Versöhnen statt Spalten
Statt halbherziger Reformen bräuchte es eine grundlegende Neuformung aller unserer Institutionen und des Umgangs miteinander aus der Kraft des Geistes.
Wir leben in dunklen Zeiten. Unter solchen Umständen unser Bewusstseins stabil zu halten oder wieder zu kräftigen ist eine große Herausforderung. Dies wäre aber dringend erforderlich, sowohl für die Schaffung einer menschengerechten Zukunft als auch für die Weiterentwicklung des Menschen. Die Entzweiung, die derzeit in der Gesellschaft herrscht, ruft nach einer verbesserten Debattenkultur im Geiste des gegenseitigen Respekts.
Durch die extreme Gängelung, die teilweise sehr brutalen Maßnahmen, die ständige Angst- und Panikmache von Politik und Medien während der Coronazeit sowie durch die derzeitige Kriegshetze wird es sehr deutlich, wie dringend erforderlich Wachheit und Spannkraft sind, damit das Bewusstsein nicht permanent von außen besetzt und beeinflusst wird und die Emotionen keinesfalls die Führung übernehmen. Die Gestaltung des Lebens muss aus einem klaren und objektiven Gedanken erfolgen. Dafür ist ein individuelles Ideal oder eine Zielsetzung wesentlich.
Betrachten wir die Kommunikation und Propaganda in unseren Krisenzeiten, so kann man wohl eindeutig feststellen, dass eine sehr dunkle, belastende und niederdrückende Sphäre geschaffen wurde und weiterhin noch anhaltend genährt wird. Die eigene Meinung scheint nicht mehr gewünscht zu sein und sollte sich der kollektiven von Eliten vorgegebenen Ansicht beugen. Das Milieu, welches dadurch entstanden ist, weist mit seiner Menschenverachtung, den Suggestionen und permanent in die Welt gesetzten Lügen eine extreme Hässlichkeit und Zerstörungsabsicht auf.
Kein Wunder also, dass Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung, Depressionen und vielerlei Krankheiten die Menschen befallen, denn das Licht einer freundlichen, empathischen und aufbauenden Zukunft fehlt fast gänzlich.
Was also tun? Auf Erlösung und Hilfe von außen zu warten ist vergeblich und fördert lediglich Passivität und ungesunde Opferhaltung.
Der Mensch will zum ganzen Menschen werden, das heißt, jetzt muss er sich auf seine Schöpferkraft besinnen und den Geist ergreifen.
Viele Menschen haben erkannt, dass eine regelrechte Neuformung aller gegebenen Bedingungen dringend erforderlich ist. Wirtschaft, Pädagogik, Medizin, Medien und so weiter sollen ganzheitlich gedacht und mit seelisch-geistigen Aspekten bereichert werden. Eine ebenso große Anforderung betrifft wohl das Erdenken und Entwickeln einer neuen Begegnungskultur. Die Spaltung der Gesellschaft, die Aggressionen, Ausgrenzungen, Beleidigungen und falschen Schuldzuweisungen haben großes Leid und wachsende Kälte, Entfremdung und Vereinsamung verursacht. So schreibt Heinz Grill (1) in seinen Ausführungen:
„Nicht das Trennende kann die Absicht im Menschengeschlecht sein, sondern das Verbindende, das Vereinende und schließlich das Universalisierende“ (2).
Der gesunde Mensch sehnt sich nach Begegnung, nach Verbindung. Das wurde in Zeiten der Lockdowns sehr deutlich, und wie durch Worte und deren dahinter verborgenen Absichten eine dunkle, krankmachende, entzweiende Sphäre erschaffen wurde, so kann mit einer freilassenden, aufbauenden und verbindenden neuen Kommunikation eine lichte, menschenwürdige, zuversichtliche und heilende Sphäre entstehen.
In uns Menschen liegt ein großes Potenzial verborgen. Es ist die Kraft, Gegebenheiten oder missliche Zustände positiv zu verändern und sie sogar zu verwandeln.
