Redaktionelle Vorbemerkung: Die Analyse von Andreas Peglau zum Rechtsruck in Deutschland erscheint als Sechsteiler: Teil 1 („Massenpsychologie des Faschismus, 1933 – und heute“), Teil 2 („Bundesdeutsche Seelenverhältnisse“), Teil 3 („‚Rechter‘ Neoliberalismus“), Teil 4 („Widersprüche und Auflösungen“), Teil 5 („Die wichtigste Grundlage destruktiver sozialer Systeme“) und Teil 6 („Eine psychosoziale Revolution“.
Wilhelm Reich (1897-1957), in Galizien geborener Sohn jüdischer Grundbesitzer, war Psychoanalytiker, Arzt, Sigmund-Freud-Schüler, -Mitstreiter und -Antipode, „Vater“ der Körperpsychotherapie, Lebensenergieforscher (1). Seine während der ausgehenden Weimarer Republik gewonnenen Erkenntnisse fasste er 1933 in dem Buch Massenpsychologie des Faschismus zusammen: eine Analyse psychosozialer Grundlagen der Europa prägenden „rechts“-autoritären Regime, des enormen Erfolgs Adolf Hitlers und des Versagens der „Linken“ im Kampf gegen ihn. Es war eines der wichtigsten psychoanalytischen Bücher, die je erschienen sind, zugleich die erste Veröffentlichung dessen, was heute Rechtsextremismusforschung genannt wird (2).
Dass Reichs Erkenntnisse dringend benötigt werden, um angemessen auf die aktuellen politischen Entwicklungen zu reagieren, machten bereits die Erklärungsversuche für den „Rechtsruck“ deutlich, den die Wahl zum Europäischen Parlament im Mai 2014 signalisiert hatte.
„Zu fragen, was in den Massen vorgeht…“
Am 28.5.2014 wurde das Ergebnis der Europawahlen in der Friedrich-Ebert-Stiftung von mehr als 20 Experten analysiert. Zur Situation in Frankreich hieß es: „Die sozial schwachen Bevölkerungsschichten sind verunsichert.“ Die griechische „Goldene Morgenröte“ habe sich erfolgreich das Thema der zunehmenden „Immigration zu eigen gemacht“. In Ungarn sei der Grund „die anhaltend schlechte wirtschaftliche Situation“.(3) Im Juni 2014 fanden Vertreter der antifaschistischen Internationalen Widerstandskämpfer-Föderation folgende Begründungen: „Arbeitslosigkeit“, ungenügende Gegenwehr der Arbeiterklasse „gegen den Kapitalismus“, Unterstützung sozialdemokratischer Parteien für „das internationale Kapital“.(4) 2015 erklärten erneut von der Ebert-Stiftung geladene Experten den „Rechtsruck“ u.a. so: Menschen suchten nach „einfachen Lösungen“ und würden bei „rechten“ Parteien fündig. Dass der Front National „rassistische Stereotype“ nutze, vergrößere seine Popularität. Die wachsende Unterstützung für die „rechte“ ungarische Partei Jobbik hänge damit zusammen, dass diese inzwischen auf aggressive Symbolsprache verzichte zugunsten leutseliger Selbstdarstellungen von Jobbik-Chef Gábor Vona „mit einem Hündchen auf dem Schoß“.(5)
All das ähnelt verblüffend jenen hilflosen Deutungsversuchen, die schon Wilhelm Reich in der Massenpsychologie beschrieben hatte:
