Viva la Revolución
Wir brauchen einen Regime Change — in Washington!
Der Kolonialismus ist zurück — in neuem Gewand. Überall auf der Welt zwingt der Westen Länder in die Knie, die nicht so wollen, wie er will. Und wir schauen zu. Eine zornige Abrechnung von Andre Vltchek mit der „westlichen Welt“ — aber auch mit all jenen, die von ihren Sofas aus halbherzig die Welt retten wollen.
Ich wundere mich, dass es niemand anders sagt, schreibt, von den Dächern ruft:
Nicht Venezuela, nicht Kuba, auch nicht Nicaragua oder der Iran brauchen dringend und unbedingt einen „Regime Change“. Es sind die USA, die Europäische Union, eigentlich der ganze Westen, die eines Regime Changes bedürfen.
Und die Lage ist dringlich.
Der Westen ist verrückt geworden — er ist sozusagen übergeschnappt, bekloppt. Und die Menschen dort haben zu viel Angst, das zu sagen oder darüber zu schreiben.
Ein Land nach dem anderen fällt, wird zerstört, bekämpft, gedemütigt, in die Armut getrieben. Ganze Kontinente werden behandelt, als würden sie von verantortungslosen Kleinkindern bewohnt, die von sadistischen Erwachsenen gejagt und diszipliniert werden, die den Rohrstock und den Gürtel schwingen und mit irrem Gesichtsausdruck brüllen: „Benimm dich! Und tu, was wir sagen, sonst setzt‘s was!“
Wäre es nicht so deprimierend, wäre es fast komisch. Es lacht aber niemand. Die Menschen zittern, schwitzen, schreien, flehen, erbrechen sich — aber kichern tun sie nicht.
Ich sehe es überall, wo ich arbeite — in Asien, Lateinamerika, Afrika und im Mittleren Osten.
Warum nur?
Weil nordamerikanische und europäische Länder gerade tatsächlich und ernstlich ihr letztes Ultimatum stellen: Entweder gehorcht Ihr uns und fallt vor uns auf die Knie oder wir werden Euch brechen und vergewaltigen. Und wenn das noch immer nicht reicht, werden wir Eure Anführer und all jene, die uns im Weg sind, töten.
Das ist nicht besonders lustig, oder? Vor allem, wenn man bedenkt, dass dies gerade in fast allen Ländern des so genannten Lateinamerika, in vielen Staaten Afrikas und des Nahen Ostens und in verschiedenen Staaten auf dem asiatischen Kontinent genau so vor sich geht.
Und es geht alles „professionell“ vonstatten, mit großer sadistischer Kunstfertigkeit und ebensolchen Ritualen. Bisher konnte noch niemand den Regime Change-Taktiken standhalten, nicht einmal die einst mächtige Sowjetunion, auch das riesige China nicht oder das stolze und entschlossene Afghanistan.
Kuba, Venezuela, Nordkorea und Syrien sind vielleicht die einzigen Länder, die noch standhalten. Sie widersetzten sich und mobilisierten all ihre Ressourcen, um zu überleben. Und sie haben überlebt. Allerdings zu einem hohen Preis.
Die Opfer weinen ständig. Ein paar unabhängige Länder machen ihrer Empörung Luft. Bis jetzt gibt es jedoch keine große Koalition, die bereit wäre, zu kämpfen und einander zu verteidigen, nach der Devise „Einer für alle, alle für einen“.
Vor der kürzlich stattgefundenen „Rebellion“ in der UN hatte niemand offen und ernsthaft darauf hingewiesen, dass das Völkerrecht für alle Staaten der Welt gleichermaßen gelte.
Die Menschen reden vom „Frieden“. Viele bitten die Banditen, „aufzuhören“ oder „Gnade walten zu lassen“, Mitgefühl zu zeigen. Aber weder Europa noch Nordamerika haben je Mitgefühl gezeigt, über lange Jahrhunderte hinweg nicht. Schauen Sie sich eine Weltkarte vom Beginn des 20. Jahrhunderts an: Die ganze Welt wurde geplündert, kolonialisiert, unterjocht.
