssprache etwas angepasst werden. Dafür sind Konzepte, wie Frauenhass oder der Feind ist das weibliche Geschlecht oder Hass auf das Geschlecht der Frauen, klärend und vereinfachend. Das „Geschlecht“ hat also auch in der „Diversity“ des „Queeren“ seinen Nutzen und damit auch das elementare Gerüst eines Rassismus oder Sexismus.
Genderismusaktivisten haben ja Zeit gehabt zu bemerken, was für enorme Schäden, was für großes Leid, was für irreversible Langzeitfolgen bei einer chirurgischen Umwandlung entstehen können und haben je an sich selbst ein Beispiel, dass selbst ein „queersüchtiger Mann“ eine gewisse Hemmung hat, sich der chirurgischen Vernichtung seines männlichen Körpers zu unterziehen, um eine „Transfrau“ zu werden. Daher können sie, im Stadium der politischen Strategieverbesserung, auch erkennen, dass sich Männer allgemein nicht unbedingt für Transsexualismus und den Transgenderismus begeistern würden, was sich in der weitverbreiteten Homophobie von Männern schon seit jeher bestätigt sowie in dem starken konservativen und religiösen Widerstand gegen den Genderismus ebenfalls zeigt.
Doch die politische Strategie braucht wohlwollende Mehrheiten und das männliche Geschlecht wird kaum diese Mehrheit stellen. Wenn Männer schon bei der Erwähnung der Kastration eines Katers erbleichen und sich abwenden, wie sollen sie sich dem sich nähernden Gedanken der chirurgischen Anpassung eines Männerkörpers an den Frauenkörper stellen können? Geschweige denn sich damit identifizieren? Und warum sollten sie überhaupt, was hat es mit ihnen zu tun?
Abzug der Kritik von den Zentren der Macht
Du hast von der Prägung durch das Ereignis der ersten Geschlechtsumwandlung — auf die Mondlandung verweisend — sowie von der Selbstbefragung gesprochen, welche durch das Ereignis ausgelöst wird. Beides ist hochgradig geeignet, kritisches Denken auszulöschen. Im ersten Fall werden „limbische Systeme“, also emotionale Netzwerke im Gehirn hochgefahren zulasten der Vernunft.
Allein der technische „Fortschritt“ fasziniert — guck mal, was mein ferngesteuertes Auto alles kann; schau mal, wie die einen Penis „anoperieren“ können; schau mal, was der Roboter alles kann ... — und ertränkt jeden kritischen Gedanken bezüglich der Sache selbst und erst recht der Macht, welche die Sache setzt, zumal das Ereignis, solange Reste menschlicher Empathie noch nicht gänzlich in Algorithmen aufgegangen und verschwunden sind, narrativ als identitätsstiftendes und dadurch als kaum hintergehbares Gemeinschaftserlebnis zelebriert wird.
Die Selbstbefragung wiederum wendet sich nach innen. Dabei sind die Fragen, die du sehr konkret vorgeführt hast, in einem geradezu grotesken Ausmaß differenziert, wohingegen das, was mit diesem Fortschritt angepeilt wird, auf die vollständige emotionale und am Ende auch kognitive Verkümmerung des Menschen insgesamt und eben auf seine Überführung in einen Apparat hinausläuft. Genau diese psychologische Differenziertheit, mit der man die Auswirkungen im persönlichen Umfeld bedenkt, zieht wiederum Kritik an der Sache selbst und an den Mächten ab, die sie antreiben — indem man eben damit beschäftigt ist, im Privaten die Folgen zu bedenken. Der Mensch ist ja doch noch ein empathisches, soziales Wesen bis zuletzt, bevor er dann in dem verschwindet, was er zu sehr auf sich bezogen hat, dabei die Option, dass ihm ein Vernichtungsinstrument untergejubelt wird, naturgemäß nicht erkennend.
Der Genderismus, gerade als substanzlose „Modeerscheinung“, erfährt dergestalt sowohl über Prägung als auch über Selbstbefragung eine unkritische Setzung in der Gesellschaft. Das Einzige, was einem solchermaßen implementierten Programm passieren kann, ist, dass es hie und da eben als schräg oder unsinnig bezeichnet wird. Das stört jedoch nicht, weil damit die wirkliche Funktion nicht erfasst ist — und die Macht, welche das Ganze anstößt, noch weniger. Und es stört nicht, weil eine solche Zuschreibung nichts daran ändert, dass der Genderismus sich weder rechtfertigen noch irgendwie wissenschaftlich ausweisen muss. Das ist schon das Zeichen der Macht. Und der Mechanismus erweist sich als optimal für jene, die das Vernichtungsprogramm — über Staatsorgane, Institutionen und Medien — implementieren. Dem Inhalt nach als leeren Fortschritt, da und dort und folgenlos als schräg beurteilt, der Wirkung nach als Vernichtung letzter Gewissheiten und Bezüge des Homo sapiens.
