Wäre ich jünger und körperlich fit, hätte ich Europa verlassen. Auch wenn Corona weltweit herrscht: Die Ausprägung und die Wirkung auf die Menschen scheint regional sehr unterschiedlich zu sein. Meine Erfahrungen aus Paraguay, Nicaragua und Mexiko haben mir gezeigt, wie angenehm das Leben sein kann, selbst wenn es Maßnahmen in einem Land gibt. Ähnliches höre ich aus Russland, Tansania, Schweden, Spanien, der Schweiz, den USA, Montenegro oder Kroatien. Aber mit 60+ ziehe ich es vor, zu bleiben. Noch.
Auch wenn ich viele der im folgenden Artikel aufgeführten Menschen kenne oder seit längerer Zeit über das Internet verfolge, heißt das nicht, dass ich deren Ansichten inhaltlich teile. Aber wenn systemkritische Menschen den Eindruck haben, gehen zu müssen, kann es um unsere Demokratie nicht gut bestellt sein.
Wohin sind die Menschen gegangen? Ein Beispiel ist Dr. med. Carola Javid-Kistel, die in Mexiko während ihres Urlaubs gestrandet ist. Aufgrund gesundheitlicher Probleme kann die engagierte Ärztin und Coronamaßnahmen-Kritikerin aktuell nicht fliegen und nicht nach Deutschland zurückkehren. Wie es dazu kam, erzählt sie in einem kurzen Interview.
Andrea Drescher: Du hast von Anfang an gegen die Maßnahmen protestiert, warum?
Carola Javid-Kistel: Ich habe als homöopathisch-naturheilkundliche Ärztin mit sehr hohem Kinderanteil in der Praxis seit 2019 für „Netzwerk Impfentscheid Deutschland“ gegen die drohende Masernimpfpflicht protestiert. Wir wussten damals schon, dass eine vollkommen unsinnige Masernimpfpflicht der Türöffner für weitere Impfpflichten sein würde.
Als die Corona-Fake-Pandemie begann, war ich sofort alarmiert und habe zunächst „Wir wachen auf Hannover“ und später den „Walk to Freedom Hannover“ gegen die Coronazwangsmaßnahmen zusammen mit Freunden ins Leben gerufen. Ich war in Niedersachsen und bundesweit mehrfach wöchentlich als Rednerin auf der Straße. Zugleich kamen immer mehr Betroffene, zumeist Kinder und Jugendliche, in meine Praxis, die Maskenatteste, Schulbefreiungen und Impfunfähigkeitsbescheinigungen benötigten.
Das hatte Folgen. Welche waren das?
Ich wurde dafür schnell von der Ärztekammer Niedersachsen, diversen Medien, Polizei und Justiz angeprangert, diffamiert, gejagt und verfolgt, hatte ab Januar 2021 insgesamt 4 Polizeirazzien und einen Einsatz des Ordnungsamtes in meiner Praxis. Die letzte Polizeirazzia sogar noch im Juli 2022, als ich bereits außer Landes war. Und all das aufgrund von Attesten und Bescheinigungen.
Man wirft dir aber noch mehr vor, nicht wahr?
Ich wurde mehrfach auf Großdemos von der Polizei mitgenommen, weil ich als Ärztin gesprochen und mich nicht an die unsinnigen Auflagen wie Abstandsgebote und Maskenpflicht gehalten habe. Nach einem Besuch meiner Familie auf dem Balkan über den Jahreswechsel 2021/22 wurde ich polizeilich gesucht, weil ich mich nach angeblichem Aufenthalt in Hochrisikogebieten nicht freiwillig in Quarantäne begeben und sogar noch als — völlig gesunde! — Rednerin an Demos teilgenommen hatte. Außerdem wurde mir wegen meiner wiederholten Warnung vor den potenziell tödlichen experimentellen Gentherapien gegen Corona auf Demos Volksverhetzung und in der Folge auch Beamtenbeleidigung gegen Polizisten vorgeworfen.
Kannst du deinen Beruf in Deutschland noch ausüben?
