The King is dead, long live the King! (deutsch: Der König ist tot, lang lebe der König!) Mit dieser im Jahre 1422 in Frankreich geprägten Heroldsformel läutet Großbritannien dieser Tage eine neue Ära ein. Denn nach dem Tod der 93-jährigen Queen übernimmt nun ihr ältester Sohn den Thron im Königreich. Ein kolossales Event. Nicht nur für die Bewohner der Insel. Nach Angaben der britischen Medien hat sich die halbe Weltbevölkerung vor irgendwelchen Bildschirmen versammelt, um die Trauerfeierlichkeiten zu verfolgen — mehr als vier Milliarden Menschen. Für das Begräbnis einer steinreichen Monarchin, deren Machtapparat beträchtliche Teile der Welt seit Jahrhunderten ausbeutet und unterjocht. Ein Großteil der Zuschauer dürfte selbst vom brutalen Imperialismus der Briten betroffen sein. Zumindest die jeweiligen Vorfahren. Denn das Commonwealth of Nations ist nach wie vor riesig. Knapp 2,5 Milliarden Menschen leben auf dem 56 Länder umfassenden Territorium des einstigen „Empire“, fast ein Drittel der Weltbevölkerung. Und sie alle unterstanden bis vor Kurzem Queen Elizabeth II, einer snobistischen Monarchin, deren Projektionsfläche sich nun im wohlwollenden Lichte posthumen Kondolenzgebarens verklärt.
Königin Elisabeth II. war ein Spross des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha, in Englisch Saxe-Coburg-Gotha, einem der einflussreichsten Geschlechter des Hochadels — wie auch der amtierende belgische König Philippe, dessen Aufgaben bei einer Internet-Enzyklopädie wie folgt umrissen werden: „Er ist Mitglied im Club of Rome. Im Jahr 2012 war er Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz (…). 1995 wurde Philippe (…) als Großkreuzritter in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem investiert.“ Es folgen noch einige weitere Ernennungen, Orden und Lobpreisungen, unter anderem im Bulletin des Vatikan. Dann endet die Beschreibung seiner Lebensleistung, die zunächst wenig spektakulär anmutet, abrupt.
Repräsentative Rollen, Grüß-August, revisionistische Traditionen — möchte man annehmen. Analog zum Curriculum Vitae von Ex-Prinz Charles. Doch das täuscht. Denn auch wenn „die Royals“ heutzutage allesamt den Anschein erwecken wollen, ihr Verantwortungsbereich beschränke sich nur noch auf Fotostrecken, Homestories und Benefiz-Veranstaltungen, haben die Familien des alteingesessenen Hochadels, der den europäischen Kontinent seit einem Jahrtausend beherrscht, nach wie vor ungeahnte Macht und nehmen mehr Einfluss auf den Lauf der Welt, als manch Gala- oder Bunte-Leser sich vorstellen möchte.
Sowohl die jüngst verschiedene Queen als auch Philippe gehen — wie diverse europäische Könige und Kaiser —, auf deutschstämmige Adelsgeschlechter zurück. Im vorliegenden Falle auf das Haus Wettin, mit über 1.000 Jahren Familiengeschichte eines der ältesten urkundlich erfassten Geschlechter des Hochadels. Und davon gibt es einige, wie sich im „Genealogischen Handbuch des Adels“ nachschlagen lässt. Den Namen „Windsor“ verlieh sich die britische Königsfamilie erst im Jahr 1917, um die deutschen Wurzeln von Elizabeths Vater zu kaschieren. Denn in Anbetracht deutschen Abstammung der britischen Königsfamilie und der Gräueltaten im Laufe des ersten Weltkrieges machte sich um die Jahrhundertwende vermehrt Unmut in der britischen Bevölkerung breit. Diese Tendenz setzte sich mit der späteren Machtzunahme der Nazis in Deutschland und der unverhohlenen Sympathien, die Georg VI. gegenüber Hitler und seinem Regime hegte, fort.
