Schüler wie Lehrkräfte haben ein Anrecht auf die Unverletzlichkeit ihrer Persönlichkeit
Der Schutz von Lehrenden und Lernenden muss in Bildungsinstitutionen höchste Priorität haben. In einer demokratisch rechtsstaatlichen Schule mit ihrer Schulpflicht haben jeder Schüler und jede Schülerin ein Anrecht auf die Unverletzlichkeit ihrer Persönlichkeit. Die Schule hat dafür zu sorgen, dass alle Schülerinnen und Schüler furchtlos zur Schule gehen können. Lernen, aber auch Lehren sind nur in einer friedlichen Atmosphäre möglich. Gewaltfreiheit ist Voraussetzung eines erfolgreichen Lehr- und Lernprozesses.
Furcht vor Gewalt verursacht Entfremdung — Entfremdung verursacht Gewalt — Gewalt verursacht Furcht. Zur Besänftigung der Furcht werden Waffen mit in die Schule genommen, was das Gewaltklima wiederum anheizt. Es bildet sich eine Negativspirale.
Die Frage, wie der Gewalt in der Schule begegnet beziehungsweise wie sie verhindert werden kann, beschäftigt die Lehrer- und Elternschaft sowie die Politik weltweit seit Jahrzehnten. Egal, ob es sich um Mobbing oder Tyrannisieren mit zum Teil tödlichen Folgen für die Opfer oder um schulische Amokläufe (Schoolshootings) handelt.
In den USA ist die Waffenkontrolle der Schüler beim Betreten der Schule mit Hilfe von Metalldetektoren seit vielen Jahren gängige Praxis. Doch nach dem Amoklauf an einer High School in Parkland (Florida) wurde beschlossen, dass sich bewaffnete Mitarbeiter oder Strafverfolgungsbeamte auf Schul- oder Universitätsgeländen aufhalten dürfen. US-Präsident Trump hatte die umstrittene Maßnahme 2018 befürwortet.
Allgemeine Warnung vor noch mehr Waffen
Befürworter der Waffenerlaubnis argumentieren, dass bewaffnete Lehrer einen Angreifer schneller stoppen könnten als die Polizei. Zudem müssten Lehrkräfte, die im Unterricht eine Waffe mit sich tragen würden, ein Training von 144 Stunden absolvieren. Das vom Parlament des US-Bundesstaates Florida verabschiedete Gesetz zähle zum US-weiten Guardian-Programm. Unterstützt wird es von der amerikanischen Waffenlobby National Rifle Association (NRA).
Waffenkritische Organisationen warnen jedoch vor noch mehr Waffen: Sie würden nicht zu mehr Sicherheit führen, sondern die Schule zu einem viel gefährlicheren Ort für unsere Kinder machen. Sie argumentieren, Waffen könnten falsch behandelt und Lehrern würden Polizeiaufgaben übertragen werden. Auch könnten Lehrer im Falle einer Attacke irrtümlich für Angreifer gehalten und von der Polizei erschossen werden. Deshalb versuchten Organisationen wie Moms Demand Action For Gun Sense — Mütter fordern Maßnahmen für Schusswaffenverstand — bis zuletzt, das Gesetz zu verhindern.
Finanziert wird diese Organisation vom Milliardär und ehemaligen New Yorker Bürgermeister Michael Rubens Bloomberg (Demokratische Partei). Bloomberg und andere stellten an das US-amerikanische Crime Prevention Research Center (Forschungszentrum für Kriminalprävention) folgende zwei Fragen: „Erhöht die Erlaubnis, dass Lehrer eine Schusswaffe auf dem Campus und im Klassenzimmer tragen, die Wahrscheinlichkeit von Waffengewalt?“ und „Schreckt die Anwesenheit solcher Lehrer, die legal Waffen tragen, Massenschützen ab?“
Neue US-Studie kommt zu unerwarteten Ergebnissen
Am 17. April 2019 veröffentlichte John R. Lott Jr., Präsident des Forschungszentrums für Kriminalprävention eine 37-seitige Studie und kommt zu folgendem Ergebnis:
„Schulen, die es Lehrern erlauben, Waffen zu tragen, sind extrem sicher“ (1).
Weiter heißt es in seiner Studie:
„Zwanzig Staaten erlauben derzeit Lehrern und Mitarbeitern, Waffen in unterschiedlichem Maße auf dem Schulgelände zu tragen, (…). Es gibt noch keinen einzigen Fall, in dem jemand bei einer Schießerei, geschweige denn bei einer Massenschießerei zwischen 6 Uhr morgens und Mitternacht in einer Schule, die Lehrer Waffen tragen lässt, seit mindestens Januar 2000 verwundet oder getötet wurde. Befürchtungen von Lehrern, dass ein Schüler eine Schusswaffe von einem Lehrer nehmen und damit Waffengewalt ausüben könnte, sind ebenfalls unbegründet. (…) Während es an Schulen mit bewaffneten Lehrern keine Probleme gab, ist die Zahl der an anderen Schulen getöteten Menschen deutlich gestiegen — eine Verdoppelung zwischen 2001 und 2008 gegenüber 2009 und 2018.“
Bereits 1998 veröffentlichte John R. Lott das Buch „More Guns, Less Crime“. Die Schlussfolgerungen in seiner neuen Studie blieben die gleichen:
„Das bloße Vorhandensein einer Schusswaffe oder sogar die Bedrohung, dass ein potenzielles Opfer bewaffnet sein könnte, hat Waffengewalt verhindert.“
Es bleibt zu hoffen, dass die US-amerikanische Gesellschaft eines Tages zur Besinnung kommt und Wege findet, die Gewalt an ihren Schulen, die ein Spiegelbild ihrer allgemeinen Gewalt- und Kriegskultur ist, einzudämmen. Dann können die Lehrer und Mitarbeiter der Schulen auch wieder abrüsten.
Quellen und Anmerkungen:
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