Am 21. Januar 2022 bekam ich Post von der Niedersächsischen Approbationsbehörde, in der mir wegen meiner angeblichen Verfehlungen der Entzug der Approbation angekündigt wurde; de facto wäre das ein Berufsverbot gewesen. Dagegen habe ich sofort mit meiner sehr engagierten Fachanwältin für Medizinrecht, Beate Bahner, geklagt.
Warum bist du ins Ausland gegangen?
Nach der dritten Polizeirazzia im Februar 2022 fasste ich den Entschluss, eine längere Urlaubs- und Studienreise nach Mexiko und Guatemala zu unternehmen, um wieder neue Kraft zu tanken und den Kopf frei zu bekommen. Seit Ende Februar bin ich nun hier in Mittelamerika.
Kurz vor der Reise hatte ich schon massive Schlafstörungen und wiederkehrende Albträume von Verhaftungen und Zwangsimpfungen durch die Polizei. Ich habe mich aufgrund zunehmender Ängste immer wieder zu Hause und in der Praxis eingeschlossen, weil ich befürchtete, dass man eines Tages nicht nur Patientenakten, sondern auch mich selbst mitnehmen und einsperren würde.
Diese Befürchtungen waren vermutlich nicht ganz aus der Luft gegriffen.
Du hast immer noch gesundheitliche Probleme?
Hier in Mexiko habe ich ab Mai 2022 mehrfach eine Psychiaterin aufgesucht, die mir eine schwere posttraumatische Belastungsstörung und eine komplexe Angststörung attestierte, wegen der ich bis auf Weiteres die Heimreise nach Deutschland nicht antreten kann. Ich befinde mich in psychotherapeutischer Behandlung und nehme homöopathische und pflanzliche Mittel ein.
Was erwartet dich, wenn du zurückkommst?
Meine Prozesse in Duderstadt, die für Juni 2022 angesetzt waren, wurden auf Oktober/November 2022 verschoben. Auch da werde ich nicht anwesend sein können. Für die Ausstellung angeblich unrichtiger Gesundheitszeugnisse, Volksverhetzung, Beamtenbeleidigung und nicht eingehaltene Quarantäne drohen mir bis zu 5 Jahren Haft, hohe Geldstrafen, Approbationsentzug und Berufsverbot. Dies würde mich wirtschaftlich und finanziell komplett vernichten.
Und alles nur, weil ich mich immer und immer wieder schützend vor meine kleinen und großen Patienten gestellt habe! Weil ich konsequent dem Hippokratischen Eid und dem Genfer Gelöbnis gefolgt bin und zudem Aufklärungsarbeit für „Ärzte stehen auf“, „Ärzte für Aufklärung“ und „MWGFD (Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie e. V.)“ geleistet habe, werde ich verfolgt wie eine Schwerverbrecherin.
Ich verstehe Deutschland und seine Justiz nicht mehr, in der Unschuldige verfolgt werden und die wahren Verbrecher ungeschoren davonkommen. Ich denke, die Justiz in Deutschland hat keinerlei moralische Berechtigung, mich als Angeklagte, als Verbrecherin und als angeblich kriminelle Ärztin vor Gericht zu stellen!
Hast du vor, zurückzugehen?
Obwohl ich meine Familie, meine Kinder, meine wunderbaren Enkelkinder, alle meine Freunde und Patienten in Deutschland unendlich vermisse und unter schrecklichem Heimweh leide, werde ich deutschen Boden definitiv erst wieder betreten, wenn ich meine Angststörung wieder in den Griff bekommen habe. Das setzt voraus, dass eine Generalamnestie für verfolgte Ärzte im Widerstand erlassen wird. Und auch das nur, wenn Deutschland und Europa nicht in einem sinnlosen Krieg versinken. Gott behüte uns alle!
Dr. med. Carola Javid-Kistel ist nicht die Einzige, die sich aus politischen Gründen in Lateinamerika aufhält. Aber auch in Nordamerika, Afrika und — für viele vielleicht überraschend — Russland erwarten sich die Menschen ein freieres Leben. Meine kurze — und unvollständige — Recherche und einige direkte Nachfragen bei den Menschen zeigen auf, warum für viele das Leben bei uns nicht mehr lebenswert ist.