Aus gutem Grund, denn die Liste der „souveränen Häuser erster Abteilung“, also der Dynastien regierender oder ehemals regierender Monarchen, mag im Postfaktum des Medienzeitalters zunächst etwas surreal, deplatziert oder lächerlich wirken, doch verbergen sich hinter den Familiennamen bis heute vererbte Herrschaftsansprüche, immense Macht und ungeheure Mengen von altem Kapital, das zum Teil auf ein ganzes Jahrtausend politischer, finanzieller und sozialer Einflussnahme zurückblickt. Immerhin wurde auch in Deutschland die Monarchie erst mit der Abdankung des Kaisers im Jahre 1918 abgeschafft.
Trotzdem befindet sich zum Beispiel nach Ergebnissen der dritten Bundeswaldinventur in Deutschland noch immer gut die Hälfte der Waldflächen in Privatbesitz, und zwar in Händen des Adels. In manchen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen — mit 67 Prozent — oder Niedersachsen — mit 59 Prozent — ist es noch deutlich mehr. Mit 300 Hektar lässt sich bereits ein ansehnliches Einkommen erzielen, berichtet der Prinz von Sachsen-Weimar, der 2.100 Hektar Wald und 300 Hektar Landwirtschaft sein Eigen nennt und damit circa 1,2 Millionen Euro im Jahr umsetzt. Etwa 50 Millionen Euro beträgt sein Gesamtvermögen. Was man eben so seit 1532, dem Jahr der Ernennung des ersten Kurfürsten der Familie, durch die Generationen schleppt. Gegen das Vermögen der im Buckingham Palace residierenden Sippe von Sachsen-Coburg und Gotha sind das selbstredend nur Peanuts.
Der Bloomberg Billionaires Index schätzte das Privatvermögen von Queen Elizabeth II im Jahr 2015 auf 425 Millionen US-Dollar — fast eine halbe Milliarde. Im Vergleich zu manch einem Tech-Tycoon nicht gerade berauschend, könnte man meinen. Obgleich die Schätzung außer Acht lässt, dass der britische Monarch die größte Kunst-, Antiquitäten-, Edelmetall- und Diamantensammlungen der Welt besitzt, das meiste davon blutig geraubt in Kolonien. Darüber hinaus besitzt er 19 Schlösser, Burgen und Landsitze auf der Insel und hält rund 7,3 Milliarden Pfund an Investments, die pro Jahr etwa 200 Millionen Pfund Gewinn erwirtschaften (Stand: 2008). Zusätzlich erhält die Krone derzeit jährlich 77,1 Millionen Pfund aus der Staatskasse — für den repräsentativen Lebensstil und die Instandhaltung der royalen Prunkbauten.
Nun laufen aber weder Konten noch Mietverträge auf den Namen des Throninhabers. Denn dieser bereichert sich natürlich nicht persönlich am Volksvermögen, er verwaltet die Werte des „Empire“ nur — für die Krone. Womit sich nach Vorstellungen der Windsors alle Briten angesprochen fühlen sollen. Die Buchhaltung der royalen Finanzen wickelt dementsprechend eine speziell dafür geschaffene, vermeintlich neutrale Institution ab.
So dürfte das britische Königshaus durchaus eine der wohlhabendsten Dynastien der Welt beherbergen, auch wenn deren Name nie auf Ranglisten der reichsten Menschen dieser Welt auftaucht. Die Rockefellers sind auch nie auf diesen Listen zu finden, weil sie ihr Vermögen entsprechend diversifiziert und in verschiedenen Kapitalsammelstellen geparkt haben. Gleiches gilt für die seit Jahrhunderten herrschende Dynastie des saudischen Königshauses, das zwischenzeitlich 1,2 Billionen US-Dollar — 1.000 Milliarden — akkumuliert haben soll. Aber auch die europäischen Königshäuser sind mitnichten verarmt und sitzen auf einem generationsübergreifend verwalteten Milliarden-Vermögen.
„Republiken enden durch Luxus, Monarchien durch Armut“ (Charles de Secondat, Baron de Montesquieu, 1689 bis 1755).
