Wir Untertanen
Das Problem ist nicht der eine oder andere Mächtige — die Macht selbst ist die Geißel unseres Planeten.
Seit Menschen begonnen haben, sich zu organisieren, gibt es das Problem der Macht und ihres Missbrauchs. „Eliten“ treiben einen Prozess der Entschmenschlichung voran, mit der Duldung und den Steuergeldern der ihnen Unterworfenen. Den Menschen der großen Masse bleiben demgegenüber nur Wut und Ohnmachtsgefühle. Seit jeher versuchen die Mächtigen, unsere Gehirne zu manipulieren, um uns gefügig zu halten. Die wirksamste Psychotechnik der Macht ist, uns einzureden, sie sei unverzichtbar für unser Überleben. Wollen wir die drängenden Probleme unserer Zeit lösen, müssen wir jedoch die Kräfte des Machtwahns und der Gier abschütteln.
von C. M. Imre
Sehr geehrte Redaktion,
ich bin ein Mensch aus der großen Masse der Menschen in Deutschland. Eine Frau und bereits 68 Jahre alt. Der Kalte Krieg nach dem heißen schärfte schon in der Kindheit meine Wahrnehmung für Politik sowohl in Deutschland als auch im Rest der Welt. Vor vier Jahrzehnten begann ich, mich auch für die wirtschaftlichen Entwicklungen durch die beginnende Globalisierung zu interessieren.
Bereits Mitte der 80er Jahre empfand ich diese als einen kompletten Epochenwandel. Als Abkehr von den Errungenschaften der Sozialen Marktwirtschaft zur Hinwendung der Förderung des Kapitals und seiner Vermehrung in den Händen weniger Profiteure auf der Erde — Stichwort Shareholder Value. Ich habe aufgrund meines Alters also beide Epochen intensiv erlebt, kenne die Vorzüge der ersten und noch gründlicher die Nachteile der zweiten.
Ich habe auch ganz bewusst die nahezu komplette Ausstattung der ganzen Welt mit Computern erlebt, die Entwicklung des Internets und des Handys. Deshalb sehe ich — neben vielen großen Vorteilen dieser Techniken — noch größere Gefahren, die von einer vollständigen Digitalisierung unserer Welt ausgehen werden. Die digitalen Medien sind längst zur Waffe geworden, die im Cyberwar bereits vielfach eingesetzt wird. Sie dient großen Konzernen mit Unterstützung politischer Eliten als Kontroll- und Überwachungsinstrument und späht zwecks Vermarktung unsere persönlichen Daten aus. Ich sehe und lese es täglich in diversen Medien.
Seit Jahren falle ich angesichts der rasant fortschreitenden Entmenschlichung der führenden „Eliten“ von einer inneren Erschütterung in die nächste, steigert sich die empfundene Ohnmacht, mich nicht verteidigen zu können, ins Unermessliche.
Ich könnte mich mit meinem heraufziehenden Ableben trösten, dass ich diese düster erscheinende Zukunft nicht mehr erleben muss. Denke ich jedoch an die Zukunft meiner Kinder und Enkelkinder und die der Menschheit, gesellt sich zu meinen Ohnmachtsgefühlen Wut und Zorn auf die verhältnismäßig wenigen Menschen, die ihre globale Macht gegen die Bedürfnisse der übergroßen Mehrheit der Menschen auf der Welt egoistisch und rücksichtslos einsetzen und ausbauen.
Wir kleinen Menschen sind diesem Treiben schutzlos ausgeliefert, weil die von uns gewählten Politiker ihre Schutzfunktion uns gegenüber durch die Macht dieser Wenigen eingebüßt oder aufgegeben haben. Sie verteidigen und praktizieren vielfach nicht mehr den Amtseid, den sie gegenüber dem Volk zu leisten hatten:
„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde“.
Seit der Globalisierung mit ihrer Liberalisierung der Märkte, den Deregulierungen, den Privatisierungen, der Vorfahrt fürs Kapital durch „Investoren“ und dem Rückbau staatlicher Macht wird der Amtseid immer weiter ausgehöhlt; wird dem Volk nach und nach klammheimlich seine Stimme genommen. Deshalb schreibe ich Ihnen, um meine Stimme laut werden zu lassen — und vielleicht eine Antwort auf die vielen scheinheiligen Debatten zu geben, warum immer mehr Menschen zum Protest auf die Straße gehen.
