Die deutsche Wirtschaft und damit der Wohlstand des Landes ist abhängig von Energie, die nach wie vor von Russland angeboten wird. Daher werden die Stimmen, die eine Reparatur und Inbetriebnahme von Nord Stream 2 verlangen, immer lauter. Aber das ist offensichtlich gegen den Willen Washingtons nicht möglich. Als US-Präsident Joseph Biden, hinter dem der militärisch-industrielle Komplex und andere Interessengruppen stehen, beim Antrittsbesuch von Bundeskanzler Olaf Scholz am 7. Februar 2022 die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 gestoppt hat, wurde schlagartig sichtbar, dass Deutschland ein Vasallenstaat der USA mit beschränkter Souveränität ist. Skandalös, dass unsere in den USA in „Young-Leader“-Lehrgängen geschulten Politiker und Journalisten entgegen deutschen Interessen dazu applaudiert haben.
Deutschland als Frontstaat
Die Weichen für das, was sich heute abspielt, wurden gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs gestellt. Während es Österreich gelungen war, in die Neutralität entlassen zu werden, wurde die BRD, ein Relikt des Deutschen Reiches, nach der bedingungslosen Kapitulation dauerhaft besetzt und als Frontstaat gegen die Sowjetunion in Stellung gebracht. Nachdem es in zwei Weltkriegen hauptsächlich darum ging, Deutschland als wirtschaftliche und militärische Macht zu eliminieren und gegen Russland auszuspielen, stehen deutsche Soldaten jetzt erneut an den russischen Grenzen. Den Politikern und Journalisten fehlen nicht nur die Geschichtskenntnisse, sondern auch der geopolitische Überblick.
US-Präsident Biden hat 2014 in einer Rede angekündigt – und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat es wiederholt –, dass Russland ruiniert werden soll. Angeblich, um in Russland Demokratie und Menschenrechte einzuführen.
Dabei geht es schon lange darum, Russland als Konkurrenten auszuschalten und das Land den westlichen Begehrlichkeiten zu öffnen. Dazu dienen Sanktionen und Propaganda. Es gibt Pläne, Russland, und auch China, zu entstaatlichen und zu zergliedern, wie seinerzeit Jugoslawien. Dass Deutschland dabei mitmacht und sich dem Druck aus Washington unterwirft, ist eine Jahrhunderttragödie. Wie könnte Europa, wie könnte Deutschland heute dastehen, wenn 2001 auf Wladimir Putins Vorschläge eingegangen worden wäre?
Auch die mächtigste Frau Europas, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, vertritt ganz offensichtlich nicht die Interessen Europas. An ihr wurde deutlich, wie US-affine Führungskräfte in zentrale Positionen hineingeschoben werden, denn sie stand nicht einmal auf der Liste der für das Europaparlament zu Wählenden. Dass sie für immer mehr Geld und Waffenlieferungen an die Ukraine sorgte, entsprach den Vorgaben aus Washington, weil man Russland in einen langandauernden Abnutzungskrieg manövrieren will. Frau von der Leyen wird selbstverständlich keines ihrer Kinder jemals in einen solchen Krieg schicken, Kanonenfutter sind immer die anderen.
Kriegstreibern widerstehen
Biden, der sämtliche Konflikte und US-Kriege der vergangenen Jahre mit zu verantworten hat, ist es anscheinend gelungen, Russland zu isolieren und die unipolare Stellung der USA zu festigen. Er könnte sich getäuscht haben, ebenso wie viele europäische Politiker. Der größere Teil der Menschheit will sich die Dreistigkeiten und Aggressionen, die von den USA ausgehen, nicht mehr bieten lassen. Zwar haben die USA noch großen Einfluss auf die globale Finanz- und Wirtschaftspolitik. Aber Russland, China, Indien und andere Staaten arbeiten an einem alternativen Finanzsystem, und sollte der Dollar als Weltleitwährung wegfallen, wären die USA bankrott. Sie könnten dann nicht mehr so viel Geld in Umlauf bringen, wie sie wollen.
Politiker und Journalisten behaupten, Deutschland und Europa würden von Russland, und nun auch von China, bedroht, deswegen müsste so monströs aufgerüstet werden. Aber niemand außer den Kriegstreibern in den USA bedroht Deutschland und Europa.
Während die EU gerade auf den Ruin zusteuert, knallen in den USA bei der Rüstungsindustrie die Sektkorken, ebenso bei der Pharmaindustrie und bei den IT-Unternehmen. Die Vermutung erhärtet sich immer mehr: Das alles ist gut durchdacht, geplant und in die Tat umgesetzt. Auf der Strecke bleiben Kultur, Bildung, Soziales, Infrastruktur, auf der Strecke bleibt auch für viele ein menschenwürdiges Leben.
Da die zentralen Positionen von Personen besetzt sind, die „genehm“ sind, und viele Politiker, Journalisten und Wissenschaftler US-Interessen vertreten – ob bewusst oder aus Unwissenheit, sei dahingestellt – wird es schwer sein, sich dem Zugriff der USA und ihrer Kriegstreiber zu entziehen. Aber es führt kein Weg daran vorbei, und der muss unverzüglich eingeschlagen werden, um die absehbare Katastrophe noch zu verhindern. Die Anzeichen, dass die Bevölkerung allmählich aufwacht, mehren sich.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Beitrag erschien zuerst unter dem Titel „Deutschland geschwächt, die USA gestärkt“ bei ViER.
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