„Die Kommunisten erklärten z.B. die Machtergreifung durch den Faschismus aus der illusionären, irreführenden Politik der Sozialdemokratie. Diese Erklärung führt im Grunde in eine Sackgasse, denn es ist ja eben die Funktion der Sozialdemokratie, als objektive Stütze des Kapitals, Illusionen zu verbreiten. […] Ebenso unproduktiv ist die Erklärung, die politische Reaktion hätte in Gestalt des Faschismus die Massen ›vernebelt‹, ›verführt‹ und ›hypnotisiert‹. Das ist und bleibt die Funktion des Faschismus, solange er existiert. […] Liegt nicht nahe, zu fragen, was in den Massen vorgeht, dass sie diese Rolle nicht erkennen wollten und konnten?“(6)
An einer späteren Stelle im Buch ergänzte Reich:
„Der Nationalsozialismus bediente sich gegenüber den verschiedenen Objekten seiner Propaganda verschiedener Mittel und machte, je nach sozialer Schicht, die er gerade brauchte, verschiedene Versprechungen. So trat beispielsweise im Frühjahr 1933 in der Propaganda die Betonung des revolutionären Charakters der Nazi-Bewegung hervor, weil man die Industriearbeiter gewinnen wollte, und man feierte den 1. Mai, nachdem man in Potsdam den Adel zufriedengestellt hatte.(7) […] Die Grundfrage ist: Warum lassen sich die Arbeiter politisch beschwindeln? Sie hatten alle Möglichkeiten, die Propaganda der verschiedenen Parteien zu kontrollieren. Warum entdeckten sie nicht etwa, dass Hitler den Arbeitern Enteignung des Besitzes an Produktionsmitteln und den Kapitalisten Schutz vor Streiks gleichzeitig versprach?“(8)
Weshalb, lässt sich also in Anlehnung an Reich auch heute fragen, suchen Menschen nach vermeintlich „einfachen“, tatsächlich aber durchschaubar falschen Lösungen? Wieso macht Arbeitslosigkeit und Existenzunsicherheit reaktionär statt revolutionär? Warum hat sich die Arbeiterklasse auch 2014 „nicht genügend gewehrt“? Wieso erzeugt zunehmende Immigration chauvinistische Ausgrenzung statt Solidarisierung, zum Beispiel im Kampf gegen die tatsächlichen Verursacher jener Kriege und jener Verelendung, die maßgeblich diese Immigration auslösen? Warum fallen Menschen reihenweise auf rassistische Stereotype herein? Was muss in ihnen vorgehen, dass sie positiv auf Bilder „rechter“ Parteiführer „mit einem Hündchen auf dem Schoß“ reagieren?
Keine der „klassischen“ Faschismusdefinitionen von Georgi Dimitrow bis Leo Trotzki und erst recht keiner der hier zitierten Erklärungsversuche geben darauf Antwort. Letztere wirken gerade in ihrer Verschiedenartigkeit hilflos. Wenn so unterschiedliche Umstände „rechte“ Tendenzen auslösen, wie wollte man ihrer je Herr werden? Wenn Arbeitslosigkeit, unerlässlicher Bestandteil kapitalistischen Wirtschaftens, schon an sich diese Wirkung hätte, wieso führt dann Kapitalismus nicht permanent zu Faschismus? Gibt es also eine andere Basis „rechter“ Entwicklungen, die zu den genannten Faktoren hinzukommen muss, damit sie diesen Effekt erzielen?
Diese Frage hat sich auch Reich 1933 gestellt. Seine Antworten setzen an bei der Art und Weise, wie Kinder im deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik sozialisiert wurden.