Beginnen möchte ich mit etwas sehr Grundsätzlichem, das uns nach meiner Beobachtung nicht wirklich bewusst ist, wenn die mächtigen Führer in Wirtschaft und Politik die Welt gestalten. Seit wir sesshaft wurden und Menschen nicht mehr durch die freie Jagd und das Sammeln in der Natur für ihr Überleben sorgen konnten, geriet der größte Teil der Menschheit in die Abhängigkeit anderer Menschen, die die Rahmenbedingungen des Zusammenlebens durch ihre Ideen, Vorstellungen und Bilder vom Leben der Gesellschaften schufen. Eine legitime Verhaltensweise, die sich aus der Vermehrung der sesshaften Menschen und der Notwendigkeit ihrer Organisation und Weiterentwicklung ergab.
Sie ist aber auch zur Grundlage für die Verführung zum Machtmissbrauch geworden. Weil der bewusst handelnde, herrschende Mensch damals wie heute seine Ideen und Vorstellungen real verwirklichen, durchsetzen und die Deutungs- und Meinungshoheit über andere mit aller Macht behalten will. Die Ergebnisse dieser verinnerlichten Einstellungen zur Macht ziehen sich durch unsere gesamte Geschichte seit der Sesshaftwerdung: das Weltreich römischer Prägung, das „tausendjährige Reich“ der Nazis, der Systemkampf im Kalten Krieg und heute die USA, die die Weltherrschaft anstreben.
Den Preis für das Streben nach absoluter Macht und Herrschaft bezahlen immer die einfachen Menschen der großen Masse, zu der ich gehöre.
Damit wir diese Last ohne Murren und Aufbegehren auf uns nehmen, manipuliert man unsere Gehirne von Geburt an im Sinne der Akzeptanz der Macht einiger weniger Menschen über uns alle. Hält unsere Angst vor Verletzung und Tod wach, indem wir mit Waffen vielfältiger Art, die stärker sind als wir, bedroht werden. Unser tiefes Bedürfnis nach Gemeinschaft mit anderen Menschen wird zur Beeinflussung benutzt, damit wir uns den dümmsten Ideen und Vorstellungen anderer anschließen. Manipulierte Bildung — oder sogar ihre Vorenthaltung und absichtlich geschaffenes Informationschaos durch die neuen und alten Medien — behindert uns, die wahren Absichten hinter den vordergründigen Ideen und Vorstellungen zu erkennen.
Deshalb werden wir immer wieder zu Mitläufern und zu Fähnchen im Wind in unserem Wahlverhalten. Und da der Mensch seit Beginn seiner Existenz Anpassung und Gewöhnung an seine Lebensumstände verinnerlicht hat, wird auch diese Fähigkeit gründlich ausgenutzt, schädliches Handeln zu verwirklichen. Es heißt dann: Der Mensch ist eben wie er ist, alles Natur, Schicksal.
Aber ist es „Natur“, natürliches Schicksal, wenn ich in einem reichen Land wie Deutschland hart arbeite, aber von dem verdienten Geld nicht leben kann? Nichts zurücklegen kann für mein Alter, weil ich überteuerte Mieten und Energiepreise bezahlen muss? Weil ich mit allem, was ich zum Leben benötige und dessen Erwerb automatisch die Gewinne der Wirtschaft finanziere? Diese aber nie den Hals voll kriegt, weil internationale Investmentfonds, die die Wirtschaft beherrschen, ihre Profite immer weiter steigern wollen. Profite, die im Nirwana von Steueroasen verschwinden, anstatt in den Kreislauf aller Volkswirtschaften zurückzufließen.
Ist es zwingend „natürlich“, dass wir, die große Masse der Menschen, durch unsere Steuern, Abgaben und Gebühren, diesen Staat hauptsächlich finanzieren und dennoch von ihm, wenn wir — vielfach unverschuldet — Hilfe benötigen, als lästige und faule Leistungsverweigerer gegängelt und degradiert werden? Oder alten Menschen, die ihr ganzes Leben dem System zugearbeitet haben, nun ihre Überflüssigkeit vor Augen geführt wird? Sie nur noch als Kostenfaktor für die jüngere Generation besprochen werden? Die jüngere Generation, die die Alten selber in die Welt gesetzt und unter Aufbietung finanzieller, seelischer und vielfacher sonstiger Energie zu künftigen Steuerzahlern gemacht haben. Ich weiß, wovon ich rede.