Dass der Genderismus mit Feminismus nicht nur nichts zu tun hat, sondern geradezu konträr zu diesem steht, hast du in unserem ersten Gespräch bereits aufgezeigt. Und dass er, durch seinen heimtückisch-mörderischen Bezug auf Feminismus, sich dessen emanzipativen Charakter — in gewissem Sinne operativ — einverleibt, um sein feudal-kapitalistisches und also faschistisches Gesicht zu verbergen, ebenso.
Quadrat zum Kreis
Ich würde sagen, dass wir hier in gewisser Weise die zweite oder die Wiederunterwerfung der Frauen unter die Dominanz der Männer live erleben. Dies lässt sich schon daran ablesen, dass die Aggression des Genderismus, die ursprünglich ganz auf die Feministinnen fokussiert war, sich inzwischen auf die Frauen schlechthin, also das Geschlecht der Frauen ausgeweitet hat, und dass dieser genderistische Hass auf Frauen einer der größten Widersprüche in sich selbst ist und damit auch eine der Quellen der Verwirrung und Inkohärenz der sogenannten Gendertheorie. Denn warum würde ein Mann zu einer Frau werden wollen, wenn Frau das größte Hassobjekt ist?
Doch der transgenderistische Drang zum Wandel zur Frau gilt nicht der Frau, sondern der Besetzung ihres gesellschaftlichen Status als Frau und Feministin in der öffentlichen Wahrnehmung. Denn, wie viel auch weggeschaut wird, der Feminismus (der zweiten Welle) hat sich trotz allen Gegenwinds über Dekaden bis hin in unsere Zeit als eine weltweite Bewegung erhalten können und Sexismus ist eine nicht zu leugnende Tatsache selbst im Mainstream. Sexuelle Gewalt ist kein Geheimnis mehr, sondern füllt auch die Medien (Me too). Die Gemeindepolitik macht sich Gedanken, wie sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum angegangen werden könnte, und die Staatspolitik darüber, wie die Ermordung von Frauen im Privaten durch Ehemänner und Partner in der Statistik aussieht.
Jedes Kind weiß schon in jüngsten Jahren, dass Frauen und Mädchen strukturell rundum benachteiligt sind. Dieser sogenannte Opferstatus scheint — vor allem Männer — zu nerven, obgleich sich auch Frauen immer mal wieder vom Feminismus distanzieren mit dem Spruch „Ich will kein Opfer sein“, als wäre es eine Wahl. Statt dass der Täterstatus untersucht wird, wird den Frauen der „Opferstatus“ vorgeworfen oder wird — in seltenen Fällen — sogar zum Objekt des Neids.
Gleichzeitig sind diese Widersprüchlichkeiten offenbar auch im Genderismus — wie in der heterosexuellen Gesellschaft — ein probates Mittel zur Förderung des „Männer-Bonding“ und einer der Gründe, warum der Genderismus rhetorisch über den Transsexualismus gesiegt und damit den Diskurs so dehnbar gemacht hat, dass er das Quadrat zum Kreis umbiegt. Damit ist der Verlust der (traditionellen) Logik, auf den du in deinen Artikeln schon mehrfach als eines der schrecklichsten Zeichen der gegenwärtigen ideologischen Verfasstheit hingewiesen hast, auch wieder erwiesen — im schleichenden Sieg solcher verbalen und ideologischen Unlogik. Ganz sicher aber gilt der Kampf den Frauen an sich, ob sie nun feministisch, unpolitisch oder trans, also zu Männern gewandelte Frauen sind. Womit ein passiver Schulterschluss zwischen Genderisten und Männern allgemein doch wieder möglich wird — aufseiten der (traditionellen) Männer scheinbar ein passiver, aber dennoch ein Schulterschluss.
Zu erkennen ist also einerseits der gewöhnliche Frauenhass, den wir Sexismus (oder Misogynie) nennen, der sich beim Genderismus jedoch durch den siedendheißen narzisstischen Neid auf die Frau, die das ist, was der transgeneigte Mann sein möchte und nicht kann, intensiviert. Sein will er es, so scheint es, weil nicht sein darf, dass Frauen etwas „können“ beziehungsweise sein „können“, das er nicht kann. Er will sie ihrer Substanz entleeren und sich die bloße Hülse überstülpen, um dann zu beweisen, dass er eine bessere Frau wäre als jede biologische Frau. Er muss sie besiegen wie ein richtiger Mann. Logik fehlt auch hier. Aber die Intensität dieses Wahns, der das ganze Leben eines solchen zur Frau selbstdeklarierten Frauenmanns zu bedeuten scheint, zeigt, dass das Problem nicht die Frauen sind und nicht bei ihnen liegt.
Darauf, dass sich der Genderismus trotz „Ablehnung des Geschlechts“ und selbstdeklariertem „Frauseins“ letztendlich ohne Weiteres in das allgemeine „Männertum“ integriert, haben wir im Teil 1 schon hingewiesen. Es wird nicht nur gesellschaftlich gespalten, sondern auch mittels abenteuerlicher Bündnisse und neuer Bündelungen Machtpotenzial zusammengesetzt.
