Verschworene Gemeinschaft

Der Begriff „Verschwörungstheorie“ wird immer aggressiver dafür instrumentalisiert, reale Intrigen zu leugnen und ihre Erforschung zu kriminalisieren.

Haben Sie es gemerkt? Verschwörungen gibt es eigentlich gar nicht mehr. Jedenfalls solche im herkömmlichen Sinn, bei denen hochrangige Politiker, Konzernlenker, Militärs und Geheimdienstmitarbeiter Absprachen zum Schaden der Allgemeinheit treffen. Wenn jemand dergleichen behauptet, so sind dies notwendigerweise „Theorien“, „Mythen“ oder „Erzählungen“. In Wirklichkeit sind alle genannten Berufsgruppen total lieb. Anders verhält es sich bei folgenden Vorgängen: Putin beeinflusst mithilfe von Schergen die öffentliche Meinung im Westen und manipuliert unsere Wahlen. Eine Seniorentruppe plant den Umsturz dieser unserer demokratisch gewählten Regierung. Nazis treffen sich in Hinterzimmern, um die Deportation eingebürgerter Migranten zu planen — vielleicht sogar mit Massenvernichtungsabsichten. All das sind keine Verschwörungstheorien, es ist die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Als Resümee kann man also sagen: Verschwörungserzählungen gegen die Regierung sind nur Lügen und rechtsextrem; Verschwörungserzählungen, die die Regierung selbst in Umlauf bringt, müssen von anständigen Staatsbürgern geglaubt werden.

Verschwörungstheorien säumen die menschliche Geschichte. Und zwar nicht nur Theorien, sondern auch vieles, was damit locker bis gar nicht zusammenhängt: Wahrheiten, Märchen und Sagen, vom Mythos der Nibelungen über Caesars schmähliches Ende, des großen Konstantins berüchtigte „Schenkung“, die — obwohl gefälscht — dem Papst bis heute eine eigene Fußballnationalmannschaft samt Schweizergarde garantiert, den Prager Fenstersturz, Bismarcks Depeschensperenzchen, Lenins Zugwaggon, Noskes Bluthundereien, die übrigens meinen Urgroßvater das Leben gekostet haben, und die „Protokolle der Weisen von Zion“ bis hin zu den „Protokollen der Weißen von Potsdam“, auf die wir noch zu sprechen kommen.

Dazwischen: tausende, womöglich Fantastilliarden von Verschwörungen, mal echt, mal frei erfunden oder über urbane Legendenplapperei aus sich selbst herausgeköchelt, mal dreist, mal blöd, mal unglaublich und bisweilen auch so öffentlich und offensichtlich, dass das Wort an sich gar nicht mehr passt. Eine Verschwörung nämlich, so will es die Definition, muss geheim sein, sonst ist sie keine. Für die Umtriebe und Krakenärmeleien einer Gates-Stiftung gilt das höchstens bedingt, für ein World Economic Forum nur noch dann, wenn man blind genug ist, den faschistoiden Glanzlack seiner atemraubend peinlichen Reklame für bare Münze zu nehmen und unter „public-private partnership“ etwas anderes zu verstehen als das, was es ist: der pure Korporatismus, den Mussolini treffend Faschismus taufte, — diesmal halt gleich weltweit.

Mit den diversen Verschwörungen des  11. September 2001 begann scheinbar ein regelrechter Boom diesbezüglicher Theorien — aber halt nur scheinbar. Was da boomte, war nämlich lediglich das Wort „Verschwörungstheorie“. Schließlich gab es zu Watergate, Iran-Contra, Guatemala, Panama, Kongo, Grenada, Venezuela oder — um knapp und im Land zu bleiben, weil wir sonst bis Weihnachten mit dem Aufzählen nicht fertigwerden — den Affären und Verschwörungen um Spiegel , Lockheed, Spielbanken, Bayernpartei, Altnazis, Onkel Alois, Schreiber — kurz gesagt: zu Strauß —, zum Celler Loch, dem Sturz von Willy Brandt, dem dafür vermeintlich verantwortlichen DDR-Spion Guillaume, zu Carlos, Mauss, Barzel, Wienand, Flick, Zwick und Hitler-Tagebuch, zu den Toten von Stammheim, dem Oktoberfestattentat, dem Barschel-Sumpf, der Kohl-Genscher-„Wende“, zu Schalck-Golodkowsky — und schon wieder Strauß —, der Mutation des Slogans „Wir sind das Volk“ zu „Wir sind ein Volk“, zum Krieg gegen Jugoslawien und einem sogenannten „Hufeisenplan“ … ja, da hören wir lieber mal auf, sonst wird’s doch Weihnachten; — zu all dem und noch viel, viel mehr nämlich gab es die pfundigsten Verschwörungstheorien, die man aber halt damals noch nicht so nannte, sondern oft „Enthüllungen“, auch wenn es sich zwischendurch eher um Vernebelungen handelte.