Die wichtigste Frage für mich ist zurzeit aber: Lebt es sich gut mit der Realität der gerade geführten Kriege und der Angst vor einem neuen großen Krieg? Gegen den wir kleinen Menschen uns nicht verteidigen können, weil die Bomben einfach auf unsere Köpfe fallen würden? Womöglich radioaktiv verseucht?
Ich ärgere mich, wenn in Talkshows und politischen Diskussionen über meine Mitmenschen und mich wie über eine Verfügungsmasse, der man dies und das zumuten kann und muss, gesprochen wird, wenn es um die Klärung der für uns existenziell wichtigen Fragen geht.
Es erbost mich auch, wie über die Köpfe unserer gegen den Klimawandel protestierenden Kinder hinweg ihr Verhalten heuchlerisch analysiert und kritisiert wird. Kinder, die einst die Renten und Pensionen derer zu bezahlen haben, die ihnen eine verseuchte Umwelt und eine brutalisierte Menschenwelt hinterlassen werden.
Ich werde zornig und wütend, dass viele dieser Diskutanten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft keine Einfühlung uns gegenüber zeigen, die wir auch ein Bewusstsein von uns selbst haben und wissen, wann es uns in den von vielen anderen Gruppen geschaffenen Rahmenbedingungen gut oder schlecht geht. Und wenn man dann mal einen Alexander Jorde oder eine Susi Neumann zu Wort kommen lässt, werden sie medial gehypt, verschwinden wieder und die nächsten Nachrichten und Talkshows führen mir ein „alles wie gehabt“ vor Augen.
Dann werde ich noch wütender, weil alle diese Menschen, die über uns reden und entscheiden, das Wissen um eine nicht zu leugnende Realität ignorieren: die Tatsache, dass ohne die Unterstützung der vielfältigen Fähigkeiten der großen Masse der Menschen, ohne den Rückfluss ihres Geldes in Konsum und Steuern das System zusammenbrechen würde. Trotzdem wird uns das wichtige Gefühl der Teilhabe und Anerkennung vorenthalten.
Die Menschheit auf unserem Planeten ist durch die weltweite Verbreitung des Handels und durch die Technik des Internets bereits zu einer globalisierten Gemeinschaft geworden, in der durch die totale Vernetzung alles mit allem zusammenhängt. Anstatt diese Gemeinschaft konstruktiv zu gestalten, Fremdheiten zwischen den Kulturen abzubauen und Vertrauen zu fördern, wird sie von der Arroganz und dem Zynismus der Macht Weniger und deren Profitgier in „die da unten“ und „wir hier oben“ gespalten.
Die vormals auf Vertrauen gegründete Vernetzung wird dazu benutzt, ganze Staaten und ihre Bevölkerungen mit wirtschaftlichen Sanktionen zu erpressen.
Auf Eigenständigkeit pochende Regierungen sollen entmachtet und die betroffenen Länder zu Märkten für die Interessen großer Konzerne werden. Man bemächtigt sich ihrer Ressourcen und hält sich das Humankapital Mensch als billige Arbeitsreserve. Bleibt die Erpressung erfolglos, wird geputscht und Krieg mit erlogenen Begründungen geführt, über die wir Menschen der Masse erst viel später die Wahrheit erfahren.
Belogen, betrogen und ausgetrickst zu werden empfinde ich als Verletzung und Beleidigung meiner Menschenwürde und der Liebe zu meinem Leben. Ähnlich werden es die Menschen in den direkt betroffenen Ländern empfinden. Fast alle Verfassungen auf der Welt und die in der UNO festgeschriebenen Menschenrechte sollen uns vor Verletzungen schützen. Doch die Arroganz der Mächtigen setzt sich straflos über alle Menschenrechte hinweg, zerstörerisch und mörderisch.
Sie handelt über unsere Köpfe hinweg und entmündigt uns als Bürger und Souverän in der Demokratie, die nur noch eine vielbeschworene Worthülse ist. Das zerrt an meinen Nerven, raubt mir einen Teil meiner Lebensqualität. In meiner ersten Lebenshälfte fühlte ich mich als anerkanntes Subjekt in meiner Gesellschaft. Heute fühle ich mich als Objekt der Begierden vieler mir unbekannter Gruppen auf der Welt, die morgen vielleicht mein Leben und meine Freiheit zerstören. Und nicht nur meines.