1. Lateinamerika: Paraguay und Mexiko
Bereits am 30. Mai 2020 hielt Dr. med. Mathias Poland eine öffentliche Rede zum Thema Corona. Zumindest diese findet man auf YouTube. Er gehört damit zu den ersten Medizinern, die öffentlich dem offiziellen Narrativ aktiv widersprochen haben. Das hatte seinen Preis. Im Januar 2022 kann man in der Badischen Zeitung lesen: „Das Amtsgericht Schönau hat einen Strafbefehl gegen den früher in Zell praktizierenden Hausarzt Mathias Poland erlassen. Er soll Maskengegnern Gefälligkeitsatteste ausgestellt haben.“ Im Mai vermutet ihn eben dieses Medium dann in Paraguay: „Auf der Suche nach dem Hausarzt Mathias Poland müsse man ‚weit fahren‘, um ihn zu finden, heißt es in Zell im Wiesental, wo er zuletzt praktizierte.“
Silke ist wohl nur wenigen bekannt. Ich kenne sie aus Zeiten der Friedensmahnwachen 2014 in Linz. Sie war sehr engagiert, stand der Freeman-Bewegung nahe und bekam dementsprechend die Aggression der Mächtigen früh zu spüren. Sie verließ Europa bereits deutlich vor der „Coronakrise“ Richtung Paraguay. Bei meiner Reise verbrachte ich einige Zeit bei und mit ihr und konnte mich von den Besonderheiten des Lebens und insbesondere der Selbstversorgung in Paraguay überzeugen.
Enrico ist als Friedensaktivist auch deutlich länger aktiv als die meisten, die heute auf der Straße sind. Auf der Straße ist er seit 2012 mit den ACTA-Demos und seit Anfang 2014 mit der Mahnwachenbewegung aktiv. Er unterstützte den friedlichen Protestkonvoi, die Druschba-Fahrten und engagierte sich von Anfang an in der Coronakritik. Der handwerkliche Tausendsassa sah aber in Deutschland keine Zukunft und verließ Europa 2021 Richtung Paraguay.
Ebenfalls aufgrund der Coronamaßnahmen nach Mexiko ausgewandert sind meines Wissens nach Stefan Bergmann, vormals Querdenken, Andreas Mertens, Friedensaktivist, sowie Olav Müller, ehemaliger SPD-Politiker und Mahnwachenaktivist, die sich aber zumindest in diesem Sommer wieder in Deutschland aufgehalten haben sollen.
2. Nordamerika
Andreas Popp von der Wissensmanufaktur ist ein Urgestein der systemkritischen Szene. Zum wissenschaftlichen Beirat gehören unter anderem Professor Dr. phil. Dr. rer. pol. Wolfgang Berger und Professor Dr. jur. Karl Albrecht Schachtschneider, von deren Expertise in den Bereichen fließendes Geld und Staatsrecht ich persönlich profitierte. Andreas Popp lebt wohl bereits seit 2011 in Kanada auf der Insel Cape Breton Island — „Cape Britain“ — in Nova Scotia, wo er Seminare organisiert und andere Exilanten bei Investitionen unterstützt.
Die Lebensgefährtin von Andreas Popp, Eva Herman, war lange Zeit als Nachrichtensprecherin und Moderatorin der ARD in Hamburg tätig. Sie gilt als christlich-konservativ und antiemanzipatorisch eingestellt und engagierte sich entsprechend auch politisch. Sie war einer Emnid-Umfrage zufolge einmal die „beliebteste Moderatorin Deutschlands“. Doch dann flog sie 2007 bei der Tagesschau raus. Im Tagesspiegel kann man lesen: „Den Höhepunkt erreichte der Skandal mit einem Auftritt in der Talkshow ‚Kerner‘. Dort beklagte Herman, bestimmte Meinungen seien in Deutschland tabu: ‚Ich muss einfach lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten.‘“ Ihrer Beliebtheit scheint das keinen Abbruch zu tun. Ihr Telegram-Kanal hat aktuell über 204.000 Abonnenten.