Nun ist exorbitanter Reichtum nicht das Kernproblem, sondern die Macht jener vermeintlich entmachteten Zirkel des Hochadels, die durch innerfamiliäre Hochzeiten über Staatsgrenzen und Generationen hinweg verwandt und verbunden sind — und deswegen in vielen Fällen an Hämophilie leiden. Denn auch wenn sich diese Machtfülle heutzutage hinter allerlei Sondergesetzen, Nichtregierungsorganisationen, Stiftungsarbeit und paraphrasiertem Blendwerk versteckt, scheint der Einfluss der wichtigsten Dynastien auch nach der Abschaffung der absolutistischen Monarchie vor knapp 100 Jahren nahezu ungebrochen. Davon zeugt das vermeintliche dröge Leben von König Charles III.
So gründete der ehemalige Prinz von Wales bereits im Jahr 1985 die Organisation Business in the Community, die später zum International Business Leaders Forum wurde. Dieses stellte seine Geschäftstätigkeit zwar offiziell im Jahr 2013 ein, die operativen Aufgaben führen jedoch zwei daraus hervorgegangene Elitisten-Organisationen fort: das International Business Leaders Forum Global sowie die Partnering Initiative. Beide widmen sich dem gleichen Ziel wie das omnipräsente Weltwirtschaftsforum in Davos und komplementieren dessen Aktivitäten hinsichtlich der Zementierung korporatistischer Strukturen auf supranationaler Ebene. Der neue König ist von „Public Private Partnerships“ — dem Schlüsselelement des Korporatismus, dem Faschismus der Moderne — ebenso angetan wie alle anderen regierenden Monarchen unserer Zeit.
Darüber hinaus engagierte sich Charles III. seit Beginn der 1990er-Jahre für die heute so im Fokus stehenden „Nachhaltigkeitsziele“. Dafür übernahm er die vom Club of Rome 1972 unter dem Titel „Limits to Growth“ publizierten Thesen zur vermeintlich drohenden Klima-Apokalypse und arbeitete eng mit den Gründern der 1968 ins Leben gerufenen und in Winterthur (Kanton Zürich, Schweiz) ansässigen Nichtregierungsorganisation zusammen. Analog zum „Club of Rome“-Langzeitmitglied Beatrix Wilhelmina Armgard, besser bekannt als ihre Königliche Hoheit Prinzessin Beatrix der Niederlande. Außerdem mit dabei — wie könnte es bei globalistischen Aktivitäten anders sein —, der Finanzmogul David Rockefeller, dessen diskret agierende Stiftungen die Welt in den vergangenen 100 Jahren stärker beeinflusst haben als jeder Spitzenpolitiker, wie selbst das renommierte Fachblatt The Lancet in einer Publikation vom 11. Mai 2013 einräumt.
„Manche glauben, wir seien Teil einer geheimen Verbindung, welche gegen die besten Interessen der Vereinigten Staaten arbeitet; sie charakterisieren meine Familie und mich als Internationalisten und behaupten, dass wir uns weltweit mit anderen zur Errichtung einer global integrierten, politisch-wirtschaftlichen Struktur verschworen haben (…). Wenn das die Anklage ist, bekenne ich mich schuldig, und ich bin stolz darauf“ (David Rockefeller, Memoiren — Erinnerungen eines Weltbankiers, 2002).