2001 aber war auf einmal alles „Verschwörungstheorie“, und zwar nicht etwa die reichlich haarsträubende Zote mit Bin Laden im Erdloch und seinen Flugschülern, Saddam Hussein und seinem amerikanischen Milzbrandpulver, sondern jeder noch so harmlose fachliche Einwand jedes noch so harmlosen Ingenieurs oder Kriminalisten.

Da stellte man einen großen Topf aufs Feuer und schmiss das alles hinein, fügte ausgewählten Schwachsinn hinzu, etwa: die Erde sei eine Scheibe und die Pole lediglich Treppenhäuser in die Hohlwelt, wo die Nazis ihre UFOs parken, rührte dreimal um, und schon war alles schwachsinnig. So wie halt ein Stück Käse, das man zwei Wochen lang in fünf Litern Schwefelsäure kocht, auch recht schwefelig wird.

So verschwanden die Verschwörungen aus der Welt. Was auf der Welt geschehe, paukte man uns ein, sei samt und sonders pures, zufälliges Geschehen, nichts davon geplant, schon gar nicht geheim. Wer Begriffe wie „Bilderberg“, „World Economic Forum“ oder „Gates-Stiftung“ auch nur in den Mund nahm, konnte genauso gut behaupten, er glaube an den Weihnachtsmann, der aber in Wirklichkeit ein Osterhase sei, und dass ARD und ZDF darüber nicht berichteten, war doch Beweis genug, dass da gar nichts war. Ab und zu flog doch mal dies und das auf — etwa der Opioid-Massenmord der US-Pharmaindustrie oder die „Lockstep“-Pläne der Rockefeller-Stiftung. Aber das meiste davon, so hieß es, war entweder schon vorbei oder nicht so schlimm, und notfalls dekretierte man einfach, die Nennung gewisser Namen sei von Haus aus antisemitisch und somit verboten — wer zum Beispiel behaupte, die Firma Goldman Sachs führe anderes im Schilde als das Wohl der gesamten Menschheit, sei „strukturell“ schuld am Holocaust.

Ich möchte hier ausnahmsweise mal den Herrschaftspropagandisten und angeblich ausgebildeten „Amerikanisten“ — was immer das sein soll — Michael Butter heranziehen, der von dem Thema und der Materie ebenso wenig Ahnung hat wie ich von der Konstruktion eines Nullzeitdeformators aus Dinkelnudeln — also: null Komma null null. Ich paraphrasiere zur Verdeutlichung der neuen Weltanschauung trotzdem ihn, weil er diversen einschlägigen psychologischen Kampforganisationen vorsteht und weil die herrschaftlich anerkannte und trotz inhaltlicher Totalblödheit zum allgemeinen Gebrauch freigegebene Psalmensammlung zum Mythos der „Verschwörungstheorien“ seinen Namen trägt: Um nicht in den Verschwörungswahn abzustürzen, dürfe man niemals einfache Erklärungen für komplexe Geschehnisse hinnehmen, niemals einem manichäischen Gut-Böse-Schema verfallen, etwa „Westen gut, Putin böse!“ oder „Impfung gut, Querdenker böse!“ oder vielmehr nein: Da durfte man das, ausnahmsweise. Und vor allem müsse man sich an drei einfache Leitsprüche halten: Alles ist, wie es scheint. Alles geschieht durch Zufall, und nichts ist mit irgendwas verknüpft. Zusatz: Was die „Qualitätsmedien“ behaupten, ist wahr.