Meine Freundin, die engagierte Aktivistin Jenny Friedheim, die mit Wohnmobil, dem „Mutterschiff“, seit 2014 von Mahnwache zu Mahnwache und Demo zu Demo fuhr, gab auf und ging in die USA. Ihre Begründung ist sachlich und erschreckend zugleich: „Ich habe im Frühling 2021 beschlossen, Deutschland zu verlassen, weil ich erkannt habe, dass
- ich mit den geplanten Maßnahmen der Regierung — Zwangshypothek, Energiepolitik — mein Haus auf Dauer nicht behalten kann;
- Rechtssystem und Menschenrechte in Deutschland nicht mehr existent sind, was meine Sicherheit in allen Bereichen gefährdet und daher keine akzeptable Lebensgrundlage ist;
- die planvolle Zerstörung der Wirtschaft absehbar war, was Folgen für die Versorgungssicherheit in jedem Bereich bedeutet;
- die Gefahr bestand, dass ohne die Zwangsspritze bald keine Möglichkeit mehr besteht, notwendige Dinge des Alltags zu erledigen;
- die NATO alles tut, um Russland zu ärgern und einen ‚echten‘ Krieg vom Zaun bricht. Insgesamt sind die Faktoren geeignet, mir meinen Lebensabend gründlich zu verleiden.“
Der Wikipedia kann man zu Michael Wendler entnehmen: „Michael Wendler ( 22. Juni 1972 in Dinslaken; auch Mic Skowy; bürgerlich Michael Norberg, geborener Skowronek) ist ein deutscher Partyschlagersänger und Unternehmer. Als er ab 2020 wiederholt mit der Verbreitung von verschwörungstheoretischen Ansichten zur COVID-19-Pandemie in Erscheinung trat, führte dies zum Bruch mit RTL, seinen bisherigen Werbepartnern, Veranstaltern und seinem Manager.“
Bei Wikipedia erfährt man weiter: „Wendler, der im Besitz einer Green Card ist, hält sich seit Herbst 2020 dauerhaft in Lee County (Florida) auf. Bekannten gegenüber erklärte er, nie mehr nach Deutschland zurückkehren zu wollen.“
3. Afrika
Über den Leiter der früheren Schwindelambulanz, Dr. Bodo Schiffmann, muss man wohl wenig schreiben. In der systemkritischen Szene ist er bekannt. Wie man mit ihm umging, macht mein Artikel „Demokratie 2.0: Erst die Anzeige, dann die Straftat“ vom 22. Januar 2022 im Blog TKP deutlich. Dr. Bodo Schiffmann wurde angeklagt, Spendengelder für das Ahrtal unterschlagen zu haben, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch kein Cent das Konto verlassen hatte. Kein Wunder, dass er sich inzwischen in Tansania ein neues Leben aufbaut. In seinem Buch „Die beste und die schlechteste Zeit meines Lebens“ erklärt er, wie man vom Schwindelarzt zum Verschwörungssachverständigen mutieren kann.
Als Jochen Mitschka ankündigte, Deutschland zu verlassen, war ich persönlich entsetzt. Er gehörte zu den Menschen, die sachlich und seriös auf die Themen der Zeit eingingen. Nach den Gründen gefragt, schrieb er mir:
„Als ich 2019 das Essay ‚Finis Germania — oder Deutschlands Demokratie ist verloren‘ schrieb, wollte ich mit dem Titel provozieren. Mir wurde aber im Jahr 2020 klar, wie sehr alle Feststellungen in dieser Arbeit bestätigt wurden, ja für jeden, der wollte, sichtbar waren. Als wir 2016 im Westerwald unser Haus für den Ruhestand bauten, waren die Krisen und der kommende Krieg absehbar gewesen, sodass man das beim Hausbau berücksichtigen konnte. Von Solarautonomie im Sommer bis zur Holzvergaser-Zentralheizung im Winter.
Wir waren vorbereitet. Aber nicht darauf, wie sich die Gesellschaft durch die Coronakrise aufhetzen ließ. Freunde kündigten die Freundschaft, als nicht gentechnisch Behandelte wurden wir wie schuldhaft Aussätzige behandelt, Drohbriefe und E-Mails häuften sich, und einstige Freunde erklärten hasserfüllt, man könne ja das Land verlassen, wenn es einem nicht passe.