Wer die Entwicklung des Genderismus beobachtet und seine Werte und Wandlungen genauer untersucht hat, kann feststellen, dass sich dieser — wenn auch nur oberflächlich und in verzerrter Weise — den Feminismus zum Modell genommen hat, um die eigene Bewegung aufzubauen, und ihn damit auch als seinen wichtigsten Konkurrenten versteht. Wichtigstes Element ist dabei der „Opferstatus“, auch wenn Feministinnen nie einen Opferstatus eingefordert haben, sondern im Gegenteil, konsequent nicht von Opfern, sondern sich wehrenden Überlebenden der Unterdrückung oder der Gewalt sprechen.
Das Ziel der Genderismusbewegung ist es demnach, Transmenschen weltweit zur am meisten diskriminierten und gefährdeten Gruppe zu machen, deren Mitglieder mit jedem falschen Wort in ihrer Existenz bedroht sind. Ihr angeblich alles übertreffender Opferstatus verhindert jegliche Diskussion und soll mit einer spezifisch (sich dauernd ändernden) genderistischen Sprache seitens der Welt im Umgang mit ihnen bekämpft und gepflegt werden, die auf Erbarmen beruht.
Derweil sich ein beträchtlicher Teil der „Aktivisten“ in Hassreden bis hin zu Morddrohungen gegenüber Frauen übt und gegenseitig übertrifft (2). Da greift keine einzige selbst ernannte Zensurinstanz ein, deren ethische Werte möglicherweise nicht berücksichtigt wurden.
Die sogenannten karitativen Organisationen wiederum, die die Genderbewegung tätig unterstützen, wie etwa Stonewall, The ScottishTrans Alliance und Gendered Intelligence in Grossbritannien, lobbyieren seit fünf Jahren bei den Politikern dafür, dass Frauen aus dem Equality-Act — der Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Gender, sexueller Ausrichtung et cetera untersagt und Gleichberechtigung für alle vorschreibt — ausgeschlossen und damit der ungehemmten Diskriminierung preisgegeben werden sollen (3).
An dieser Stelle ist es mir allerdings wichtig zu betonen, dass nicht alle als Frauen lebenden (ursprünglichen) Männer gleich sind und viele sanft und fröhlich ihr Leben als „Frauen“ leben, jedoch begriffen haben, dass sie keine Frauen geworden sind. Raymond nennt sie die kritischen Transsexuellen (4).
Was ich dagegen beschreibe, ist die kondensierte, obsessive, wahnartige Qualität, die beim „Kampf eines Mannes“, der eine Frau werden will, tobt — ein Mann, der nicht weiß, wer er ist und nicht zu sich findet, und die Gewalttätigkeit, die angeblichen „Aktivisten“ der Bewegung beflügelt. Auch ist endlich darauf hinzuweisen, dass der Genderismus und die Transmotivierten ausschließlich und wie verbissen nach ihrem „Sein“ suchen, ihrem „Tun“ aber keine Aufmerksamkeit widmen, es nicht reflektieren (können). Doch was den Menschen ausmacht, ist nicht, was er „ist“, sondern was er tut und lässt.
Vernichtungsthematik
Um nun die Verbindung mit dem Rassismus herauszustellen, möchte ich Folgendes anführen: Rassismus ist im westlichen Denken und Handeln tief verankert, erst recht bei den Eliten mit ihren Stammbäumen kolossaler Erbschaften, die sich auf Basis der sogenannten Kolonien, der Sklaverei und des Genozids der Native People zum Zweck der Aneignung der Ländereien, auf denen diese ursprünglich gelebt hatten, dazu gewonnen wurden und sich über Jahrhunderte stetig anhäuften, da das Geschäft so glänzend blühte. Selbst nach der juristisch sogenannten Abschaffung der Sklaverei vermehrte sich dieser Reichtum über Generationen weiter, da inzwischen Banken gegründet wurden und sich ausländische Financiers einstellten, die sich liebevoll und mit großem Know-how um diese Erbschaften kümmerten und sie ins Gigantische steigerten.
Begleitend entstand in derselben Zeit auch die schon genannte „Rassentheorie“, inkohärent seit Geburt, die jedoch unterstützend behandelt wurde von mannigfaltigen Theologen, europäischen Missionaren mit Bibelwissen, Philosophen, Intellektuellen, früh entwickelten Pseudo-Anthropologen und -Ethnologen sowie von anderen Wissenschaftlern und Gletscherforschern, wie zum Beispiel dem Schweizer Professor Louis Agassi von internationalem Ruhm und ebensolcher Notorietät, denen es gelang mit Gottes Gnaden, die Sklaverei mit der Zoologie des Aristoteles, auch dessen Naturtheorie und Politik sowie seinem kreativen Sinn für Gerechtigkeit, mit der christlichen Lehre der Nächstenliebe und des Samaritertums zu vereinen und zur moralischen Grundlage der westlichen, weißen Zivilisation zu zementieren, um so die „Rechtschaffenheit“ dieser Gesellschaftsordnung für alle Zeiten der Zukunft abzusichern.
