Umkämpfte Frauenbastionen

Immer mehr biologische Männer klagen vehement ihr „Recht“ ein, sich in Frauenumkleidekabinen im Beisein anderer Frauen umziehen zu dürfen. Für den vermeintlichen Schutz einer Minderheit werden Frauenrechte systematisch traktiert.

Ein transidentifizierter Mann in Berlin wollte gerichtlich durchsetzen, dass sich seine Kolleginnen vor ihm ausziehen müssen, auch wenn diese das nicht wollen. Weil der Arbeitgeber McDonalds ihm eine einzelne, abschließbare Abstellkammer als Umkleide zur Verfügung stellte, will er nun Schmerzensgeld erstreiten. Und eine Entschuldigung aller Mitarbeiterinnen und Vorgesetzten. Dass die Kolleginnen eine Umkleidekabine nur für Frauen ohne Penis wollten, das verstoße gegen seine Rechte, so der Kläger.

Bislang gab es diese Berichte vor allem aus Spanien und England: Männer, die sich als Frauen definieren, verklagen ihre Arbeitgeber, wenn diese nicht durchsetzen, dass sich die Kolleginnen vor ihnen entkleiden müssen. Mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz hat diese Art von Klagen nun auch Deutschland erreicht.

Dabei fällt auf: Es sind immer die biologischen Männer, die klagen.

Kylie, ein Mann aus Libyen, der sich weiblich fühlt, hat seinen Arbeitgeber McDonalds auf Schmerzensgeld verklagt. Der Hintergrund: Die Kolleginnen wollten sich nicht gemeinsam mit dem biologisch intakten Mann umzuziehen.

Kylie wandte sich an die Personalchefin. Man bot Kylie einen eigenen, abschließbaren Raum als Umkleide an. Gleichzeitig machte McDonalds klar:

Sie werden ihre Mitarbeiterinnen nicht zwingen, sich gegen ihren Willen vor einem biologischen Mann ausziehen zu müssen.

Klage vor dem Arbeitsgericht

Dagegen reichte der transidentifizierte Mann Klage beim Arbeitsgericht Berlin ein. In einem Interview mit „Siegessäule“, dem queeren Stadtmagazin Berlins, berichtet Kylie, wie „verstörend“ und „schockierend“ das war (1). Weiterhin wird berichtet, Kylie habe versucht, McDonalds zu erklären, was eine Frau sei, nämlich „Frau ist inklusiv und meint trans* und cis, alle Sorten von Frauen. Es gibt keine ‚Bessere‘ oder ‚Echtere‘“. Aber die Personalchefin habe noch immer nicht verstanden, dass sich Frauen jetzt klaglos vor diesen vollkommen echten „Frauen“ mit Penis und Hoden ausziehen müssten.

Das Interview bleibt konsequent in der Sichtweise, dass hier ausschließlich die Rechte der Transpersonen betroffen sind. „Was hat dich am meisten verletzt? ... Fühlst du dich als Mensch zweiter Klasse behandelt?“ Antworten: „Das kann ich nicht beantworten, weil es so viele Schmerzen gibt.“„ Ja.“

Ziel der Klage ist Schmerzensgeld, aber auch, dass „sie verstehen, dass sie etwas falsch machen. Ich will, dass es Änderungen gibt für Leute wie mich“. Kylie findet, er als Frau brauche Schutz. Er wolle sich nicht vor Männern ausziehen, die ihn mit ihren Blicken sexualisierten. Eine Einzelumkleide sei aber diskriminierend.

Von Diskriminierungen jenseits der Einzelkabine weiß Kylie nichts zu berichten. Die Worte, mit denen Kylie der Zugang zur Frauenumkleide verwehrt wurde, waren „Nein, Schatz, hier nicht.“ Die Schichtleiterin habe Kylie erklärt, sie alle würden Kylie als Frau respektieren, aber auch Kylie solle die anderen verstehen und respektieren.

Arbeitsgericht vertagt das Gerichtsurteil

Zunächst hatte es nach Angaben der Berliner Zeitung nach einer Einigung auf achttausend Euro Schmerzensgeld ausgesehen (2), die aber von dem transidentifizierten Mann nicht akzeptiert wurden. Auch McDonalds zog die Zustimmung zu der Zahlung daraufhin zurück. Der Kläger möchte die Frauenumkleide benutzen. Die Richterin ließ durchblicken, dass eine reine Schmerzensgeldzahlung den Konflikt nicht lösten könne. Die Akte könne erst geschlossen werden, wenn eine Umkleide zur Verfügung steht, die Kylie benutzen kann.

Demnach müsste McDonalds entweder seine Mitarbeiterinnen zwingen, sich vor einem biologischen Mann auszuziehen, oder ihm eine eigene Umkleidekabine einrichten, die nicht gleichzeitig als Abstellraum genutzt wird.

Wann und wie es mit dem Gerichtsprozess weitergehen wird, ist unklar.

In England gibt es diese Art Prozesse derzeit eher umgekehrt. Dort verklagen zum Beispiel Krankenschwestern ihren Arbeitgeber, weil er sie zwingt, sich gemeinsam mit einem Mann umzuziehen. Ihnen sind die Blicke und intimen Fragen, die ihnen die offizielle Frau mit Penis stellt, unangenehm. Sie sind, so eine der betroffenen Krankenpflegerinnen, nicht bereit, die Verletzung ihrer Würde und Privatsphäre hinzunehmen.

Es ginge hier nicht um Transrechte, sondern um Frauenrechte (3).