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Aufrührerische Reden

Aufrührerische Reden

Henry Malpass kämpft mit Worten gegen die „Vergeistlosung“ unseres Zeitalters an.

Mit Abstand betrachtet, leben wir alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort.

Weshalb, so die Frage, sollte da, unter diesen sich förmlich aufdrängenden Umständen, vom universellen Standpunkt aus gesehen und in ebensolcher Unbefangenheit gedacht, weshalb sollte da das Schicksal eines Einzelnen nicht ausschlaggebend für das Schicksal aller sein?

Wenn Henry Malpass redete, sprach er meist zu sich selbst, nicht zu seinem Gegenüber, so schien es zumindest.

Im Grunde rede er nicht gern, er könne mit Menschen nichts anfangen, wurde er nicht müde zu behaupten, wenn er denn überhaupt das Wort suchte, sie seien zuwenig bei sich und zuviel anderswo, im Banalen, im Unbedeutenden, im Alltäglichen, zuviel Hoffnung und zuviel Furcht, pflegte er zu sagen, zwei menschliche Eigenheiten, die ihn in die Zange nähmen und in die Mittelmäßigkeit trieben, ja, Hoffnung und Furcht trieben die Menschen in eine unheilvolle Mittelmäßigkeit, eine Mittelmäßigkeit der Katastrophen, der Kriege, der Politik, der Arbeitswelt, der Schule, der nachbarschaftlichen Kleinkriege, der Insektenvernichtung und Pestizidverseuchung.

Alle menschlichen Machenschaften gründeten auf einer abendländischen Mittelmäßigkeit, auf einem katastrophalen, weil missverstandenen Kompromiss, einem Kompromiss mit den Notwendigkeiten, den vermeintlichen Notwendigkeiten, vermeintlich, weil echte Notwendigkeiten, unabdingbare Erfordernisse der menschlichen Existenz, gäbe es nur wenige, man könne die echten Notwendigkeiten, so Henry Malpass, an einer Hand abzählen und eine Hand besitze bekanntlich fünf Finger, also ein Kompromiss mit herbeigeredeten Notwendigkeiten, mit scheinbaren, banalen Notwendigkeiten sei es, der die Menschheit und mit ihr die ganze Welt in die Katastrophen treibe, sowohl hausgemachte als auch natürliche.

In Wahrheit redete Henry Malpass für sein Leben gern. Auch wenn er dies bis aufs Äußerste bestritt. Wenn er sich erst einmal in Fahrt geredet hatte, fand er für gewöhnlich kein Ende.

Doch, pflegte er hinzuzufügen — wenn er selbst gewahrte, dass er mehr als üblich sich den Worten überließ, wenn also seine Redelaune ihn gefangen hielt wie der Käfig den Tiger — ihm sei sehr wohl bewusst, dass dieses ganze Gerede, diese Überschwemmung an Eitelkeiten, Dummheiten und Lügen, inklusive der seinen, und da sei er sich mehr als sicher, so sicher wie ein in die Zeit gestelltes Lebewesen nur sein könne, dass also dieses ganze Gerede keinen Einfluss, nicht den geringsten, auf das Dasein der Menschen nehmen werde.

Die Aufgabe von Worten sei unter keinen Umständen, so Henry Malpass, die Handlungen von Menschen zu lenken, oder etwas mitzuteilen, oder einer der anderen, von Wissenschaftlern und Fachkundigen den Worten anheimgestellten Aufgaben zu genügen, Erkenntnis zu erlangen oder alltägliche Abläufe zu koordinieren, vielmehr dienten Worte der menschlichen Seele in unergründbarer Weise, Worte seien, was die Alchimisten immer zu finden hofften, die geheimnisvolle Formel durch deren Anwendung sich Blei in Gold verwandeln lasse, Worte seien einzig dazu bestimmt, die Welt im Menschen erklingen zu lassen.