In dieser Hinsicht besteht wohl eine Verwandtschaft zwischen der argumentatorischen Methode des Genderismus und der der sogenannten Rassentheorie, die seit ihren Anfängen rhetorisch weiter gepflegt und von begabten Sprachexperten optimiert, poliert und den entsprechenden Bedürfnissen der sich wandelnden Moderne angepasst wird, bis hin in unsere Zeit. Und sie verdient die Auszeichnung einer „Theorie“ so wenig wie die inkohärente Gendertheorie. Zudem ist zu bedenken, dass der Rassismus in der Unterwerfung der Frauen verwurzelt ist, die die ersten Sklaven generierte.
Nun ist aber die Erkenntnis, dass es dem sogenannten Transhumanismus der sogenannten Eliten um „die Vernichtung der Menschheit und der Biologie“ geht, bereits aufgrund viel umfassenderer Evidenz gewonnen und muss nicht erst aus dem Genderismus gefolgert werden. Insofern sehe ich den Genderismus nur als einen unter mehreren, mitunter deutlicheren Verweisen auf dieses Ziel der Überwindung der natürlichen Menschheit, angestrengt durch die sogenannten Eliten.
Doch wäre aus meiner Sicht abermals zu präzisieren: Den Vertretern des Transhumanismus kann es nicht um die Vernichtung „DER Menschheit“ gehen, denn sie gehören de facto selbst zu dieser Menschheit, auch wenn sie sich vielleicht eher den Göttern zugehörig fühlen. Vielmehr streben sie zum einen die Vernichtung des Menschen als „Mensch“ an, wie wir auch schon gesagt haben. Das ist eine qualitative Aussage: Wird der Mensch immer mehr zu einem technologischen Produkt, verliert er seine menschlichen Qualitäten, die wir zusammenfassend „Menschlichkeit“ nennen.
Die „Vernichtung der Menschheit“ allein impliziert die Vernichtung der Spezies Homo sapiens — wie etwa im Fall eines atomaren Kriegs oder dem eventuellen, nicht verhinderten Kollaps des Planeten. Es ist eine quantitative Aussage. Die Vertreter des sogenannten Transhumanismus streben jedoch zuerst einmal für sich selbst den technologisch optimierten Transhumanismus an, der ihre einzelnen Leben je in Richtung Ewigkeit ausdehnen soll — es geht auch hier um die „eigene Existenz“. Und sie möchten insofern auch die Menschheit radikal dezimieren, als dies die schwindenden Ressourcen für die überlebenden transhuman ausgerüsteten Menschen sichert, um sie doch noch physisch am Leben zu halten.
Ein absoluter Genozid wäre voreilig. Es ist eine aus guten Gründen gebremste, stufenweise Vernichtung von Menschen, die erst noch ökonomisch interessanter ist — es sei an die noch nie gesehene massive Multiplikation der Milliardäre in der bisherigen Etappe der Coronajahre erinnert, die von den Milliarden gekauften „Impf“stoffdosen und den in die Höhe schießenden Dividenden der Aktien der „Impf“stoffproduzenten profitierten, nebst generösen finanziellen Zustupfs seitens unserer Regierenden. Denn die Technologie des Transhumanismus ist erst am bescheidenen Anfang seiner Entwicklung, während die ewigen Leben noch für lange Zeit am (zeitlichen) Leben erhalten werden müssen, bevor sie die Ewigkeit erlangen.
Die radikale Dezimierung der Menschheit ist die progressive Reduktion der konkurrierenden Ressourcenverzehrer, die schon seit beträchtlicher Zeit in mehrfacher Weise angelegt ist, sei es mit Kriegen oder anderen giftigen Produktionen und Unternehmen, die die Natur und die Menschen langsam, aber unbemerkt schwächen und schädigen und die eine gigantische Anzahl von Menschen laufend vernichtet, ohne dass dies der überlebenden Menschheit groß aufzufallen scheint. Überflüssig, darin die Bemühungen des Faschismus und der Eugenik wiederzuerkennen.
Macht als Vorliebe
Außerdem sind gerade die Eliten gewohnt, über „Haus-und-Pflege-Personal“ zu verfügen und würden das ungern missen. Darum widmet sich ein großer Teil der transhumanistischen Forschung relativ erfolgreich der Entwicklung von Robotern, die schon viele ehemals menschliche Arbeiten ersetzen können und Start-ups generiert. Robys mähen den Rasen, antworten unseren telefonischen Anrufen und sitzen schwatzend in unseren Autos, vor allem aber reduzieren sie die Kosten der Arbeitgeber und vergrößern den Teil der ehemaligen Arbeitenden, die der Armut erliegen.
Doch hat unsere tief sitzende zivilisatorische Verankerung in der Sklaverei auch zu einer gewissen Vorliebe für das Verfügen über andere Menschen geführt — nicht nur bei den Eliten, sondern auch den ganz gewöhnlichen westlichen Menschen der laufenden „Moderne“, eine Vorliebe, die ein Roboter nicht gleicherweise befriedigen kann (5). Darum soll auch eine tragbare Quote von Menschen zur Verfügung bleiben, die dieser spezifischen Vorliebe Genugtuung verschaffen. Ansonsten wird es einsam in der Ewigkeit. Diese Vorliebe heißt Macht.
