In den ersten zwölf, wenn nicht mehr Monaten der ganz, ganz großen Seuche habe ich niemanden getroffen, der an Corona erkrankt, geschweige denn daran gestorben wäre. Während militante Pandemiker laufend zu berichten wussten, dass die Menschen in ihrem Bekanntenkreis wie die Fliegen dahinstarben. Nun gut, es war nicht der nächste Bekanntenkreis, aber die Freundin einer Kusine beziehungsweise deren Mutter. Prominente traten in Talkshows auf und erzählten von Freunden in den besten, nein allerbesten Jahren, Typ Holzfäller. Die seien einfach tot umgekippt. Das war dann fast schon Evidenz genug.
Den Rest erledigten das Robert Koch-Institut (RKI) und das Geblinke der globalen Dashboards. Kumulativ gezählte Tote, die an oder wenigstens im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben waren. Exponentielles Wachstum der Infektionen, das es zu keinem Zeitpunkt nirgends gegeben hat, Bilder aus Bergamo und von Experten prophezeite Leichenberge. Niemand konnte dem Groß- und Daueralarm entgehen.
Sonderbar, im Juli 2022 begegnen mir unzählige Menschen, die Corona gerade überstanden haben, Geimpfte wie Ungeimpfte, den meisten steht die Infektion noch ins Gesicht geschrieben, man hört ganz allgemein von einem enormen Krankenstand, doch die Alarmglocken sind verstummt, man muss sich im Netz über die neuesten Zahlen informieren. Selbst Karl Lauterbach bekommt nur noch selten die Gelegenheit, von kommenden Wellen zu orakeln.
Gewiss, die Freiheit, die unter Corona keinen Pfifferling wert war, die erobern wir gerade kurz vor Moskau zurück.
Doch mitten im Hochsommer Bundesinzidenzen von über 700, und diesmal ist wohl tatsächlich eine Unzahl von Menschen symptomatisch erkrankt — was ist los? Zum ersten Mal seit Wochen schaue ich mir wieder die Zahlen des RKI an und ich hätte nicht gedacht, dass mich diese Firma noch mal zum Staunen bringen könnte. Immerhin fast 30 Millionen laborbestätigte Infektionen sollen im Verlauf der Pandemie registriert worden sein. Doch das Robert Koch-Institut — so erfährt man ganz nebenbei und in der Peripherie des Datendschungels —, verfügt nur bei etwa einem Drittel aller Fälle über klinische Informationen. Nicht zu reden von der Dunkelziffer an Infizierten, die nie erfasst wurden. Das hindert das Institut nicht daran, so zu tun, als könnte man über das Pandemiegeschehen akkurat Auskunft geben.
Mittlerweile haben Herr Wieler und Genossen die Zählweisen so oft geändert, die Datenreihen so oft um- und überschrieben, dass nur noch professionelle IT-Experten gewisse Vergleichbarkeiten darstellen könnten — falls die Daten denn valide, das heißt korrekt erhoben wären. Das sind sie nicht. Tom Lausen und ich haben am Beispiel der Intensivbetten darüber ein Buch geschrieben. Seitdem hat Tom Lausen noch etliche andere Datenschieflagen aufgedeckt.
Und selbst der Untersuchungsausschuss über die Wirksamkeit der anticoronaren Maßnahmen — eingesetzt von denen, deren Arbeit er untersuchen soll — hat einigermaßen schroff festgestellt, dass es angesichts der Datenlage nur wenig genauer zu Untersuchendes gibt. Das hätte der Skandal dieses Sommers werden müssen. Und wenn nicht das, dann die erhebliche Zahl symptomatisch Kranker. Weder hat man zur Jagd auf Ungeimpfte geblasen, noch mit den Schlüsseln zum Einschluss geklappert. Mehr als ein schüchternes Erinnern an AHA war nicht zu vernehmen. Wie darf man das verstehen?
Man lässt einfach laufen. Ohne viel Aufhebens davon zu machen. Ungefähr so, als handle es sich um eine ganz normale, eventuell sogar schwerere Grippewelle. Ungefähr so wie das Querdenkergesocks vor zweieinhalb Jahren schon mal vorgeschlagen hatte. Man tut noch so, als hätte die einst als Endlösung gehandelte Impferei wesentlich zu harmloseren Verläufen beigetragen. Allerdings nimmt selbst die im Großen und Ganzen gekaufte Wissenschaft mittlerweile davon Abstand, diesen Blödsinn mit Studien zu untermauern. Über die einst verkündete Wirksamkeit von 95 Prozent redet kein Mensch mehr, über die dramatischen schweren unerwünschten Nebenwirkungen wollte von Anfang an keiner reden. Der Median der „irgendwie“ im Zusammenhang mit Covid-19 Verstorbenen liegt immer noch bei ungefähr 84 Jahren.
