Von Schweden lernen
Heute ist offensichtlich, dass der schwedische Weg in der Corona-Frage der klügere war — Deutschland, das noch immer am Panikmodus festhält, sollte dies endlich begreifen.
Schon peinlich, wenn es zu einer angeblich alternativlosen Politik eine Alternative gibt — noch dazu eine, die funktioniert. Während Deutschland wie gebannt auf weitgehend irrelevante „Infektionszahlen“ starrt und Angela Merkel „die Zügel anzieht“, als sei die Bevölkerung ein bockiges Pferd, sind die Schweden weitaus besser durch die Krise gekommen: Ein Wirtschaftsabsturz blieb weitgehend aus ebenso wie eine „zweite Welle“. Die Anzahl der „an und mit Corona“ Verstorbenen hält sich in Grenzen. Die Menschen im Land sind weniger verstört als bei uns, es herrscht eine lockere, vertrauensvolle Atmosphäre. Es scheint, als wäre Schweden ein weitgehend freies Land geblieben, während die Deutschen — im übertragenen Sinn — hinter schwedischen Gardinen vegetieren. Wäre dies nicht der richtige Zeitpunkt für die Verantwortlichen in Staat und Medien, zurückzurudern und vom Beispiel des skandinavischen Landes zu lernen? Stattdessen wird stur am Mythos vom „gescheiterten schwedischen Modell“ festgehalten.
Offene Universitäten, fast keine Gesichtsmasken, nie komplette Schulschließungen, nie ein Zwangslockdown, Corona-Todeszahlen seit Monaten nahe null, deutlich schwächerer Anstieg der Covid-19-Neuinfektionen als in den meisten anderen Ländern Europas, nur halb so hohe Infektionszahlen wie beim Peak im Juni 2020 und vor allem: offenbar keine Panik vor steigenden Corona-Fallzahlen; keine Panik vor steigenden Todeszahlen wie in halb Europa und vielen anderen Ländern der Erde; keine Wut, keine Aggression in der Bevölkerung; keine Denunziationen — sondern Vertrauen und Toleranz bei einem gleichzeitig sehr viel schwächeren Wirtschaftsabsturz als in den allermeisten Industrieländern, die harte, staatlich verordnete Zwangslockdowns durchführten, beispielsweise nur halb so stark wie in Deutschland. Zu schön, um wahr zu sein? Nein, Schweden, Mitte Oktober 2020.
Im Gegensatz dazu die Situation in Deutschland: Angst- und Panikverbreitung auf allen Kanälen über rasend steigende Infektions- und Todeszahlen; Denunziationsaufforderungen und ein Denunziationsportal; Streit um Beherbergungsverbote; Kinder, selbst im Grundschulalter mit Masken im Unterricht; weitgehend geschlossene Universitäten; Drohung eines neuen harten Lockdowns durch Politiker; Maskenzwang im Freien; Aggression, Furcht, Drohungen, Beschimpfungen und gereizte Stimmung im öffentlichen Leben; ein häufig verstörtes tägliches Miteinander.
Welcher Corona-Weg war und ist der klügere? Der schwedische oder der deutsche?
Die Sichtweise deutscher Medien zu Schweden
Zunächst soll ein Blick auf die Berichterstattung über den schwedischen Corona-Weg in den deutschen Massenmedien geworfen werden. Hier wird seit Monaten exzessiv und mit großer Freude das beliebte Schwedenbashing betrieben. Nur ein paar wenige Beispiele dazu. Am 12. Mai 2020 titelte die Süddeutsche Zeitung (SZ): „Coronavirus in Schweden: Tödlicher Sonderweg“.
Diese Sichtweise bestätigte ein Essay des SZ-Chefredakteurs Dr. Marc Beise am 24. August mit dem Titel „Corona und Wirtschaft: Warum der Lockdown sinnvoll war“. Schwedens Corona-Politik sei einfach nur falsch gewesen, habe viel zu viele Tote gekostet und dabei nicht einmal einen wirtschaftlichen Vorteil gebracht.
Der Spiegel titelte am 20. Juni 2020 „Schwedens tödlicher Corona-Irrtum“ und am 25. Juni „Warum Schweden so viele Covid-19-Tote hat (…) Die Eindämmung des Virus ist gescheitert.“ Diese Spiegel-Nachrichten kamen zu einem Zeitpunkt, als sich die Zahl der Covid-19-Toten in Schweden bereits auf ein Drittel reduziert hatte.