Nun sind wir wieder im selben Fahrwasser. Stoppt man den Westen nicht, wird das unsere Erde nicht überleben. Und seien wir realistisch: Betteln, logische Argumente und ein guter Wille wird Washington, Paris und London nicht am Plündern und Versklaven hindern.
Jeder, der auch nur ein elementares Geschichtswissen hat, weiß das.
Warum also schmiedet die Welt nicht schon längst an einem echten Widerstand?
Wird Venezuela der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt? Und wenn es nicht Venezuela ist — wenn man zulässt, dass es fällt —, wird als Nächstes dann Nicaragua, Kuba oder Iran an der Reihe sein? Gibt es irgend etwas, das die Leute aktiviert?
Werden wir alle dabei zusehen, wie das sozialistische Venezuela — ein Land, das der Welt schon so viel gegeben hat, das solch wunderbare Visionen und Konzepte für unsere Menschheit geschaffen hat — wie dieses Land zu Asche verbrannt wird? Wie all seine Träume, seine Rohstoffe und seine Freiheit geraubt werden?
Sind wir alle solche Feiglinge? Sind wir — menschliche Wesen, die wir sind — so tief gesunken? Sind wir zu Feiglingen und Vieh geworden, zu egoistischen und gefügigen Wesen; zu Sklaven?
Und all das nur, weil die Menschen zu große Angst davor haben, sich dem Imperium entgegen zu stellen? Weil sie sich lieber verstecken und so tun, als geschähe das, was direkt vor ihren Augen geschieht, einfach nicht?
Lassen Sie es mich also sagen — sodass wenigstens meine Leser sich nicht dem Luxus hingeben können, „es nicht gesagt bekommen zu haben“:
„Diese Welt wird von der faschistischen Clique westlicher Nationen brutal behandelt und kontrolliert. Es gibt keine ,Demokratie‘ mehr auf der Welt — und genauso wenig findet man in den nordamerikanischen und europäischen Hauptstädten noch Respekt vor dem Völkerrecht. Der Kolonialismus ist mit voller Gewalt zurückgekehrt. Der westliche Imperialismus kontrolliert nun fast die gesamte Welt.“
Und bitten — glauben Sie mir —, bitten und vom Frieden reden wird dagegen nicht helfen.
Während des Zweiten Weltkriegs musste der Faschismus gestoppt werden — sonst hätte er die ganze Erde verschlungen.
Es haben bereits -zig Millionen im Kampf für den Frieden und die Menschheit ihr Leben gelassen.
Ja, es gab Staaten, die mit Nazi-Deutschland verhandelt und Kompromisse geschlossen haben, wir alle wissen aber, wohin das geführt hat.
Wir befinden uns nun in der gleichen Lage. Oder vielleicht sogar in einer noch schlimmeren, weil der Westen Atomwaffen und eine riesige Propaganda-Maschinerie besitzt, mit der das menschliche Gehirn weltweit mit „Massenmedien“ und „Bildung“ gesteuert wird.
Und weil die Bevölkerungen des Westens heute einer viel intensiveren Gehirnwäsche unterzogen werden als die Deutschen und Italiener damals in den späten 30er und frühen 40er Jahren des letzten Jahrhunderts; weil sie heutzutage verängstigter und gefügiger und „disziplinierter“ sind.
Glauben all jene, die nun diese „Friedens-Essays“ schreiben, in denen sie mit dem westlichen Regime darüber diskutieren, wer recht hat — denken die allen ernstes, sie könnten so Leute wie Trump, Pompeo, Adams oder Rubio bewegen?
Glauben sie wirklich, dass Washington damit aufhören wird, Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zu ermorden? Oder dass die neokoloniale Plünderei aufhören wird, weil US-Kongress und -Senat plötzlich verstehen, dass sie auf der falschen Seite der Geschichte stehen?
Dies ist keine rhetorische Frage. Ich meine es ernst — ich will Antworten!
Denkt die „Friedensbewegung“, dass sie die westliche Expansionspolitik durch eine Vielzahl von Argumenten aufhalten kann? Ja oder nein?