Was hat das alles mit Bill Gates und seinem neuen Buch (1) zu tun?
Nun, Bill erzählt in diesem Buch davon, wie er und ein paar Kumpel aus Politik und Wissenschaft die Corona-Pandemie nun vielleicht nicht ganz besiegt haben, aber doch in letzter Minute das Schlimmste verhindern konnten — jahrzehntelanger Vorbereitung sei Dank. Die Maßnahmen großartig, leider zu wenig befolgt, die Impfstoffe ein voller Erfolg, und die Maske hat alle bösen Aerosole weggefiltert — leider nur fast, weil viele sie nicht richtig getragen haben.
Das alles gründlich belegt durch Studien und von Experten, die Bill und Melinda großzügig unterstützt haben und weiter unterstützen. Man denke nur an den fantastischen Modellierer Neil Ferguson vom Imperial College in London. Ein bisschen mitgeholfen haben vielleicht auch die ungefähr 300 Millionen Dollar, die die Foundation der notleidenden Mainstreampresse hat zuteil werden lassen.
Aber Bill ist keiner, der sich auf seinen Erfolgen ausruht. Kritisch sieht er, was besser gemacht werden kann bei der nächsten Pandemie, die ganz sicher kommt. Das kann in Zeiten der Globalisierung nicht ausbleiben, versichert der Chefpandemiker von eigenen Gnaden. Allerdings wüteten die schlimmsten Seuchen in Zeiten, wo die Welt wenig globalisiert war — etwa die Pest im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Außerdem zu erwähnen die stets vergessenen und vermutlich schlimmsten Seuchen aller Zeiten: die Viren, die der weiße Mann nach Übersee getragen hat. Daran starben schätzungsweise 90 Prozent der Eingeborenen (2). Was natürlich auch seine Vorteile hatte — besonders nachdem man verstanden hatte, wie man diesen Prozess ein bisschen beschleunigen konnte…
Bill will es also noch besser machen, und er hat große Vorbilder: „Warum hat es noch keinen Dritten Weltkrieg gegeben? Unter anderem. Weil 1945 die Staats- und Regierungschefs der Welt einen Blick auf die Geschichte warfen und beschlossen, dass es bessere Wege gebe, um Differenzen beizulegen“, so auf Seite 32. Mon Dieu!
Dem Großphilanthropen ist trotz allem nicht entgangen, dass es Leute geben soll, die ihn und seine Güte nicht so schätzen. Er stellt sich diesem Misstrauen. Zum Beispiel dem Vorwurf, die Gates Foundation sei zu mächtig und ihr Chef nicht in ein Amt gewählt.
Antwort:
„Doch die Gates Foundation macht keineswegs ein Geheimnis daraus, wie sie ihre Ressourcen und ihren Einfluss einsetzt.“
Wie es kommt, dass ein Milliardär eine ursprünglich globale Behörde wie die WHO, der demnächst noch größere Aufgaben zuwachsen sollen, steuert und wie er sie steuert, ist damit längst nicht geklärt.
Und ja, er sei während der Pandemie noch reicher geworden, das stimme, aber schließlich komme das alles seiner Stiftung zu. Bill Gates Privatvermögen wird auf 120 bis 150 Milliarden Dollar geschätzt. Das wäre das Drei- bis Vierfache des Stiftungsvermögens. Und seine Privateinkünfte sind keineswegs transparent (3). Wie er während der Pandemie sein Vermögen fast verdoppeln konnte, während er doch angeblich riesige Summen in die Pandemiebekämpfung gesteckt hat, das erklärt er nicht. Und dem Vorwurf, er sei ein lupenreiner Technokrat, der an technische Innovation und die Leistungen der Privatwirtschaft glaube, will und kann er nicht widersprechen.