Als Henry Malpass beschloss, Licht in das Dunkel jener Zusammenhänge zu bringen, die sich wie viele andere der menschlichen Wahrnehmung entzogen, verfügte er über eine Sammlung von 365 Ablagekörben, für jeden Tag des Jahres einen, angefüllt mit aus dem Moment heraus geborenen Notizen, Einfällen, Satzfragmenten, sogar einzelne Worte waren dort gesammelt, Worte wie Zerwürfnis oder Alleinheit oder Verbergung, natürlich befanden sich auch Zeitungsberichte in den Körben, Essays, Reportagen, wissenschaftliche Untersuchungen, wobei Henry Malpass diesen längst nicht die Bedeutung beimaß, die deren Autoren sich gerne gegenseitig bescheinigten, und Prophezeiungen, geäußert von Schamanen, Hellsehern, Heiligen, welche er zusammengetragen hatte, nicht mit dem Anspruch, einen Beweis zu erbringen für die Behauptung, die er sich anmaßte in die Welt zu tragen, womit er, wie schon erwähnt, keinen Zweck verfolgte, vielmehr wollte er die Idee hochhalten, eine grausame Entdeckung preisgeben, die er genau so gut hätte verschweigen können, die er sich jedoch genötigt sah, zu benennen, aus persönlichen Gründe wie er versicherte, denn er wisse, was er nicht zu meistern im Stande sei, nämlich die Blindheit der Menschen gegenüber ihrem eigenen Schicksal zu mildern, die Blindheit gegenüber dem, was Henry Malpass gelichtet sah in einem einzigen Augenblick.

Eine Synthese aus Büchern und Schmetterlingen habe ihn dazu verurteilt, seine schlimmste Befürchtung, welche gleichsam sein Schicksal sei, bestätigt zu finden. Dies erwiderte er wortwörtlich einem Journalisten, der ihn zu den aktuellsten Vorkommnissen, den Unruhen und Aufständen in der Bevölkerung, ausgelöst durch die Veröffentlichung seiner These, befragte. Bücher und Schmetterlinge. Die Einen sammelten sich an, weil stets ihm welche begegneten, die kaufenswert erschienen, die Anderen ließen sich nicht festhalten. Ausleihen möchte er nicht. Er sehe sich dann genötigt, die Bücher in einem festgesetzten Zeitraum zu lesen oder sie ungelesen, also unverrichteter Dinge, zurückzugeben. Beides verderbe ihm den Genuss.

Im Nachhinein betrachtet, wäre er mit ausgeliehenen Büchern, also Büchern, die ihm nicht im Augenblick der Not zur direkten Verfügung gestanden seien, niemals in der Lage gewesen, seine These schriftlich niederzulegen, sodass sie die Wirkung hätte entfalten können, wie sie es nun einmal tue. Kaufen sei sinnvoller, diesen Standpunkt vertrat Henry Malpass, noch bevor er wusste, dass diese Haltung weit mehr war, als ein bloßer Standpunkt. Die Bücher warteten im Regal, wenn es sein müsse Monate, manchmal sogar Jahre, bis sie an die Reihe kämen, gelesen zu werden, angelesen oder zu Ende gelesen, beides seien Weisen des Lesens, die er, Henry Malpass, sich erlaube.

Sie üben sich in Geduld und sind zur Stelle, wenn sie gebraucht werden, erklärte er einem im Anblick der Bibliothek Staunenden, der wissen wollte, ob er, Henry Malpass, das alles gelesen habe.

Durch den Kauf gingen die Bücher in sein Eigentum über, doch das sei nicht der Grund, weshalb er sie kaufe, sie würden, so Henry Malpass, und man solle nicht denken, er übertreibe, sie würden dadurch erst zu einem Teil von ihm. Die Bücher, vielmehr dasjenige, was aus ihnen spreche, nähmen von ihm Besitz, was aus ihnen zu ihm spreche, die Welt, halte Einzug in seine Seele, beeinflusse seine Gemütslage, vielleicht auch sein Gefühl zum Leben oder seine Sichtweise der Welt, der belebten und unbelebten Natur, unter Umständen stellten sie seine Wahrnehmung in Frage, alles erschiene nicht mehr so wie es zuvor erschienen sei, Bücher brächten etwas zum schwingen das hinausweise in eine Weise des Daseins, die eine andere sei.

Der moderne Mensch müsse, so Henry Malpass, durch unablässiges Lesen der bedeutendsten Schriften, durch unablässiges Beschauen der bedeutendsten Kunstwerke sowie durch unablässiges Hören der großartigsten musikalischen Kompositionen seine Seele wappnen gegen die Auflösung selbiger durch die diabolischen Machenschaften der Unwirklichkeit.

Ihr Wesen betreffend seien Bücher wie Schmetterlinge, sagte Henry Malpass eines Tages unverhofft und war überrascht, dass ihm etwas so merkwürdiges wie dieser Vergleich über die Lippen kam, zumal er den überwiegenden Teil mit sich selber sprach, im Geiste, ohne Worte zu machen, die von anderen zu hören gewesen wären.