Dass Charles III. beim Thema Nachhaltigkeitsziele keine Gefangenen mehr machen möchte, demonstriert seine im September 2020 artikulierte Forderung nach einer „militärisch organsierten Kampagne“, um die sogenannten Klimaschutzziele zu erreichen. Seinen dahingehenden Elan belegen auch die Recherchen der US-Autorin Joan M. Veon, die bereits im Jahr 1997 das kaum noch zu ergatternde Buch „Prince Charles: The Sustainable Prince“ (Prinz Charles: Der nachhaltige Prinz) veröffentlichte. In der Kurzbeschreibung zum entsprechenden Titel umreißt sie den behandelten Themenkomplex wie folgt:
„Als der US-Senat die Charta der Vereinten Nationen ratifizierte, kehrte Amerika wieder unter britische Herrschaft zurück und erfüllte damit die Ziele von Cecil Rhodes, dem Diamanten- und Goldmagnaten, der sein Vermögen hinterließ, um genau dieses Ziel zu erreichen. Das bedeutet, dass Prinz Charles als Erbe des britischen Throns eine größere Rolle im Weltgeschehen spielt, als man sich vorstellt. (…) Als Ergebnis seiner Rolle hinter den Kulissen bei den Vereinten Nationen ist Prinz Charles dafür verantwortlich, die Ordnung des Lebens von der biblischen Perspektive der Herrschaft des Menschen über die Erde zu einer Ordnung zu ändern, in der die Erde die Herrschaft über den Menschen hat. Eine der großen Umweltphilosophien, die dem gleichkommt, ist die der nachhaltigen Entwicklung.“
An diesem Beispiel zeigt sich exemplarisch, wie die scheinbar von weltlicher Macht enthobenen Monarchen Europas weiterhin massiv Einfluss auf vermeintlich demokratische Strukturen nehmen. Sie finanzieren, etablieren, unterstützen und repräsentieren globalistisch-elitäre Konzepte, tragen diese vom Stadium des Strategiepapiers oder aus Partner-Universitäten hinaus in den öffentlichen Debattenraum, wo daraus im Lauf der Zeit supranationale Handlungsempfehlungen und schlussendlich nationale Gesetze werden.
Ohne die vordergründig philanthropischen Aktivitäten von Charles III. hätten weder die euphemistisch als „Green Economy“ bezeichnete Kapitalisierung natürlicher Ressourcen noch der transatlantische Korporatismus ihren heutigen Entwicklungsstand erreicht. Und ohne Segen des Regenten aus London wird nach wie vor weder in Großbritannien noch in Kanada oder Australien jemand Premierminister. Die Feudalherren von gestern sind die Globalisten von heute.
Diesen Umstand veranschaulicht ein weiteres Buch von Joan M. Veon aus dem Jahr 1999 mit dem Titel „The United Nations: A Global Straightjacket“ (Die Vereinten Nationen: Eine globale Zwangsjacke), in dem sie den eigentlichen Zielen der de facto als Weltregierung auftretenden Organisation auf den Zahn fühlt. Bereits im Vorwort beschäftigt sich die Autorin mit der brennenden Frage, wie der Planet über die zunehmende Digitalisierung einer Einheitsregierung unterstellt werden kann. Sie untersucht, wie Hegel'sche Dialektik angewandt wird, um Konsens in der Bevölkerung zu evozieren, und führt diesbezüglich aus:
„Als ich zum ersten Mal von der Neuen Weltordnung las, hatte ich keine Ahnung, dass es sich um eine echte Weltregierung handelte. Niemand stellte jemals die Verbindung für mich her. Wir müssen erklären, dass dies ein und dasselbe ist. Viele wissen oder fühlen, dass etwas nicht stimmt, können das Problem aber nicht benennen. Dieses Buch wird Ihnen helfen, politische, wirtschaftliche und ökologische Zusammenhänge herzustellen. Es erklärt die Hegel'sche Dialektik, die Neudefinition von Regierung, Public Private Partnerships und wie diese Instrumente alsbald die Verfassung ersetzen werden, Globalisierung als die Entwicklung hin zu einer Weltbörse sowie der bargeldlosen Gesellschaft, einem internationalen Strafgerichtshof, der nationale Grenzen überschreitet, und mehr. Vor allem vermittelt es dem Leser ein Verständnis für die Regierungsaspekte der Vereinten Nationen und wie ihre Macht von der internationalen auf die lokale Ebene übergeht, alles mit dem Segen unserer Bundesregierung.“
Für überstaatliche Strukturen und Zentralisierung politischer Macht setzen sich auch verschiedene andere von Monarchen gegründete Organisationen ein — siehe Bilderberg-Konferenzen, eine verschwiegene, seit 1954 jährlich stattfindende Serie von Meetings, an der im Schnitt 130 der mächtigsten Menschen dieser Welt teilnehmen. Zwei Drittel der Gäste stammen aus Westeuropa, ein Drittel aus Nordamerika. Etwa zwei Drittel der geladenen Teilnehmer kommen aus dem Finanzsektor, der Industrie, Hochschulen oder Medien; circa ein Drittel wird von Regierungen oder politischen Institutionen entsandt. Initiator und erster Gastgeber der „Bilderberger“ war der 2004 verstorbene Prinz Bernhard der Niederlande, Vater der vorgängig erwähnten Beatrix und ein Abkömmling des Hauses Lippe, einem deutschen Hochadelsgeschlecht, dessen Anfänge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen.