Wovor sich die Macht jedoch am meisten fürchtet, ist die unkontrollierbare Freiheit des Handelns und Seins dieser notwendigen, tragbaren Quote von Menschen sowie deren Anzahl im Vergleich zu den einzelnen Mitgliedern der Eliten, weshalb sie „steuerbar“ gemacht werden müssen.
Das verhindert, dass sie etwa eine Rebellion, wenn nicht gar eine Revolution veranstalten (6). So dient auch ein großer Teil der „Transhumanismusforschung“, wie zum Beispiel das Coronaphänomen zeigt, der Antwort auf die Frage, wie „normale“ Menschen zu steuerbaren robotisierten Menschen verändert werden können.
Ödnis eines technobübischen Weltentwurfs und perverse Hoffnung
Ich spreche, wie du richtig sagst, von einem Homosuizid bezogen auf ein Verständnis von Mensch, das ihn von einem Apparat unterscheidet und bei dem er nicht auf Funktionen und Zwecke reduzierbar ist. Homosuizid deshalb, weil einem quantifizierbaren „Sein“, einem „Sein“ fassbar in Daten, die Bestimmung eines „erfüllten“ Lebens, eines Er-Lebens fehlt beziehungsweise ausgetrieben wird. Das ist ja das erste Entsetzen, was einen bei Yuval Harari und Klaus Schwab und anderen Predigern des Great Reset befällt: die Armseligkeit, die Ödnis dieser technobübischen Konzeption von Leben, die sie propagieren, diese verheerende emotionale Wüste, die schon jetzt deutlich bei einem Großteil der Smartphoneträger zum Vorschein tritt.
Allerdings möchte ich auch auf einen mich selbst überraschenden Nebenaspekt verweisen, ausgehend von der Macht, auf die du am Ende deiner vorangehenden Denklinie zu sprechen kommst. Die Macht, von der du sprichst, genauer: Die Abhängigkeit von ihr, also die Lust daran — ich wähle das Wort so bewusst — sie auszuüben, führt, wie du sagst, immerhin dazu, einige Menschen zu erhalten und sie — statt Apparate, Roboter, Cyborgs — als Sklaven einzusetzen.
Damit bliebe — gewissermaßen paradoxerweise — ein psychologischer Rahmen, genauer: ein sadistischer, aufrechterhalten in einer ansonsten vollends entseelten technologischen Welt. Das könnte als zusätzlich dystopisches Element begriffen werden, allerdings auch als eine Rettung, insofern durch diesen zunächst destruktiven Trieb und der mit ihr verbundenen „Emotion“ einmal grundsätzlich die vollständige Technologisierung des Menschen misslingen und die dahinter stehende destruktive Emotion vielleicht auch gewendet werden könnte. Hypothetisch ich weiß, aber immerhin einer Erwähnung wert, denn — so denke ich — sollte auch Schlimmstes in den kommenden Jahren und Monaten geschehen, so bliebe da eine Öffnung.
Fortschritt als Logikkollaps
Andererseits — und nicht von ungefähr — schließt bei der von dir hergeleiteten Macht auch die Feststellung an, dass Macht, nicht nur weil sie unangreifbar, sondern auch aus Gründen einer Diskrepanz verdeckt sein will. Das Credo vom unermesslichen Fortschritt und die archaischen Beweggründe für die Sklavenhaltung klaffen radikal auseinander. Dieses „Niedrige“, „Primitive“ inmitten einer propagierten Hightech-Welt mit Hightech-Ökologie — wofür übrigens will jemand das Klima und also die Welt retten, der mit sich nichts anzufangen weiß? — muss uns in letzter Zeit schon oft aufgefallen sein, nicht zuletzt in einer geradezu desaströsen „Logik“, die etwa an Bundespressekonferenzen und anderweitigen Verlautbarungsveranstaltungen von regierenden Instanzen und deren Sprecher virulent wird.
Uns beide und wohl viele Leserinnen und Leser kann das nicht erstaunen, denn wir sind ja niemals vom Credo eines irgendwie gearteten geistigen Weiterkommens ausgegangen, wenn wir die Technologie der Macht beziehungsweise die Macht der Technologie analysiert haben. Uns war stets bewusst, dass die ganze Digitalisierung, die ganze IT-Industrie zuletzt auf ganz primitiven Freund-Feind-Geheimdienstkonzepten beruht. Binär.
Der Genderismus, um nun auf ihn zurückzublenden, ist insofern hierbei nur eine Ausgestaltung eines Grundmusters, konkret: eines verheerend banalen Fortschritts bar jeder Logik und am Ende gegen jede Biologik gerichtet. Das Wabern zwischen Psychologie und desaströser Zwecklogik ist seine Gewalt. Diese erfolgt aus einer Unzufriedenheit mit sich selbst, du hast es am Paradigma des (westlichen) Mannes vorgeführt, der mit sich nichts anzufangen weiß und als ein letztes Scheinmanöver aus seiner Ödnis und den damit verhängten Ängsten — es könnte jeder Schritt der letzte sein: Das versetzt deshalb in Panik, weil man mit dem Leben nichts anzufangen weiß, außer es in Technologie zu bannen — die Einverleibung der Frau vollzieht. Dafür soll das Projekt Menschheit an die Wand gefahren werden.