Schmetterlinge sind das an Vollkommenheit grenzende Ergebnis einer Metamorphose. Sie preisen die Schönheit einer Verwandlung, die für Menschen sich nur in ihren Erzählungen findet. Außerdem können sie fliegen, richtig fliegen. Denn sie fliegen anders als alle anderen. Schmetterlinge fliegen freudig erhaben. Vögel fliegen geradeaus, auch wenn sie Kreise ziehen oder sich umgarnen. Hummeln und Libellen hubschraubern, Bienen, Fliegen, Käfer, sie alle zockeln.

Aber Schmetterlinge, Schmetterlinge geben sich stets einem freudigen Taumel hin, der sie fröhlich hüpfen lässt, ohne dass sie dabei lächerlich wirken, sie sind stolz und schweben auf und nieder, nach rechts und links, als feierten sie die ersten warmen Sonnenstrahlen nach einem langen, kalten Winter. Schmetterlinge versprechen Wärme, sie freuen sich an der Sonne und sind nie depressiv.

Man sage ihnen nach, sie könnten Hurrikane auslösen, das Nämliche behaupte man übrigens von jenem Reissack in China.

Womit wir, wie bereits zu Anfang angeklungen, bei der Ausgangsfrage und der daraus sich ergebenden Synthese von Büchern und Schmetterlingen wären.

Vor einigen Tagen nun gelang es Henry Malpass, den Beweis zu erbringen für eine Vermutung, die ihn bereits geraume Zeit umtrieb. Letztendliche Sicherheit gäbe es natürlich nicht. Zu komplex sei der Sachverhalt, wie er sich in seinem Falle darstelle. Ein Wissenschaftler wäre anders an die Sache herangegangen. Ein Anhänger der alten wissenschaftlichen Schule, wie sie inzwischen längst überholt sei, wie ja überhaupt jede Wissenschaft, da sie nichts Neues mehr hervorbringe, sondern lediglich alles Alte nur noch bestätigen und fortführen könne, längst als überholt zu gelten habe, ein solcher Wissenschaftler und natürlich alle seine Apologeten würden die Überlegungen als Unsinn vom Tisch gefegt, würden keinen einzigen Gedanken daran verschwendet haben.

Aber Henry Malpass war kein Wissenschaftler und noch viel weniger einer, der sich mit dem zufrieden gab, was andere von ihm forderten zu glauben. Erklärungen seien dazu da, hinterfragt zu werden, sonst seien sie zu nichts nütze, und würden sie erst einmal radikal hinterfragt, wichen sie zurück und öffneten den Raum für etwas, das sich allen Erklärungsversuchen entziehe.

So gesehen, klaffte zwischen der einen, der Henry Malpasschen, und der anderen, der wissenschaftlichen Art zu denken, zu sein, wenn man so will, eine schier unüberwindlich scheinende Kluft. Doch im Grunde, von noch weiter außerhalb betrachtet, als Henry Malpass es für gewöhnlich tat, entsprachen die unterschiedlichen Denkungsarten zwei Seiten der gleichen Medaille, die Angst davor hatte, schizophren zu werden.

Die Idee, alles Elend der Welt auf sich zu beziehen, also die persönliche Verantwortung zu übernehmen für alles Elend der Welt, ohne Ausnahme, für alle großen und kleinen Katastrophen, die den Menschen in den letzten 500 Jahren widerfahren waren, ohne Ausnahme, große und kleine und kleinste Katastrophen, musste auf Außenstehende mehr als befremdlich wirken.

Im Klaren war sich Henry Malpass darüber von Anfang an, sie würden ihn, immer das eigene Unbewusste auf ihn projizierend, für einen Egomanen, einen Ich-Besessenen halten, ihn einen Verrückten, einen Spinner nennen. Die Innenperspektive allerdings lasse nur diesen einen logischen Schluss zu, frei von allen persönlichen Ambitionen gebiete die reine Logik, so wie sie noch von Platon verstanden wurde, die Sache selbst also, dass es gar nicht anders möglich sein könne, dass er und ganz allein er die Verantwortung trage für alles Elend der Welt.

Jene Haltung, so argumentierte Henry Malpass, aus der die Beurteilung hervorging, er wolle sich in der Vordergrund reden und bloß wichtig tun, verweise in ihrem Wesen auf die dem Menschen eigene Unschuldsbekundung, welcher eine völlige Leugnung der Weltbezüge zu Grunde liege. Lasse man diese Begrenztheit jedoch für einen Augenblick außer Acht, dann erschließe sich der wahre Sachverhalt wie von selbst und es werde völlig unmöglich, von der Annahme auszugehen, dass eine Welt außerhalb des Individuellen und des jeweils einzigartigen Selbst existiere, die mit dem Selbst nichts zu tun habe.