Bernhard war Mitglied der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NSDAP), der Reiter-SS sowie der paramilitärischen Kampfgruppe SA (Sturmabteilung). Er war ein glühender Anhänger von Adolf Hitler und unterhielt Briefwechsel mit dem Diktator. Der englische Telegraph berichtete am 5. März 2010 ausführlich über die skandalöse Nazi-Vergangenheit des umtriebigen Monarchen, der seine Nazi-Verbindungen bis zum Ableben nie eingestand, obwohl Ausweisdokumente online abrufbar sind, die seine NSDAP-Mitgliedschaft eindeutig belegen.
„Irgendwie erscheint es falsch, das so zu sagen, aber die Kriegsjahre waren die glücklichsten unseres Lebens“ (Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon alias Queen Mum).
Daneben war Prinz Bernhard während der 1970er-Jahre in den Lockheed-Skandal verwickelt, profitierte in Millionenhöhe von Bestechung und Korruption. Und auch das sogenannte Projekt Schloss verdeutlicht, mit welchem Charakter man es beim niederländischen Prinzen deutscher Abstammung zu tun hatte:
„1988 verkauften Prinz Bernhard und Prinzessin Juliana zwei Gemälde aus ihrer Privatsammlung, um Geld für den WWF zu sammeln. Die Gemälde wurden für 700.000 Pfund verkauft, die auf ein Schweizer Bankkonto des WWF eingezahlt wurden. Trotzdem transferierte 1989 Charles de Haes, der Generaldirektor des WWF, 500.000 Pfund zurück an Prinz Bernhard — wie de Haes erklärte, für ein ‚privates Projekt‘. 1991 meldeten Zeitungen, dass mit dem Geld überwiegend britische Söldner angeworben worden waren, die Wilderer in Naturreservaten bekämpfen sollten. Die Söldner infiltrierten solche Organisationen, die vom illegalen Handel mit Elfenbein profitieren, um sie auszuheben. Doch ‚Projekt Schloss‘, wie es genannt wurde, war in das Gegenteil umgeschlagen. Die Truppe von Prinz Bernhard hatte nicht nur den illegalen Handel infiltriert, sie nahm auch daran teil. Der irische Reporter Kevin Dowling enthüllte, dass die südafrikanische Armee ebenfalls an dem Handel beteiligt war, was darauf hindeutete, dass es Verbindungen mit dem Kampf der ‚Weißen‘ für den Fortbestand der Apartheid gab“ (Wikipedia).
Zurück nach Großbritannien: Über die Gräueltaten von Charles’ Vorfahren und den Imperialismus des „Empire“ wurden ganze Bücher geschrieben — und man kann den neuen König der Briten natürlich nicht für die Opium-Kriege mit China (1839 bis 1842, 1856 bis 1860), die Konzentrationslager der Briten im Zweiten Burenkrieg (1899 bis 1902), die mutwillig erzeugten Hungersnöte in Bengalen (Indien, 1770 bis 1897), die East India Company oder das Massaker von Amritsar im April 1919 verantwortlich machen, bei dem britische Truppen Hunderte unbewaffneter Indigene brutal niedermetzelten. Historisch betrachtet steht Charles III. in der Tradition grausamer Despotie. Er repräsentiert ein gnadenloses, gieriges und kriegslüsternes Imperium, dessen Führungsriege stets ein Faible für Eugenik hegte. Auf menschlicher Ebene müsste man Charles III. dennoch die Chance geben, Taten sprechen zu lassen, bevor man ihn als Herrscher beurteilt — bestünde da nicht ein ernsthaftes Problem mit seinem engeren Freundeskreis.