Die Fabrikation psychosozialer Zeitbomben
Das Kind durchlaufe zunächst „den autoritären Miniaturstaat der Familie, […] um später dem allgemeinen gesellschaftlichen Rahmen einordnungsfähig zu sein“. Insbesondere die „moralische Hemmung der natürlichen Geschlechtlichkeit“ – die in der Familie beginne, von der Kirche und ihren sexualfeindlich-patriarchalischen Mythen bekräftigt werde – mache, so Reich, „ängstlich, scheu, autoritätsfürchtig, im bürgerlichen Sinne brav und erziehbar“.(9) Die durch unterdrückende Erziehung entstehende Wut, die nicht gegen die Erzieher gerichtet werden darf, staue sich an und mache so gesunde Aggressionsbereitschaft zu Zerstörungswillen. Dieser suche nach Ersatzventilen und Sündenböcken:
Der autoritäre Charakter mit seinem Nach-oben-Buckeln und Nach-unten-Treten ist komplett. Dieser Prozess verändere „den wirtschaftlich unterdrückten Menschen“ so, dass er gegen sein eigenes „Interesse handelt, fühlt und denkt“.(10) Je „hilfloser das Massenindividuum aufgrund seiner Erziehung“, desto intensiver werde zudem der Wunsch nach einem – autoritären – Ersatzvater. Doch „[n]ur dann, wenn die [psychische – A.P.] Struktur einer Führerpersönlichkeit mit massenindividuellen Strukturen breiter Kreise zusammenklingt, kann ein ›Führer‹ Geschichte machen“ (11).
Das traf in Deutschland um 1930 für niemanden so sehr zu wie für Adolf Hitler. Die „kleinbürgerliche Herkunft“ von dessen Ideen deckte sich in den Hauptzügen „mit dem massenpsychologischen Milieu der Strukturen, die diese Ideen bereitwillig aufnehmen“.(12) Dass die nationalsozialistische „Massenorganisierung gelang“, lag daher „an den Massen und nicht an Hitler“.(13)
Da die faschistische Bewegung ihren Erfolg also maßgeblich psychischen Konstellationen verdanke, die Christentum und autoritäre Kleinfamilie seit Generationen erzeugten, genüge die Auseinandersetzung mit der kapitalistischen Wirtschaftsordnung nicht, um den Faschismus aus der Welt zu schaffen; Kirche, Kleinfamilie und Sexualunterdrückung – letztlich das Patriarchat – seien ebenfalls zu bekämpfen.
Aber gilt das, was Reich damals beschrieben hat, noch heute? Inwieweit leben wir – gemessen an den Faktoren, die Reich für „rechte“ Entwicklungen mitverantwortlich machte – unter ähnlichen Umständen?
Schauen wir uns diese Faktoren im Einzelnen an.
Begünstigende Faktoren „rechter“ Entwicklungen: BRD, heute
Deutsche Kirchen beeinflussen heute politische Trends nicht mehr in gleicher Weise wie vor 100 Jahren. Solange der deutsche Staat den Kirchen zusätzlich zur Kirchensteuer jedes Jahr 460 Millionen Euro zukommen lässt – egal, wie viele Gläubige ihnen noch angehören, solange der nahezu flächendeckende christliche Religionsunterricht installiert bleibt und mehr als die Hälfte der Deutschen zumindest formal „kirchlich“ gebunden sind, wirken Kirchen dennoch weiter vielfach auf Selbst- und Weltbilder ein. Und das eben nicht nur im Sinne von Nächstenliebe. Die katholische Kirche ist traditionell geprägt von einem autoritären Papstkult. Schon aufgrund ihrer Haltung zu Verhütung, vor- oder außerehelichem Sex, Homosexualität und Zölibat hat sie weiterhin eine gefühls- und sexualunterdrückende, damit destruktiv machende Wirkung. Das belegt der auch dadurch in ihren Institutionen grassierende sexuelle Missbrauch. 2014 bekräftigten 2014 Äußerungen des Militärbischofs Sigurd Rink(14): Selbst die einst stark pazifistisch engagierte evangelische Kirche befürwortet zunehmend die – durch den militanten Ex-Pfarrer Joachim Gauck in seiner Zeit als Bundespräsident prominent vertretene – Triade aus Rüstungsexporten, Kriegseinsätzen und außenpolitischer Aggressionsbereitschaft. Dass christliche Haltungen nicht vor „rechtem“ Gedankengut schützen, belegten 2016 einmal mehr Befragungen: In Bezug auf rechtsextreme Einstellungen „erreichen die Konfessionslosen die niedrigsten und die Katholiken die höchsten Werte“, Mitglieder der evangelischen Kirche lagen dazwischen.(15) Die CSU vermengt zudem nahezu routinemäßig christliche Ideologie und Fremdenfeindlichkeit, fördert also schon dadurch auch ganz direkt „rechte“ Haltungen.