Da jeder ein Teil des großen Ganzen sei, ergäbe sich die große Gemeinsamkeit von selbst. Die gemeinsam geteilte Existenz unter einem Himmel in einem Kosmos bliebe unleugbar der Wesensgrund zukünftigen Denkens, wenn es überhaupt noch ein Denken geben solle.

Alle Wesen und Dinge seien miteinander verknüpft, Punkt, auch wenn ihm der Gedanke nicht gefalle, dies fügte Henry Malpass an dieser Stelle gerne an, dass manche Menschen, einige davon sogar mit ihm verwandt, jene zum Beispiel, die ihren Verdruss an anderen ausließen, die Mürrischen und Verbitterten, die mit den krächzenden Stimmen, die Stumpfsinnigen und Verblödeten, die Verhärmten, die sich bei der kleinsten Erschütterung ihrer verquerten Welthoheit sofort erden mussten, um nicht völlig und in steilem Winkel hinaufzuschießen in die zerklüfteten Gipfel ihres kärglichen Daseins, die Bornierten und Verhärteten, dass also diese Menschen irgend etwas mit ihm gemeinsam hätten. Doch sie täten es und dagegen könne er nichts tun.

Erinnern Sie sich an den Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee? Ich meine jetzt, in diesem Augenblick, ohne dass Sie gerade Kaffee kochen oder trinken. Wissen Sie, wie viele Sinneseindrücke ein Mensch an einem Tag erfährt und wie viele davon ihm bewusst sind?

Was wir wahrnehmen, ist nur die Oberfläche eines tiefen Ozeans, in dem wir selbst sind und da kommen sie mit Physik, mit ihrem linearen Zeitverständnis, mit ihren apodiktischen Bedeutungszusammenhängen. Die Welt, das Universum, das Leben ist fantastischer als wir jemals zu glauben ihm Stande sein werden, das versichere ich Ihnen. Das muss so sein. Was wir glauben, wie es ist, und noch viel mehr, was wir zu wissen meinen, bleibt für alle Zeiten apokryphisch.

Die Erkenntniswege sind mannigfaltig, doch zur Entbergung des Verborgenen ist die Zeit zu schnell. Doch was rede ich da zu ihnen, die sie ihre Zeit teuer verkaufen müssen, von Kaffee und Wahrheit. Was ich sagen will, ist, dass jeder einen Anteil am Weltschicksal trägt. Und wie in einer Sanduhr, in der die Sandkörner aus einem Teil in den anderen fließen, verteilt sich das Weltschicksal auf wenige, wenn viele es vergessen. Die Vielen rinnen durch das Nadelöhr der Weltuhr. Mit anderen Worten, es ist durchaus logisch, dass ein einzelner Mensch eine Reihe von Katastrophen auslöst, dass ein einzelner Mensch überhaupt in die Verkettung der Katastrophen in kausaler Weise verwoben ist und dass ich, Henry Malpass, dieser Mensch bin.

Im Grunde brauche er nur eine einzige Katastrophe ausgelöst zu haben, davon sei auszugehen, nämlich die erste, alles, was folgte, sei dann eine Kettenreaktion, die sich nicht in Zusammenhang bringen ließe, jedenfalls nicht, wenn man kausalgesetzlich denke. Jedoch, so argumentierte Henry Malpass selbstbezüglich, würde man einwänden können, er sei in die Zeit gestellt, vor ihm habe es auch schon Katastrophen gegeben, wenn also jemand zur Verantwortung zu ziehen sei, dann derjenige, der die erste Katastrophe ausgelöst habe.

An dieser Stelle unterbrach Henry Malpass für gewöhnlich seine Rede, um über einen kleinen Umweg bald wieder dorthin zurückzukommen, wo er seine Zuhörer auf den Holzweg zu führen pflegte, um dann, nach einer weiteren Wendung, die Sachlage aus dritter Perspektive zu beleuchten.

Stellen Sie sich vor, Sie rasen den Abhang hinab, Sie sind die Erste, der Erste, vor Ihnen eine unbefahrene, jungfräuliche Schneelandschaft, über Ihnen strahlt die Sonne, es ist still, Sie hören nur das Gleiten ihrer Skier, hinter Ihnen stäubt Pulverschnee in die Höhe, zerweht vor dem Blau, Sie schwingen herum, ändern die Fahrtrichtung und es passiert. Fünfhundert Meter unter Ihnen ist eine kleine Gruppe unterwegs, die von der Lawine mitgerissen wird. Acht Tote. Wenig später stellt sich heraus, vor 25 Jahren starben an der gleichen Stelle, am gleichen Tag, bei einem Lawinenunglück acht Menschen, woraufhin der Verursacher sich selbst tötete, um die Schuld nicht ertragen zu müssen.