Ich wünsche mir für die Zukunft unserer Kinder und für unseren Planeten — den Käfig, aus dem es kein Entrinnen gibt — führende Menschen, die sich ihrer Verantwortung gegenüber allen Menschen und sonstigen Lebewesen auf der ganzen Erde bewusst sind.
Eine globale Führung, die sich von Machtspielen und Profitmehrung verabschiedet, weil man Geld nicht essen kann und das Leben kein Spiel ist. Eine Führung die erkennt, dass wir trotz aller kulturellen und religiösen Unterschiede zuerst Menschen sind, die die gleichen Grundbedürfnisse an das Leben und Überleben teilen.
Wir alle auf dieser Erde brauchen saubere Luft zum Atmen, sauberes und ausreichendes Wasser zum Trinken, gesunde Nahrung, ein Dach über dem Kopf und Kleidung. Aber vor allem brauchen wir in allen Kulturen und Zivilisationen gründliche Bildung, damit wir uns in diesen als Menschen zurechtfinden und unser Leben gestalten können. Die Übernahme einer solchen Verantwortung würde Frieden zwischen den Völkern schaffen, weil sie das Verbindende und nicht das Trennende betonen würde. Einzig die Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse müsste das Maß für die Selbstgestaltung und Organisation unserer Welt werden.
Eine unerreichbare Utopie? Ganz sicher, wenn die Mächtigen und Herrschenden weiterhin keine Gegenmacht spüren. Diese kann nur durch die Solidarität der Masse der Menschen weltweit entstehen. Eine Masse, die die Befriedigung der Grundbedürfnisse des Lebens und Überlebens einklagt. Eine Masse, die sich von dem Glauben verabschiedet, alles was wir tun, sei Natur, natürliches Schicksal und der Mensch sei eben so; die Natur hätte uns ja auch „ganz natürlich“ durch alle Zeiten unser Schicksal zugemutet.
Aber dürfen wir Menschen uns innerhalb unserer Art, ähnlich der Macht der Natur über uns, zu Herrschern über das Schicksal anderer Menschen machen? Sechs Millionen Menschen vergasen, fünfundfünfzig Millionen Menschen durch Krieg vernichten? Und am Ende sogar die Lebensgrundlagen für Mensch und Tier auf diesem Planeten zerstören? Ich meine nicht. Denn wir alle teilen das tiefe Bedürfnis nach Leben und Überleben bis zu unserem natürlichen Tod.
Meine Eltern, Freunde und Bekannte erzählten uns Kindern von dem erlittenen Leid durch den Zweiten Weltkrieg: vom Hunger, der Angst im Bunker und der Vertreibung aus der Heimat. Ich habe noch die Bilder vom Vietnamkrieg im Kopf. Und als wäre das noch nicht genug, sehe ich seit 2002 im Fernsehen — wieder — die Tränen, die Angst und das ganze Leid der von Kriegen und Feindseligkeiten überall auf der Erde geschundenen Menschen. Die Arroganz der Macht zynischer Weltenlenker mit dem Dollarzeichen in den Augen setzt sich über alles hinweg. Ignoriert Verbote und Verträge und schafft sich eigene Gesetze, die das Recht des Stärkeren durchsetzen sollen. Und wir, die große Masse, nehmen bis heute alles unhinterfragt hin, weil wir immer die Schwachen zu sein hatten, die Verfügungsmasse, in der die einen zu Opfern und die anderen zu Tätern gemacht werden.
Als solche möchte ich mich nicht fühlen müssen, denn ich bin ein aufgeklärter, bewusst lebender Mensch, der nicht das Mittel zum Zweck für die egoistischen Interessen anderer Menschen sein will. Wenn ich zur Wahl gehe, habe ich die Erwartung, nicht die Hoffnung, dass unsere gewählten „Führer“ die Interessen und Bedürfnisse des gesamten Volkes im Blick haben. Das gesamte Volk, das sind alle Menschen, Kinder, Arbeiter, Angestellte, kleine und größere Unternehmen, Manager, Banken, Versicherungen, Konzerne et cetera.