Die Verhältnisse in deutschen Kleinfamilien sind mittlerweile weniger restriktiv als am Vorabend des „Dritten Reichs“. Noch bis 1998 galt jedoch in der BRD das „Züchtigungsrecht“, also die elterliche Misshandlungserlaubnis. Erst im Jahr 2000 nahm der Bundestag endlich den Passus ins Bürgerliche Gesetzbuch auf: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ Welches Ausmaß an Unterdrückung hinter kleinfamiliären Mauern dennoch weiterhin existiert, lässt sich dem Buch Deutschland misshandelt seine Kinder(16) entnehmen. Laut Kinderschutzbund Deutschland sterben jede Woche in der BRD drei Kinder durch Misshandlung oder Vernachlässigung. Schwere Vernachlässigung durchleben zehn Prozent der Kinder, leichtere Formen von Vernachlässigung 50%. Emotional misshandelt werden 17%, körperlich 15% – ebenso viele erleiden sexuellen Missbrauch, zwei Prozent von ihnen in schwerer Form. Die diesbezüglichen Dunkelziffern dürften hoch sein.(17) In aktuellen Befragungen gaben 40% der Eltern an, ihre Kinder zu schlagen.
Entfremdende „Sekundärtugenden“, wie sie schon im wilhelminischen Deutschland angestrebt wurden, möchten die meisten weiterhin erzeugen: 88% der Eltern wollen ihren Kindern vor allem „Höflichkeit und gutes Benehmen“ beibringen, 70% „Disziplin“.
Auch das Ausmaß an Sexualunterdrückung in Deutschland ist gegenwärtig zweifellos geringer als in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Aber schon eine durch Werbung, Pornoindustrie und Prostitution permanent vermarktete Sexualität steht einem tatsächlich frei oder gesund zu nennenden Sexualleben diametral entgegen. Bei einer 2014 veröffentlichten EU-Studie gaben 12% aller Frauen an, vor ihrem 15. Lebensjahr sexueller Belästigung oder Missbrauch durch Erwachsene ausgesetzt gewesen zu sein, 33%, seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlitten zu haben, fünf Prozent, vergewaltigt worden zu sein. Deutschland schnitt bei dieser Studie sogar noch etwas schlechter ab als der Durchschnitt europäischer Länder.
Wilhelm Reich, für den es ein grundlegendes Merkmal des Patriarchats war, dass „Frauen, Kindern und Jugendlichen die geschlechtliche Freiheit“ geraubt wird, müsste schon deswegen auch der BRD patriarchale Züge bescheinigen. Und es gibt weitere Gründe für eine solche Diagnose. Wir profitieren wirtschaftlich von Frauen- und Kinderarbeit in streng patriarchal strukturierten Ländern wie Indien.(18) Jährlich kommen tausende Frauen in unser Land, die im schlimmsten Fall als Zwangsprostituierte körperlich und seelisch zugrunde gerichtet werden, im günstigeren Fall als „Care-Migrantinnen“ unter Bedingungen arbeiten, die als „moderne Sklaverei“ klassifiziert werden können.(19) Aber auch alteingesessene BRD-Bürgerinnen erhalten im Durchschnitt acht Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen, tragen, da sie weit mehr als Männer schlechtbezahlte Jobs mit geringerer Wochenarbeitszeit ausüben, 22% weniger Bruttolohn nach Hause.(19) Aus den Köpfen sind patriarchale Normen ebenfalls nicht verschwunden. 2014 teilten bei einer Umfrage zehn Prozent der Frauen mit, „aus Überzeugung“ „keusch in die Ehe“ gehen zu wollen, waren bei Wählern und Wählerinnen sämtlicher Parteien sexistische, Frauen abwertende Einstellungen zu finden, in Ausprägungen zwischen 2,4 und knapp 20%.(21)
Dass, wie Reich es in der Massenpsychologie als typisch patriarchal kennzeichnete, „die Sexualität in eine Ware verwandelt, richtiger die sexuellen Interessen in den Dienst der wirtschaftlichen“ gestellt werden, ist im Kapitalismus ohnehin selbstverständlich. Reich hat immer wieder darauf verwiesen, dass sich gesunde psychosoziale Verhältnisse in Klassengesellschaften in letzter Konsequenz nicht herstellen lassen. Entfremdete Arbeit, Ausbeutung, ungerechte Verteilung von Geld, Besitz und Lebensgestaltungsmöglichkeiten sowie permanente Unterordnung und Abhängigkeit in der Arbeitssphäre führen zur Vertiefung in der Kindheit angelegter seelischer Deformationen.