Was wir dann eben auch trotz großer finanzieller Verluste taten, als meine Frau, die im Krankenhaus auf der COVID-Station gearbeitet hatte, ohne Bezüge freigestellt werden sollte, weil sie nicht impffähig war.“
Seine Berichte aus Namibia — nachzulesen bei apolut — sind äußerst informativ und sicher hilfreich für all jene, die sich mit ähnlichen Gedanken tragen.
Der Schweizer Roger Bittel von Bittel TV lebt seit geraumer Zeit auf Sansibar. Über ihn liest man beispielsweise beim SWR: „Mittlerweile haben bekannte Coronaskeptiker Sansibar für sich entdeckt, so wie der Schweizer Roger Bittel. Er beteiligt sich an der Verbreitung von Verschwörungstheorien, bietet auf seinen Kanälen auch Coronaleugnern immer wieder eine Plattform. Seit Februar ist er auf Sansibar und berichtet seinen Followern in Livestreams vom Leben auf der Insel, zeigt sich auch mit einheimischen Kindern vor der Kamera. Roger Bittel, Coronaskeptiker: ‚Die Leute sind entspannt, locker drauf. Hygienekonzept, wie ich vorhin gehört habe, gibt’s keines. Keine Maske, hier gibt’s keine einzige Maske, ich hab keine Maske gesehen auf der ganzen Insel. Ja, kommt nach Sansibar!‘“
Mein Interview mit Dr. Peer Eiffler erschien bereits am 29. April 2020 im Rubikon. Auch er gehörte zu den medizinisch kompetenten Kritikern der Maßnahmen der ersten Stunde. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde ihm von der Ärztekammer Berufsverbot angedroht, weil er sich für die Aufhebung der Corona-Zwangsmaßnahmen eingesetzt hatte. Er ließ sich aber keinen Maulkorb umhängen und machte weiter. Aufgrund des Ausstellens angeblich falscher Atteste wurde ihm in Österreich am 30. September 2020 die Lizenz zur Ausübung der Heilkunde als Arzt entzogen; es gab Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmung von Datenträgern. Nachdem die Verfolgung durch die Behörden kein Ende nahm, ging er 2021 ebenfalls nach Tansania. Inzwischen wurde zumindest eines seiner Atteste von einem bayerischen Oberlandesgericht anerkannt, wie man der Bildzeitung entnehmen kann.
Von dem Berliner Dave Brych erfuhr ich erst über die Schwarmintelligenz, kannte ihn bis dato nicht einmal namentlich. Was über die Hetz-Plattform Psiram über ihn zu lesen ist, klingt aber vielversprechend: Laut Psiram ist er „ein deutscher Sachbuchautor, YouTube-Vblogger Coach mit aktuellem (Stand: 2021) Wohnort in Tansania. Auf seiner Internetseite bezeichnet sich Dave Brych als ‚preisgekrönter Speaker und Multiunternehmer‘. (...) Dave Brych gehört zur Szene der Gegner des Gemeinschaftsprojekts Wikipedia und trat in einem Video mit Markus Fiedler auf. Sein Telegram-Kanal mit rund 46.000 Abonnenten ist entsprechend systemkritisch.“
4. Russland und Umgebung
Thomas Röper ist aktuell vermutlich der bekannteste deutschsprachige Exilant in Russland, wurde dies aber, ohne es geplant zu haben. Röper hat Deutschland schon vor vielen Jahren aus persönlichen Gründen verlassen. Er politisierte erst mit Beginn des Ukrainekrieges — nein, das war nicht am 24. Februar 2022, das war 2014. Mit „www.anti-spiegel.ru“ informiert er seitdem Menschen im deutschsprachigen Raum über die russische Sichtweise auf die Welt. Bereits 2021 sagte er ganz deutlich, dass er aktuell nicht vorhabe, nach Deutschland zurückzukehren. Durch sein Handeln steht er nicht nur auf der ukrainischen Todesliste, ihm drohen vermutlich massive persönliche Schwierigkeiten auch durch deutsche Behörden, wenn er die Grenze übertreten würde.