Zwischen all diesen Gruppen darf nicht das Recht des Stärkeren dominieren. Unsere gewählten „Führer“ müssen für einen Ausgleich der Interessen aller Gruppen eines Volkes und zwischen den Völkern sorgen. Ich bin überzeugt, sehr viele von ihnen würden es gerne. Sie haben aber keine Vorstellung, wie man dieses Recht des Stärkeren, wie es sich seit unserer Sesshaftwerdung als ein Gestaltungselement unseres Lebens durchgesetzt hat, bricht.
Das Recht des Stärkeren empfinden wir Menschen als böse und ungerecht, weil es in allen auf Machthierarchien basierenden Organisationsformen in unseren Gesellschaften existiert und wegen mangelnder Waffengleichheit missbraucht wird. Nicht immer, aber viel zu oft. Empfänden wir es als etwas ganz Natürliches, zu unserem Leben Gehörendes, würden wir als Betroffene nicht leiden. Das tun wir aber, wenn uns ein machtgeiler Chef tyrannisiert oder sexuell belästigt. Ich habe es vielfach erlebt.
Die Frage, warum sich das Streben nach Macht über andere Menschen in der Selbstgestaltung der Welt so entwickelt hat, habe ich mir vor langer Zeit gestellt und meine persönliche Antwort gefunden. Diese Frage ist für mich die wichtigste, die wir uns global als Menschheit stellen müssten, wenn wir uns am Ende einer eskalierenden Machtspirale nicht selber vernichten wollen. Denn alle Menschen auf diesem Globus sind Homo Sapiens mit einem gleichen lern- und vernetzungsfähigen Gehirn. Wir lernen und orientieren uns durch Informationen von außen. Diese stehen heute allen Nationen zur Verfügung. Wie schnell die Verwertung von Informationen bei geschickter Lenkung und Führung zu konkreten Ergebnissen im Sinne von Entwicklung einer Nation gehen kann, sehen wir an China, aber auch Russland und Indien.
Das Recht des Stärkeren unter gleichen oder ähnlich funktionierenden Nationen durchzusetzen führt zwangsläufig zu kriegerischen Handlungen. Wir sind mittendrin. Wer anstrebt, der Stärkste zu sein, will siegen.
Der Wille zum Sieg wird unter gleich- oder ähnlich starken Nationen zum heißen Krieg führen, der dann wahrscheinlich nur noch durch den Abwurf von Atombomben gewonnen werden kann. Sterben und leiden wird wieder die große Masse der Menschen, die die egoistischen Ziele ihrer sogenannten Führer und Eliten nicht durchschauen und deshalb wehrlos sind. Ich bin überzeugt, niemand könnte heute noch einmal das Volk fragen „Wollt ihr den totalen Krieg?“ und als Antwort würde eine Menge Leute „Ja“ schreien.
Alle Probleme, vor denen die Menschheit heute steht — Klimawandel, Umweltverschmutzung, Ressourcenverschwendung, soziale Ungerechtigkeit und Kriegsgefahr — können nur gemeinsam gelöst werden, wenn wir die Dominanz des Machtstrebens aufgeben. Sowohl in unseren Ökonomien, Politiken und unseren militärischen Aufrüstungen. Das Machtstreben, wie es sich heute zeigt, dient nicht dem Wohlergehen der Völker, sondern der Befriedigung der Geldgier und der Großmachtphantasien von Menschen, die absolut in der Minderheit auf dieser Erde sind.
Wir sind sterblich. Im Angesicht der Ewigkeit des Lebens auf unserem Planeten ist unsere persönliche Lebenszeit äußerst kurz. Wir sollten uns freuen, durch unsere Geburt und unser Bewusstsein die Schönheit der Erde, die Weite des Universums in dieser kurzen Spanne erleben zu können.
Wir sollten aufhören — auch die große Masse der kleinen Menschen — unser kurzes irdisches Dasein durch Gier, Egoismus, Machtkämpfe und Krieg ständig zu belasten. Wir sollten beginnen, die Schöpferkraft unserer Phantasie für die positive Bewältigung unserer selbst geschaffenen Probleme zu nutzen und darin unsere Lebendigkeit zu entfalten. Deshalb: Empören wir uns, stehen wir auf. Gewaltfrei und ohne Angst!
Eine sehr besorgte Bürgerin — und gleichzeitig immer ein Mensch
Deutschland im Juli 2019