Davon zeugt die Tatsache, dass mindestens ein Drittel der EU-Bevölkerung im Alter von 18 bis 65 Jahren – die Angaben liegen zwischen 78,5 und 87,1 Millionen – laut langjähriger epidemiologischer Untersuchungen von jenen psychischen Störungen betroffen sind, auf deren Aufzählung sich die offiziellen Krankheitskataloge wie der ICD 10 beschränken, allen voran depressive und Angststörungen. Nahezu jeder zweite Betroffene hat mehr als eine solche Diagnose. Das gilt auch für Deutschland, wo mehr als 10% der Bevölkerung sogar „vier oder mehr Diagnosen erhalten“.(22)
Nehmen wir im Gegensatz zum ICD 10 die sich unter anderem in rechtsextremen Einstellungen zeigenden destruktiv-autoritären Charakterorientierungen als neurotische Symptome hinzu, ist klar: Wir leben nach wie vor in einer Gesellschaft, wie sie schon Erich Fromm 1955 mit Fug und Recht als „krank“ bezeichnet hat. Auch Fromm begründete seine Diagnose nicht nur mit den weit verbreiteten, in psychiatrischen Nomenklaturen gelisteten seelischen Störungen, sondern vor allem mit massenhafter Destruktivität, wie sie insbesondere in Kriegen zum Ausdruck kommt und mit dem kapitalistischen Wirtschaftssystem, das permanent Ungerechtigkeit produziert und nicht zuletzt von Waffenherstellung und Kriegen profitiert.(23)
Wie krank unsere Gesellschaft in diesem Sinne ist, zeigen auch soziologische Erhebungen zu „rechten“ Einstellungen in Deutschland.
Quellen und Anmerkungen:
(1) Ausführlich zu Reichs Biografie: Peglau, Andreas 2017 [2013]: Unpolitische Wissenschaft? Wilhelm Reich und die Psychoanalyse im Nationalsozialismus, 3., erweiterte Auflage, Gießen: Psychosozial.
(2) Siehe Peglau, Andreas 2017: Rechtsruck im 21. Jahrhundert. Wilhelm Reichs „Massenpsychologie des Faschismus“ als Erklärungsansatz, Berlin: NORA.
(3) Engels, Barbara (2014): Europa nach der Wahl : Rechtsruck wie befürchtet? Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, S. 1.
(4) Junge Welt, 4.6.2014, S. 15: „Autoritärer Kapitalismus“.
(5) Kiesel, Robert; Schmidtke, Franziska (2015): Europas radikale Rechte ein Jahr nach der Europawahl : eine Zwischenbilanz, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, S. 2.
(6) Reich, Wilhelm (1933b): Massenpsychologie des Faschismus. Zur Sexualökonomie der politischen Reaktion und zur proletarischen Sexualpolitik, Kopenhagen/Prag/Zürich: Verlag für Sexualpolitik, S. 36.