Mit einer der Ersten, der Westeuropa vor Jahren aus politischen Gründen in Richtung Osten verlassen hat, war Manfred „Freeman“ Petrisch, der nach Abchasien — also unter den Schutz Russlands — ging. Der Herausgeber des Blogs „Alles Schall und Rauch“ gehörte zu denen, die „Bilderberger“ oder „9/11“ frühzeitig thematisierten. Ich lernte ihn 2015 anlässlich des Bilderberger-Treffens in Tirol kennen. Auch wenn mir sein Blog zu radikal war, erschrak ich, als ich erfuhr, dass er bereits im August 2021 verstorben ist.
Alina Lipp ist inzwischen auch vielen im Mainstream bekannt. Die Tochter eines Russen und einer Deutschen gilt „als eine der wichtigsten Stimmen russischer Propaganda in Deutschland“. Gegen sie wird durch die „Qualitätsmedien“ agitiert, und auch sie ist auf der „Friedensliste“ der Ukrainer zu finden. Ihre Bankkonten wurden konfisziert, deutsche Behörden ermitteln gegen sie. So schreibt t-online: „Der Vorwurf: Mit ihren Beiträgen soll sie einen verbotenen Angriffskrieg gebilligt haben, also Straftaten belohnt oder gebilligt haben. Dafür drohen eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.“ Inzwischen gingen die Behörden auch gegen ihre Mutter vor, sodass diese ebenfalls nach Russland geflüchtet ist.
Im Mai 2022 hat sich die ehemalige Münchner Stadträtin und Journalistin Dagmar Henn entschieden, nach Russland zu gehen. Ein Ort, wo Edward Snowden ebenfalls Zuflucht gefunden hat. Die Frage nach den Ursachen beantwortet ein Abschiedsbrief, der unter anderem auch auf TKP veröffentlicht wurde. Er trägt den Titel: „Es wird Nacht über Deutschland, aber ich will mich dieser Dunkelheit nicht beugen — Ein Abschied.“ Nach allem, was man liest, geht es ihr in ihrer neuen Heimat gut.
Wie man im Internet nachlesen kann, betrieb Gert Ewen Ungar zunächst seinen Blog „logon-echon.com“ allein. Mit seinen Berichten über seine Reisen nach Russland stiegen die Zugriffszahlen, und er begann mit RT DE zusammenzuarbeiten. Im Sommer 2022 hat er Deutschland verlassen. Auf meine Frage an ihn, wie es dazu kam sagte er:
„Durch meine Arbeit bei RT DE war ich es gewohnt, als Putin-Propagandist beschimpft zu werden. Mir wurde gesagt, wie wir bei *RT arbeiten, wie wir weisungsgebunden sind und wie wir nicht frei berichten dürfen. Das hatte zwar mit der Realität nichts zu tun, aber es entsprach dem verbreiteten Klischee. Damit konnte ich leben. Mit dem Verbot von RT in der EU aber steigerte sich die Qualität und Quantität der Angriffe auf mich. Ich wurde bedroht. Es war von ‚aufschlitzen‘ die Rede, von ‚fertigmachen‘. Oft. Es kam aus politisch ganz unterschiedlichen Richtungen. Viel kam aus Richtung der Antifa, dem Schlägertrupp des Establishments. Mit Antifaschismus hat das Netzwerk nichts mehr gemein. Im Gegenteil. Es wurde immer deutlicher: Wollte ich unversehrt bleiben, musste ich Deutschland verlassen. Jetzt bin ich in Russland. Es ist hier freier.“*
Wenn Sie für unabhängige Artikel wie diesen etwas übrig haben, können Sie uns zum Beispiel mit einem Dauerauftrag von 2 Euro oder einer Einzelspende unterstützen.
Oder senden Sie einfach eine SMS mit dem Stichwort Manova5 oder Manova10 an die 81190 und mit Ihrer nächsten Handyrechnung werden Ihnen 5, beziehungsweise 10 Euro in Rechnung gestellt, die abzüglich einer Gebühr von 17 Cent unmittelbar unserer Arbeit zugutekommen.