Derlei eklatante Schwachköpfigkeiten tunken Vernebelungsprofis wie die Wikipedia-Mafia dann in titanische Wortgebirge von pseudowissenschaftlichem Schwurbelschwafel und glänzen selbst mit wahrhaft kruden, also ungehobelten Verschwörungsmärchen etwa der Sorte, der Antisemit Ken Jebsen habe sich mit dem Antisemiten Daniele Ganser und den Antisemiten Trump und Putin verschworen, um die Menschenfreunde Bill Gates und Klaus Schwab vom Thron zu stürzen. Und deshalb dürfe man absolut nichts „glauben“, was nicht von den „Qualitätsmedien“ behauptet wird, weil nur das wahr sei und man sonst an der „Desinformation“ elendig geistig zugrunde gehe, so wie der Klosterschüler, der sich zu sündigem Kopfkino das Rückenmark aus dem Leib leiert.

Das ganze Theater ist selbst als Parodie so dumm und peinlich, dass es eigentlich keine Zeile mehr wert ist, zumal sich inzwischen exemplarisch praktisch jede einzelne sogenannte „Verschwörungstheorie“ zu der fürchterlichen Seuche, die 2020 urplötzlich aus dem Höllenpfuhl der chinesischen Fledermäuse in die arglose Menschenwelt hineinschwappte und nur durch den selbstlosen Einsatz von unermüdlich kriegstüchtigen Superhelden wie Drosten, Wieler, Lallerbach, Spahn, Sahin und selbstverständlich Bill dem Großen höchstpersönlich gebannt und bezwungen werden konnte, als wissenschaftliches Faktum erwiesen hat.
Aber hier wird es dann doch wieder interessant. Die zunehmend desperate und desolate Raserei der selbsternannten Weltenlenker und ihrer Propagandastopsel zeigt nämlich in letzter Zeit mit zunehmender Deutlichkeit auf, dass der Wahn, der sich in dem wirren Furor gegen angebliche „Verschwörungstheorien“, „-mythen“, „-erzählungen“, „-ideologien“ und zuletzt gar noch vermeintlichen „Verschwörungsverschwörungen“ niederschlug, nichts anderem entsprang als einem Blick in den Spiegel: Was die geisteskranken Plärrgoschen da sahen und in einem vielköpfigen Gewimmel von aufrichtigen, akribischen und ehrlichen Wissenschaftlern, Journalisten und Aktivisten personifiziert wähnten, war ihr eigener Irrsinn.

Deshalb erkennen fanatische Totalitaristen nun in jedem, der ihre blöden Sprüche nicht mitgrölt, einen „Rechten“, fühlen sich umzingelt von Feinden und Nazis und sehen hinter jedem Baum den urbösen Putin hervorlugen.

Sei es der unvermeidliche militärische Zusammenbruch der ukrainischen Stellvertreterarmee, die millionenfachen Schäden durch die idiotische modRNA-Dantlerei, der wirtschaftliche Untergang durch sturköpfige Idiotie und religiösen Kohlensäure-Wahn, das Auffliegen der mafiösen Strukturen, die den gesamten Regierungsapparat durchziehen wie Pilzfäden den Waldboden, sei es was auch immer: Schuld sind AfD, Querdenker, Leugner, Verweigerer, kurz gesagt: Nazis. Und gesteuert, gelenkt, bezahlt werden die alle — eben — von Putin. Es ist eine einzige gigantische Weltverschwörung, die uns alle in den Abgrund reißen will, heimtückischer und schlimmer noch als die letzte, die jüdisch-bolschewistische.

Das jüngste Kasperltheater zeigt die Verranntheit und Vernageltheit dieser Weltanschauung exemplarisch. Passiert ist dies: Im November 2023 trafen sich zwei Dutzend Leute in einem Landgasthof, um ein paar Sachen zu besprechen und Vorträge anzuhören. Wie das halt jeden Tag passiert, in hunderten Hinterzimmern von hunderten Gasthöfen. Einer der Teilnehmer war ein medial deutlich überrepräsentierter österreichischer „Identitärer“, der einen sogenannten „Masterplan“ zum Umgang mit Ausländern vorlegte, welcher in etwa dem entsprach, was die aktuelle Bundesregierung in ihren Koalitionsvertrag hineingeschrieben hat, aber weit hinter dem zurückblieb, was die völlig derangierte Verfassungsfeindin Nancy Faeser unschuldigen „Blutsverwandten“ sogenannter Clankrimineller antun wollte.