(7) Am 21.3.1933, dem „Tag von Potsdam“, versuchte Hitler u.a. durch Einbeziehung Hindenburgs und demonstratives Anknüpfen an die preußische Geschichte das konservativ-monarchische Lager zu gewinnen.
(8) Reich, Massenpsychologie (wie Anm. 6), S. 59.
(9) Ebd., S. 50.
(10) Ebd., S. 53f.
(11) Ebd., S. 58.
(12) Ebd., S. 60.
(13) Ebd., S. 64.
(14) Junge Welt, 9.9.2014, S. 2: „Zum Absegnen des Tötens bereit“.
(15 Decker, Oliver/Kiess, Johannes/Brähler, Elmar (Hg.) (2016): Enthemmte Mitte. Autoritäre und rechtsextreme Einstellung in Deutschland, Gießen: Psychosozial, S. 41f.
(16) Guddat, Saskia/Tsokos, Michael (2014): Deutschland misshandelt seine Kinder, München: Droemer/Knaur.
(17) Bauer, Joachim (2015): Selbststeuerung. Die Wiederentdeckung des freien Willens, München: Blessing, S. 61.
(18) Mies, Maria (2015) [1988]: Patriarchat und Kapital, München: bge.
(19) Engert, Peter (2014): Care-Wanderungen. Über die (unheilige) Allianz von Patriarchat und Kapitalismus, Hamburg: Diplomica, S. 5f.
(20) Domscheit-Berg, Anke (2015): Ein bisschen gleich ist nicht genug! Warum wir von Geschlechtergerechtigkeit noch weit weg sind. Ein Weckruf, München: Heyne, S. 22-27.
(21) Decker et al. 2016 (wie Anm. 15), S. 87f.
(22) Wittchen, Hans-Ulrich/Hoyer, Jürgen (2006): Klinische Psychologie und Psychotherapie, Heidelberg: Springer, S. 65–70.
(23) Fromm, Erich (1989): Wege aus einer kranken Gesellschaft, in ders.: Gesamtausgabe, Bd. 4, München: dtv, S. 1–254, S. 7–12.
Redaktioneller Hinweis:
Vor einem Wiedererstarken des Faschismus hat bereits Bertolt Brecht gewarnt: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ Aber was ist dieser „Schoß“?
Die bemerkenswerten Antworten, die der „linke“ Psychoanalytiker Wilhelm Reich (1897-1957) auf diese Frage gab, werden bis heute fast durchgängig ignoriert, auch in Politik, Faschismus- und Rechtsextremismusforschung. Das ist bitter, weil Reich es anders verdient hätte. Wichtiger ist jedoch: Ohne diese Antworten endlich ebenfalls zu berücksichtigen, dürfte es weder eine Chance geben, die internationale „braune Renaissance“ zu verstehen noch ihr wirkungsvoll entgegenzutreten.
Das im Juli 2017 erschienene neue Buch des Psychologen und Psychotherapeuten Andreas Peglau verbindet knappe biografische Informationen zu Reich und zu seiner 1933 erschienenen „Massenpsychologie des Faschismus“ mit Antworten auf Fragen wie
- Was war bzw. ist die wichtigste psychosoziale Basis politischer „Rechts“-Entwicklungen – früher und heute?
- Welche Auswirkungen hat autoritär-entfremdende Sozialisierung für das Zustandekommen von Destruktion, Rassismus und Krieg?
- Welche Rolle spielen psychische Faktoren für das Aufrechterhalten patriarchalisch-kapitalistisch-neoliberaler Systeme und für das mögliche Revolutionieren dieser Systeme?
- Welche Menschen- und Weltbilder können uns als Voraussetzung zum konstruktiven Handeln dienen?
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Andreas Peglau: Rechtsruck im 21. Jahrhundert. Wilhelm Reichs Massenpsychologie des Faschismus als Erklärungsansatz, Nora-Verlag Berlin, 174 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 978-3-86557-428-2.
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