Bei ntv lautete am 20. August 2020 die Überschrift „Covid-19 treibt die Zahl. Schweden zählt meiste Tote seit 150 Jahren“. Am gleichen Tag schrieb die Bild-Zeitung „Wegen Corona: Schweden hat die meisten Todesfälle seit 150 Jahren (…) In der ersten Hälfte dieses Jahres verzeichnete Schweden so viele Todesfälle wie seit 150 Jahren nicht. Bis Ende Juni starben rund 4.500 Menschen an Covid-19.“ Und der Volksverpetzer“ formulierte ebenfalls am 20. August: „Schweden: Tödlichstes Jahr. Das widerlegt alle, die Schweden lobten: So viele Tote wie seit 150 Jahren nicht“.
Die drei letztgenannten Medien (sowie zahlreiche andere) haben einfach die Reuters-Meldung vom Vortag mit der Überschrift „Schweden registriert höchste Anzahl an Toten seit 150 Jahren in den ersten sechs Monaten von 2020“ (Originaltitel: Sweden records highest death tally in 150 years in first six months of 2020“) nicht nur abgeschrieben, sondern dabei den Reuters-Hinweis auf die stark gestiegene schwedische Bevölkerung in den vergangenen 150 Jahren interessanterweise weggelassen.
Ein Blick auf die Wirklichkeit
Schweden verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 501 Sterbefälle pro 100.000 Einwohner. In vier Jahren der vergangenen Dekade war die Sterblichkeit im ersten Halbjahr höher: 2010 gab es 504 Sterbefälle, 2012 515, 2013 512, 2015 504. Das Jahr 2020 bildet damit ziemlich genau den Median der vergangenen zehn Jahre, liegt also ziemlich genau in der Mitte. Betrachtet man die Sterbezahlen bis Ende August, so liegt das Jahr 2020 an sechster Stelle innerhalb der elf Jahre seit 2010 und bildet damit exakt den Median. Von Übersterblichkeit oder gar einer Pandemie kann man da schwerlich sprechen, sonst hätte in diesen elf Jahre in Schweden mindestens sechsmal eine Pandemie ausgerufen werden müssen.
Zur oft gehörten Aussage „höchste Todeszahl in Schweden im ersten Halbjahr 2020 seit 150 Jahren“ zeigen die realen Zahlen Folgendes: Im schlimmen Jahr 1869, als unter anderem wegen einer Hungerkrise die Sterblichkeit in Nordeuropa besonders hoch war, betrug in der ersten Jahreshälfte die Anzahl der Sterbefälle je 100.000 Einwohner mehr als 1.300. Im ersten Halbjahr 2020 belief sich die Sterblichkeit auf 501 Tote pro 100.000 Einwohner, betrug also weniger als 40 Prozent der Sterblichkeit des Jahres 1869. Die zahlreichen Medien — zu denen auch das Schwedische Statistikamt gehört —, die behaupteten, 2020 sei das schlimmste Todesjahr in Schweden seit 150 Jahren, informieren also äußerst irreführend, denn man unterlässt den Bezug zur Größe der Bevölkerung, die sich in diesen 150 Jahren etwa verzweieinhalbfacht hat. So einfach trickst man mit Statistiken.
Die realen Zahlen zu Schweden zeigen also ziemlich genau das Gegenteil dessen, was die deutschen Leitmedien meistens berichteten: Es war und ist keine Pandemie und keine Übersterblichkeit in Schweden erkennbar, sondern ganz normale Sterblichkeit. Die oben angeführten deutschen Medien-Meldungen waren alle unzutreffend, falsch und irreführend. Der Volksverpetzer, der meiner Meinung nach besser Volksverhetzer heißen sollte, ist einer der lügenhaftesten Blogs, die ich kenne. Er wird unter anderem von Facebook und Microsoft finanziert — das erklärt einiges — und bekam 2019 einen deutschen Medienpreis, den „Goldenen Blogger“. Armes Deutschland.
Warum wird über Schweden in den deutschen Mainstream-Medien derart unehrlich berichtet? Nun, angenommen, der schwedische Corona-Weg würde sich trotz des ganzen permanenten Schwedenbashings doch als richtig herausstellen, dann würde man damit zugeben, dass der deutsche Umgang mit Corona falsch war. Dann müsste man auch zugeben, dass die allermeisten panikschürenden Berichte zu Corona falsch oder irreführend waren. Das würde doch einige sehr unangenehme Fragen zu den deutschen Leitmedien und der deutschen Politik aufwerfen.
Vergleich der Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und Schweden
Werfen wir nun einen Blick auf die ökonomische Entwicklung in Schweden und Deutschland. Die deutsche Wirtschaft schrumpfte im zweiten Quartal 2020 um 11,3 Prozent, die schwedische um 7,7 Prozent. Im ersten Quartal 2020 ging die deutsche Wirtschaft gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozent, zurück, die schwedische wuchs um 0,7 Prozent (Stand 14. Oktober 2020).