Was die These betrifft, Genderismus sei eine letzte Figur des Rassismus, eine letzte Erscheinungsform, möchte ich noch anfügen: Zu Ende gedacht verliert jede Rassentheorie ihren logischen Widersinn erst und allein im Augenblick, da sie das herbeiführt, was sie anpeilt: die Vernichtung des Menschen überhaupt. Die Vernichtung einzelner Gruppen, die damit einher- beziehungsweise vorausgehen, also etwa der Genozid an den Juden durch Hitlerdeutschland, ist bereits Teil dieses „Homosuizids“ und bezieht seinen erweiterten verheerenden „Sinn“ von der angepeilten Tilgung der Menschheit als Ganzes.
Wenn noch mit in Perspektive genommen wird, dass IBM und andere Technologiekonzerne bereits in Hitlers Jahren aktiv an der Vernichtungslogistik beteiligt waren und Technologiebetriebe und Institutionen — es sei an das Projekt ID2020 erinnert, überhaupt an die Digitalisierung des Lebens, aber auch an das Tavistock-Institut im Zusammenhang mit Geschlechtsumwandlungen und anderen Manipulationen und Steuerungen — den Takt angeben, dann müsste deutlich werden, worum es bei den Gender- und allen anderen Gesichtern dieser Ideologie der Machbarkeit wirklich geht.
Ideologie der Gleichheit
Gleichzeitig tritt auch die Verbindung zwischen der vordigitalen, „primitiven“ Rassentheorie und dem Genderismus deutlicher heraus, da auch der Rassismus darauf baut, dass er angeblich homogene Gruppen von „weißen Menschen“ und von „People of Color“ als gegeben und vorhanden setzt, denen je eine Art „Gender“ oder „Rasse“ — zum Beispiel intelligent und zivilisiert versus primitiv, dumm und wild zugeschrieben wird — während der Genderismus, trotz aller Versuche, auf das Gender auszuweichen, sich auf die Gruppe des Geschlechts beziehungsweise das Geschlecht als Gruppe bezieht — wie oben schon ausgeführt im Zusammenhang mit dem weiblichen Geschlecht.
Genderisten lassen zwar öfters verlauten, dass sie das ihnen bei Geburt zugewiesene Geschlecht ablehnen und ihr eigenes Gender finden oder konstruieren möchten. Doch auch das Gender, — französisch und ins Deutsch aufgenommen: das Genre — ist intrinsisch ein Kollektivbegriff: Ein einzelnes, individuelles Gender gibt es nicht. So sortiert die Literaturwissenschaft literarische Genres, also eine Gruppierung verschiedener Textformen, wie zum Beispiel Romane, Kurzgeschichten, Krimis, die auf je definierten Standards basieren: Romane erzählen eine lange, sich durch das ganze Werk ziehende Geschichte im Gegensatz zu Kurzgeschichten, während der Krimi eine „kriminelle“ Geschichte, also die Geschichte eines Verbrechens enthalten muss et cetera. Das Genre definiert also die notwendigen Charakteristiken, die alle Mitglieder eines Genres gleich macht und sie zur Gruppe stanzt.
Das ist auch der Grund, warum der Feminismus zwischen „Geschlecht“ und „Gender“ unterscheidet: Geschlecht ist biologisch, sagt aber ansonsten nichts aus über Frauen, während Gender von allen Kulturen durch alle Zeiten hindurch gesellschaftspolitisch — also patriarchal und kolonialistisch — als Kodex zusammengestellt wird: Vorschriften, Verbote, unveränderliche Charakteristiken bezüglich „Weiblichkeit“ und entsprechend „Männlichkeit“.
Der Genderismus hat sich bis heute kaum mit diesen Begriffen befasst, und benutzt sie — wie wir schon mehrfach gesehen haben — austauschbar, was nicht nur aus feministischer Sicht zu Unsinn führt. Eine immerhin rudimentäre Differenzierung zwischen Geschlecht und Gender müsste die Lektion Nummer 1 sein für alle, die sich mit Geschlecht und Gender ernsthaft auseinandersetzen und andere belehren wollen.
So gesehen geht es den Transgenderbewegten in erster Linie um die eigenen individuellen Interessen und das sind am Ende männliche Interessen. Es geht darum, das Jagdgebiet zu vergrößern. Die Vergewaltigungen durch Transmänner sind hierbei Sinnbild und konkreter Machtvollzug zugleich. Dass diese Gewalt einen systemischen Raum bedingt, welche diese Gewalt legitimiert, versteht sich. Es sind Kräfte vorhanden, die miteinander „operieren“. Gleichwohl können sich Täter bei einer solchen Machtkonstellation einbilden, auch aus eigener Instanz zu handeln und nicht direkt von der obersten Etage der Menschheitsvernichter operativ „benutzt“ oder „angestoßen“ zu werden.