Jetzt versuchen Sie, nur für einen Moment Ihre Vorstellung einer linearen Zeit zu vergessen, dann kommen Sie der Wahrheit vielleicht ein Stück näher. Oder lassen Sie uns anders versuchen. Haben Sie schon einmal über das bodenlose Weltall nachgedacht? Ich meine bodenlos, ohne Boden. Wissen Sie, wie tief das ist? Versuchen Sie, es sich vorzustellen, mit Fühlen ...

Merken Sie, wie sich plötzlich unter Ihnen das Loch auftut, denken Sie sich einfach die Erde weg, die schwirrt sowieso rasend schnell, sich um sich selbst drehend am Rande einer Spiralgalaxie, die sich wiederum um ein schwarzes Loch bewegt, durch den Raum. Alle werden wir, alles wird, eines Tages darin verschwinden, im schwarzen Loch. Wissen Sie, ob Sie es nicht miterleben werden? Stellen Sie sich vor, alles wird eines Tages im Loch, im großen Abfluss, verschwinden, samt allem, was Sie kennen, wie unbedeutend es auch sein mag im großen Weltgetöse. Und es wird sich um sich herumwinden, bis alles zu einem Nichts vereint ist, inklusive mir, Henry Malpass, oder das, was von mir übrig ist und Ihnen.

Stellen Sie sich vor, Sie liegen nachts unter dem leuchtenden Sternenzelt, am besten in der Wüste, und versuchen die Unendlichkeit, die vor Ihnen liegt, zu begreifen, zu spüren. Unglaublich weit. Und vergessen Sie nicht, ich möchte Sie eindringlich, auch wenn es penetrant erscheinen mag, darauf hinweisen, dass man meinen Namen, Henry Malpass, und insbesondere meinen Nachnamen, Malpass, nicht wie viele es dieser Tage allzu häufig tun, mit einem scharfen, sondern mit Doppel-S schreibt.

Angehen müsse er gegen die Vergeistlosung der Welt, worin die eigentliche Katastrophe zu finden sei, so Henry Malpass, bevor er darauf hoffen könne, dass man ihn verstehe, die Vergeistlosung der Welt sei die einzige Katastrophe, mit der er sich weigere, in Zusammenhang gebracht zu werden, mit gutem Grund, denn diese sei einer transzendentalen Sphäre zuzurechnen, für die jeder Einzelne selbst Verantwortung trage, da ja gerade darin der Sinn und die Aufgabe des Menschen liege, die, da jeder einzigartig, nicht auf andere übertragbar sei.

Wenn er also für die Katastrophen der Welt bereit sei, die Verantwortung zu tragen, dann müsse er auf das Entschiedenste darauf hinweisen, dass er diese Ausnahme in Anspruch zu nehmen berechtigt sei.

Im Gegenteil sei er sogar wild entschlossen, gegen die Vergeistlosung der Welt anzugehen, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, er werde dies überall dort, wo er auf Menschen treffe zum Thema machen und er werde kein anderes Thema gelten lassen, er werde sogar zu Papier und Stift greifen, um sein Möglichstes zu tun, den Untergang, den Verfall in die Dunkelheit einer entgeistigten Welt aufzuhalten. Denn es gäbe keinen anderen Weg.

An dieser Stelle unterbrach Henry Malpass seine Rede, erhob sich von seinem Platz und verließ den Raum.

Zurück blieben Zuhörer, verwirrt, die meisten von ihnen, andere wütend, wieder andere sprachlos, bis schließlich ein anderer die Bühne betrat, um den leergewordenen Raum zu füllen und das Wort zu ergreifen.

Henry Malpass lässt mich bitten, so seine sorgfältig gewählten Worte, Ihnen auszurichten, Sie möchten wenigsten den Möglichkeitsraum zulassen für die Überlegung, dass wir alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort leben, mit genügend Abstand betrachtet natürlich, was, wie Sie inzwischen erfahren haben, dem Mallpasschen Blick entspricht, obgleich dieser nicht mit dem universellen, dem absoluten, dem göttlichen gleichgesetzt werden sollte. In diesem Fall dürfte es Ihnen nicht schwerfallen, was sich aufzudrängen erlaubte, nämlich die These, dass das Schicksal eines Einzelnen ausschlaggebend für das Schicksal aller ist, in eben diesem Möglichkeitsraum zu belassen, wenigstens solange, bis Ihnen Herr Malpass ausführlich Rede und Antwort stehen wird, was er zu tun beabsichtigt, sobald er wieder zurückkommt.


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