Ein Technokrat seines Schlages tut so, als könne man die Welt durch Impfungen und Medikamente retten. Und das Schöne an diesem Glauben ist: Er wird dadurch immer reicher und mächtiger. Seine Karriere als globaler Menschenretter begann nach eigenen Aussagen 1997, als er und die Gattin Melinda in der New York Times einen Artikel lasen, der davon handelte, dass im Jahr 3,1 Millionen Menschen, hauptsächlich Kinder, an Durchfall starben. Dabei gab es eine einfache, lebensrettende und obendrein billige Medizin dagegen. So wurde das philanthropische Paar geboren. Man kaufte Tonnen des Präparats und ließ es verteilen. Gleichzeitig begannen sie, die Entwicklung eines Impfstoffs zu fördern, der Durchfallerkrankungen von vornherein verhindern kann.
Thomas Röper hat in seinem Buch Inside Corona (4) das Geschäftsmodell der Gates Foundation präzise beschrieben. Das wird Gates bei den Durchfallmedikamenten vermutlich erstmalig angewandt haben. Was ein Technokrat aus guten Gründen und wegen viel Geld nicht sehen will, ist, dass tödliche Durchfallerkrankungen in bestimmten Teilen der Welt allein und ausschließlich durch schmutziges Wasser hervorgerufen werden. Die unschlagbarste aller Prophylaxen bei solchen Krankheiten ist schlicht sauberes Wasser. Das ist aber ein politisches Problem, eine Angelegenheit der Lebensverhältnisse.
Es ist nicht bekannt, dass Bill Gates sich je für bessere Lebensverhältnisse von armen Menschen in armen Ländern eingesetzt hätte. Aber mit Medikamenten verdient ein Gesundheitstechnokrat Geld und zwar sehr viel Geld, wie sich am Beispiel von Gates leicht demonstrieren lässt.
Die Pandemie hat sein Vermögen und das der neun anderen reichsten Männer auf Erden schlicht verdoppelt. Die Pandemie beziehungsweise die Maßnahmen, die Leute seines Schlages mit allen Mitteln durchzusetzen halfen, haben das Leben von Milliarden Menschen verschlechtert und zum Tod von vielen Millionen beigetragen. Angesichts dieser Umstände kann man das Märchen vom Menschenfreund nur obszön nennen.
Jetzt hat der Menschenfreund neue Pläne. Es muss alles noch schneller gehen. Zunächst die Erfassung des globalen Infektionsgeschehens. Gates schlägt ein mobiles Einsatzkommando von 3000 Vollprofis vor, die ausgestattet mit neuen Wunderwaffen bei der WHO angesiedelt sein sollen — nur die WHO könnte dem Kommando „weltweite Glaubwürdigkeit verleihen“, so auf Seite 61.
Er hat auch schon einen klingenden Namen für das noch zu gründende Infektionsbataillon gefunden: GERM (Global Epidemic Response and Mobilization Team). Dessen primäre Aufgabe soll darin bestehen, rund um die Uhr und weltweit so früh als möglich jede Infektion aufzuspüren, Erreger zu isolieren und mit neuen Apparaten superschnell zu sequenzieren, Übertragungswege und Infektiosität zu ermitteln, um dann umgehend Impfstoffe zu entwickeln, an deren Vorbereitung allerdings schon Kohorten von Spitzenwissenschaftlern zuvor mitgewirkt haben. Dadurch sollen die Zulassungsverfahren auf ein paar Wochen superteleskopiert werden. Sodann geht es darum, Infektionsgebiete zu isolieren und einen nunmehr schwer verschärften Lockdownautomatismus in Gang zu setzen. Mit einem Wort: Es handelt sich hierbei um die rücksichtslos verdichtete Turboversion des epidemiologischen Werkzeugkastens, der die Menschheit an ihren Rand und um ihren Verstand gebracht hat.
Es gibt längst schätzungsweise ein halbes Dutzend global operierender Infektionsdetektionssysteme. So ist man Ende Dezember 2019 den 27 Fällen von mysteriösen Lungenentzündungen auf die Spur gekommen. Deshalb konnte sich Professor Christian Drosten bereits zwischen Weihnachten und Neujahr an die Arbeit machen und einen PCR-Test entwickeln — obwohl der Rest der Welt nichts ahnte und niemand wissen konnte, dass es sich um ein Corona-Virus handelte.
ProMED heißt das Unternehmen, das ein dichtes global gespanntes Netz von Informanten und Überwachungstools unterhält, die weit über medizinische Meldesysteme hinausgehen. Dann gäbe es noch HealthMap, das zeitgleich mit ProMED auf die Vorgänge in Wuhan reagierte und mit ähnlichen Mitteln arbeitet. Die Europäische Union hat ihre eigenen europäischen Infektionswachtürme: das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), dessen Hauptquartier in Stockholm angesiedelt ist und das über ein eigenes Frühwarn- und Reaktionssystem (EWRS) verfügt. Die WHO unterhält verschiedene Surveillance Systeme.
