Widerständige Frauen
Die Vereinigung „Frauenheldinnen“ wehrt sich gegen das Eindringen von „Transpersonen“ mit männlichen Geschlechtsmerkmalen in geschützte Räume.
Druck erzeugt Gegendruck — und das gilt bekanntlich nicht nur in der Physik. Das neue Selbstbestimmungsgesetz greift massiv in Frauenrechte ein. Frauen verlieren das Recht, sich gegen das unerwünschte Eindringen von Menschen mit Penis und Hoden in Frauenräume zu wehren — ja sogar das Recht, diese Menschen als Männer zu benennen. Nun formiert sich Widerstand. Unter dem Namen Heroica haben die „Frauenheldinnen“ zu einem Kongress nach Erfurt geladen. Sie versuchen dort, viele Kräfte zu bündeln, durchaus auch umstrittene.
In Erfurt fand erstmalig ein neuer Frauenkongress statt: die Heroica, beworben als „Konferenz für widerständige Frauen“. Eingeladen hatte ein relativ junger Verein, die „Frauenheldinnen“, gegründet 2023 als gemeinnützige Förderplattform. Bisher lag deren Augenmerk auf der Unterstützung von Frauen, die sich aufgrund ihres feministischen Engagements vor Gericht wiederfanden. Und davon gibt es nun immer mehr.
Ein neuer Verein, eine neue Konferenz, das ist interessant. Denn in den letzten Jahren war Feminismus nicht so sehr eine Bewegung von Frauen für Frauen, sondern eher ein Begriff, den Amtsträgerinnen lautstark im Munde führten. Es gab und gibt immer mehr Posten, Beauftragte und Gremienplätze, die Frauen aus dem gesamten politischen Spektrum gerne bekleiden. Gleichzeitig haben sich die Verkaufszahlen der EMMA über die letzten fünfundzwanzig Jahre mehr als halbiert. Die Frauen in Deutschland hatten offenbar kein so großes Interesse mehr an Feminismus, der ein bisschen nach vorgestern roch.
Frauenrechte unter Beschuss
Doch nun hat sich der Wind mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz scharf gedreht. Nicht, dass Frauenrechte formal angegriffen werden, nein, das nicht. Aber der Begriff „Frau“ wird so verdreht, dass er jetzt auch jeden einschließt, der sich dadurch einen Vorteil verspricht.
Eine Frau, das ist heute nicht mehr jemand, der über ein doppeltes X-Chromosom verfügt, bei der in der Pubertät die Brüste zu knospen beginnen, die Monatsblutung einsetzt und die (spätestens) ab dann mit häufig unerwünschter sexueller Aufmerksamkeit durch Männer konfrontiert ist. Die sich schützen muss. Die schwanger werden kann, Kinder gebiert, stillt und zu einem großen Teil aufzieht. Eine Frau, das ist ab 1. November 2024 jeder, der sagt, er sei eine.
Frauen sollen Platz machen für jeden mit Hoden und Penis, der in ihre Dusche will, sie im Sport auf die hinteren Ränge verweisen möchte, Aufsicht führen will, dort, wo ihre Töchter sich ausziehen. Mehr noch, wenn Frauen solche Eindringlinge einen Mann nennen, können sie verklagt und mit Strafen von bis zu 10.000 Euro belegt werden. So will es das neue Selbstbestimmungsgesetz.
Von der Translobby, durch die Translobby, für die Translobby
Dies ist vermutlich der größte Einbruch von Frauenrechten in der Geschichte Deutschlands. Möglich wurde er, indem fast alle Frauenverbände mitspielten. Von offizieller Seite kam kein Widerstand. Der Deutsche Frauenrat zum Beispiel, in feministischen Kreisen gerne als „der Deutsche Frauen-ver-rat“ bezeichnet, steht fest auf Seiten der Translobby und begrüßt das Recht aller Männer, Frauenräume zu betreten, wann immer sie äußern, sie seien Frauen. Selbst als die UN-Sonderberichterstatterin zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Reem Asalam, öffentlich an die (feministische?) Außenministerin schrieb, dieses Selbstbestimmungsgesetz verletze die Menschenrechte von Frauen und Mädchen in Deutschland, verfasste der Frauenrat eine gemeinsame Stellungnahme mit dem Bundesverband Trans: Diese Diskussion sei eine gezielte Desinformation von antifeministischen und rechtskonservativen Kreisen (1).