Alles nicht der Rede wert, auch nicht der Vortrag eines Staatsrechtsdozenten zum Thema Briefwahl. Dann aber platzte nach den niederländischen auch den deutschen Bauern angesichts der Vernichtungspläne der Berliner Regierung der Kragen. Und ganz plötzlich würgte im Angesicht anschwellender Proteste auch von anderen Ausgebeuteten ein sogenanntes „Team“ der regierungsfinanzierten Propagandaagentur Correctiv in Absprache mit Regime und Geheimdienst eine aberwitzige Räuberpistole zusammen, die offenbar ursprünglich zur Vorbereitung der Bundestagswahl im nächsten Jahr gedacht war und Edgar Wallace oder seinen noch schlimmeren Adepten sicherlich gefallen hätte. Da gab es nun plötzlich ein ominöses „Geheimtreffen“ zum Zwecke millionenfacher Abschiebungen oder — um Roseph Habbels zu zitieren — einer „Umvolkung“, und die sensationelle Hinausposaunung dieses Schmarrns war genau so terminiert, dass die Kamelle nicht nur fürs Feuilleton als schnodderschlechtes „Theaterstück“ inszeniert werden konnte, sondern vor allem von der Regierung finanzierte „NGO“s rechtzeitig hunderte von Aufmärschen organisieren und Millionen „Flyer“ drucken konnten, während der Staatsfunk unablässig die dunkle Mär von einer neuen „Wannseekonferenz“ in die Volksempfänger pumpte.

Dann trommelte man das aufgepeitschte Volk über hunderttausende Drillschirme der Regierungspropagandaagentur Ströer auf sämtlichen öffentlichen Plätzen und in sämtlichen öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermeintlichen „Demos“ zusammen, wo Kleinkinder selbstgemalte Schilder mit Aufschriften wie „Alle meine Entchen hassen die AfD“ vorzeigen mussten, grimmige Kommerzkombos Neandertalerhardrock mit Slogans wie „Querdenker klatschen“ grunzten und die ergriffene Volksgemeinschaft Selfies mit Scholz, Baerbock und anderen Hampelmännlein und -weiblein samt ihren ergeben jubelnden Massen schoss, die brav die ewig gleichen Hirnlosigkeiten auf Pappendeckel in die Kameras reckten: „Alle hassen die AfD!“ und „Hass ist keine Alternative!“

Und dann feierte sich der ganze entfesselte Volkskörper in einem Karneval der selbstzufriedenen Weltentrückung in den „social media“-Dampfkochtöpfen als Retter eines Kults, nach dessen hoffentlich baldigem Platzen und Zerdümpeln niemand mehr das Wort „Demokratie“ in den Mund nehmen kann, ohne sich zu schämen.

Während gleichzeitig die behudelte Regierung im Heiligenschein ihrer neuen Heiligkeit unbeachtet ein Gesetz verabschiedete, das genau das bewirken soll, was die AfD verlangt und was auf dem „Geheimtreffen“ angeblich „beraten“ worden sein soll. Und während im erwähnten Koalitionsvertrag von SPD, „Grünen“ und FDP zwar nicht der in einer koordinierten „Punktlandung“, so der Deutschlandfunk, flugs zum „Unwort des Jahres“ erhobene Begriff „Remigration“ drinsteht, dafür aber das noch weitaus widerlichere Unwort „Rückführungsoffensive“, das sich inzwischen in ein „Rückführungsverbesserungsgesetz“ ergossen hat, gänzlich unbemerkt.

Dass irgend ein freiwilliger Mitläufer dieses ebenso ordinären wie totalitären Massencircus’ George Orwells Roman „1984“ jemals auch nur angelesen hat, ist absolut ausgeschlossen. Obwohl einer ihrer Sektenführer, der von seinen Verfolgungsfantasien mittlerweile auch optisch sichtlich zerrüttete amtliche Klimapriester und oberste Putin-Paranoiker, in eine neue Ausgabe des Buchs sogar eine Art Schüleraufsatz hineindrucken ließ, der angeblich von ihm selbst stammt, für den er aber von keinem meiner Unterstufendeutschlehrer eine bessere Note als „ungenügend“ gekriegt hätte — gnädigerweise wegen Themaverfehlung: Gefragt, Herr Habeck, war ein Vorwort, kein billiger Reklamepansch für ihren verquasten Pumpernickelteig von einer „Weltanschauung“, mit dem Sie sich dann auch noch selbst entlarven — weil Sie auch hier wieder in den Spiegel glotzen.