Zu diesem gehörte neben dem pädophilen Bischoff Peter Ball nämlich auch Jimmy Savile, das „Sexmonster der BBC“, der vermutlich übelste Kinderschänder und Päderast, den es auf der Insel jemals gab. Über 450 Betroffene meldeten sich mit Vorwürfen gegen Savile bei der englischen Polizei. 200 Zeugen wurden in 14 verschiedenen Polizeidistrikten vorstellig und sagten gegen den Vergewaltiger aus. Die englischen Medien berichteten wochenlang über die düsteren Umtriebe des „Sexmonsters“. Doch Charles unterhielt persönliche Briefwechsel mit Savile, bat den Ex-Fernsehstar bei persönlichen Angelegenheiten gar um Rat und wurde bei unzähligen Gelegenheiten gemeinsam mit dem 2011 verstorbenen Kriminellen abgelichtet. Im Nachhinein will der neue König der Briten natürlich nichts von den pädophilen Anwandlungen seines ehemaligen Freundes gewusst haben.
Bemerkenswert in diesem Kontext: Auch Charles’ Bruder, Prinz Andrew, hatte ähnliche Verbindungen. 2010 traf er sich in New York mit dem unter mysteriösen Umständen im Gefängnis verstorbenen Kinderhändler Jeffrey Epstein. Er wurde in vertrauter Atmosphäre mit dessen langjähriger Komplizin, der als Menschenhändlerin verurteilten Ghislaine Maxwell, fotografiert und war mit einem pädophilen Geistlichen befreundet.
Ich weiß ja nicht, wie es dem Leser geht, aber mein engerer Freundeskreis besteht aus Personen, mit denen ich gewisse Interessen teile. Und ich bin in der Regel zumindest grob darüber im Bilde, was meine Freunde sonst so treiben. Vor allem dann, wenn deren favorisierte Aktivitäten — wie in Bezug auf Savile und 450 potenzielle Opfer — offenbar einen Großteil ihres Privatlebens ausmachen.
Der Verdacht, dass die beiden „Royals“ mehr mit Saviles und Epsteins riesigem Pädophilen-Netzwerk zu tun haben, als sie eingestehen, ist demnach kaum von der Hand zu weisen. Im Zuge dieser Umstände hat Charles III. denn auch die Chance verwirkt, eine neutrale bis wohlwollende Bewertung zu erfahren. An Zufall oder Unwissenheit zu glauben, erscheint vor diesen Hintergründen reichlich naiv.
Das gilt gleichermaßen für die Annahmen, dass die zwölf aktiven Monarchien Europas nur noch repräsentative Aufgaben innehätten, der Hochadel völlig entmachtet sei, keinen weltlichen Einfluss mehr auf demokratische Strukturen der jeweiligen Länder habe und die groteske Kapitalakkumulation in Händen der Aristokratie nach Abschaffung des Absolutismus vor knapp einem Jahrhundert kein Problem darstelle.
Denn bei genauerer Betrachtung muss der Verdacht aufkommen, dass die seit über einem Jahrtausend herrschenden Dynastien des Hochadels sich nie von ihrem Selbstverständnis der „Besserherrschaft“ verabschiedeten und in der Postmoderne schlichtweg aus dem Hintergrund agieren, nachdem die Verehrung gottgleicher Einzelherrscher Anfang des 20. Jahrhunderts unpopulär wurde.
Vom arroganten Habitus mancher Spitzenpolitiker, CEOs oder Philanthropen, die sich gebärden wie Könige, sehen wir hier einmal ab. Nicht umsonst bezeichnet man den technokratischen Korporatismus unserer Zeit am treffendsten mit dem Begriff Neofeudalismus.
„In einer Monarchie ist nichts gerecht“ (Asfa-Wossen Asserate, Stern Nr. 14/2007, 29. März 2007, Seite 250).
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