Im ersten Halbjahr gab es in Deutschland also eine Wirtschaftsschrumpfung um 6,75 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in Schweden um 3,5 Prozent. Die deutsche Wirtschaftsleistung schrumpfte also beinahe doppelt so stark wie die Schwedens. Das ist kein Zufall. Die staatlichen Zwangsmaßnahmen und Zwangsschließungen waren in Schweden nicht annähernd so rigoros wie bei uns, ganz zu schweigen vom Aushebeln der Menschenrechte und des Grundgesetzes in Deutschland.
Dazu kommt: Deutschland pumpt ungleich mehr schuldenfinanziertes Staatsgeld in die Wirtschaft als Schweden. Die Ratingagentur Fitch rechnet im Jahr 2020 mit einem Anstieg der deutschen Staatsschulden um 14 Prozentpunkte vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) und einem weiteren Anstieg des Schuldenberges 2021. In Schweden sollen die Staatsschulden laut Fitch 2020 um 11 Prozentpunkte vom BIP steigen, aber 2021 bereits wieder sinken. Deutschland betreibt demnach deutlich mehr Konjunkturstimulation der Wirtschaft als Schweden.
Schuldenfinanzierte Staatsausgaben, sogenanntes Deficit Spending, bewirken normalerweise einen Anstieg des Sozialproduktes ungefähr in Höhe des Defizits, weil sie unmittelbar die Nachfrage ankurbeln. Obwohl also Deutschland eine deutlich stärkere schuldenfinanzierte Politik der Wirtschaftsankurbelung betreibt und pro Kopf deutlich mehr Geld in die Wirtschaft pumpt als Schweden, ist der Wirtschaftseinbruch fast doppelt so stark wie der in Schweden. In Wirklichkeit — unter Einbeziehung der Konjunkturpolitik — ist also die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland noch erheblich schlechter als die offiziellen Zahlen bisher ausweisen und viel schlechter als die in Schweden. In Wirklichkeit dürfte die deutsche Wirtschaft im ersten Halbjahr 2020 mehr als doppelt so stark abgestürzt sein wie die schwedische.
Dr. Marc Beise, seit 2007 Mit-Leiter der SZ-Wirtschaftsredaktion, schrieb am 24. August 2020 bei einem Vergleich von Schweden und Deutschland:
„Da liegt die Frage nahe, ob sich der (sehr viel weniger restriktive schwedische Corona-) Kurs wenigstens wirtschaftlich gelohnt hat? Die Antwort ist ebenso interessant wie desillusionierend, sie lautet: Leider nicht einmal das. Die ökonomischen Kosten sind in beiden Ländern praktisch gleich.“
Diese Aussagen des Süddeutschen-Chefjournalisten Dr. Marc Beise sind eine Verdrehung der Tatsachen und meiner Meinung nach schlichtweg eine Lüge, also eine bewusste Verdrehung der Wahrheit, um das gängige Narrativ der Süddeutschen Zeitung zu Schwedens und Deutschlands Corona-Politik aufrechterhalten zu können. Ich halte das für hochgradig verantwortungslosen Journalismus von Dr. Marc Beise.
Am 5. August 2020 veröffentlichte der staatliche Deutschlandfunk einen Artikel, in dem es heißt:
„Schweden verzeichnet trotz lockerer Corona-Maßnahmen einen mit Deutschland vergleichbaren Wirtschaftseinbruch.“
Auch das stimmt schlichtweg nicht mit den Tatsachen überein, sondern ist eine objektive Unwahrheit und meiner Meinung nach eine Lüge, also eine bewusste Falschdarstellung. Der deutsche Staatssender soll meiner Meinung nach die deutsche Regierungspolitik rechtfertigen, und zwar offenbar um jeden Preis, auch um den Preis der Wahrheit. Nun muss man von einem Staatssender nicht erwarten, dass er anderes als Hofberichterstattung betreibt. Das macht diese Art von weisungsgebundenem Gefälligkeitsjournalismus, wie wir ihn praktisch in allen Staatsmedien, allen voran ARD und ZDF, seit Monaten häufig erleben, nicht besser oder gar vertrauenswürdiger.
Fazit
Angesichts der derzeitigen Corona-Hysterie in den deutschen Leitmedien, der deutschen Politik und der Bevölkerung wäre ein Blick auf Schweden mehr als hilfreich. Der schwedische Umgang mit Corona ist auf so ziemlich allen Gebieten dem deutschen weit überlegen. Die deutsche Corona-Politik ist, verglichen mit der schwedischen, ein Desaster und eine Sackgassenpolitik — vor allem ökonomisch. Die Berichterstattung zu Corona in den deutschen Massenmedien ist geradezu verantwortungslos einseitig, unehrlich und von großer Arroganz geprägt. Lasst uns endlich zu mehr Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Bescheidenheit in den deutschen Mainstream-Medien und der deutschen Politik kommen! Lasst uns den Hochmut überwinden. Lasst uns von Schweden lernen!