„Kommunikation führt das Abstrakte des Gedankens in die praktische Welt der menschlichen Sphäre herab“ (3).
Eine wichtige Voraussetzung dafür ist wohl die Ehrfurcht vor der freien Persönlichkeit des Anderen. Jeder benötigt in einem guten Gespräch einen freien Raum, in dem negative oder nachtragende Gefühle keinen Platz haben. Jeder muss also in gewisser Weise sich selbst überschreiten und Muster, Vorurteile und Emotionen zurücklassen.
Zwanglos und natürlich kann der Kontakt sich nur gestalten, wenn alle Projektionen schweigen und die eigene Meinung dem Gegenüber nicht übergestülpt wird.
Ebenso schaffen harte Bewertungen eines im Gespräch erörterten Themas sehr leicht Antipathie und Spaltung, während eine gute Beschreibung der Sachlage eine Verbindung und Annäherung, im besten Falle sogar eine Erkenntnis fördert.
Es versteht sich von selbst, dass jegliche Arroganz und Übergriffigkeit in dieser neuen Sprachkultur keinen Platz haben, denn die grundsätzliche Haltung im Gegenübertreten ist von Sympathie getragen. Ein immer wieder Innehalten und Anschauen des Gesprochenen verhindert einen automatisierten, emotionalen, unschönen verbalen Schlagabtausch und lässt das Wesentliche hinter dem Gesagten leichter erkennen.
Es ist das Interesse am Anderen und das Wahrnehmen seiner individuellen Situation, die aufzeigen, welcher Gedanke, welche Äußerung jetzt sinnvoll und fördernd sind. Auch Kritik wird immer konstruktiv und weiterführend, nie persönlich verletzend angebracht. Die ästhetische Wortwahl erscheint angesichts des oft niedrigen sprachlichen Niveaus, der Sprachverrohung und der misslichen Gender-Debatte von großer Wichtigkeit.
So entstehen, im Gegensatz zu oft gedankenlosem Geplapper, bei wacher, inhaltsreicher und bewusst geführter Kommunikation Form und Struktur. Etwas Neues kann sich im Gespräch etablieren. Empathie, Unabhängigkeit und echte Toleranz finden einen ersten Platz.
Was an dieser Stelle lediglich nur skizzenhaft anklingt, hat Heinz Grill verständlich und sehr ausführlich in seinem wertvollen Buch „ Die Entwicklung einer gehobenen, sympathischen Sprachkultur“ beschrieben.
„Wer mit anderen Menschen umgehen kann und alles Niedrige wieder emporheben kann, ist ein Genie. Er kann das, was sich zum Verfall neigen möchte, das, was sich zur Trennung und zur Entzweiung, zur Verzweiflung neigt, wieder emporheben und wieder zur glücklicheren Verbindung führen“ (4).
Die bewusst geführte Kommunikation und die neue Begegnungskultur sind Ideale für die Zukunft. Wie jedes Ideal unterliegen auch diese einem wachsenden Prozess. Sie müssen zuerst ausreichend gedacht, studiert und in die objektive Vorstellung gebracht werden, damit sie sich in der Welt verwirklichen können. Hier ist das Schöpfungsprinzip von oben nach unten, vom Geistigen ins Materielle, vom Feinstofflichen ins Grobstoffliche wirksam. In diesem Tun findet sich der Mensch in der richtigen Position als Schöpfer, als Gestalter des Lebens und der Zukunft. Hier liegen sein Wertvollstes und seine Würde.
Quellen und Anmerkungen:
(1) Heinz Grill ist spiritueller Lehrer, Geistforscher, Begründer des „Neuen Yogawillens“, Buchautor, Heilpraktiker und bekannter Bergsteiger. In Vorträgen, Seminaren und Schulungen an der freien spirituellen Hochschule in Naone sowie an vielen anderen Orten zeigt er den Menschen Möglichkeiten und Wege zur geistigen Entwicklung und Individuation.
(2, 3 und 4) Zitate aus dem Buch von Heinz Grill „Die Entwicklung einer gehobenen, sympathischen Sprachkultur“