Passgenau auf der Linie hin zur „Überwindung“ des Menschen
Du hast vom Transsexualismus und dem Genderismus als dem Kinde der Pharmaindustrie gesprochen. Diesem Bild kann ich folgen. Das System Mussolini (oder auch Hitler) war so konstruiert, dass es bei der Rekrutierung von Schlägertruppen, die ja ebenso wenig „eigeninstanzlich“ handelten, soziologisch und in gewisser Weise deshalb auch biologisch — ich mag mich täuschen — auf ein breites Reservoir stützen konnte. Beim Genderismus scheint mir das zumindest in der Ausgangslage so nicht gegeben — das Rekrutierungspotenzial ist grundsätzlich klein oder zumindest viel kleiner, gar auch jetzt noch, obgleich beispielsweise in Schulen kampagnenmäßig indoktrinatorisch gearbeitet wird. Noch immer ist der Anteil derer, die sich im weitesten Sinne (soziologisch, biologisch, sexuell) mit einem Transkonzept identifizieren, gering. Weshalb also, so wäre zu fragen, mit einem so kleinen Segment die große Sache (Great Reset) anpacken?
Beim Versuch, das zu beantworten, würde ich bei der Unsicherheit ansetzen, von der du ganz zu Beginn gesprochen hast: Unsicherheit bezüglich sexueller Ausrichtung und bezüglich Sexualität überhaupt, eine Unsicherheit, die sich wohl weniger aus der Biologie, denn aus dem Konstrukt der Gesellschaft selber ergibt. Diese herbeigeführte Unsicherheit aber liegt ziemlich passgenau auf der Linie, wohin die Macht mit der Menschheit will: nämlich aus dem Menschlichen fort. Zumindest operational fügt sich das gut zusammen, indem die erzeugte Unsicherheit als Vehikel benutzt wird, das Menschlich-Biologische schlechthin zu überwinden beziehungsweise den Wunsch nach dieser Überwindung zu bewirtschaften und gegen diese Unsicherheit den Geräte- beziehungsweise Apparatemensch zu setzen.
Vor allem verlorene Menschen, Einsame, Unbeholfene — und was wurde nicht alles unternommen, die Menschen insgesamt zu analog-haptisch Unbeholfenen, kommunikativ Gestörten, Isolierten und Atomisierten zu machen — muss diese „Problemlösung“, also das Hinter-sich-Lassen des Menschen, auf dass die Technologie durchgreifen und alles Mühsame beseitigen kann, als attraktive Lösung erscheinen. Diesem Apparatemenschen sind dann eben die Unsicherheiten entnommen und er ist — das genuine Ziel — absolut kontrollier- und steuerbar, in Anzahl und Funktionsweise.
Das scheint mir ein wesentlicher Grund für die Bedeutung des Genderismus hin auf dem Weg zum transhumanen Apparat zu sein, ein Grund auf der „Sachebene“, und dieser Grund macht es ziemlich unwahrscheinlich, dass die Genderbewegung ein autonom agierender Machtfaktor sein soll. Läge die Bewegung in ihrer genuinen Ausrichtung nicht mit der taktisch-strategischen Ausrichtung des transhumanen Feudalkapitalismus auf einer Linie — beziehungsweise wäre die Genderbewegung, angestoßen über ihre ausgeprägte Affinität zur technologischen Zersetzung des Menschen, nicht passgenau auf diese Linie gebracht worden —, so wäre der Genderismus hinfällig und kein Thema. Es wären dann paar „Nerds“ am Rande, von denen niemand Notiz nähme.
Dass es keine verlorene „Nerds“ sind, sondern Trendsetter, wie die Mussolini-Schwarzhemden die Trendsetter waren damals, hat also damit zu tun, dass das Kapital sie diese Rolle spielen lässt, an der langen Leine. Hunde, an langen Leinen gehalten, haben das Gefühl, sie seien autonom unterwegs.
Von daher erkenne ich ein operativ integriertes und eingesetztes Instrument, das zuschlägt und in aller Regel nicht weiß, dass es gesteuert ist. Die Aktivisten schlagen im Augenblick des Schlagens, so glauben sie, aus eigenem Antrieb. Gleichwohl eröffnen mir deine Erklärungen zu den Verschiebungen von Männern zu Transmännern et cetera ein neues Verständnis für Prozesse, die ich bislang nicht begreifen konnte, und zwar insofern diese Gendertruppen nicht nur operativ eingesetzt werden, sondern dass sie, was ihren intrinsischen Antrieb betrifft, auch gleichen Machtmustern eingeschrieben sind wie die feudalkapitalistischen beziehungsweise philanthropisch-faschistischen Kreise à la George Soros, von denen sie — so meine These — als Zerschlagungsinstrument ähnlich wie Lockdowns eingesetzt werden.
