Töten und verhungern lassen
Die Rüstungsausgaben der NATO sind 3,9-mal höher als die Russlands, die USA nicht mitgerechnet. Das ist ein Verbrechen — nicht nur an den unmittelbaren Kriegsopfern.
Krieg ist furchtbar und kostet Leben. Das ist selbst in der Epoche der Scholz’schen „Zeitenwende“ und massiv beschönigender Berichterstattung vielen klar. Vielfach wird aber immer noch angenommen, das Ganze sei nur ein Problem der Soldaten, die das Pech hatten, zum falschen Zeitpunkt im falschen Land zu leben und im „wehrfähigen“ Alter zu sein. Für alle anderen — dickes Fell vorausgesetzt — ist Krieg nicht viel mehr als eine ferne Erzählung, die man vom Fernsehsessel aus mit wohligem Gruseln verfolgen kann. Was dabei oft übersehen wird, ist dies: Krieg tötet immer. Selbst wenn ausnahmsweise kein Soldat einen anderen erschießen oder erstechen würde, wäre der durch ihn verursachte Schaden immens. Die Zahl der Menschen, die sterben mussten, weil kein Geld für Nahrung und Medikamente mehr da war — da Staatenlenker dieses lieber in Panzerhaubitzen und Landminen investieren —, ist kaum abzuschätzen. Dieser Zusammenhang ist nicht neu, hat aber durch die neue Kriegsbegeisterung in Europa an Brisanz hinzugewonnen.
„Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben“ (US-Präsident Dwight D. Eisenhower 1953).
Viele, auch Politiker und Medienleute, sind der Meinung, Europa müsse viel mehr in die Verteidigung, in die Rüstung investieren. Sie denken, man müsse gewappnet sein, wenn der Russe kommt, wenn Russland militärisch angreifen oder versuchen würde, ein Land zu schlucken, etwa die baltischen Staaten, Estland, Lettland oder Litauen.
Doch wie sieht es mit der militärischen und wirtschaftlichen Stärke Russlands aus? Ist Russland wirklich so stark, um Westeuropa, um einen NATO-Staat anzugreifen?
Die Militärausgaben der NATO — ohne die USA — betrugen 2023 425 Milliarden US-Dollar, 3,9-mal mehr als Russland, das 109 Milliarden für diesen Sektor vergeudete. Die NATO mit den USA verschlang 2023 1.341 Milliarden USD für die Militärapparate. Das war über 12-mal mehr als Russland.
Grafik: Heinrich Frei
2022 lagen die Gesamtausgaben des UN-Systems bei rund 67,44 Milliarden US-Dollar. Der größte Teil dieser Summe floss dabei in die humanitäre Hilfe. Zum UN-System gehören neben dem UN-Sekretariat auch Nebenorgane wie das Kinderhilfswerk (UNICEF) und zahlreiche Sonder- und Partnerorganisationen wie etwa der Internationale Währungsfonds (IMF) oder der Weltpostverein.
Die Ausgaben für das UN-System des Jahres 2022 von rund 67,44 Milliarden US-Dollar waren 36-mal kleiner als die weltweiten Militärausgaben im Jahr 2023 von insgesamt 2.443 Milliarden US-Dollar.
Zu hoffen ist, dass die Menschheit zur Vernunft kommt und abrüstet. Die Kriege in der Ukraine, im Gazastreifen, im Libanon, im Sudan, im Jemen, in Somalia und so weiter hinterlassen unzählige Opfer, traumatisierte und schwer verletze Zivilisten und Soldaten, furchtbare Zerstörungen.
Ein kleines Land wie die Schweiz könnte mit der Abrüstung vorangehen, denn in einem Kriegsfall würden wir uns im dicht besiedelten Mittelland mit der hoch technisierten Infrastruktur und den vier Atomkraftwerken zu Tode verteidigen. Zwei weltweit der ältesten Reaktoren haben wir in Beznau (Inbetriebnahme 1969 und 1971) und je eine Anlage in Gösgen (Inbetriebnahme 1979) und Leibstadt. (Inbetriebnahme 1984).