Unfreie Bildung

Studenten und Dozenten erläutern in der Rubikon-Jugendreportage, wie die Corona-Zutrittsbeschränkungen ihr Recht auf Bildung und Forschung beschneiden und warum sie sich für andere Formen der Wissensvermittlung engagieren.

Das Wintersemester 2021/22 war ein Semester der Spaltung. Zwar wurde das Recht auf freie Bildung vom Sommersemester 2020 bis in den Sommer 2021 für alle Universitätsangehörigen gleichermaßen beschnitten, doch darauf folgte nun die Unterteilung: 3- und 2G-Regelungen separieren die Studenten und Dozenten in Gruppen, die entweder keinen, einen begrenzten oder einen vollständigen Zugang zum Campus haben. Kurzum — die Injektion eines Pharmaproduktes bestimmt nun darüber, wer die Universität betreten darf und wer nicht. Ein Zustand, der einer selbst ernannten Bildungsnation unwürdig ist. In ebendiesem Semester drehten wir eine Reportage, in deren Rahmen wir mit Studenten und Dozenten über ihre aktuelle Situation sprachen und sie fragten, wie sie sich gegen die Einschränkungen zur Wehr setzen. Darüber hinaus beleuchteten wir, wie es sein kann, dass die G-Regeln im Kontext des Gender- und Diversity-Diskurses nicht zu kognitiven Dissonanzen führten. Am Ende wollten wir es nicht bei einer düsteren Zustandsbeschreibung belassen, sondern den Beitrag mit Lichtblicken ausklingen lassen. Denn wo Gefahr ist, da wächst — nach Hölderlin — auch das Rettende. So interviewten wir auch Bildungspioniere, die mit eigenen Initiativen voranschritten und nicht darauf warteten, ab wann der Maßnahmenstaat die freie Bildung wieder gestattet.

Das, was aktuell auf die Immatrikulation folgt, hat mit einem „Studentenleben“ nicht mehr viel gemein. Vielmehr ist es ein ödes Studentendasein. In den ersten drei Semestern im Ausnahmezustand bestand dieses aus dem apathischen Zuhausesitzen vor einem Bildschirm. Ab dem Wintersemester 2021/22 wurden die Campus-Pforten für jene geöffnet, die sich haben „impfen“ lassen oder ihre „Gesundheit“ durch einen unwissenschaftlichen Test nachwiesen.

Wir, zwei Rubikon-Jugendredakteure, die ihr Studium gerade noch „rechtzeitig“ abschlossen, fingen in diesem Wintersemester Stimmen von Dozenten und Studenten ein. Wie geht es ihnen mit den Maßnahmen? Setzen sie sich dagegen zur Wehr und falls ja, wie? Den Rechtsanwalt Dirk Sattelmaier befragten wir zu den rechtlichen Grundlagen der 3- beziehungsweise 2G-Verordnungen.

Abseits der Thematik um die Zutrittsbeschränkungen, sprachen wir mit dem Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen, wie solche Ausgrenzungsbestimmugen mit den Gender- und Diversity-Diskursen vereinbar sind, die an den Universitäten mit großem Eifer und einiger Verbissenheit geführt werden. Einerseits wird die totale Toleranz gegenüber allen denkbaren Geschlechtern gefordert und andererseits wird völlig arglos eine riesige Anzahl an Studenten und Dozenten ausgegrenzt, ohne dass dies auch nur im Ansatz als Widerspruch erkannt wird.

Die Zahl der durch die Zutrittsbeschränkungen ausgegrenzten Studenten und Dozent ist offenkundig „nur“ ein Bruchteil aller Universitätsangehörigen. Jene Dozenten und Studenten, die die Maßnahmen befürworten, sind in der Mehrheit.

Diese Spaltung wurde bei einer großen Studentendemo in Erlangen besonders deutlich. Angereiste Studenten aus ganz Deutschland, die für ihr Recht auf freie Bildung protestierten, wurden von finster dreinblickenden und maskierten „Antifas“ und Mitgliedern des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) flankiert. Ein Dialog kam nicht zustande. Dabei verlangen die protestierenden Studenten gar nicht so viel. Das Plakat einer jungen Studentin brachte es in aller Schlichtheit auf den Punkt:

„Ich will doch nur studieren!“


„Unfreie Bildung“.