Im Furor dieser Aufmärsche fallen endlich die letzten Hürden der Scham. Vor nicht allzu langer Zeit klopfte sich die gesamte grimmige „Social“-Meute die Schenkel wund über eine Jana aus Kassel, die sich angesichts der allgemeinen Diskriminierung, Ausgrenzung, Beschimpfung und Entwürdigung von „Corona“-Gegnern „wie Sophie Scholl fühlte“ und das etwas arg ungeschickt, zudem auf einer Bühne vor Kameras, auszudrücken versuchte.

Heute insinuiert der Staatsfunkladen SWR, jede einzelne Teilnehmerin, jeder einzelne Teilnehmer an den Massenaufmärschen gegen „Rechts“ und für das Regime sei eine wiedergeborene Sophie Scholl. Und zwar ohne dass sich wegen Peinlichkeit und Scham die Funkhäuser rot färben. Es fällt in der Dampfblase der rechtgläubigen Veitstänzer nicht einmal mehr auf.

Nun könnte man meinen, es sei gerade im Moment der äußersten Selbstbesoffenheit angebracht, dieser Bagage von Dummschwätzern und Dilettanten ihren eigenen „verschwörungsideologischen“ Quatsch, den sie vom Deck des sinkenden Schiffs trompeten, so um die Ohren zu hauen, wie sie das vor zwei, drei, vier Jahren mit ernsthafter Wissenschaft und Analyse letztlich weitgehend vergeblich versucht haben, und die hassspritzende Häme, mit der sie über eine wehrlose Minderheit herfielen, gleich dazu. Aber das wäre nicht nur ein unangemessenes Gemeinmachen und Gleichsetzen, sondern auch — ganz ehrlich — langweilig. Derlei entlarvt sich selbst am besten, und zusammenkehren müssen den Schlamassel am Ende, wenn der Endsieg wieder einmal ausgeblieben ist, ja sowieso wir.

Ziehen wir lieber eine Art vorgezogenes Resümee, wie so was läuft:

Die Menschen leben an sich bescheiden und glücklich dahin, und weil sie zwar bescheiden, aber mit der Zeit immer weniger zufrieden und glücklich sind, kommen sie auf freche Gedanken. Wieso, denken sie, schöpft da eigentlich immer dieser blödsinnige Feudalfürst den größten Teil von dem ab, was wir tun und machen, erzeugen und liefern? Wieso wird der immer fetter und hässlicher, obwohl er nur in vergoldeten Kutschen und Privatjets in der Gegend herumflitzt und blödsinnigen Quatsch labert, mit dem man uns auch noch Tag und Nacht penetriert?

In diesem prekären Moment, wo die Kontinuität der Ausbeutung ins Rutschen gerät, muss man den Menschen Angst machen, mit immer neuen Popanzen, muss notfalls einen echten Krieg entfachen und sie in den massenhaften Tod treiben, damit sie zusammenzucken und sich krümmen vor Schreck und Panik und Schmerz, Leid und Elend und sich wieder brav unterordnen unter die Knute des mächtigen Feudalherrschers, der für alles eine Lösung weiß, obwohl er und seine amtlichen Verweser von nichts irgendwas und von allem ungefähr so viel verstehen wie Michael Butter von Verschwörungstheorien, Alena Buix von Ethik und ich von der Herstellung von veganem Quark aus unveröffentlichten Goethe-Tagebüchern: null Komma null null.

„Der Staat“, schrieb Friedrich Nietzsche in „Also sprach Zarathustra“, „ist das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: Ich, der Staat, bin das Volk.“ Daran hat sich in den letzten hundertvierzig Jahren wenig geändert.

Es wäre vielleicht ein Schritt zur Lösung der gesamtgesellschaftlichen Verkrampfung, die ohne Umweg in den Abgrund der kriegerischen Entladung führt, sich endlich zu besinnen, die fiesen Usurpatoren vom Hof zu jagen, die unveräußerlichen Menschenrechte in die Welt zurückzuholen, endlich wieder Bürger zu werden und den lächerlichen Wahnsinn umzukehren: „Wir, die Menschen, sind der Staat!“


Hurra! Endlich wieder Verschwörungstheorien! #Belästigungen 20

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