Der Frauenrat übermittelte eine Stellungnahme an die UN-Beauftragte. Die Sorge um die Verletzung der Frauen- und Mädchenrechte sei antifeministisch. Mit Ausnahme der EMMA sieht es bei den anderen Frauenverbänden nicht viel besser aus. Den meisten Menschen dürfte es auch schwerfallen, irgendeine Aktion der Frauen- und Familienministerin zu benennen, die tatsächlich Frauen oder Familien fördert. Sie selbst nennt sich nun auch „Gesellschaftsministerin“ (2). Frauen haben ihre Interessensvertretung verloren, Transverbände eine weitere gewonnen.
In diesem Vakuum bildet sich jetzt offenbar der Bedarf nach einer neuen Frauenbewegung von unten. Die klar benennt, was eine Frau ist. Und sich konsequent für deren Rechte und Sicherheit einsetzt. Eine dieser neuen Organisationen sind die „Frauenheldinnen“.
Neue Impulse durch die Heroica
Ihre beiden Vorstände, Eva Engelken und Susette Schubert, wollen mit der Heroica einen breiten Rahmen stecken für alle, die sich für Frauenrechte engagieren, egal aus welchem Spektrum sie kommen. Okay, von der AfD war keine da. So weit geht das Spektrum denn doch nicht. Selbst die Anwesenheit einer Vertreterin der Werteunion war für viele schon schwer zu schlucken. „Trotzdem gemeinsame Ziele verfolgen“, das war das Motto, durchaus auch Zweckbündnisse zu schließen.
Alice Schwarzer hielt die Eröffnungsrede, und auch sie betonte die Gemeinsamkeiten. Wer zum Thema Frieden oder was auch immer eine andere Position habe: Okay. Müsste man ihre Rede in einem Satz zusammenfassen, dann vielleicht so: „Solange man bei den Frauenrechten an einem Strang zieht, soll man miteinander ziehen statt gegeneinander.“ Darüber hinaus brachte sie gutgelaunt das Thema Spaß zur Sprache. So eine Konferenz solle Freude machen, damit die Leute gerne kommen.
Das war im Programm auch durchaus eingeplant. Nach Vorträgen und Panels zu spannenden, aber wenig erfreulichen Themen wie Prostitution, Islamismus oder Transaktivismus gab es an beiden Abenden Konzerte und danach einen Frauen-Dancefloor (2).
Insgesamt waren 120 Frauen nach Erfurt gekommen, um sich drei Tage rund um das Thema Frauenrechte auszutauschen. Damit platzte der Raum aus allen Nähten. Für nächstes Jahr plant der Verein größer. An Zulauf dafür wird es ihnen vermutlich nicht mangeln. Der Druck auf Frauenrechte wird immer größer. Mehr und mehr Frauen werden mit den konkreten Folgen des Slogans „Nett sein“ konfrontiert. Es ist anzunehmen, dass der Gegendruck steigt.
Das Problem dürfte auf Dauer aber genau jenes Gesetz sein, das die „Frauenheldinnen“ so erbittert bekämpfen. Denn eine Veranstaltung von Frauen für Frauen, das ist ab dem 1. November in Deutschland verboten — zumindest falls sie Spermien produzierende „Frauen“ ausschließt. Genau solchen aber dürfte die Heroica ein Dorn im Auge sein. Und bei gegebener Gesetzeslage kann niemand Transaktivisten davon abhalten, eine zukünftige Konferenz im Namen der Toleranz zu fluten und zu stören. Welche Strategien die Organisatorinnen dafür entwickeln, das könnte spannend werden.
Als nächstes Event ist für den 1. November eine Demo gegen das Selbstbestimmungsgesetz in Berlin geplant — von einer weiteren neugegründeten Gruppe mit dem Namen „Lasst-Frauen-Sprechen“. Mit Musik, Party und Dichterlesung der genderkritischen Ikone Helen Joyce. Hier scheint etwas in Bewegung zu kommen.