Glauben sie, dass Trump oder Pompeo sich plötzlich auf die Stirn schlagen und ausrufen: „Ihr Leute habt recht! Uns war das alles nicht bewusst!“, und dann ihre Truppen, Widerlinge und Söldner zurückrufen?
Wenn nicht — wenn die Friedensbewegung nicht glaubt, dass genau dies von nordamerikanischen und europäischen Regierungschefs getan wird —, wofür dann die tausende verschwendeter Seiten?
Wenn ein Krokodil kurz davor ist, ein unschuldiges Kind zu verschlingen — würden Sie dann hingehen und mit ihm diskutieren? Würden Sie? Glauben Sie, es würde von dem Kind ablassen, ein paar Tränen verdrücken, mit dem Schwanz wedeln und abziehen?
Manchmal glaube ich, dass „Friedensbewegungen“ im Westen alles nur verschlimmern. Sie schaffen falsche Hoffnungen und tun so, als ob das Imperium ein Wesen mit einer Seele sei, das logischer Überlegungen fähig ist. Sie unterschätzen die Bedrohung und Gefahr massiv.
Und sie analysieren die westliche Bedrohung mit westlicher Logik aus einer westlichen Perspektive.
Und irgendwie geht in dem ganzen Interpretieren verloren, dass dem Faschismus, dem Terror und der Bestialität gegenüber Widerstand geleistet und sie bekämpft werden müssen.
Man kann mit einer Gruppe von Ländern, denen bereits das Blut von etwa 80 Prozent des Planeten an den Händen klebt, nicht verhandeln. Wenn das geschehen würde, wäre dies ein reine Farce und würde einfach nur all jene verhöhnen, die ernsthaft versuchen, die Mörder zu stoppen.
Gerade jetzt braucht Venezuela Solidarität. Statt Worten braucht es direkte Hilfe und Handeln. Und viele andere Länder auch.
Stattdessen geht eine Lawine von guten Wünschen und verfrühten Nachrufen auf Venezuela nieder.
Die bolivarische Revolution hat viele bunte Worte gehört — was sie aber dringend braucht, sind Freiwillige, Geld und internationalistische Brigaden!
Ich weiß, dass Milliarden von Menschen Venezuela von ihren Sesseln aus anfeuern — also in Wirklichkeit gar nichts tun und auch finanziell gar nichts beitragen. Ihre Liebe zu Venezuela ist „platonisch“.
Ich bin gerade aus Syrien abgereist, wo ich aus dem Kriegsgebiet um Idlib berichtete. In diesen Tagen war nicht ein einziger Ausländer in der Nähe. Eva Bartlett und Vanessa Beeley arbeiten normalerweise in den schlimmsten Gebieten Syriens, aber wie viele andere tun das? Und die meiste Zeit arbeiten wir ohne jede Unterstützung — einfach weil wir der Überzeugung sind, dass es unsere moralische Verpflichtung ist, die Menschheit zu informieren.
Ich frage mich, wie viele Ausländer wohl gerade für Venezuela kämpfen?
Wer wird die westlichen Spione konfrontieren, die man nach Caracas und an die venezolanischen Grenzen zu Kolumbien und Brasilien eingeschleust hat? Ein paar RT und TelSur-Reporter, ja, diese wahren Helden, aber wer sonst?
Nur direkte Maßnahmen können Venezuela und die Welt retten.
Jetzt ist nicht die Zeit für Debatten.
Dies hier ist schlimmer, viel schlimmer als die späten 1930er Jahre.
Das sprichwörtliche Krokodil ist hier — bereit, mit seinem weit aufgerissenen, riesigen Maul das nächste prächtige, stolze Land zu verschlingen.
Es ist höchste Zeit, dass wir eine große Metallstange in sein Maul schieben. Jetzt, sofort — bevor es zu spät ist.
Lasst uns „Lang lebe Venezuela!“ rufen — aber nicht nur mit unseren Mündern, sondern auch mit unseren Händen, Muskeln und Geldbeuteln.
Und lasst uns ohne Angst verkünden: Wenn überhaupt irgendwo, dann ist in Washington ein Regime Change wahrhaftig und dringend nötig!
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Regime Change is Urgently Needed … in Washington“. Er wurde von Gabriele Herb aus dem ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.