Keinerlei sozialpolitische Ziele
Ich glaube, wir sind uns einig, dass die Genderismusbewegung keine autonome Instanz ist, die sich ganz aus eigener Kraft erschafft und entwickelt hat. Ich verweise nur darauf, dass „von oben operativ eingesetzt sein“ und „von unten autonom agieren“ sich nicht gegenseitig ausschließt. Mit diesem Einsatz werden auch individuelle, eigene Interessen bedient und verfolgt und es kann durchaus das Gefühl oder gar der Eindruck einer Eigenentscheidung entstehen, wie du ja auch sagst, dass dies bei den Mussolinirekruten der Fall war. Ich finde es auch unnötig, entscheiden zu wollen, welcher Einsatz von oben und welche autonom gestartete Geste von unten denn nun der wirkliche „Ursprung“ und die wahrscheinliche Treibkraft sei, da sich ja beides zusammen schmiegt, in gegenseitiger Unterstützung und Synergie, und gemeinsam sich entwickelt im sich bildenden Ökosystem der wachsenden, zusammenschmelzenden Macht.
Die von unten gestartete Aktion passt, wie du sagst, genau auf die von oben gelegte Linie, und auffällig ist ja gerade die exzessive Betonung der Genderisten ihrer eigenen Existenz, die bedroht sei und geschützt werden müsse, wie auch ihr Bedürfnis, unbedingt in Frauenräume und -toiletten einzudringen, das erfüllt werden muss.
Anders gesagt: Auffällig ist, dass diese „Bewegung“ keinerlei sozial-politische Ziele der Befreiung von Unterdrückten verfolgt, sondern solche vielmehr noch in hoher Anzahl generiert und gleichzeitig der beschränkten Agenda ihrer eigenen, speziellen Interessen folgt. Sie machen das gut, man kann sie von oben auch weitgehend machen lassen. Und wie eben aufgezeigt, sind auch das Führertum selbst und die Manipulation von Menschen ohne Rücksicht auf die möglichen Schädigungen dieser Menschen etwas, das zum eigenen Interesse und der eigenen Befriedigung wird. Ich glaube, es lässt sich diese Sache nicht in einen rein binären strikten Rahmen pressen: oben die Macht, unten die einsamen, gesteuerten Nerds als Instrument in der Hand.
In Bezug zu deinem ersten Gedanken, bezüglich des im Vergleich zu Mussolinis oder Hitlers „Truppen“ relativ kleinen Rekrutierungspotenzials bezüglich Kandidaten und Kandidatinnen für eine Geschlechtsumwandlung, welcher Art auch immer, würde ich Folgendes anfügen:
Nimmst du das jubelnde Publikum des Transsexualismus und -genderismus und die den Genderismus fördernden und eifrig bewerbenden Instanzen mit dazu, dann ist das Rekrutierungspotenzial für Schlägertrupps, Sprachpolizei, Zensur nicht-genderismus-compatibler Meinungen und Aussagen sowie der sich so äußernden Personen gigantisch.
Ein guter Teil der Bevölkerung schlägt selig mit, überwacht, interveniert, diffamiert und spürt auf, auch ohne Kandidat für Geschlechtswandel zu sein. Die Menschen schwelgen in der ekstatischen (kritiklosen) Solidarität mit den (angeblichen) Opfern der Feministinnen und anderen Kritikern des Genderismus und weisen sich aus als die, die die Trans„theorie“ voll und ganz verstanden haben und darum jede „Falschaussage“ umgehend korrigieren und anprangern können.
Sie haben eine gebildete Affinität zu den Strategen des Genderismus. Sie gehen in ihrer Mission auf wie die Strategen selbst: Verblüfft und glücklich zu sehen, wie wenig es braucht, um der Bewegung und ihrer „Theorie“ zum Wachstum zu verhelfen, wenn man gemeinsam eine Hetze durchführt.
Auch in Hitlers und Mussolinis Fall gab es nicht nur rekrutierte Schlägertrupps, sondern zunehmende Massen von bewundernden und applaudierenden Zuschauern aus der Bevölkerung, die, wenn auch nicht selbst Trendsetter, so doch „Followers“ des gesetzten Trends waren.
Quellen und Anmerkungen:
(1) LGBTQIA* = lesbian, gay, bisexuel, transgender/transsexual, queer, intersexual, asexual; deutsch: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender/transsexuell, quer/fragend, intersexuell, asexuell; das Sternchen steht für weitere Varianten.
(2) Janice G. Raymond, Doublethink: A feminist Challenge to Transgenderism, Spinifex Press, Australien, 2021. Allerdings bedauert Raymond, dass diese ihre Kritik nicht öffentlicher machen.
(3) Raymond, Doublethink.
(4) Vergleiche Susanne Kappeler, Der Wille zur Gewalt, Politik des persönlichen Verhaltens, Verlag Frauenoffensive, München, 1994.
(5) Raymond, Doublethink.
(6) Vergleiche Hans-Christian Lange, An ihren Taten sollt Ihr sie erkennen, Ein Insider entlarvt die neue Geld- und Politikkaste, Westend Verlag, Frankfurt/Main, 2021.
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