Außerdem dürfen wir von ähnlichen Einrichtungen in Russland, China und seitens der NATO ausgehen. Die USA werden verschiedene eigene Krankheitsspionagesysteme über den ganzen Planeten installiert haben. Außerdem verfügen viele Nationalstaaten über eigene Früherkennungssysteme. Wer sich genauer mit diesen Beobachtungssystemen beschäftigt, wird sich unweigerlich fragen, was hier wirklich und warum pausenlos überwacht wird (5).
Wesentlich schneller als es bei dem neuen Corona-Virus geschehen ist, wird man auch in Zukunft keine neuen Viren isolieren und sequenzieren können, schneller lässt sich kein PCR-Test entwickeln. Und schneller kann man vermutlich kaum in Erfahrung bringen, wie gefährlich das neue Virus ist, wie infektiös und welche Übertragungsweisen es entwickelt. Wobei ich jetzt mal so tue, als würde all das stimmen, was man uns erzählt hat. Ebenso dürfte ausgeschlossen sein, noch schneller einen so „hochwirksamen“ Impfstoff wie Comirnaty von BioNTech/Pfizer zu entwickeln, der uns von dem Virus erlöst hat, obwohl bei seiner Zulassung „die Standards für Sicherheit und Wirksamkeit nicht verändert“ wurden (Zitat Seite 195).
Was die „Evaluierung“ der bisherigen Maßnahmen betrifft, darf man diesem Buch die Goldene Palme für Verlogenheit und Betrug getrost verleihen.
Wer immer dieses Buch geschrieben haben mag, weiß das natürlich. Die eigentliche Botschaft versteckt sich hinter wirren Steigerungsmythen, fantastischen neuen Apparaten und Techniken. Und diese Botschaft handelt vom globalen Viren-Einsatzkommando GERM, einer aufgerüsteten WHO mit völkerrechtlichen Befugnissen und Käpt‘n Bill am unsichtbaren Ruder (6). Entsprechende Verhandlungen (7) sind übrigens seit Ende 2021 als „Intergovernmental Negotiating Body“ (8) im Gange. Zurzeit findet gerade das vierte Treffen statt (9).
Hier können Sie das Buch bestellen: als Taschenbuch, E-Book oder Hörbuch.
Hier können Sie das Buch bestellen: als Taschenbuch, E-Book oder Hörbuch.
Quellen und Anmerkungen:
(1) Bill Gates, Wie wir die nächste Pandemie verhindern. Piper. München 2022. Original: Knopf. New York 2022
(2) https://www.fu-berlin.de/presse/publikationen/fundiert/archiv/2002_01/02_01_thiemer_sachse/index.html
(3) https://www.handelszeitung.ch/geld/von-mullabfuhr-bis-high-tech-wie-bill-gates-sein-geld-anlegt
(4) Thomas Röper, Inside Corona. Die Pandemie, das Netzwerk & die Hintermänner. J. K. Fischer Verlag. Gelnhausen Hailer 2022
(5) Walter van Rossum, Meine Pandemie mit Professor Drosten. Rubikon. München 2021. S. 94ff
(6) Die WHO im Griff der Lobbyisten. Arte. https://www.youtube.com/watch?v=dYlia_fQOLk
Dr. Andreas Wulf: Die WHO — Im Würgegriff, 12. März 2018. Medico international. https://www.medico.de/im-wuergegriff-17006/
(7) „Im Dezember 2021 richtete die Weltgesundheitsversammlung auf ihrer zweiten Sondertagung ein zwischenstaatliches Verhandlungsgremium (INB) ein, um eine Konvention, ein Abkommen oder ein anderes internationales Instrument im Rahmen der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation zur Stärkung der Pandemieprävention und -bereitschaft auszuarbeiten und auszuhandeln und Antwort, im Hinblick auf die Adoption nach Artikel 19 oder nach anderen Bestimmungen der WHO-Verfassung, die vom INB als angemessen erachtet werden. Die INBs werden auf der Grundlage der Prinzipien der Inklusivität, Transparenz, Effizienz, Führungsrolle der Mitgliedstaaten und Konsens arbeiten.“ https://inb.who.int/
(8) https://apps.who.int/gb/inb/e/e_inb-2
(9) https://apps.who.int/gb/inb/e/e_inb-2
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